Leserfoto – Dame mit Hündchen: Struktur und Negativer Raum
Negativer Raum ist eines dieser Bildelemente, mit denen man meist hadert. Die richtige Balance zu finden ist schwierig, aber wenn es klappt, dann so wie hier richtig.
Mainz/Rheinufer: Die typischen Krüppelplatanen der Uferpromenade werfen im Licht des späten Nachmittags schöne lange Schatten auf das Pflaster. Mich interessierten hier nicht nur die grafischen Bildeindrücke in S/W, sondern auch die Bildwirkung des massiven Rathausschattens, der ja nun fast die Hälfte des Bildes bedeckt und die Szene oberhalb mit der Spaziergängerin und ihrem Hund vielleicht etwas zu sehr in „Bedrängnis“ bringt? ……
Aufnahmedaten: Nikon D700, 17-35 mm-Objektiv (bei 35 mm), ISO 200, Belichtungszeit 1/200, Blende 7.1, Kontraste wurden in Photoshop angehoben, die Bildränder sind leicht beschnitten
Glückwunsch zu dieser, wie ich finde, insgesamt sehr gelungenen Aufnahme. Du hast damit ein gutes Auge bewiesen, und Mut zum Ungewöhnlichen. Denn viele hätten entweder den Hund, der nicht mit will, samt Frauchen auf deren Bildebene groß ins Foto genommen, oder nur die Strukturen auf dem Boden. Du hast gewartet, bis sie genug in der Aufnahme waren, um einen bestimmten Blickfang zu bieten, aber die Szene nicht dominierten. Das Zusammenspiel macht hier das Bild.
Die strengen geometrischen Linien, die durch den Rathausschatten und das Pflaster erzeugt werden, waagrecht, senkrecht und diagonal, werden zunächst durch den ebefalls dominierenden organischen Schatten des Baumes aufgelockert. Die Schatten sind gerade dunkel genug, um nicht wegzusumpfen. In diese Gegensätze tritt die Frau, von allem unberührt und in Gedanken. Hinter ihr läuft ihr Hund, oder in diesem Augenblick zieht er nach hinten und wirkt, als wolle er entweder dort bleiben oder in eine andere Richtung. Damit bildest Du einen weiteren Gegensatz zwischen dem Abstrakten des Pflasters und dem Konkreten, das eine Geschichte erzählt.
Das einzige, was ich hier ändern würde, ist das nicht ganz Geometrische des Pflasters oben links. Dort hat die Krümmung des Objektivs die Linien schief werden lassen. Wenn Du, so wie in diesem Bild, mit Geometrie und strengen Formen „spielst“, sollte das auch vollkommen durchgehalten werden. Ich habe daher lediglich im Vergleichsfoto diese Krümmung korrigiert (siehe unten).