Wolfgang Tillmans: Das Wunder der Fotochemie

Wolfgang Tillmans arbeitet an den Grenzen des Mediums Fotografie. Die Ausstellung im Museum für Gegenwart – Hamburger Bahnhof in Berlin zeigt alte und neue Arbeiten.

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Wolfgang Tillmans: Lighter 46, 2007. Courtesy Galerie Daniel Buchholz, Köln

Die Bilder aus der Serie „Lighter“, nach der die Ausstellung genannt wurde, sind ohne Kamera in experimenteller Weise entstanden. Eine solche Arbeitsweise wird unter dem Begriff Konkrete Fotografie zusammengefasst.

Wolfgang Tillmans hat sich hier von der Idee der Fotografie als Abbildung verabschiedet. Er versteht sie als Objekt, als Lichterscheinung, auch als Recyclingprodukt. Die Bilder aus der Serie „LIghter“ zum Beispiel wurden im Labor direkt dem Licht ausgesetzt. Oft mehrfach geknickt, entstehen daraus Lichterscheinung, die hinter Plexiglas gesetzt „wie verzauberte Kostbarkeiten“ erscheinen, so schreiben die Berliner Museumsleute.
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Wolfgang Tillmans: Freischwimmer 15, 2003
Courtesy Galerie Daniel Buchholz, Köln

Auch die Serie „Freischwimmer“ ist gänzlich ohne Kamera in der Dunkelkammer entstanden. Wolfgang Tillmans sagt selbst, wie er diesen Prozess erlebt:

Ich bin mir immer bewusst, dass es auch ein Wunder ist, ein fotochemisches Wunder. Für mich ist es ein Geschenk, das rein technisch machen zu können. […] dieser Faszination, wie aus einem industriell gefertigten Blatt ein Objekt von großer Schönheit und Bedeutung wird, bin ich mir immer bewusst. Das verliere ich nicht – und das meine ich mit metaphysisch.

Seiner Faszination geht Tillmans auch in den weiteren, in Berlin zu sehenden Bildreihen nach. Am Beispiel der Fotokopierarbeiten zeigt er, wie sich das ursprüngliche Motiv langsam auflöst und das Papier selbst zum eigentlichen Medium werden lässt. Mit Fotokopierarbeiten hatte Tillmans in den achtziger Jahren zu experimentieren begonnen und der Vergleich der frühen mit den heutigen Arbeiten zeigt seine Entwicklung über mehr als zwanzig Jahre. Wolfgang Tillmans, Jahrgang 1968, lebt in England, Köln und New York. An der Städelschule in Frankfurt am Main ist er Professor für interdisziplinäre Kunst.

Weil die nur spürbare Materialität des Papiers und die Anordnung der Arbeiten in Skulpturen und Installationen bei der Ausstellung im Vordergrund steht, lässt sich übers Web ein ganz unzureichender Eindruck vermitteln. Deshalb gilt für diese Ausstellung die ganz unvirtuelle Empfehlung: Hingehen und erleben!

Wolfgang Tillmans: Lighter
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, bis 24. August
Besuchereingang Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin-Tiergarten
Geöffnet Di – Fr 10 – 18 Uhr, Samstag 11 – 20 Uhr, Sonntag 11 – 18 Uhr, Montag geschlossen.

Staatliche Museen zu Berlin – Hamburger Bahnhof
Woöfgang Tillmans bei Wiki
Die Idee der Konkreten Fotografie

3 Kommentare

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  1. […] Die Intention, das Darzustellende auf das Wesentliche zu reduzieren, bleibt das Gemeinsame. Wir kennen diese Art von Fotografie auch unter dem Begriff “Konkrete Fotografie”. Darüber haben wir bei fokussiert.com schon ein paar Mal geschrieben, zum Beispiel über Wolfgang Tillmans: Das Wunder der Fotochemie. […]

  2. […] Gesellschaft für Photographie). Über Wolfgang Tillmans siehe auch den Beitrag bei fokussiert.com: Das Wunder der Fotochemie. Die Preisverleihung am 3. Oktober findet ebenfalls im Rahmen des Fotofestivals […]

  3. […] gleichen Haus ist ja derzeit auch die Ausstellung von Wolfgang Tillmans zu sehen, über die wir auf fokussiert.com bereits hingewiesen […]

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