Weitwinkelkuh: Ins Bild gesogen

Ein spannendes Bild für Weitwinkelfanatiker, die sich nicht vor ungewolltem Weichzeichnen fürchten. Kleinigkeiten können der Aufnahme zuträglich sein – oder beim nächsten Versuch beachtet werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Urs Bänninger).

Kommentar des Fotografen:

Aufgenommen bei einer Wanderung im Puschlav auf der Alp Somdoss. Die Kühe in dieser wilden Landschaft haben mich gefesselt, und so habe ich probiert diese möglichst spannend aufs Bild zu bekommen. Das vorliegende Foto gefällt mir persönlich sehr gut, allerdings ist es irgendwie noch nicht ganz perfekt. Nur wieso? Ich bin z.B. nicht ganz sicher, ob die Schärfe gut liegt. Die Nachbearbeitung ist leider (noch) mein Manko. Aufgenommen mit Nikon D80 und Sigma 10-20, Rest siehe EXIF. Danke!

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Urs Bänninger:

Ich finde dieses Bild auch ziemlich klasse. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich ein ausgesprochener Weitwinkelliebhaber bin. Hier habe ich beim Ansehen schon das Gefühl, dass mir gleich die Milchviehzunge entgegenschnellt und über die Linse schleckt, was beim nächsten Bild einen schönen Weichzeicheneffekt gäbe…

Wie könnte man das Bild noch verbessern? Generell ist es bei allen Lebewesen in den meisten Fällen korrekt und vom Betrachter als angenehm empfunden, wenn die Schärfe auf den Augen liegt.

Urs Bänningers Kuh, bearbeitet von Thomas Rathay

Da ich in diesem Falle mal von einem Schnappschuss ausgehe und du nicht viel Zeit zum Nachdenken hattest, sondern abdrücken musstest, bevor es zu spät war, würde ich hier empfehlen, einen Blitz zum Einsatz zu bringen oder einen kleinen digitalen Eingriff vornehmen. Ich habe statt dem Blitzreflex einen (Pseudo-)Reflex des Himmels eingebaut und ein ganz klein wenig nachgeschärft. Alles kein Hexenwerk der Bildbearbeitung, aber in meinen Augen schon etwas spannungsfördernd.

Apropos Spannung, da ich eine leichte Bewegung im rechten Ohr der Kuh zu erkennen glaube, habe ich auch dem Himmel noch etwas „Wind“ verliehen, und zwar gleich in die Richtung, in welche das Kuhgestirn schon weist. Das verstärkt die Dynamik des ohnehin schon sehr lebendigen Bildes noch etwas mehr.

Ist dir noch etwas aufgefallen? – Der Schatten ist nicht mehr ganz so dunkel und vom Gesicht des Tieres ablenkend wie im Original.

Alles nur Kleinigkeiten, die dir hoffentlich etwas helfen, deinen Drang zum Perfektionismus zu unterstützen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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9 Kommentare
  1. Till
    Till sagte:

    ähnliche idee hatte ich auch mal. allerdings nur mit dem handy geknipst.
    die bildqualität ist natürlich entsprechend und ausserdem scheint die sonne von hinten drein. aber die proportionen gefallen mir persönlich besser als der vom weitwinkel stark verzerrte kuhkopf.

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  2. Nico Koch
    Nico Koch sagte:

    Das mit dem Pseudohimmel gefällt mir auch ganz gut, aber bei mir sieht es so aus, als sei die Silhouette der Berge überhaupt nicht schön nachbearbeitet worden. Meiner Meinung nach sind die Ebenen hier stark verrutscht, sollte man doch eigentlich korrigieren?!? Es lenkt den Betrachter stark ab, weil er eine gröbere Unschärfe im Bild vermutet.
    mfg

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  3. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    @bosch: Berechtigter Einwand. Vor allem auf einer offenen Weide mit dem Wanderrucksack am Rücken und mit dem nächsten Zaun in fünf Stunden Entfernung.

    Aber die Pseudo-Spiegelung, die wirkt schon sehr gut. Da müsste uns Thomas dann noch eine Eins-zu-eins-Anleitung nachliefern.

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  4. bosch
    bosch sagte:

    Hübsche Weitwinkelkuh, Weitwinkeltiere sind ohnehin totoal toll: vom Pferd bis zum Hund eignet sich fast alles.

    Die Kuh neigt ja tendenziell zur Freundlichkeit, ob ich allerdings aus dieser kurzen Entfernung direkt ins Auge blitzen würde, weiß nicht nicht.

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  5. Urs Bänninger
    Urs Bänninger sagte:

    Weitwinkelkuh… Der Titel ist ja wohl einfach herrlich passend!
    Von wegen Schlotz auf dem Objektiv: Hätte ich die Kamera zwei Sekunden nach diesem Bild nicht reaktionsschnell ausserhalb Zungenreichweite gebracht wäre meine D80 wohl jetzt tatsächlich bei Nikon im Service zur Entsabberung!
    Danke auf alle Fälle für die schöne Kritik. Ich sehe schon, in Zukunft werde ich wohl etwas mehr Zeit bei der Nachbearbeitung verbringen. Nur woher die Zeit nehmen?

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