Hofer Monat der Fotografie: Bekanntes und Unbekanntes

Abseits der Metropolen regt sich manches Pflänzchen. Hof an der Saale ist mit den Internationalen Filmtagen weit bekannt, der aktuelle Monat der Fotografie will ein Weiteres dazu beitragen.

Jan Saudek - aus: Abriss J.S., Hof 2008

Der Monat der Fotografie fällt mit knapp 50 Veranstaltungen in Hof etwas bescheidener aus als in Berlin oder Paris. Dafür ist dieser November dort etwas übersichtlicher und vielleicht menschlich verbindlicher.

Der Kulturverein Kopf Hof veranstaltet den zweijährlichen Monat der Fotografie zum zweiten Mal. Das Rezept des Vereins lautet: Renommierte Fotografen von Weltrang und die Arbeiten junger einheimischer Fotokünstler werden gemeinsam präsentiert – Amateure wie Profis.

Jan Saudek (Jahrgang 1935) zum Beispiel gehört mit seinen unverwechselbaren handkolorierten Schwarzweiß-Fotografien zu den großen tschechischen Fotografen (Wikipedia über Saudek). Seine Darstellungen widersprechen gängigen Schönheitsidealen und werden entweder bewundert oder abgelehnt. Saudeks Bilder widersetzen sich allgemeinen Zuordnungen und streifen die Randbereiche von Moral und Ästhetik. Saudek überlebte mit kaum zehn Jahren das KZ Auschwitz und wurde trotz der Bewunderung im Ausland im eigenen Land immer sehr kritisch beobachtet. Gegenwärtig widmet er sich vermehrt der Malerei. Mehr über ihn und über seine „rechte Hand“, die Fotografin Sara Sáudková, auf deren gemeinsamer Website.

Goepel, Warnecke: Lightmark 24b, Hof 2008

Wenn es dunkel wird und „normale“ Landschaftsfotografen ihre Kameras einpacken, beginnt für Cenci Goepel und Jens Warnecke die Arbeit. In den Hochebenen der chilenischen Anden, auf endlosen Salzseen in Kalifornien oder zwischen Eisbergen am Nordpolarmeer: Ein wenig Mondlicht, ein schwacher Schimmer von Polarlichtern, ein paar umgebaute Taschenlampen oder ein wenig Feuer reichen aus, um die Landschaft auch bei scheinbarer Dunkelheit ins richtige Licht zu setzen. Die Ausstellung in Hof zeigt ihre großformatigen „Lightmarks“, wir können sie auch auf der Website bewundern.

Bernhard Kunze - aus: Begegnungen, Hof 2008

Den Fotografen Bernhard Kunze verbindet eine tiefe Freundschaft zu Behinderten. Seine Ausstellungsreihe „Begegnungen“ zeigt in lebensgroßen Porträts Menschen mit Behinderungen so, wie er sie empfindet: Jeder Mensch hat aus sich selbst heraus einen ganz eigenen Wert, hat das unveräußerliche Recht auf Achtung und Respekt. Nichts an den Fotos ist gestellt. Vor einer grauen Leinwand bot Bernhard Kunze den Porträtierten einen Platz, wo sie sich frei und selbstbestimmt so zeigen konnten, wie sie wollten. Mit erst 40 Jahren folgte der ehemalige Lokführer seiner Leidenschaft für Fotografie und machte daraus weit mehr als nur eine Passion. Fotoarbeiten von ihm erschienen bereits in Stern, Geo und Sports.

Dem Schwerpunktthema „Arbeit“ widmet sich der Hofer Monat mit 13 Ausstellungen. Erstmals gibt es auch Ausstellungen in Hofs tschechischer Partnerstadt Eger/Cheb. Zentrum des Monats der Fotografie ist die zentrale Übersichtsausstellung BILDBASIS, die jeweils ein Exponat der insgesamt rund 40 Ausstellungen zeigt. Alle Infos und das komplette Programm finden sich auf der Website des Hofer Monats in der Stadt an der Saale.

Monat der Fotografie Hof
Noch bis 30. November
Programm mit allen Ausstellungen und Ausstellern auf der Website

Monat der Fotografie Hof
Jan Saudek
Lightmark – Goepel und Warnecke

1 Kommentar
  1. Tobias
    Tobias sagte:

    Da freut sich der Hofer über so einen tollen Artikel – vielen Dank und werde noch etwas durch Deine Seite schmökern. Viele Grüße aus Hof, wo wir wirklich zufrieden waren mit unserem Monat der Fotografie, aber auch ein Besuch in Berlin hat sich gelohnt – nur Wien war etwas zu weit ;o)

    Gut Licht und eine gute Zeit!

    Antworten

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