Tierfoto: Des Pelikans Textur
Fotografie wird auch dann interessant, wenn sich typische Genres vermischen. Das zeigt dieses Pelikanbild, das seine Spannung aus Texturen heraus entwickelt.
Kommentar des Fotografen:
Ich habe das Foto im Zoo Hannover 08/10 „aus der Hand“ mit meiner D700 aufgenommen. (EXIF: ). Der Pelikan befand sich in einem Streichelgehege und war smoit ganz gut zugänglich. Mich reizen an dem Foto vor allem die unterschiedlichen „Oberflächen“ des Pelikans – das weiche Gefieder, der harte, holzige Schnabel, der wie „gefliest“ wirkende Kehlkopf. Das Bild habe ich daheim auf 1,40 Breite entwickeln lassen – so kann man von weitem die Anmut des Tieres, von nahem die unterschiedlich strukturieren Oberflächen betrachten.
Peter Sennhauser meint zum Bild von Dr. Timo Kaan:
In dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme füllt der Kopf eines weissen Pelikans den gesamten linken Bildteil. Das Tier, mit Federbusch auf dem Kopf, wendet sich in der Grossaufnahme zudem leicht vom Fotografen ab. Gegen den fast schwarzen Hintergrund hebt sich der Schnabel und die Kopfform im rechten Bildteil ab.
Warum fotografieren wir? Was wollen wir eigentlich einfangen? Diese Frage haben wir uns kürzlich an einem Workshop gestellt. Die Liste ist lang:
Neben den bildlichen Motiven geht es bisweilen nur ums Licht, um Farbe, um Luminosität, um Muster, Linien, Vektoren.
Du hast hier an einem Subjekt die Textur als Motiv ausgewählt, das typischerweise als gegenständlicher Inhalt einer Fotografie dient – was ich sehr reizvoll finde: Nicht der ganze Pelikan, nicht das Gesicht des Vogels als solcher steht im Zentrum, sondern die unterschiedlichen Oberflächen seines Gefieders.
Dabei arbeitet Dir die indirekte Beleuchtung der Halspartie des Vogels von hinten sehr in die Hand; das grobe Korn und die Entsättigung der Farbe steuern das Augenmerk des Betrachters ausserdem wirksam auf die Haut, das Gefieder und den harten Schnabel des Pelikans.
Bei 300mm Brennweite und Blende zehn ist es nicht angebracht, die im Hintergrund auslaufende Schärfe zu kritisieren – noch weiter hättest Du die Blende kaum öffnen können.
Andrerseits hast Du hier auf die Schattenpartie am Kopf belichtet, was leider im Ausbrennen des Hinterkopfes zur Folge hat.
Das finde ich deswegen schade, weil die langen Federn am Kopf einen weiteen Textur-Kontrast zu den übrigen Oberflächen bilden könnten, der jetzt in der weissen Masse untergeht. In solchen Fällen lohnt sich ein Bracketing bei der Aufnahme, bei dem man mit der Spotmessung unterschiedliche Punkte anmisst und dann am Ende das ideale Bild auswählen kann. Eine der Regeln lautet ausserdem, man solle auf die Lichter belichten (dafür sorgen, dass sie im Histogramm nicht ausbrechen und eher eine leichte Unterbelichtung der Schattenpartien in Kauf nehmen. Ich habe damit, weil ich mit RAW fotografiere, gute Erfahrungen gemacht: Es ist meist aus einem RAW-Bild in den dunklen Bereichen leicht noch vieles herauszuholen, während ausgebrannte Lichter nur wenig Spielraum für eine Reparatur lassen.
Ich bin mir jedenfalls sicher, dass das Bild, auf die Grösse von 1.4 Metern gedruckt, einen faszinierenden Eindruck macht.
In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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„In dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme…“
Der Pelikan hat braun am Schnabel ;o)
Ich hätte mit oben ein wenig mehr „Rand“ gewünscht. Was allerdings natürlich nur bei einer sehr weißen Wand oder dem Webseiten Background stark auffällt.
Vielen Dank für Ihre Mühe bezüglich der Bildkritiken, die immer wieder spannend, informativ und lehrreich sind! Dr. Timo Georg Kaan