Leserfoto – „Im Auge des Tigers“: Haustierfotos erfordern Zeit/Planung

Abgesehen von Familienmitgliedern sind Haustiere gerne, wie von Dir beschrieben, die ersten „Opfer“ – pardon: Modelle, an denen man sich fotografisch versuchen kann (und sollte), wenn man ernsthaft anfängt zu fotografieren. Nicht nur sind sie ein mehr oder weniger freiwilliges Publikum, sie sind auch eher geneigt, einem Patzer zu verzeihen. Und je besser man wird, desto cooler finden einen beispielsweise die Freunde der eigenen Kinder. Ich spreche da aus Erfahrung.

(c) Marcus Hinrichs

Das neue Mitglied der Familie. Nicht nur, das die Tochter entzückt ist auch zum Üben mit der neuen Kamera muß der Kater herhalten. Die erste Erfahrung: Tierfotos benötigen eine Menge Geduld.
Kamera:Olympus E-PM2, BW42mm, 1/25s, f/5.6, ISO1600

Von allen Haustieren, die Du Dir hättest aussuchen können, sind Katzen mit die schwierigsten. Die Eigenwilligkeit, für die sie bekannt sind, machen jedes Bild zur Herausforderung. Insofern hast Du absolut recht: Tierfotos benötigen eine Menge Geduld, und ich kann Dir nur raten, weiter zu üben.

Die besten Haustierfotos haben alle eines gemeinsam: sie fangen das Tier mit der Kamera in einem Moment ein, der seinen Charakter auf eine Weise widerspiegelt, wie es gute Porträts von Menschen tun. Das erfordert einen gewissen Rapport mit dem Tier, und Zeit/Planung. Durch Beobachtung weiß man, wie sich das Tier in etwa verhalten wird. Man kann auch seinen Photoshoot so planen, daß das Tier entweder etwas schläfrig oder sehr aktiv ist, je nachdem, was für Ergebnisse gewünscht sind. Möbel lassen sich verrücken etc. (Ein paar gute Tipps zum Thema Haustierfotografie findest Du beispielsweise hier.)

Was Dein Bild im Speziellen angeht: Dein Kater hat hier zufällig still gehalten, und Du hast schnell auf den Auslöser gedrückt. 1/25s kann nicht mehr ohne Verwackeln handgehalten werden; Du hast Dich vermutlich abgestützt oder ein Stativ benutzt. Trotz ISO 1600 war bei dieser Bildgröße nicht sehr viel Bildrauschen zu sehen. Wenn auch natürliches Licht für Haustierfotografie am besten wirkt, kannst Du Lichtquellen in der Wohnung so nutzen, daß sich das ambivalente Licht verstärkt (hier zum Beispiel hättest Du zusätzlich Lampen anmachen oder die Jalousie hochziehen können; das hätte dann für dieses konkrete Bild zu Gegenlicht geführt, aber deswegen sollte man eben etwas planen).

Ich finde, Du hast den Charakter des Katers hier insgesamt gut eingefangen. Es ist auch bei Haustierfotos sehr wichtig, daß man sich auf die Augen konzentriert, und das hast Du hier getan. Er liegt entspannt auf der Couch, sein Gesichtsausdruck ist irgendwo zwischen „Was geht?“ und „Was hast Du da in der Hand, kannst Du mich nicht statt dessen kraulen?“ Auch bist Du so nahe herangegangen, daß er den Rahmen des Bildes gut ausfüllt.

Da es sich um einen Schnappschuß handelt, krankt das Foto allerdings kompositionell etwas. Der Kopf des Katers ist mir zu mittig, und Du hast ihm links unten einen Teil der Pfote „amputiert“. In der Nachbearbeitung hätte ich auch ein paar Dinge korrigiert: sein Gesicht ist mir im Vergleich zum Hintergrund zu dunkel. Ich habe es deshalb in einem Vergleichsfoto etwas aufgehellt und den Hintergrund etwas abgedunkelt:

Vergleichsfoto

1 Kommentar
  1. Tilman
    Tilman sagte:

    Hallo,
    tolle Besprechung, Sofie, mit interessanten Aspekten und Tipps. Danke auch für den Link. Und ein klasse Foto, Marcus, mit Deiner neuen Kamera. Mit gefällt der Verlauf der Tiefenschärfe, die Reflexion in den Augen der Katze empfinde ich als störend.
    Mit freundlichen Grüßen, Tilman

    Als ich das Bild gesehen habe, musste ich zunächst schmunzeln… schreibt Ihr doch selbst: „Worauf wir gerne verzichten: Katzenbilder – denn davon gibst einfach zu viele.“

    Antworten

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