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Stillleben mit Äpfeln: Märchenhaft

Muss ein Bild eine Geschichte erzählen? Auf jeden Fall muss es den Betrachtern Gelegenheit geben, sich eine auszudenken. Sonst ist es nicht mehr als die Ansammlung seiner Pixel.

Stilleben mit Äpfeln – © Richard Rduch

Stilleben mit Äpfeln – Canon 6D, Canon 70-200/4, 160mm, f8, 1s, Softbox mit Dauerlicht von links hinten – © Richard Rduch

 

Richard Rduch aus Krefeld schreibt zu diesem Bild: Ein sehr ähnliches Foto habe ich in einem Foto-Forum gezeigt. Zuerst kam die Frage: „Hat das welche Bedeutung oder nur so belanglos ein paar Sachen zufällig fotografiert?“. Keiner möchte natürlich, dass seine Fotos als „belanglos“ beschrieben werden deshalb habe ich eine Geschichte erzählt mit dem alten Buch als Lebensinhalt, erloschene Kerze als das Ende und die Äpfel als Symbol für das (neue) Leben. Eigentlich alles plausibel obwohl nur auf „die Schnelle“ ausgedacht. Mit der Geschichte war das Foto für manche Betrachter sofort viel besser als vorher. Es war aber immer noch das absolut gleiche Foto.

Warum kann eine Geschichte, die sogar nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, ein Foto aufwerten? Viele „anerkannte“ Fotos, die ich analysiert habe leben eigentlich nur zusammen mit einem Märchen denn die Fotos selbst nichts besonders aufweisen. Warum suchen viele nach diesen Geschichten?

Du stellst keine Frage zum Foto, sondern eine zu den Menschen oder gar zur Menschheit. Aber mein versuch einer Antwort kann ein kriterium für gute Fotografie benennen.

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Zeitungschaos: Die Kälte der Stadt

Ein Blickfang und technische Perfektion ergeben noch keine Fotografie. Hier allerdings funktioniert die Kombination in einem unheimlichen Zusammenspiel mit der menschenfeindlichen Szenerie.

Nacht in Zürich, Zeitungen auf der Strasse. Canon 700D, f/16, ISO800, 35mm, 5 Sekunden, ISO 800, © Thomas Schiefke

Canon 700D, f/16, ISO800, 35mm, 5 Sekunden, ISO 800, © Thomas Schiefke

Thomas Schiefke aus Zürich: Ich beschäftige mich erst seit diesem Jahr mit der Fotografie und das Bild kam bei meiner ersten Night Session mit Stativ raus. Ich schlenderte mitten in der Nacht durch Zürich und dabei ist mir dieses Zeitungs-Chaos in der sonst sehr sauberen Stadt aufgefallen. Als ich mich positioniert hatte kam auch gleich eine Reinigungskraft der Stadt und fing an die Zeitungen wegzufegen, man sieht die leichte Unschärfe unten links. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Bild und würde gerne eine Expertenmeinung dazu hören.

Diese Fotografie hat meinen Blick sofort wegen ihrer Schärfe und zugleich dem verwischten Verkehr im Hintergrund erfasst. Sie ist technisch sehr gut gemacht und damit so kühl wie der Chromstahl der Haltestellen-Infrastruktur hier.

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Low Key Porträt-Fotografie: In Gedanken

Bei fotografischen Porträts ist der Aufnahmestandpunkt wichtig, wenn die Person vorteilhaft dargestellt werden soll.

aufnahmedaten: canon d5III, 53mm (24-70mm objektiv), 1/30 sec., f/2.8, iso 400, stativ und extrem geduldige dame vor der kamera ;-) - (c) Susan Horn

aufnahmedaten: canon d5III, 53mm (24-70mm objektiv), 1/30 sec., f/2.8, iso 400, stativ und extrem geduldige dame vor der kamera ;-) – © Susan Horn

Susan Horn aus Rüti schreibt zu diesem Bild:

diese aufnahme entstand als erster gehversuch im portraitieren. zu verfügung stand mir nur eine lichtquelle die ich rechts der person positionierte und mit einem diffusor weicher werden liess. von links versuchte ich mit einem reflektor die schattenbereiche des gesichts aufzuhellen. als hintergrund wählte ich einen schwarzen stoff.

um die qualität nicht leiden zu lassen beliess ich bewusst die iso bei 400.

Ich [amazon  3645603980]fotografiere gerne Porträts[/amazon], es ist mit mein Liebliengsgenre. Nicht nur, weil Menschen so vielfältig sind, sondern weil man hinterher auch Feedback bekommt von dem oder der Porträtierten. Es macht Spass, Erinnerungen für andere zu schaffen. Weiterlesen

Erhöhte Foto-Standards: Das «zu-professionell»-Problem

Professionell anmutende Produktfotos sind heute selbst auf eBay eine normale Sache. Paradoxerweise hält die Glaubwürdigkeit nicht mit dem Qualitätsanspruch Schritt: Wer „zu gute“ Fotos anfertigt, wirkt nicht mehr authentisch. Könnte das auch in der Kunst zum Problem werden?

Produktfotografie eines Bildschirms

Diese Fotografie war einigen Käufern suspekt

Ich habe mir im Keller ein kleines Fotostudie gebaut: Ein paar Schrauben in der Decke halten zwei Holzstangen, an denen je eine Rolle grauen und weissen Hintergrunds hängt.  Eine einfache Softbox und ein Reflektor-Schirm machen zusammen mit zwei entfesselten Nikon-Blitzen die Beleuchtung aus. In diesem Setting lassen sich Porträtfotos, aber auch Produktfotografien anfertigen, die offensichtlich recht professionell aussehen. Zu professionell, wie ich bald einmal merken musste:

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Einstieg in die Nachtfotografie: Linz, taghell

Nachtfotografie ist dank der Digitalisierung zum grossartigen fotografischen Spielfeld geworden: Einstellbare Empfindlichkeit des «Films» und sofortige Resultate ermöglichen es, zu experimentieren. Hier hat Jakob einen ersten Versuch gemacht.

Linznacht

Linz bei Nacht, Canon EOS 60D, © Jakob Staltner

 

Ich bin 17 Jahre alt und habe ein Bild von Linz in der Nacht aufgenommen. Jakob Staltner

Eine Stadt, erstrahlend in den nächtlichen Leuchtzeichen unserer Zivilisation, liegt in dieser Farbfotografie im Vordergrund. Rauchschwaden mit starker Bewegungsverzeichnung deuten auf eine längere Belichtungszeit hin; der rabenschwarze Nachthimmel, der das Bild fast mittig horizontal teilt, ist durchsetzt mit einen Sternen , die bereits deutliche Sternschweife tragen.

Unsere Kameras werden immer lichtempfindlicher:

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Leserfoto: Minimalistisches Landschaftsfoto – Farbe und Stimmung

Manchmal genügen zehn Sekunden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Egon Kronschnabel).

Kommentar des Fotografen:

Zehn Sekunden an einem See in Bayern. Das Holzgestell wurde durch die ca. 50 m entfernte Beleuchtung der Uferpromenade erhellt. Mir schien der Kontrast des Holzgestells von der Form und der Farbe sehr reizvoll.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Egon Kronschnabel:

Wenn man auch als Fotograf generell angehalten ist, ein Motiv von allen Seiten und verschiedenen Aspekten zu erkunden, genügen manchmal zehn Sekunden, um ein gutes Foto zu schießen. Das mag dann das einzige Foto sein, das man von diesem Motiv gemacht hat, aber es ist immer noch ein gutes Foto.

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Foodfotografie (2/3): Essen in Szene setzen

Im ersten Teil habe ich ein paar allgemeine Ausführungen zu Food Styling gemacht. Mit ein wenig Übung kann auch ein Anfänger schnell effektvolle Essensfotos aufnehmen.

Pancakes Foodfotografie

Was aber soll man mit der [amazonna 3864902789]Foodfotografie[/amazonna] tun, wenn man eine winzige Küche oder unattraktive Möbel hat? Oder wenn man einfach nur das gesamte Set von A bis Z kontrollieren will? Ich habe mir ein paar Pressfaserplatten „antik“ weiß und in anderen Texturen angestrichen, die ich als „Tisch“ benutze. Außerdem kann man sie bequem auf den Boden legen, wenn man eine Aufnahme direkt von oben machen möchte.

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Foodfotografie (1/3): Lecker aussehen soll’s

Southern Corn Fritters (Maisbratlinge)

In einem vor ein paar Wochen erschienenen Artikel über Essensfotografie spreche ich unter anderem an, daß Gerichte in Szene gesetzt werden wollen. Dazu bedarf es nicht viel, auch wenn man keinen Profi-Stylisten zur Verfügung hat oder sich keine Profi-Lampen leisten kann.

  1. Essen = Stillleben

Ziel der [amazonna 3864902789]Essensfotografie[/amazonna] ist ja, das Gericht besonders appetitlich aussehen zu lassen. Man sollte alle Einstellungen (Beleuchtung etc.) mit einem „Stellvertreter“ vornehmen, und dann am Schluß das eigentliche Gericht oder Getränk vor die Kamera holen. Wie bei einem normalen Stillleben empfiehlt es sich, die Komposition Stück für Stück aufzubauen und immer wieder im Sucher oder rückwärtigen Bildschirm zu kontrollieren, ob es „paßt“. Dazu kommen noch Dinge, die Essen eigen sind – welches Geschirr sollte man nehmen, wie Farben und Texturen komponieren..

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Leserfoto: Schwarzweißporträt – Auf Einzelheiten achten

Wenn man sich die Zeit nehmen kann, sollte man auf alle Einzelheiten achten. Das kann der Unterschied zwischen einem guten Foto mit ein paar Problemen und einem exzellenten sein.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© André Heßler)

Kommentar des Fotografen:

Sänger einer befreundeten Rockband. Sie spielten an diesem abend unplugged in einem kleinen lokal in Oberfranken. 85mm, F1.4, 1/80s

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von André Heßler:

Du hast hier ein experimentelles Porträt eingereicht, das mir aus mehreren Gründen ins Auge stach. Erstens, weil es eben experimentell ist – das Format ist quadratisch, das Modell in der genauen Bildmitte etc. Weiterlesen

Leserfoto: Die Gunst der blauen Stunde

Nächtliches Farbenspiel benötigt immer einen Anteil Restlicht oder zumindest Fremdlicht.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ragnar Manneck).

Kommentar des Fotografen:

Nächtliches Farbenspiel
Mich faszinierte Lichtstimmung und die Farben und wollte den Eindruck ins Bild setzen.
Eine Aufnahme bei Regen. Kleine Nachbearbeitung mit PSE 8

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Ragnar Manneck:

Ich kann Ragnar gut verstehen, dass er fasziniert von den Farben der Nacht zur Kamera gegriffen hat und dann auch noch sein Stativ mit zu Hilfe zog. Ohne Stativ oder eine andere stabile Auflage besteht keine Chance für stimmungsvolle Nachtaufnahmen. Und die Stimmung ist es, die mir in Ragnars Bild noch ein wenig fehlt.

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