Zu knapper Bildausschnitt: „Burgen-Romantik“

Einen knappen Bildausschnitt zu wählen, ist grundsätzlich richtig – wenn man so nichts „amputiert“.

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Karsten Zolk aus Düren schreibt zu diesem Bild:

Tv 1/250, Av 10,0, ISO 125, 24,0 mm

Auch die heimische Landschaft bietet schöne Aussichten.
Durch die Schwarzweisskonvertierung gewinnt das Motiv eine graphische Klarheit, die an alte Kupferstich-Darstellungen erinnert.

Eine Freundin meinerseits bemerkte einmal, die Deutschen würden sich im Ausland – im Sinne von typischen Urlaubsländern – besser auskennen als daheim. Bei mir stimmte das leider auch; ich bin im Ausland mehr unterwegs gewesen als in Deutschland. Dein Foto zeigt, dass das ein Fehler ist, denn die heimische Landschaft bietet in der Tat viele schöne Motive.

Eingereicht hast Du uns eine Schwarzweißaufnahme einer Burgruine, komplett mit auf ihr wachsenden Bäumen. Dahinter sieht man weit ins Tal. Um welche Burgruine es sich genau handelt, weiß ich nicht, es ist aber auch nicht wirklich relevant.

Analysiert man Dein Foto näher, stellt man fest, dass sich der linke der Bäume fast im entsprechenden Drittel befindet, der rechte eher in der Mitte.

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Zusammen mit der Ruine nehmen die beiden Bäume gut zwei Drittel des Bildes ein.

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Obwohl Du bereits mit einer sehr kurzen Brennweite von 24 mm fotografiert hast, ist der Ausschnitt dennoch ob der physikalischen Größe des Motivs sehr eng gefasst, und das hat dazu geführt, dass auf der einen Seite oben an den Bäumen, die ja zusammen mit der Ruine Dein Hauptmotiv bilden, ein Stück fehlt, während rechts Artefakte mit im Foto sind, die ich als störend empfinde (nicht so sehr die Ecke oben rechts, aber das Aststück darunter):

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Es ist grundsätzlich nichts falsch damit, wenn man den Ausschnitt so wählt, dass das Hauptmotiv gut gewichtet wird und negativen Raum, wenn er nichts zum Bild beiträgt, so gut es geht eliminiert. In diesem Fall ist der Ausschnitt für mich jedoch zu knapp. Ich weiß nicht, ob physikalisch ein Schritt oder zwei nach hinten drin gewesen wären, oder ob die Brennweite noch hätte verkürzt werden können (weil ich nicht ersehen konnte, was für eine Kamera zu tatsächlich benutzt hast), aber es fehlt oben Raum zum Atmen, und wenn man rechts schon die Zweige mit ins Foto bekommt, dann so, dass sie tatsächlich einen Rahmen hergeben.

Weiterhin ist der Himmel für mich etwas zu blass. Die Kontraste im Foto sind zwar insgesamt schön ausgearbeitet, am Himmel hätte ich dennoch etwas mehr „gedreht“, wenn es auch ein diesiger Tag gewesen sein mag. Meines Erachtens sorgt das für noch ein wenig mehr visuelles Interesse; es ist aber letztlich Deine individuelle Entscheidung.

Den fehlenden Raum oben habe ich per Klonstempel zu Anschauungszwecken simuliert, mir aber nicht die Mühe gemacht, das hundertpro durchzuziehen. Den kleinen Astrest rechts habe ich eliminiert, sowie den Himmel etwas nachgedunkelt. Das Endergebnis sähe dann so aus:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

So hat die Aufnahme oben mehr Raum zum Atmen, während die Bäume rechts tatsächlich einen Rahmen bilden.

4 Kommentare
  1. Ambitious
    Ambitious sagte:

    Genauso wie ich es eben schon zum Surferbild geschrieben habe, finde ich persönlich auch bei diesem Foto hier, dass das Zurückholen von Wolkendetails keine positiven Effekte bringt, sondern das Gegenteil bewirkt: in der Tat lenkt nun der „zu interessant“ wirkende Himmel vom eigentlichen Motiv etwas ab.

    Bis auf den zu engen Rahmen finde ich das Bild aber klasse, wirklich fast wie ein Gemälde.

    Viele Grüße, Marc

    Antworten

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