World Press Photo Awards 2011: Spektakel als Qualität

Die Gewinner der World Press Photo Awards 2011 stehen fest. Unter den Siegerbildern finden sich etliche fast schon unerträgliche Schockbilder.

[textad]World Press Photo des Jahres 2011: Die von ihrem Mann entstellte Afghanin Bibi Aisha. © Jodi BieberIch glaube nicht, dass die Zahl der Gräuel auf der Welt zugenommen oder die Menschheit brutaler geworden ist. Ich bin mir aber einigermassen sicher, dass die Zahl der beinahe unerträglichen Schilderungen und Darstellungen gestiegen ist. Macht uns das zu Opfern unserer eigenen voyeuristischen Tendenzen – nehmen wir vielleicht nur noch das absolut Spektakuläre zur Kenntnis?

„Mediale Abstumpfung“ ist inzwischen ein klischierter Begriff. Aber mir scheint die diesjährige Preisgalerie der World Press Photo Awards in weiten Teilen ein Symptom genau dieser Entwicklung geworden zu sein. Qualität besteht im Spektakel, und die Steigerung des Spektakels besteht darin, noch näher dran zu sein. (Wir zeigen hier nur eine kleine Auswahl der „harmlosen“ Siegerbilder – die ganze Galerie ist auf der Website von worldpressphoto.org zu sehen.)

[photos title=“World Press Photo Award 2011″ pics= „2 3 4 5“]

Wenn Pressefotografie nach Aussage und Wahrheit strebt, lassen sich diese Dinge durch die entsetzlichsten Details im Bild steigern? Brauchen wir, um die Ausmasse des Drogenkrieges in Mexiko zu verstehen, Bilder von abgeschnittenen Köpfen?

Oder um das Seuchenelend in Haiti zu erfassen Fotos von einem Menschenhaufen, auf den ein Arbeiter soeben die Leiche eines Kindes wirft? Dient es der Information, den brennenden Körper eines Selbstmörders von einem Gebäude in Budapest fallen zu sehen? Wissen wir mehr oder besser Bescheid über diese „Geschichten“ dank solcher Aufnahmen?

Sind das also die besten Pressebilder? Dass aus unmittelbarer Nähe geschossene Fotos von hochdramatischen Detailvorgängen eine starke Wirkung auf uns haben, ist unbestritten – aber ist es nicht genau deswegen viel höher zu werten, wenn es einer Bildjournalistin gelingt, einen komplexen, vielleicht sogar abstrakten Vorgang in Bildern fassbar zu machen – sagen wir, das Ende einer friedlichen Revolution, eine politische Entscheidung mit Auswirkungen auf Millionen von Menschen, einen wissenschaftlichen Durchbruch, der die Welt für immer verändern wird? Das verlangt dem Fotografen weit mehr als nur die Nähe zum Geschehen ab. Und solche Bilder gibt es.

Ich habe auf der Site der 1955 gegründeten WPP die Kriterien für die Wahl der besten Bilder nicht gefunden, Hinweise gerne in den Kommentaren. Auch in den Stellungnahmen und Videos einiger Juroren wird vor allem über Bildkomposition und Technik gesprochen, aber kaum über den Nachrichtenwert und die journalistische Bedeutung der Bilder im grösseren Zusammenhang.

Die Bildserien („Stories“) werden den Ansprüchen an die Verständnisbildung oder ein ästhetisch ansprechendes Storytelling eher gerecht, aber auch sie sind von bisweilen äusserst brutalen „Action-Shots“ geprägt – denen man meiner Meinung nach, wie etwa der ausser Konkurrenz mit einer „würdigenden Erwähnung“ genannten Serie von einer Strassenschiesserei in Rio, kaum mehr als den voyeuristischen Wert zusprechen kann.

Bei den Einzelbildern zeigen die erstplatzierten drei Bilder der Kategorien „Spot News“ und „General News“ alle sechs Tod und Verderben aus nächster Nähe. Das Siegerbild aller Kategorien ist das Porträt einer von ihrem Ehemann verstümmelten afghanischen Frau (dessen Symbolgehalt noch am ehesten nachvollziehbar ist, obwohl es ebenfalls in erster Linie durch das Schock-Element wirkt). Selbst die beiden erstplatzierten Sportbilder zeigen Menschen, die verletzt werden.

Im Kontrast dazu steht beispielsweise das deutsche Sportfoto des Jahres 2010, das „Kicker“ und der Verband der deutschen Sportjournalisten eben gekürt haben: Es ist noch nicht mal eine Action-Szene, sondern ein Bild, dessen Wert in der symbolhaften Aussage liegt. Oder die besten Wildlife-Fotos des Jahres, deren Auswahl mir im ersten Moment „falsch“ vorkam: Keine spektakulären, sondern fotografisch aussergewöhnliche und originelle Tierfotos.

Vielleicht sollte man auch in der Nachrichtenfotografie dazu übergehen, den Wert des „Spektakels“ in der Beurteilung tiefer einzustufen. Vor fünfzig Jahren lag eine Hauptqualität der Pressefotografie im Umstand, dass sie existierte – weil ein Fotograf vor Ort war. Heute ist fast immer jemand mit einer Kamera dabei – da dürfte der Anspruch erwachsen, dass ein preiswürdiges Bild mehr ausdrückt als den Vorgang, den es abbildet. Zumal wir uns inzwischen auch beim Bild – gerade beim Bild! – von der Illusion der „Objektivität“ gelöst haben sollten.

Beispiele für Bildjournalistinnen, die das Medium über das Spektakel hinaus weiter entwickeln, gibt es ausreichend. James Nachtwey zum Beispiel ist, obwohl vielfach an vorderster Front, nicht durch Bilder von in Körpern einschlagenden Kugeln berühmt geworden, sondern für Aufnahmen, die einen vielschichtigeren Symbolgehalt transportieren und zugleich durch Emotionalität und sogar Ästhetik eindringlich werden und das Interesse für Hintergründe und Zusammenhänge wecken. (Unbedingt empfehlenswert: Die Dokumentation [amazon B002BAR91A]War Photographer[/amazon]).

Solche Arbeiten scheinen rarer zu werden, während Augenzeugenvideos und Handy-Snapshots von Überfällen und Verbrechen geradezu inflationär zunehmen. Das ist kein Wunder angesichts der Zahl an Kameras auf der Welt und als Fakt weder gut noch schlecht.

Denn abgesehen von moralischen Fragen geht es zunächst einfach um den Massstab für die Qualität der Arbeit eines Berufsstandes, der wie alle andern im Clinch zwischen Nachfrage und eigenem Ethos steht.

Die Neudefinition dieses Massstabs böte sich für professionelle Medien, die über Experten und Mittel verfügen, als Qualitätsmerkmal an, mit dem sie sich von der Masse auf Youtube und Flickr distanzieren und eine neue Exklusivität schaffen könnten. Derzeit scheint der Trend in die Gegenrichtung zu gehen.

Die WPP könnte diesen Massstab, wenn auch nicht setzen, so doch beeinflussen. Mit den Awards für 2011 tut sie es meiner Ansicht nach nicht.

14 Kommentare
  1. CorinneZS
    CorinneZS sagte:

    Wer sich ein paar Zeilen libysche Realität reinziehen will, lese Abdul-Ahads heutige Antworten auf Fragen der Guardian-Leser zu Libyen: http://www.guardian.co.uk/news/blog/2011/nov/03/live-discussion-ghaith-abdul-ahad

    In einem Artikel vom 31. Oktober (im Guardian) beschreibt er zudem einen Besuch im Gefängnis, in dem er festgehalten worden war, sowie ein Treffen mit seinem ehemaligen Wärter (heute „Freedom Fighter“) und einen der momentan sehr beliebten Raubzüge der Freedom Fighters Libyens, auf den er mit durfte.

    Ist wirklich ein nettes Kerlchen, dieser Abdul-Ahad.

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  2. CorinneZS
    CorinneZS sagte:

    Die Realität übertrifft wohl öfter jedes Abbild von ihr und jeden Bericht über sie bei weitem: Gestern beschrieben zwei erschütterte BBC-Journalisten, wie sie 21 Stunden in den Händen der libyschen Macht überlebten, heute erfahren wir, dass der vielfach ausgezeichnete Streetfotograf und Journalist Abdul-Ahad in Libyen seit Tagen vermisst wird – er war dort für den Guardian unterwegs. Wer sich für seine Arbeit interessiert, findet Bilder von ihm unter http://www.unembedded.net. Die Bilder schockieren, aber … siehe oben.
    Ich würde mich freuen, hier einen Bericht über seine Arbeit oder die Arbeit anderer zu finden, die sich sowohl als Fotografen als auch als Journalisten verstehen und die ihre Arbeit als so wichtig erachten, dass sie ihr auch unter grosser Gefahr nachkommen. Solche Bilder sind heute wichtig – egal, ob sie uns in einem, in zwei oder in drei Jahren bloss noch als blutig erscheinen. Auch das ist Fotografie.

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    • CorinneZS
      CorinneZS sagte:

      Peter, ich werde dann mal „Erfüllung meiner Wünsche“ mit „vorauseilendem Gehorsam“ ersetzen müssen ;-)

      Mittlerweilen bestätigen die libyschen Behörden übrigens die Existenz Abdul-Ahads, ihn frei zu lassen scheint für sie aber keine Option zu sein.

      Wer sich darüber informieren möchte, welche Presseleute wo umgekommen sind, vermisst oder festgehalten werden, findet tagesaktuelle Infos unter http://cpj.org (Website des Committee To Protect Journalists).

      Einen Gedanken wert sind die Aussagen des Guardian-Journalisten Beaumont: „Es wird immer schwieriger aus Libyen zu berichten, weil Berichte zur Situation der Bevölkerung immer stärker zensuriert werden. Aber wenn wir nicht effizient arbeiten können, macht uns unserer blosse Anwesenheit irgendwann zu Komplizen der Zensur.“

  3. Markus Laeng
    Markus Laeng sagte:

    Noch ein kleiner Nachtrag. Peter ist nicht der einzige, der sich diese Frage gestellt hat, ob das wirklich die besten Pressebilder des Jahres sind. Im Lens Blog der NY Times wird selbiges diskutiert:

    http://lens.blogs.nytimes.com/2011/02/11/is-this-the-best-news-picture-in-the-world/

    Dort findet sich zum Schluss auch diese Aussage zu einem der Bilder: „The image stopped me in my tracks and made me read more, and if that’s not a powerful photo, I don’t know what is.“

    Ich denke, genau darum sollte es bei gutem Photojournalismus gehen…

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    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Markus, die Aussage bezieht sich aber auf die letztjährige Wahl, die als zu unspektakulär im Bezug auf die Ereignisse (Demonstrationen in Teheran) kritisiert wurde – und genau darum geht es mir: Auch das aktuelle Siegerbild ist sozusagen „unspektakulär“, aber just das macht seine Kraft aus. Diese Bilder lassen uns innehalten und über ein Ereignis oder ein Problem nachdenken, ohne dass dabei Blut spritzt und sich der Magen umdreht.

      Wenn ich auf jeder Seite eines Magazins ein Bild von einem abgetrennten Kopf, einem fallenden Selbstmörder, einem durchbohrten Stierkämpfer und herumgeworfenen Leichen sehe, stoppt mich bald nichts mehr.

      Das ist weniger Bildjournalismus und mehr das Äquivalent der Pornographie bezogen auf Nachrichten und Information.
      Daran ändern auch die Kommentare nichts, wonach diese Bilder „die Realität“ zeigten. Wer sowas behauptet, glaubt wohl auch, es gebe den „objektiven Journalismus“.

  4. Markus Laeng
    Markus Laeng sagte:

    Aus dem Bauch heraus, würde ich Dir zustimmen, dass die Verlockung in den letzten Jahren gestiegen ist, Spektakel zu präsentieren, um die Aufmerksamkeit auf sicher zu haben. Ich erkläre mir das damit, dass die Menge an Bildern, die in Redaktionsstuben verfügbar ist, seit der Digitalisierung stark angestiegen ist und Bilder herausstechen müssen, um abgedruckt zu werden. (Keystone verarbeitet zum Beispiel ein vielfaches an Bildern wie zu Beginn der digitalen Ära um 1998.) Es kann sein, dass Fotografen und Redakteure spektakuläre Bilder aus diesem Grund höher gewichten, als sie es von der journalistischen Aussage her verdient hätten.

    Ich denke, man muss den Sinn oder Unsinn eines „Schockbildes“ in jedem Einzelfall ansehen. Ein paar persönliche Gedanken dazu zu einzelnen Bildern des WPF11:

    Das Bild der verstümmelten Afghanin löst beim Betrachter, der sich die Zeit nimmt die Bildunterschrift zu lesen, vermutlich schon etwas aus. Er kann so auf die Situation vieler Frauen in Afghanistan aufmerksam gemacht werden und im besten Fall sogar dazu, etwas im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten zu unternehmen. Eine Botschaft existiert also und sie hat das Potential, auch anzukommen.

    Ein ganz anderer Fall ist für mich der brennende Mensch, der in Budapest wie ein Ikarus vom Himmel stürzt, für mich eines der zweifelhafteren Bilder des diesjährigen Preises. Die Bildlegende liefert uns nicht mal den Grund mit, weshalb er sich in den Tod stürzt. Das Bild mag visuell eindrücklich sein, beschämt mich jedoch auch als Voyeur. Hätte er sich auch dort runtergestürzt, wenn niemand zugeschaut hätte?

    Ähnlich zweifelhaft finde ich das Bild des Toreros, dessen Kiefer grade vom Horn des Stiers durchbohrt wird. Ausser einer kurfristigen Zerrissenheit zwischen Neugier und Entsetzen, löst es bei mir nichts aus…

    Das führt uns aber auch dazu, dass Bilder, gerade solche die an der Grenze zum Erträglichen sind, immer subjektiv aufgenommen werden und kaum mit objektivem Auge gesehen werden können. Was dem einen Betrachter subjektiv wichtig sein kann und deshalb die Brutalität der Bilder rechtfertigen mag, kann bei einem anderen Betrachter nur blankes Entsetzen und Empörung auslösen. Ich denke die Jury wird dem gerecht, indem die Kriterien aus der Summe der subjektiven Einschätzungen der Juroren hervorgeht und nicht in einem klaren Kriterienkatalog niedergeschrieben sind.

    WPF hatte auch in der Vergangenheit jeweils umstrittene Bilder gekürt. Ich habe das immer auch als Einladung zur Diskussion über den Berufsethos verstanden und denke dass das auch in diesem Jahr eines der Ziele des WPF ist.

    Eine, wenn auch etwas knappe, Begründung, Weshalb die Afghanin zum Siegerbild erklärt wurde findet Ihr auf der Webseite des WFP: http://bit.ly/f3bPYu

    Etwas zu den Kriterien des WPF findet ihr im letzten Abschnitt dieses Interviews des European Journalism Centers mit Michiel Munneke, dem Managing Director des WPF: http://bit.ly/hnv2w3

    Über die Bilder des WPF11 kann man noch viel länger diskutieren – was man auch sollte. Eine gute Gelegenheit dazu bietet die WPF-Ausstellung, die auch in Zürich Halt machen wird. Mein Arbeitgeber Keystone zeigt die Ausstellung vom 13. Mai bis 5. Juni 2011 im Papiersaal im Sihlcity.

    PS. Den Kommentar habe ich nicht im Auftrag meines Arbeitgebers geschrieben, sondern als fotointeressierter Privatmensch und Bildredakteur.

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  5. Christian Gruber
    Christian Gruber sagte:

    Also bei Fernando Britos Bilder der toten erkenne ich schon eine andere Qualität: Fast ausnahmslos wird mit klaren Linien, hauptsächlich von rechts unten nach links oben gearbeitet. Fast alle Bilder haben eine starke Schichtung der Tiefe der Landschaft. Und allen Bildern haftet der Tot an, was aber eigentlich auf mich kontrovers wirkt, da eben fotografisch die Landschaft in Szene gesetzt ist, der Blick von den Leichen ja teilweise weggeführt wir, was aber eben nicht gelingt, aufgrund der Toten.
    Ich könnte mir nicht vorstellen, das ich Bilder mit Toten schaffe, die auch noch auf Gestalltungsregeln rücksicht nehmen.

    Antworten
  6. Stefan Koch
    Stefan Koch sagte:

    Ich finde aber gerade bei dem von dir angesprochenen Nachtwey ebenfalls allerhand Fotos, die eher durch ein Spektakel wirken. Zumindest sehe ich zwischen einer abgeschnittenen Nase und einem ausgehungerten Menschen keinen Unterschied, wenn man die Darstellung des menschlichen Elends zum Schocken des westlichen Betrachters verwendet. Und sie beide beziehen ihre Wirkung aus der Schocksituation.

    Im Gegensatz zu World Press Photos 2011 sehe ich bei Nachtwey aber zumindest auch photographisches Talent. Gerade die Spot Prämierungen sehen für mich genauso aus, als hätte sie ein Amateurphotograph eben im Vorbeigehen geschossen. Von einem Pressephotograph erwarte ich da – auch wenn es natürlich innerhalb von einem kurzen Moment passieren muss – mehr Talent.

    Die Sportfotos des Jahres finde ich da auch wesentlich besser, wobei ich jetzt nicht alle WPP verteufeln will. Auch dort gibt es ein paar gute, aber tatsächlich viel zu viel Spektakel-Photographie…

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    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Stefan, ich störe mich nicht (ausschliesslich) an der Schockwirkung – entsetzliche Ereignisse lassen sich nicht anders als mit schockierenden Bildern wiedergeben, und Pressefotografie ist nun mal auch Spektakel-Fotografie.

      Ich behaupte aber einfach, dass Nachtweys Hungersnot- und Aidsbildern die ihnen vom Fotografen zugedachte Symbolwirkung für ein grosses, gesamthaftes Problem emotional transportieren. Jeder Mensch versteht die Botschaft dieser Bilder, ohne eine Legende gelesen zu haben. Das macht ihre Qualität aus.

      Ein am Boden liegender abgetrennter Kopf dagegen lässt sich nur mit intellektuellen Verrenkungen als Symbolbild für den Drogenkrieg in Mexiko interpretieren, ein fallender Selbstmörder ist für mich ein Bild, das ich in der Kamera löschen würde, die Schiesserei in Brasilien schlechter als jeder Hollywoodfilm und nur „speziell“, weil „echt“ – und das Elend in Haiti habe ich in vielen bewegenden Bildern vermittelt gekriegt, die nicht sofort einen Brechreiz auslösten. Oder was ist das Spezielle an einem Stierkämpfer, der aufgespiesst wird, respektive worin besteht die „Leistung“ des Fotografen? Ist das ein Sportbild von preiswürdiger Aussagekraft? Ehrlich gesagt finden sich davon Tausende auf flickr, die ebenso schmerzhafte Sportunfälle und Ereignisse dokumentieren und nicht weniger scharf sind.
      Ich sage auch nicht, dass diese Bilder wertlos sind oder man sie nicht machen oder nicht zeigen darf. Aber dass es „die besten“ sein sollen, das möchte ich gerne bezweifeln, weil ich in vielen davon keinen anderen Massstab als den des Spektakels anwenden kann.

    • Stefan Koch
      Stefan Koch sagte:

      Ich habe mir mal das Archiv der World Press Photos ein wenig angeschaut und ich glaube nicht, dass die Kürung von solchen Spektakel-Fotos neu ist. 1982 liegen ein paar Tote am Boden, 1975 stürzt eine Frau mit ihrem Kind von einem brechenden Rettungssteg (an den US-Häusern außen), 1972 haben wir das extrem bekannte Vietnam-Bild mit den Kindern nach einem Napalm-Angriff, 1963 einen sich selbst verbrennenden Mönch. Ist z.B. letzteres nicht mit dem brennenden Selbstmörder zu vergleichen (wenngleich das diesjährige Bild stilistisch einfach nur Müll ist in meinen Augen)? Und gerade diese fallende Mutter mit ihrem Kind ist doch v.a. ein Spektakel, ohne zeitgeschichtliche Wichtigkeit zu haben (was man dem brennenden Mönch und den Vietnam-Kindern zugestehen muss).

      Spot News 2. Platz 1985 erinnert mich z.B. sehr an den herumliegenden Kopf. Dort liegt ein (abgerissener?) Arm auf dem Boden nach einem Vulkanausbruch.

      Auffällig für mich bleibt die schlechte photographische Leistung bei den Spot News dieses Jahr. Die konnte ich bei meinen paar Testklicks bei anderen Jahren nicht finden. Könnte tatsächlich an fehlenden Führungslinien liegen, denn Spot News Stories 2. Preis „Anti-government riots, Bangkok, Thailand, May“ von Corentin Fohlen finde ich gut und dort gibt es eine Linie.

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