Zena Holloway: Wasser und Licht
Unterwasser-Fotografie der speziellen Art hat die britische Fotografin Zena Holloway zu ihrem Markenzeichen gemacht: Sie kam von der Tauch- zur Studiofotografie – blieb aber im nassen Element.
„Ich hab kürzlich ein Trocken-Shooting ausprobiert und mich überhaupt nicht zurechtgefunden“, sagt Zena Holloway: „Ich hatte permanent das Gefühl, alle unterhalten zu müssen, damit die Modelle bei der Stange bleiben.“ In ihrer normalen Studio-Umgebung habe sie dagegen immer 110 Prozent der Aufmerksamkeit.
Das liegt daran, dass Zena Holloways „normale“ Umgebung alles andere als gewöhnlich ist: Sie fotografiert ausschliesslich unter Wasser. Allerdings sind ihre Motive schon lange keine Papagei- und Kofferfische mehr, sondern Fussballer, Ballerinas oder auch nur Kleidungsstücke. Die Autodidaktin ohne fotografische Ausbildung hat die Unterwasserfotografie zu einem völlig neuen Genre gemacht.
Die 35jährige Britin hat mit 18 im Urlaub in Ägypten ihren ersten Tauchgang unternommen, danach wie so viele Tauchfans rund um die Welt als Instruktorin gearbeitet und dabei zugleich Fotografie und Video unter Wasser vom Hobby zum Beruf entwickelt.
Der Durchbruch ist ihr dabei gelungen, weil sie sich zusehends vom eigentlichen Tauch-Fotografie gelöst hat und Wasser nur noch als Element und Umgebung für ihre Modelle verwandte.
Der langjährige Kampf mit den Schwierigkeiten, die sich dabei bieten, von der lichtschluckenden und -brechenden Eigenschaft des Wassers bis zu den britischen Sicherheitsbestimmungen, die bei jedem Shooting mit Lungenautomat mindestens drei tauchende Assistenten nötig machen, hat ihren einen Gewinn gebracht, der auf fast all ihren Bildern zu sehen und zu ihrere Signatur geworden ist: Die Modelle, häufig in lange, wallende Gewänder gehüllt, scheinen zu schweben, Körperteile und Accessoires trotzen der Schwerkraft. Die Mischung von „Trocken-Motiven“ und Tauchfotografie schafft eine Stimmung, die sich das Gehirn kaum erklären kann und Bilder, die das Auge weich umfließen.
Holloway lebt inzwischen sehr gut von „einer Hand voll Werbeshootings“ pro Jahr, die ihr für die eigenen Projekte Zeit und Geld bringen. Ihr Portfolio dokumentiert unübersehbar die Entwicklung von der Tauch- zur Unterwasser- zur „Fantasy“-Fotografie: Die jüngsten Arbeiten und ihre bebilderte Adaption des Kinderbuchs [amazon 143465009X]“Waterbabies“ von Charles Kingsley[/amazon] aus der Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts tendieren zu einer Mischung aus Grafik und Fotografie und zelebrieren einen Edel-Kitsch, von dem sich die eine wohl entsetzt abwenden, der andere dafür nicht mehr losreissen mag.
Mir sind diese Arbeiten etwas zu süss, aber vor allem die früheren Fotografien und das Werbe-Portfolio finde ich überaus faszinierend.
Und Zena Holloways Werdegang. „Hätte ich eine klassische fotografische Ausbildung absolviert, wäre ich kaum je bei dieser Form der Unterwasserfotografie gelandet“, sagt sie: Weil sie immer so damit beschäftigt gewesen sei, die Dinge um sich herum zu sehen und zu betrachten, habe sie nie über die Zeit verfügt oder die Notwendigkeit zu einer Ausbildung verspürt.
Heute ist sie die Spezialistin, die zusammen mit Ausrüstern Beleuchtungssysteme für ihre Art der Fotografie entwickelt – denn in den Tanks, in den sie arbeitet, ist noch viel mehr Licht nötig als in jedem Fotostudio.
Sie arbeite zwar noch immer in der offenen See, aber der grösste Teil ihrer Arbeit findet in den entsprechenden „Studios“ in England statt, und meistens werde dabei keine Tauchausrüstung verwandt. Durch das Atem-Anhalten reduziert sich das Problem der aufsteigenden Blasen, das jeder Tauchfotograf kennt. Regie-Anweisungen gebe sie den Modellen jeweils nach ein paar Aufnahmen beim gemeinsamen Luftholen an der Wasseroberfläche.
Zena Holloway Unterwasser-Fotografie – das Portfolio
Waterbabies: Ein Buch und ein Angebot für sehr ungewöhnliche Porträt-Sessions
Zum Ausprobieren gibt es von Kodak und Fuji immer noch UW-Einwegkameras, die ca. 10 Euro/15 Franken kosten. Darin befindet sich ein 400/800 ASA Film recht guter Qualität, ich habe damit vor längerer Zeit schöne Bilder auf „Wasserebene“ gemacht, also oben Strand und Himmel, unten Blick ins Wasser. Die Mju kenne ich leider auch noch nicht, sieht aber gut aus und ca. 300 Euro für eine UW-Kamera ist ok, wenn sie hält, was Olympus verspricht.
Hier noch ein Link zum amerikanischen Meister der UW-Fotografie, der mir aber auch etwas zu sehr in den erotischen Edelkitsch abtaucht: Howard Schatz. Mir gefallen die Wasserbalett-Bilder.
(Und nochmal der Link zu Sandrock, im letzten Kommentar ist er nicht komplett angekommen.)
Danke Horst, für den Link. Ist mir aber etwas zu Model-lastig und Werbefoto-mässig.
Sollte Peter die Olympus Mju Tough-8000 wohlwollend besprechen, könnte ich auch zur Unterwasser-Fotografin werden. Aber wahrscheinlich ist das nicht.
Hier eine Frau, die ein ganzes Schwimmbad auf den Kopf stellt, um surreale Effekte zu erzielen:
Christina Sandrock
Bemerkenswert ist die fein choreografierte Szene mit den drei Tänzerinnen in langen, fliessenden Gewändern. Christina Sandrock lebt und arbeitet in Berlin, taucht gerne in die Sphären der Mode ab und hat auch über Wasser einige gute Bilder zu zeigen.
Zum internationalen Tag der Frau wunderbare Frauenbilder einer Fotografin. Danke!