Tilt/Shift-Film „The Sandpit“: Miniatur-New York in 35’000 Bildern

Dieser wunderbare Fake-Tilt/Shift-Film, der New York im Sommer 2009 „en miniature“ zeigt, ist mit einer Spiegelreflex und der Intervall-Funktion entstanden. Das verleiht ihm zusätzlich einen Timelapse-Effekt.

Sam O'Hare: The Sandpit - Church Square, New York

Rund 35’000 Aufnahmen hat Sam O’Hare seiner Nikon D3 (und ein paar seiner D80) zugemutet, alle innerhalb von fünf heissen Tagen im August 2009, und daraus diesen schmucken Kurzfilm über den Sommer in New York produziert:

Aussergewöhnlich ist das Filmchen ausserdem, weil es den Timelapse-Effekt aufweist, der dem modellartigen Charakter, der durch die extrem geringe Schärfentiefe entsteht (die wir sonst nur von Makro-Fotos kennen), auch noch den einer Animation verleiht. Haben wir zwar alles in der Werbung schon gesehen, aber eben nie so stimmungsvoll und mit einem derart angenehmen Soundtrack.

Nachtrag: Nachdem ich das Werk jetzt ein paar Mal angesehen habe, komme ich auch zum Schluss, dass seine Qualität zu einem beträchtlichen Teil in der Qualität der Fotografie liegt: Die meisten Shots sind hervorragend komponiert. Der Film ist ausserdem sehr schön geschnitten, hat witzige Elemente und einen sorgfältig abgestimmten Rhythmus. Aber all das wäre nicht wirklich wirksam ohne die fotografische Qualität, die ihn zu mehr macht als bloss ein Spiel mit dem Smallgantics-Effekt.

The Sandpit from Sam O’Hare on Vimeo.

Hinter dem Film steckt indes vor allem ein gigantischer Post-Production-Prozess: Sam hat nämlich nicht ein Tilt/Shift-Objektiv verwendet, sondern den Effekt nachträglich in die 35’000 Frames eingebaut.

Das hat den Nachteil, dass in einzelnen Bildern die Schärfenebene sichtbar nicht wirklich im Raum der Bildtiefe liegt, sondern bisweilen Gebäude und andere Dinge entzweischneidet. Dafür hat Sam ein paar Nachtshots eingebaut und sogar leichte Schwenks vorgenommen, was dem ganzen noch mehr Dynamik verleiht.

Die Fotos sind übrigens zu einem Teil aus der Hand geschossen worden, wobei Sam die Intervall-Funktion der Nikon benutzt hat. die Entstehungsgeschichte kann hier im englischsprachigen Interview auf aerofilm nachgelesen werden.

Persönlich kann ich mich an allem, was irgendwie miniaturisiert scheint, zwar nicht sattsehen. Trotzdem ist zu befürchten, dass der Tilt/Shift-Effekt sich in den nächsten Jahren, wenn nicht Monaten heftig abnutzt.

Interview mit Sam O’Hare über die Entstehung des Films

„The Sandpit“ Video auf Vimeo, auch in HD.

Via buzzfeed

10 Kommentare
  1. Fred
    Fred sagte:

    Ich sehe diesen Effekt zur Zeit irgendwie ständig und kann mich dafür nicht mehr begeistern. Schaut man sich die einzelnen Bilder des Films mal an, sind viele doch recht belanglos und werden durch diesen Effekt nur „aufpoliert“. Selbst einige Fotos der offiziellen Berichterstattung von den Winterspielen sind mit diesem Effekt versehen gewesen – schrecklich. Ich…bin auch ein wenig irritiert, hier ein Video zu sehen und hoffe, dass das jetzt kein Trend wird auf fokussiert.com ;-)
    Grüße Blue

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  2. stefan
    stefan sagte:

    Absolute Oberklasse!
    Lustig ist das so gesehen einige Animationsfilme realistischer gemacht sind als auf den ersten Blick gedacht.

    Bin mir aber nicht sicher ob der Effekt wirklich so häufig wie jetzt erwartet benutzt werden wird. Bzw. wirklich gut eingesetzt wird.

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  1. […] herrscht kein Zweifel, wie er gelegentlich bei „Minitaturaufnahmen“ aufkommt, die sich dann als Fake Tilt/Shift erweisen: Wir befinden uns in einer sehr, sehr kleinen […]

  2. […] seinem Video einer Baustelle in New York, “The Sandpit“, zusammengesetzt aus Abertausenden von hochaufgelösten Einzelfotos und nachträglich mit […]

  3. […] kann mit dem iPhone Porträts schiessen oder mit der Spiegelreflex einen Spielzeugfilm, man kann mit der Fachkamera ins Feld, mit der Lomo Landschaften in Szene setzen oder mit der […]

  4. […] Update: Wer mehr Infos über die Entstehung des Videos möchte, bitte hier entlang. […]

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