Laurenz Berges: Aufgegebene Lebensräume
Laurenz Berges Fotografien sind menschenleer. Sie zeigen aufgegebene Lebensräume, verlassene Welten.
Laurenz Berges fotografiert verlassene Häuser in Tagebergbaugebieten oder Übergangsräumen zwischen Stadt und Land.
Seine Motive findet er in den Zwischenwelten von bewohntem und verlassenem Terrain. In den einst bewohnten Räumen fehlt häufig bereits das Mobiliar. Manchmal ist an einer ausgeblichenen Tapete der Schatten eines verschwundenen Schrankes zu erkennen.
Es sind Stillleben aufgegebener Lebensräume, Bühnenbilder der Vergänglichkeit. Laurenz Berges interessiert sich für die Orte, an denen der Umbruch deutlich wird und eben gerade noch die Chance besteht, eine quasi gegenwärtige Vergangenheit zu fotografieren.
Laurenz Berges‘ Bilder führen vor, „was von der Gemütlichkeit übrig bleibt“, wie die Wochenzeitung Die Zeit über den Fotografen schrieb: „Berges zeigt, was einst ein Zuhause war oder eines hätte sein sollen. Die Motive erzählen vom Verlassen und Vergessen. Ungerührt führt er so das menschliche Streben nach Geborgenheit vor.“
Laurenz Berges, Jahrgang 1966, ist einer der letzten Schüler von Bernd und Hilla Becher an der Düsseldorfer Akademie gewesen. Er studierte außerdem an der Folkwangschule in Essen. Wir finden einige seiner Bilder in der bereits oben erwähnten Fotostrecke der Zeit. Bei Schirmer/Mosel ist Anfang 2012 ein Bildband erschienen unter dem Titel [amazon 3829605382]Frühauf – Danach[/amazon]. Die Ausstellung beim Oldenburger Kunstverein zeigt einen Querschnitt durch seine Arbeit.
Laurenz Berges
Bis 20. Januar 2013
Oldenburger Kunstverein, Damm 2a, D-26135 Oldenburg
+49 (0)441 / 27 109, okv@kunstverein-oldenburg.de
Geöffnet Dienstag bis Freitag 14 – 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 – 17 Uhr, Montag geschlossen
Mich sprechen diese atmosphärischen Arbeiten sehr an – fast zu meinem eigenen Erstaunen, da ich normalerweise gegenüber allen Formen des „Becherismus“ mit seiner drögen Leblosigkeit allergisch bin.
In diesen Bildern tritt aber m. E. ein psychologisches Moment der Bildgestaltung, ein Aspekt von „Belebtheit des scheinbar Unbelebten“ zutage, was Kenna in folgendem Zitat so wunderschön beschreiben hat: „Es ist eine surrealistische Qualität in jenen so nutzlos herumstehenden Objekten. Die Schauspieler sind quasi noch in der Garderobe und lassen das Publikum warten. Es geht um dieses Warten und was in dieser Zeit passiert. Ich versuche, in meinen Bildern ‚Platz zu lassen‘, so daß die Betrachter an der Szene teilnehmen und ihre eigene Geschichte dazu finden können.“