Ich werde manchmal gefragt, ob hier Bilder genauso beurteilt würden, wenn ein(e) namhafte(r) Fotograf(in) sie eingereicht hätte. Abgesehen davon, daß die Frage an sich wenig Sinn macht, ist die Antwort „ja“, und die Kritik wäre wohl für jeden hier Beitragenden anders, denn eine entsprechende Betrachtung ist immer subjektiv.
Aber zuerst einmal zu Deinem Foto. Du hast hier einen Urlaubsschnappschuß eingereicht. Man sieht, daß die Sonne tief über dem Wasser stand, und das „Diesige“ ist genau diesem Umstand geschuldet. Das kann mit Kamerafiltern zum Teil behoben werden, macht aber auch die Stimmung der Szene aus.
Hallo fokussiert.com-Team, dieses Bild ist enstanden auf dem Heimweg von der Insel Rab am morgen. Trotz (oder wegen) der bevorstehenden, anstrengenden Fahrt hatte die Aussicht etwas beruhigendes. Daher habe ich versucht den Augenblick mit einer Nikon D300s und einem AF-S DX NIKKOR 18–200 mm Objektiv bei 35 mm, f/14 und 1/400 sec mit ISO 200 festzuhalten. Ich habe das Bild schon mit PS CS5 bearbeitet und zugeschnitten. Den beruhigenden Effekt hat das Bild (für mich immer noch) aber ich bin mir nicht sicher ob die Farben, die Komposition und die Klarheit (das Bild wirkt auf mich doch recht diesig obwohl es eigentlich ein klarer, schöner morgen war) passen. Liegt das an meinen Kameraeinstellungen, der Nachbearbeitung oder ist dieses „diesige“ der Tageszeit geschuldet ? Vielen Dank schonmal für euren Input !
Worauf ich mich hier konzentrieren möchte ist die Komposition des Bildes. Zu sehen ist Wasser, dahinter etwas Land, und eine Boje. Das Wasser ist ruhig, nichts stört hier die Szene. Und das ist es dann auch. Ja, beruhigend ist die Aufnahme sicherlich, aber für mich als Betrachter auch langweilig. Ich bleibe kurz an der Boje visuell hängen, aber das Foto sagt mir persönlich rein garnichts. Mir fehlt ein Bildgegenstand. Die Boje ist optisch in den Hintergrund gedrängt, die Landschaft/der Himmel nicht dramatisch genug, um mir etwas zu bieten. Ruhiges Wasser allein reicht nicht.
Es gibt ein berühmtes Foto von Ansel Adams, „Looking Across McDonald Lake, Glacier National Park“. Auch hier eine Aufnahme von Wasser und Land, und kaum Wellenbewegung. Nicht einmal ein Ast im Wasser. Es ist ein schwarzweißes Bild und nicht sehr kontrastreich, verglichen mit anderen, die Adams gemacht hat. Der Himmel hat keinerlei Dramatik, ein paar Wolken sind zu sehen. Der Horizont ist extrem aus dem Goldenen Schnitt heraus verschoben, optisch strebt alles einem mittigen Fluchtpunkt auf eben der Horizontallinie zu.
Was macht Adams‘ Bild zu etwas, das ich mir an die Wand hängen würde? Nicht der berühmte Schöpfer. Wenn man sein Foto analysiert, stellt man fest, daß die Landschaft durch die verschiedenen Flächen wirkt, alle in unterschiedlicher Tonalität. Selbst in Farbe hätte es denselben Effekt. Von vorne links gehen sanfte Wellen aus, die sich nach hinten gegen den Fluchtpunkt hin verlieren. Auch hier Ruhe, aber durch die Anordnung der Berge, der Landschaft an sich, und, wie sie fotografiert wurde, ein gelungenes Bild, indem sich mein Blick verliert.
Deiner Szene hättest Du eine andere Gewichtung geben können, indem Du sie im Hoch- statt im Querformat darstellst. Dann wäre die Boje prominenter, und durch den ungewöhnlichen Beschnitt wäre das ganze visuell etwas interessanter.