Konzertbild: 10 Minuten Stress

Wie kann man trotz all der widrigen Umstände an Konzerten die positiven Elemente nutzen, um gute Fotos zu machen?

© Michael Schmid - Canon EOS 20D - 1/800s - f/2.8 - ISO 400 - 70mm (90mm)
Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Schmid). – Canon EOS 20D – 1/800s – f/2.8 – ISO 400 – 70mm (90mm)

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Michael Schmid:

Wird ein Fotograf zu einem Konzert gesandt, dann, um die Lebendigkeit, Energie und Emotionen des Interpreten und die Essenz der Show festzuhalten.

Die positive Seite der Konzertfotografie ist, dass es normalerweise jede Menge Elemente gibt, mit denen Du Deinen Sucher füllen kannst, denn Konzerte sind dazu da, die Sinne visuell und akustisch zu stimulieren, z.B. mit Explosionen, buntem Licht, glitzernden Kostümen, sowie den kreischenden Fans.

Aus einer Reihe von Gründen kann es jedoch schwierig sein, gute Konzertfotos zu machen:

Erstens dürfen Fotografen gewöhnlich nur an einem Ort, vor der Bühne, stehen, und dürfen meist nur für die Länge der ersten drei Lieder bleiben. Dann werden sie herausbegleitet von großen, ernsthaft dreinblickenden Sicherheitskräften.

Eine zweite Regel ist, dass meist kein Blitz benutzt werden darf.

Das bedeutet, dass Du ungefähr zehn Minuten hast, um einen tanzenden, hampelnden, herumwirbelnden Künstler in einer Situation mit greller Hintergrundbeleuchtung und relativer Dunkelheit zu fotografieren. Keine absolut unmögliche Situation, in der man fotografieren kann, aber doch eine Herausforderung mit Stressfaktor.

Und wie in diesem Bild hier, können die allgegenwärtigen Mikrofone weit weniger als vorteilhaft sein, um tolle Bilder zu machen.

Es sieht aus, als wäre es bei einem Open-Air-Konzert entstanden, also waren schlechte Lichtverhältnisse nicht das Problem. Wegen der Farben, dem Gesichtsausdruck der Frau, und wie der Fotograf sie in der unteren Bildhälfte platziert hat, um ihre ausgestreckten Arme mittels eines Weitwinkels einzufangen, ist es ein visuell ansprechendes Foto.

Wie oft war es auch hier nicht möglich, das Mikrofon zu vermeiden, das den Arm vom Körper trennt. Aber wenn möglich sollte dies vermieden werden, indem man wartet, bis der Interpret sich vom Mikrofon entfernt.

Zudem denke ich, wäre es besser gewesen, wenn der Fotograf etwas zurückgegangen wäre, und nicht so sehr unter der Sängerin gestanden hätte.

Die praktischste Ausrüstung für Konzertfotografie ist eine DSLR mit einem Full-Format-Sensor (je großer der Sensor, desto geringer das Rauschen bei hohen ISO-Werten) und einem Zoomobjektiv mit Bildstabilisator.

Während es also eine ziemliche Herausforderung sein kann, bei Konzerten zu fotografieren, gibt es mit der richtigen Ausrüstung, einem guten Auge, einem schnellen Auslösefinger und ein wenig Glück keinen Grund, sogar nach nur drei Liedern die Konzerthallen ohne gute Ergebnisse zu verlassen.

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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4 Kommentare
  1. Katrin
    Katrin sagte:

    Wer wirklich richtig gute Konzertfotos macht, sehr nett und vor allem auch auskunftsfreudig ist, ist André Weigel. Ein paar wenige Fotos sind auf seinem Flickr-Account zu finden und bist vor kurzem auch auf seiner Homepage.

    Liebe Grüße, Katrin

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  2. Michael Schmid
    Michael Schmid sagte:

    Vielen Dank für die Bewertung meines Bildes. Wie du richtig gesagt hast, ist die Konzertfotografie immer wieder ein Kampf gegen die Umstände, welche an so einem Konzert/OpenAir herschen.

    In den kleinen Klubs ist dies zum Glück noch anders, die KAI gesagt hat, nur treten die grossen Acts halt nur auf grossen OpenAirs auf und weil die OpenAirs gross sind, sind die Bühnen auch Meterweit über dem Boden angebracht.
    So war es auch bei diesem Konzert von Juli beim Heitere OpenAir 2007.

    Klar habe ich mich bei diesem Foto fast auf dem Boden gelegt, um mit der Position der Arme, das „fliegen“ in der Menge und der Musik zu verdeutlichen. Wenn man auf meiner Webseite die weiteren Bilder begutachtet (http://x-foto.ch/mygalerie/openairs_konzerte/heitere_2007/juli/), sieht man, dass es auch möglich war Bilder von einem höheren Standpunkt zu schiessen, meistens steht man dann aber auf die Abschrankung des Grabens und somit direkt einer Person vor das Blickfeld. Natürlich logisch, dass diese Person dies nicht sehr mag und ich persönlich darum sehr wenig Bilder von dieser Abschrankung schiesse.

    Das Mikrophon ist auch einer dieser erwähnten Umstande, vor allem bei Eva (Die Bandsängerin von Juli, die auf dem Bild zu sehen ist), ist dies immer ein Problem, sie singt fast ausschliesslich mit Mikrophonständer, was das ganze noch schwieriger macht. Sobald sie in Passagen kommt, bei deren sie „schwierig“ und mit viel Emotionen singt, klammert sie sich an den Mikrophonständer und bietet nicht optimale Vorraussetzungen für ein gutes Bild. Ich habe Sie in diesem Jahr drei Mal an verschiedenen Konzerten fotografiert und an diesem Tag war alles irgendwie anders, so hat sie sich vom Mikrophonständer gelöst, auch mal das Mikro ausgeklinkt und den Ständer nicht immer mit der Hand festgehalten, so ist auch dieses Bild entstanden.

    Gruss

    Michael – x-foto.ch

    Antworten
  3. Kai
    Kai sagte:

    Ich hatte in den letzten Monaten erstmals ein paar Gelegenheiten, auch bei größeren Konzerten/Festivals mit Fotopass unterwegs zu sein.
    Und ganz ehrlich, wer sich dafür interessiert, wirklich gute, emotionale Konzertsituationen einzufangen, sollte sein Glück vielleicht nicht zuerst im Stadion suchen. In kleinen Clubs ist die Atmosphäre oft viel dichter, die Musiker geben noch alles, und nicht unwesentlich: man steht beinahe auf einer Höhe mit den Bandmitgliedern. Das ermöglicht direktere Einblicke.
    Außerdem kann man dort oft ohne großes Akkreditierungsgeplänkel mit Kamera rein. Diese Bands freuen sich noch über Aufmerksamkeit. Ganz abgesehen davon, dass die 3-Songs Regelung dort nicht eingesetzt wird.

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  4. Zippo
    Zippo sagte:

    Ein weiterer kniffliger Aspekt bei der Konzertfotografie ist, dass viele Menschen von unten nicht besonders vorteilhaft aussehen (was allerdings bei obigem Bild nicht zutrifft).

    Ich finde das Mikrofonstativ stört kein bisschen, eher im Gegenteil: Wenn es nicht auf dem Bild wäre, würde man gar nicht merken, dass es bei dem Foto um Musik geht.

    Viele Grüße von Zippo!

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