Streetfoto: Erinnerung an alte Zeiten

Fotografien können uns an längst vergangene Zeiten erinnern. Bei dieser Aufnahme versucht Antje Kessler die Bildstimmung des 19. Jahrhunderts zu zeigen, was ihr auch ganz gut gelingt.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Antje Kessler).

Kommentar des Fotografen:

Ein Schnappschuss vom Wave Gotik Treffen 2011. Etwas abseits vom „Catwalk“-Trubel auf dem viktorianischen Picknick saßen diese beiden Leute ins Gespräch vertieft. Ich mag die versunkene Stimmung an dem Bild, die den Anschein einer anderen Zeit erweckt. Durch die körnige SW-Bearbeitung habe ich versucht, das noch zu verstärken.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Antje Kessler:

Die Kleider der Personen auf unseren Bildern geben uns immer einen Zeitbezug. Tragen sie allerdings, wie bei dieser Aufnahme von Antje Kessler, historische Kleider, so gibt es eine „Verwirrung“. Moderne Aufnahmetechnik und historische Kostüme scheinen ein Widerspruch zu sein:

Antje Kessler löst diesen Konflikt, indem sie ihrer Aufnahme durch die Darstellung in Schwarzweiss, die Körnung und das Abdunkeln des Aussenbereichs einen alten Anstrich verleiht. Es gelingt ihr ganz gut, denn auf den ersten Blick erinnert uns diese Aufnahme an Bilder des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Die Bildgestaltung ist gut, die Personen sitzen nicht in der Mitte, sondern leicht seitlich und geben den Blick auf den Teich frei. Auch die Tiefenstaffelung entspricht der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Allerdings war der Kontrastumfang der Aufnahme zu gross für den Sensor, so dass die schwarzen Kleider absaufen und die hellen Bereiche leicht ausfressen. Das analoge Filmmaterial war in dieser Beziehung wesentlich geduldiger und hätte noch mehr Zeichnung bei den Kleidern gezeigt. Auch das digitale Korn kommt von der Struktur her nicht an das analoge der hochauflösenden Schwarzweissfilme heran. Trotz dieser Einschränkungen wirkt die Aufnahme stimmungsvoll und interessant.

Was mich allerdings stärker stört, ist die zu starke Abdunkelung des Aussenbereiches. Die analogen Schwarzweissfotografen haben die Aussenbereiche ihrer Bilder durch ein Nachbelichten ebenfalls oft abgedunkelt, gingen dabei aber vorsichtiger vor. Die Abdunkelung sollte nur so stark sein, dass man den Effekt spürt, aber nicht bewusst wahrnimmt. Hier wird er aber sehr massiv eingesetzt, sodass ein Schlüssellocheffekt entsteht. Ich glaube, das Bild würde auch ohne diese starke Abdunkelung gut wirken. Manchmal wirken sehr starke Effekte eher kontraproduktiv.

Fazit: Eine schöne und stimmungsvolle Aufnahme, die an alte Zeiten erinnert, aber in einigen Details nicht an die Qualität der historischen Vorbilder herankommt.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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1 Kommentar
  1. Swonkie
    Swonkie sagte:

    auch mir ist die vignettierung zu stark.

    etwas aufhellblitz hätte hier vermutlich gut geholfen das absaufende schwarz der kleider zu vermeiden. aber vielleicht liegts auch nur and der nachbearbeitung (kontrast zu stark aufgedreht?).

    und das weisse ding das in den rücken der frau ragt irritiert mich etwas, hätte ich wohl entfernt.

    ansonsten gut gelungenes bild.

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