Tutorial Panorama-Fotografie (4/4): Der Nodalpunktadapter

Aus der Hand ein breites Panorama zu schiessen ist sehr, sehr schwierig. Mit dem Stativ geht’s besser, aber am besten geht es mit Stativ und Nodalpunktadapter.

NPA_Details

Der [amazon  B0047CTBE8]Nodalpunktadapter[/amazon] ist ein an sich sehr wichtiges Instrument für die Panoramafotografie. Es wird erst am Ende dieses Panorama-Fotografie-Tutorials erwähnt, weil es zwar theoretisch immer verwendet werden müsste, in der Praxis tatsächlich nur für Panoramen nötig ist, bei denen Objekte sich recht nahe an der Kamera (wenige Meter und näher) vor einem deutlich weiter entfernten Hintergrund befinden; nimmt man z.B. in der Landschaft ein Panorama mit einer Normal- oder gar Telebrennweite auf, wo sämtliche Objekte ziemlich weit vom Kamerastandort entfernt sind, kann man auf diesen Adapter getrost verzichten.

Man kann einmal einen kleinen Test machen: mit der Kamera vor dem Auge und einem schwachen oder auch starken Weitwinkel-Objektiv drehe man sich langsam um die eigene Achse und beobachte genau die im Sucherbild erscheinenden Objekte (das kann man ruhig „indoor“ in einem großen Zimmer tun, wo sich z.B. ein Sessel oder Stuhl direkt vor der Nase vor dem Hintergrund einer Schrankwand o.ä. befindet). Achtet man genau auf ein solch nahe liegendes Objekt, wird man schon nach einer geringfügigen Drehung sehen, dass sich z.B. eine Stuhllehne vor dem Hintergrund des Schranks deutlich sichtbar verschiebt – und dies umso mehr, je weiter man sich selber dreht (bis dieses Objekt aus dem Sucher verschwindet).

Und genau diese Verschiebung würde auf den Bildern sichtbar, falls sie bei dieser Drehung aufgenommen worden wären.

Streng genommen kann ein Stitch-Programm zwei benachbarte Bilder mit solchen Verschiebungen nicht fehlerfrei im Überlappungsbereich zur Deckung bringen – im zusammengesetzten Bild würden deutliche Fehler an genau diesen verschobenen Bildteilen zu sehen sein, z.B. wäre die Stuhllehne mit einem geisterhaften Schatten versehen oder ähnliches.
Mittlerweile bringen es die guten Panoramaprogramme fertig, solche Verschiebung – wenn sie geringfügig sind – auszugleichen und ein fehlerfreies Gesamtbild zu liefern.
Fotografiert man also Panoramen (z.B. in der Landschaft ohne Objekte in der unmittelbaren Nähe), kann man sich den Nodalpunktadapter sparen; bei stark weitwinkligen Bildern mit Details „direkt vor der Nase“ sollte man ihn aber verwenden.

Was tut der Nodalpunktadapter?

Kurz gesagt: er lässt die Kamera nicht mehr um den Punkt drehen, der durch die Achse des Panoramakopfes definiert ist, sondern um eine Achse, die exakt durch den optischen Mittelpunkt des Objektivs läuft. Dazu muss der Schlitten des Adapters, auf dem eine cm-Skala markiert ist, an einem bestimmten Punkt fixiert werden, den man für die eigene Kamera und das Objektiv bestimmen muss.

Dafür ist bei den Nodalpunktadaptern eine genaue Anleitung beigefügt, wie man anhand mehrerer Versuchsfotos und wechselnden Einstellungen am Adapter diese korrekte Marke ohne Berechnungen sehr genau herausfinden und fixieren kann.

Der Adapter muss auf einem Stativ befestigt werden, dafür ist dann auch ein Kugelkopf geeignet. Wichtig ist, dass der Adapter mithilfe z.B. einer winzigen Wasserwaage oder einer Linse am Stativkopf exakt waagrecht ausgerichtet wird.

Wiederholt man den oben beschriebenen Versuch, indem man an der gleichen Position wie vorher die Kamera auf einem korrekt eingestellten NPA befestigt, so wird man bei der langsamen Drehung sehen, dass sich die besagte Stuhllehne nicht mehr vor dem Hintergrund verschiebt.

Wenn man bei dieser Drehung Bilder fotografieren würde, wären die Überlappungsbereiche ohne verschobene Objekte und könnten fehlerfrei zum Panorama verschmolzen werden.

Dieses Beispiel auf www.weitesgebirge.de ist mit einem Nodalpunktadapter aufgenommen worden in zwei übereinander liegenden Reihen.

Für die Verwendung des Adapters relevant ist z.B. die mit Blumen bewachsene Fläche vor den weit dahinter liegenden Hängen oder der mit Steinbrocken übersäte Hang vom Kamerastandort bis hinab zum See.

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1 Kommentar
  1. dierk
    dierk sagte:

    Dietrich, eine umfangreich Zusammenstellung und Übersicht!

    Seit 2002 fotografiere ich Panoramen digital und möchte gerne noch einige Ergänzungen anfügen.
    (Davor habe ich analog mit Panoramakameras wie z.B. der Seitz Roundshot fotografiert)

    Mit Panoramen bin ich angefangen, weil mir die 6 MPixel der Nikon D70 (APS-C) zu wenig waren und ich große Bilder drucken wollte. Dafür hatte ich mir den preiswerten Panoramakopf Panosaurus aus USA gekauft. Hier ist er z.B. vorgestellt:
    http://neunzehn72.de/panosaurus-gunstiger-nodalpunktadapter-fur-einsteiger/

    Als Objektiv hatte ich das 24-120mm Nikkor, das in der ersten Version nicht so toll war. Aber für gestitchte Panos und drucke von 150m Breite war es sehr gut geeignet. Für die gängigsten Brennweiten hatte ich die jeweiligen Nodalpunkte ermittelt und sie auf dem Ausleger markiert. Ging sehr gut und es gab nie Probleme mit z.B. nahem Vordergrund. Auch habe ich nur im Hochformat fotografiert, besser eine etwas längere Brennweite und dafür mehr Einzelaufnahmen und dadurch mehr Pixel bzw. Auflösung.

    Später hatte ich dann für die kleine Leica D Lux3 den Motor getriebenen EPIC (Betaversion) von Gigapan und habe damit Panos von bis zu 200 Einzelbildern gemacht (das wurden bis zu 800 MPixel). Die EPIC gibt es inzwischen in verschiedenen Größen bis zu DSLR.
    http://www.omegabrandess.com/products/Gigapan/600-0006

    http://gigapan.com/
    mann kann fast endlos hineinzoomen!

    Hier sind meine Bilder bei Gigapan
    http://gigapan.com/profiles/dierk/gigapans

    Wenn es etwas teurer sein kann, bietet die Firma Seitz auch sehr gute Panoramaköpfe:
    http://www.roundshot.com/xml_1/internet/de/application/d254/d255/f256.cfm

    Bei Panoramen denkt man normalerweise an breite Bilder im Format von 2:1 oder mehr. Es gibt aber noch weitere Optionen wie mehrreihige Panoramen, die dann nicht unbedingt mehr wie ein Panorama aussehen, wenn sie fertig zusammen gesetzt sind. Ich war zum Beispiel mit nur dem 75mm unterwegs, weil ich Details aufnehmen wollte. Nach kurzer zeit sah ich aber viele Bilder, für die 75mm zu lang waren. So habe ich einfach einreihige Panos in Hochformat gemacht (zum Teil aus nur 3 Aufnahmen) oder auch mehrreihige aus bis zu 9 Aufnahmen. Alles aus der Hand und mit sehr viel Überlappung und mit reichlich „drum herum“, um Fehler mit fehlenden Rändern auszugleichen. Ein toller Nebeneffekt ist natürlich, dass die Bilder erheblich höher aufgelöst sind.

    Ganz wichtig ist wie schon im Text geschrieben, dass man sich nicht um die eigene Körperachse dreht, sondern möglichst den vorderen teil des Objektives als Drehpunk benutzt.
    Hier passt eine kleine Korrektur des Artikels. Es heißt „um eine Achse, die exakt durch den optischen Mittelpunkt des Objektivs läuft“. Das ist nach meiner Kenntnis nicht richtig, der Nodalpunkt ist die Eintrittspupille, die meistens im vorderen Bereich der Optik liegt. Ich habe wenige Objektive bzw. Specs für Objektive gefunden, die die Lage der Eintrittspupille beschreiben (z.B. einige Leica Objektive oder das neue 12mm von Luowa, das dies sogar auf dem vorderen Objektiv vermerkt hat).

    Nun noch ein ganz besonderer Einsatz von mehrreihiger „Panorama“ und Stitchtechnik. Man kann Mittelformatobjektive für KB oder auch APS-C und kleineren Kameras benutzen, indem die Kamera an einem besonderen Adapter wie die Rhinocam in mehreren Reihen durch den großen Bildkreis geschoben wird und das Ergebnis dann zu einem Bild mit hoher Auflösung gestitcht wird. Dadurch ergeben sich keine Verzeichnungen (natürlich nur die des Objektives), da alles aus dem gleichen Bildkreis stammt.

    Bei allen zusammen gesetzten Bildern, bei denen das objektiv geschwenkt wird, entstehen tonnenförmige Verzeichnungen, Gebäude werden z.B. etwas rund. Dies kann aber meistens in der Bearbeitung oder schon in Stitchprogramm beseitigt werden, Pixel hat man ja genug :-)

    Im Text stand:
    „Die an Stativen häufig benutzten Kugelköpfe sind allerdings für die Panoramafotografie ungeeignet, da sie keine waagrechte Ebene fixieren können“

    Dazu noch ein Hinweis auf einen ganz besonderen Stativkopf, den UniqBall, der von Novoflex vertrieben wird. Er ist eine Kombination aus Kugelkopf und Kinoneiger. Für mich der ideale Kopf. Allerdings ohne Nodalpunkt Einstellung!
    https://www.novoflex.com/de/produkte/uniqball/

    Zu dem Thema habe ich noch einen interessanten link gefunden:
    http://www.traumflieger.de/reports/Panorama-Fotografie/Panorama-Buch/Kapitel-2-5-motorisierte-Panoramakoepfe::593.html

    Last but not least:
    ich benutze fast ausschließlich den kostenlosen ICE von Microsoft (nur auf Windows, obwohl ich die MS Produkte sonst vermeide), 10 Bilder mit 42 MPixel stitcht der in einer Minute!

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