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„2“ – Abstrakte Realität: Geht das?

Funktioniert Abstraktion, wenn man sie sieht und fotografiert? Selbstverständlich. Und wie! Eigentlich IST Fotografie Abstraktion. Immer.

Abstrakte Containerwand. X100T Aufnahmedaten: 1/70s bei Blende 8 mit 23mm Brennweite und ISO 200

Fuji X100T Aufnahmedaten: 1/70s bei Blende 8 mit 23mm Brennweite und ISO 200

Michael Gündling aus Neulussheim schreibt zu diesem Bild: Ich bin sehr an abstrakter Malerei interessiert, und seit einiger Zeit probiere ich, Abstraktion auch in der Photographie umzusetzen. Mich interessiert vor allem die Emotionalität von Farbe an Alltagsgegenständen auf unseren Straßen. Dieses Bild ist ein Ausschnitt eines Containers, den ich an der Psychiatrie in Heidelberg gefunden habe. Sofort zog mich das intensive Blau, die Ziffer und der kontrastierende Rost an. Mit der schwingenden Kette hatte ich noch eine Ebene. Meine Frage: Funktioniert diese Art von Aufnahme als Foto?

Abstraktion ist Reduktion. Und Fotografie reduziert immer: Die Welt auf einen kleinen Ausschnitt. [amazon  B01JLZBMVK]Also ist Fotografie per se Abstraktion.[/amazon] Manchmal sehr gute, manchmal unverständliche. Die hier ist sehr gut. Weiterlesen

Grafische Übersteigerung: Ein neues Werk

Bildkomposition kann auch in der Nachbearbeitung stattfinden, wie alle anderen Manipulationen auch. Bisweilen entsteht dabei etwas ganz neues.

Möwen im Wasser, überzeichnet

Möwen im Wasser, überzeichnet

Hans Müller aus Reutlingen schreibt: hab von einer Flussbrücke aus gesehen, wie sich ein Schwarm Möwen um irgend ein fressbares Etwas stritten.
Mit der Kamera habe ich einfach in der Totalen draufgehalten. Was blieb mir anderes übrig? Die Vögel ließen sich nicht arrangieren, und an solche Feinheiten wie z. B. den Goldenen Schnitt haben sie sich auch nicht gehalten. Und nach zwei „Schuss“ war der ganze Spuk vorbei. Vom Ergebnis war ich total enttäuscht. Wohl aufgrund des flauen Lichts (bedeckter Himmel) und des braunen Wassers war alles eine mehr oder weniger kontrastlose Angelegenheit. Ich habe dann -zugegeben- alles, was photoshop innerhalb meiner bescheidenen Fähigkeiten als Autodidakt hergibt eingesetzt und mich für diese Version entschieden. Sehr starke Beschneidung, Wasser eher grün (war eine braune schmutzige Brühe), Tonwert, Kontrast, Schärfe. (SW hab ich probiert, aber verworfen). Ich kann inzwischen nicht mehr objektiv urteilen, rein graphisch gefällt’s mir.

Wenn’s Dir gefällt, ist der Hauptzweck Deiner Fotografie erfüllt. Wenn es andern auch etwas sagt, ist der wichtigste Nebenzweck erfüllt. Vielleicht aber kann man es dennoch weiter verbessern. Auch für Dich?

Du hast „alles, was Photoshop hergibt“, eingesetzt, und ich musste über den Satz schmunzeln: Weiterlesen

Abstraktion aus der Kamera: Bewegte Brücke

Mit minimalen Belichtungsverfehlungen lassen sich zeitweilig sehr spannende Fotos machen. Hier hat der Fotograf die Kamera bewegt – und ein paar andere Tricks angewandt.

Oberbaum-Brücke in Berlin in Bewegung

Oberbaum-Brücke in Berlin in Bewegung. © Martin Wolfert

Martin Wolfert aus Waldbronn: Das Foto habe ich in Berlin auf der Oberbaumbrücke mit einer längeren Belichtungszeit mit meiner [amazon B00NEBL18M]Fuji X100[/amazon] aufgenommen.
Während des Auslösens habe ich die Kamera ein wenig vertikal nach oben gezogen, um den Bewegungseffekt zu erreichen. Das Foto wurde in Photoshop unter Zuhilfenahme verschiedener Ebenen und zwei zusätzlichen Hintergrundbildern stark bearbeitet. Das Ziel meiner Bearbeitung war es, die Lichtstimmung in der Bildmitte vom dunklen Vordergrund zu separieren, und beides abstrakt zu „interpretieren“.

In diesem quadratisch geschnittenen Bild blickt der Betrachter durch den Innenraum einer gedeckten, stark abstrahierten (Holz-) Brücke in den hellen Teil. Dort sind mindestens vier Personen knapp erkennbar, die aus dem Bild heraus auf den Betrachter zuzugehen scheinen. Die Aufnahme wirkt in der Vertikalen stark bewegt, hat etwas von einem Aquarell, weist aber auch einen durchgehenden Schleier eines Marmor-Musters auf und zeigt in der Bildmitte einen seltsam glühenden roten Punkt.

Der Punkt: Er stört mich, muss ich sagen. Wie überhaupt die zweite Bildebene. Aber der Reihe nach: Weiterlesen

Leserfoto: Die Gunst der blauen Stunde

Nächtliches Farbenspiel benötigt immer einen Anteil Restlicht oder zumindest Fremdlicht.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ragnar Manneck).

Kommentar des Fotografen:

Nächtliches Farbenspiel
Mich faszinierte Lichtstimmung und die Farben und wollte den Eindruck ins Bild setzen.
Eine Aufnahme bei Regen. Kleine Nachbearbeitung mit PSE 8

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Ragnar Manneck:

Ich kann Ragnar gut verstehen, dass er fasziniert von den Farben der Nacht zur Kamera gegriffen hat und dann auch noch sein Stativ mit zu Hilfe zog. Ohne Stativ oder eine andere stabile Auflage besteht keine Chance für stimmungsvolle Nachtaufnahmen. Und die Stimmung ist es, die mir in Ragnars Bild noch ein wenig fehlt.

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Carlo d’Orta: Spiegelverzerrtes

Carlo d’Orta interessiert sich für Spiegelungen auf Glasflächen: Spiegelverzerrtes oder -verformtes entsteht daraus; spiegelverkehrt ist es ohnehin.

[textad]Carlo d'Orta - aus: Spiegelungen

Es sind also nur zum Schein Fassadenausschnitte, die Carlo d’Orta da festhält. Wir können die Bilder aktuell bis Mitte Februar in Stuttgart sehen.

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Fotomontage: (Zu) perfekte Illusion

Gut gemachte Bildmanipulationen verbinden perfekte Technik mit fotografischem Handwerk. Dies gelingt am besten, wenn realistische „Fehler“ ins Bildwerk integriert werden.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Norbert Senser).

Kommentar des Fotografen:

Meine fotografische Leidenschaft sind Fotomontagen. Hier habe ich einen Raum in einem Kunstmuseum aufgenommen. Auf den Bildern waren Motive aus der Natur zu sehen. Da kam mir ide Idee, wie es den aussehen würde, wenn die Natur nun tatsächliche aus den Bildern „heraus käme“. Der 2. Gedanke war, dass vielleicht in Zukunft die Natur nur noch in Museen zu „besichtigen“ sein könnte. Außerdem gefallen mir solche surrealistischen Szenen. Ich habe mit diesem Bild schon bei einigen Wettbewerben teilgenommen und dabei in einem FIAP-Wettbewerb in Zargozza (Spanien) eine Goldmedaille gewonnen. Mich würde natürlich auch Ihre Meinung dazu interessieren!

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Norbert Senser:

Wir blicken in dieser Farbfotografie frontal in einen kleinen Museumsraum mit Holztäferung bis Hüfthöhe und Fischgräte-Holzboden. An den drei rostroten Wänden hängen jeweils zentriert drei barocke Goldrahmen. Darin sind aber nicht Bilder zu sehen; aus den beiden Rahmen an den seitlichen Wänden wachsen uns hellgrüne Dschungelpflanzen entgegen, aus dem Bildrahmen an der Stirnseite des Raums strömt ein kleiner Wasserfall mitten in den Raum, das Wasser spritzt vom Holzboden auf.

Die Nachbearbeitung von Fotografien in Photoshop ist eine der ersten neuen Erfahrungen, welche viele Einsteiger in die Fotografie heute zunächst scheuen, dann begeistert aufnehmen und sehr rasch bei dem ankommen, was nicht mehr reine Nachbearbeitung, sondern bereits Bildmanipulation genannt werden muss.

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Geisterfoto: Die Menschen in der Leere

Bewusst gestaltete Effekte mit Langzeit-Belichtungen und anderen fotografischen Mitteln gehören zum Entdeckungsprozess der kreativen Fotografin.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Babut).

Kommentar des Fotografen:

Titel: „Ghosts Gathering“ Dieses Foto ist vor kurzem bei meinem Urlaub an der Ostsee enstanden. Ich bin am Abend am Strand unterwegs gewesen und habe die Jugendlichen im Wasser spielen sehen. Mit der Langzeitbelichtung konnte ich dann den gewünschten Effekt erreichen. Bei der S/W-Umwandlung des RAWs fügte ich noch einen Blaufilter hinzu.

Mir persönlich gefällt an diesem Bild auch der Umstand, dass zumindest der unerfahrene Betrachter etwas zum Nachdenken angeregt wird um das Foto zu enträtseln. Vielen Dank!

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thomas Babut:

Eine Gruppe Menschen scheint in dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme im Zentrum zu schweben. Sie sind relativ weit entfernt in der grossen weissen Masse des Bildes und bilden einen Kreis; sie scheinen ausserdem in einer Flüssigkeit oder im weissen Nebel zu stehen.

Fotografische Verfahren zur Verfremdung und „anderen Sichtweise“ auf Dinge gibt es wie Sand am Meer. Ich finde jene derzeit noch am spannendsten, die weitgehend direkt in der Kamera generiert werden. Nicht, weil ich nichts mit den Möglichkeiten von Photoshop und Co zu tun haben möchte:

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Architekturfoto: M.C. Eschers Fotografien

Abbildungen der Realität wirken bisweilen surrealer als kreative Verfremdungen. An solchen Motiven sollte man sich jedenfalls ausgiebig versuchen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dirk Hunstein).

Kommentar des Fotografen:

Hommage an M.C. Escher – so habe ich das Bild betitelt. Idee war es, die irrealen – unmöglichen – Welten von Eschers Bildern in der Realität nachzubilden. Das Spiel mit Spiegel und Türen, also Durchgängen sowie verschiedenen Ebenen (der Boden scheint im Spiegel höher zu liegen als vor dem Spiegel) machte das Motiv für mich so reizvoll. In der Nachbearbeitung erfolgte keine Bildmontage, also Veränderungen des Bildinhalts, sondern nur Anpassungen von Kontrast, Schärfe usw.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dirk Hunstein:

In einem Spiegel an einer Wand zwischen zwei Leuchtern mit drei Kerzen oder Kerzen-Glühbirnen ist in dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme ein Korridor mit zwei Türen übers Eck zu sehen, von denen die eine deutlich höher als die andere ist. Die Szene wird dominiert von den Schwarz-Weissen Bodenplatten des Korridors.

Ein Bild wie aus einem Videogame – werden junge Leser jetzt sagen:

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Abstrakte Birke: Der Anfang von etwas Neuem?

Abstraktion kann in der Kamera entstehen. Dank Digitaltechnik lassen sich spannende Experimente durchführen – und die Resultate können kreativ genutzt und angepasst werden.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© René Quint).

Kommentar des Fotografen:

Natur abstrakt – eine Birke mal anders. Schon oft habe ich fasziniert abstrakte Fotos angeschaut, deren Abstraktion durch das Zoomen während der Belichtungszeit entstanden ist. Die Idee ist nicht neu und ich wollte sie auch mal ausprobieren. Eine freistehende Birke schien mir dafür wie geschaffen, zumal das durch die Äste fallenden Licht sicher eine besondere Wirkung haben würde. Im Nachhinein war ich über das Licht erstaunt, welches nicht wie erwartet durch die Äste kam, sondern gebündelt durch den Zoom und den gleichzeitigen Dreh der Kamera während der Belichtung als Spiegelung der gegenüber liegenden Sonne direkt im Stamm der Birke entstand, auf deren weiße Rinde ich fokussiert hatte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von René Quint:

Ein Lichtwirbel spannt sich um etwas, was wie ein Baum anmutet in diesem Farbbild. Zugleich sind die Farben entsättigt, und im Bildzentrum sind Teile von einem Baumstamm und Ästen erkennbar, die seltsam klar und gestochen scharf scheinen, aber von den Lichtstrahlen ausgefranst werden.

Ich merke grade, wie schwierig es ist, ein abstraktes Bild zu beschreiben:

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Landschaftsfotografie: Eine Frage der Balance

Ungewohnte Perspektiven erschweren die Komposition in der Landschaftsfotografie häufig durch das profane Problem, die eigene Balance zu halten.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Max Kipp).

Kommentar des Fotografen:

Die Aufnahme ist aus einer extrem niedrigen Perspektive entstanden, wodurch es schwer war in ziemlich unwegsamen Gelände durch den Sucher zu schauen, um den Fokus aufs Blatt zu bekommen, bzw. das Bild auszurichten. Da ich keine Fan von künstlicher Bildverfremdung bin steckt an Bearbeitung lediglich der Beschnitt ins 1×1 Format drin und eine leichte Kontrasterhöhung.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Max Kipp:

Ein kleiner Waldbach plätschert zwischen nassen, moosbewachsenen Steinen von oben rechts in diesem quadratischen Farbbild in Mäandern in den Vordergrund. Das Wasser ist durch die Langzeitbelichtung zur milchigen Schaumwolke verfremdet, welche die Steine umschmiegt. Links unten bildet ein moosbewachsener Stein mit einem wie hingelegt wirkenden, knallgelben Ahornblatt einen markanten Vordergrund und den Blickfang, von dem aus der Betrachter das Bild „stromaufwärts“, den Schnellen entlang ergründet.

Eine Landschaftsaufnahme wie aus dem Lehrbuch, die ein einfaches Naturmotiv sehr bewusst und gekonnt inszeniert:

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