Zweimal junge amerikanische Fotografie

Gleich zwei Ausstellungen mit junger amerikanischer Fotografie sind in Deutschland zu sehen.“Noise“ in Berlin und Taryn Simon in Frankfurt am Main.


Aus „Noise“ – Foto: Robin Graubard

„Noise – Listening Pictures“ ist ein Projekt des Modedesigners Tommy Hilfiger. Er präsentiert damit seine erste Foto-Ausstellung in Deutschland. Bis einschließlich 3. Oktober ist die Ausstellung in Berlin-Kreuzberg zu sehen (Club 103, Falckensteinstr. 47,10997 Berlin)

Die Bilder stehen alle im Zusammenhang mit Musik: Fotos von Konzerten, Bilder, die Töne „sichtbar“ machen könnten, Orte, an denen Musik spielt. Verbindungen zwischen Geräusch und Fotografie. Zu den jungen Fotografen, deren Werke ausgestellt werden, gehören Brandon Lattu, Christian Patterson, Robin Graubard, Slater Bradley, Tim Barber und Ofer Wolberger.

Max zeigt einige der Bilder im Internet. Tommy Hilfiger engagiert sich seit einiger Zeit für junge amerikanische Fotografinnen und Fotografen. 2005 eröffnete er in Mailand die Galerie TH Inside. Die Berliner Bilder sind aus der Sammlung dieser Galerie.


Taryn Simon: Verkapselung und Einlagerung von Atommüll, Cherenkov-Strahlung, U.S. Department of Energy

Im Frankfurter Museum für Moderne Kunst wurde am 28. September eine Ausstellung von Taryn Simon eröffnet.


Taryn Simon

Das ist der offizielle Text des Museums dazu:

Unser Bild von Amerika wandelt sich. An American Index of the Hidden and Unfamiliar ist der Titel einer neuen Werkserie von Taryn Simon (*1975), die im MMK Museum für Moderne Kunst erstmalig in ihrem vollen Umfang ausgestellt wird. Für dieses Projekt hat die in New York lebende Künstlerin, die in ihren Arbeiten häufig eine Brücke zwischen Kunst und Politik schlägt, Orte, deren Mythos und das Funktionieren des Alltags wesentlich sind, einem breiten Publikum jedoch verschlossen bleiben. Die mehr als sechzig, über den Zeitraum der letzten vier Jahre hinweg entstandenen großformatigen Fotografien sind nicht selten das Resultat langwieriger Verhandlungen, bis Simon schließlich Zutritt zu dem ansonsten Unzugänglichen gewährt wurde. Sofern die Gegebenheiten es zulassen, fotografiert sie mit einer Großbildkamera und sorgfältiger Lichtsetzung und folgt damit ausdrücklich nicht der Tradition des journalistischen Schnappschusses.

Simon untersucht eine Gesellschaft mittels der sorgfältigen Dokumentation verschiedener Sujets aus den Bereichen Wissenschaft, Politik, Medizin, Natur und Religion, die uns durch natürlich, esellschaftlich oder politisch gegebene Umstände leicht zugänglich sind: Zu ihren Motiven gehören radioaktive Behälter in einem Atommülllager, die Freizeitanlage eines Hochsicherheitsgefängnisses und die Zentrale des Ku-Klux-Klan samt seinen Hexenmeistern, Nighthawks und Kleagles. Mit enormer Überzeugungskraft gelang es ihr, zu einem Seminarraum der Scientologen Zutritt zu erhalten oder MOUT zu besuchen, eine in der Regel unzugängliche Kulissenstadt in Kentucky, die zu Trainingszwecken als urbaner Kriegsschauplatz errichtet wurde. Sie war in den abgeschotteten Hallen des CIA Headquarters, in einer streng geschützten Forschungseinrichtung zur Untersuchung von Tierseuchen und in einem Operationssaal, in dem sich eine Frau der Wiederherstellung ihrer Jungfräulichkeit unterzog.

So wie Hidden and Unfamiliar nachdenklich stimmt und uns mit einigen der Ungeheuerlichkeiten konfrontiert, die eine demokratische Gesellschaft zu gebären im Stande ist, vermitteln die Bilder zugleich die Faszination, die von der Entdeckung unerforschter Territorien ausgeht. Simon fängt den seltsamen Zauber dessen ein, was unter der Oberfläche versteckt bleibt, aber Teil der US-amerikanischen nationalen Identität ist. Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation im Steidl Verlag mit Farbabbildungen der gesamten Werkserie und Texten, u.a. von Salman Rushdie.

Bis 27. Januar 2008 im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt. Der im Steidl-Verlag erschienene Katalog kostet 60 Euro. Die Wochenzeitung Die Zeit hat eine Online-Galerie mit Taryn Simons Bildern und ihren Kommentaren dazu eingerichtet.

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  1. […] haben bereits auf die Ausstellung hingewiesen, wollen Taryn Simon und ihren versteckten Geschichten aber noch ein weiteres Posting widmen: Sie […]

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