Cloud-Fotoarchiv: Gigabank macht dicht

„Die Schweizer Bank für digitale Daten“: Mit 100%iger und ewiger Datensicherheit warb der Online-Speicher Gigabank. Doch die Daten-Bank ist pleite und schließt – in fünf Jahren.

[textad]Gigabank (Screenshot)Eine sehr gute Idee war der Online-Speicher „Gigabank“. Nicht gedacht als temporäres externes Backup, wie es beispielsweise Carbonite Backup anbietet, sondern als langfristiges, versionierendes und revisionssicheres Aufbewahren von besonders wichtigen Dokumenten außer Haus. Daten, die unabhängig von möglichen Hardwarewechseln auch nach 50 Jahren noch zugänglich wären (wer kann heute noch 5 1/4-Zoll-Disketten lesen?). Gut auch als Bildarchiv für Fotografen.

Doch nichts ist in der Computertechnik so alt wie die Idee von gestern. Diese Idee hat sich leider nicht bewährt – die Gigabank wird schliessen. Folgende E-Mail trudelte heute bei mir ein:

Lieber Gigabank-Nutzer,

seit 2006 bewahrt die Gigabank Ihre Daten auf – Fotos, Dokumente und andere wichtige Dateien.

Dazu betreibt das Gigabank-Team hochsichere, neun-fach redundante Speicher-Systeme in den Rechenzentren der Swisscom.

In den vergangenen Jahren hat sich die Technologie bewährt, kein einziges Bit wurde verloren.

Leider konnte sich Gigabank auf dem Endkunden-Markt nicht kommerziell durchsetzen; der Preis für die 100%ige Sicherheit erschien vielen Interessenten für private Daten zu hoch.

Nach sechs Jahren Investition in diesen Bereich müssen wir nun die Konsequenz daraus ziehen und den Gigabank-Dienst zum 31.12.2016 abkündigen.

Das heißt für Sie: Alle Daten sind bis zu 5 Jahre nach Ihrem letzten Kaufdatum sicher und können jederzeit abgerufen werden. Vorhandenes Speicher-Volumen kann ausgenutzt werden.

Lediglich eine Neuanmeldung und Speichererweiterung durch Neukauf von Volumen werden ab dem 30.12.2011 nicht mehr möglich sein.

Wir danken für Ihre Treue.

Fünf Jahre sind eine lange Zeit in der schnellebigen Internet-Welt. Es hat also noch jeder genug Zeit, seine Daten zu sichern, so er seine Passwörter noch weiss und kein anderes Backup mehr hat. In diesem Punkt besteht kein Grund zur Panik, die Abwicklung des Dienstes ist vorbildlich und dass ein Anbieter, wenn er keine Chance sieht, sein Produkt jemals rentabel zu machen, dieses aufgeben muss, ist logisch.

Dass allerdings auch noch fünf weitere Jahre Daten hochgeladen werden können, ist ab sofort natürlich relativ sinnbefreit: Mit dem Versprechen einer Langzeit-Speicherung ist es nun vorbei, in fünf Jahren werden alle Bits fachgerecht geschreddert, die Bank gesprengt und dann der Stecker gezogen.

Neuanmeldungen und Speicherwereiterungen sind deshalb vernünftigerweise nach dem 31.12. 2011 auch nicht mehr möglich – das Risiko, dass sich Neukunden dann über den Tisch gezogen vorkämen, wenn ihnen weniger als fünf Jahre „Ewigkeit“ bleiben, ist zu gross.

Immerhin: Zehn Jahre – von 2006 bis 2016 hat die Gigabank dann existiert. Im Internet zumindest eine halbe Ewigkeit – aber keine ganze. Zugegeben, anderswo sind schon drei Jahre eine Ewigkeit. Wer für wichtige Daten nur eine begrenzte Speicherdauer braucht, kann bis Silvester noch zuschlagen.

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