TV-Studio: Prospektaufnahme

Eine Studioaufnahme wie aus dem Studio: Wenn andere die halbe Arbeit schon erledigt haben – warum nicht davon profitieren?

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jànos Balàzs).

Kommentar des Fotografen:

Aufgenommen bei der IFA 2007 in Berlin. Das Motiv interessierte mich sehr, weil ich vorher noch nie ein TV-Studio von der Zuschauerseite sah. Das Bild zeigt aber auch, daß das Fernsehen aus einer simplen Kulisse und Scheinwelt besteht, die den Menschen vor der Bluebox ein Auskommen gibt und den Zuschauer unterhalten soll.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Jànos Balàzs:

Ich würde behaupten, dass Dir eine solch klare, gut strukturierte und schön beleuchtete Aufnahme in einem „echten“ TV-Studio nicht auf Anhieb gelungen wäre. Jedenfalls nicht in den Studios, die ich gesehen habe, wo meist mehr Chaos und engere Verhältnisse herrschen.

Aber hier, an der IFA, geht es ja auch den TV-Machern darum, eine Bühne für ihre Bühne zu haben – und Du hast das sehr gut ausgenutzt:

Es gibt einiges zu sehen auf dem Bild: Die Bluebox, die Anchor-Desk, eine Kamera, Monitore und der Scheinwerferhimmel; ein bisschen Chaos entlang der Kabel am Boden und inmitten der Mensche, die hier arbeiten, aber eigentlich durch das gegenlicht doch nur wie Statisten für etwas Leben in der Technik sorgen. Du hattest eigentlich nicht viel Wahl bei der Bildaufteilung, aber sie passt ja auch so sehr gut.

Die Beleuchtung ist auf die Bluebox optimiert und sorgt für den entsprechenden Zentralpunkt, und der Scheinwerferhimmel steht symbolisch für den Aufwand, der hinter einer Fernsehproduktion steckt, auch wenn davon am Sprecherpult direkt gar nicht so viel zu sehen ist. Ich finde hier die Diskrepanz übrigens interessant: Dass Du zum Schluss kommst, dass Fernsehen eben „nur“ aus einer einfachen Kulisse besteht, ich dagegen im Bild die Anzeichen der versteckten Komplexität sehe. Fernsehen ist ein unglaublich aufwändiges Medium – aber der Aufwand steckt tatsächlich nicht im Studio (was der Grund für den Boom der Talkshows ist: Preiswerter – nein: billiger! – können die Veranstalter die Sendeminuten fast nicht füllen).

Das ist nicht wirklich eine Fotografie, die ich rahmen und im Schlafzimmer an die Wand hängen würde. Aber sie ist als Illustration zum Thema Fernsehen und TV-Technik inhaltlich wie ästhetisch gelungen.

Das liegt nicht nur am Schaustudio, sondern ist auch Dein Verdienst – durch die richtige Belichtung, die Wahl des Ausschnitts inklusive dem Scheinwerfer rechts oben, der dem Betrachter auch noch einen ein paar Strahlen „Bühnenlicht“ verpasst, vor allem aber auch durch die Verteilung der Menschen in die drei Gruppen, von der sich der Mann ganz rechts durch eine deutlich sichtbare Aktivität abhebt und dem ansonsten sehr statischen Bild einen Funken Leben verleiht – auch und grade weil er ganz leicht in der Bewegtunschärfe aufgelöst ist.

Eine Aufnahme für den Besucherprospekt der IFA – oder der ARD.

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1 Kommentar
  1. János
    János sagte:

    Danke Herr Sennhauser, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mein Bild kritisch zu betrachten. Und in der Tat, das Fernsehen ist ein komplexes und aufwendiges Medium, trotzdem mit sehr viel Traum und Schein, aber das ist schon wieder ein anderes Thema. Habe mich sehr über die Kritik gefreut!

    Mit freundlichen Grüßen

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