The Photographer’s Ephemeris: Mondfotografie, einfach geplant
Der Vollmond als Teilmotiv ist ein faszinierendes Objekt, aber nicht leicht zu „platzieren“. Das Programm TPE leistet grossartige Hilfe für die Planung von Shootings mit Mond-, aber auch Sonnenauf- und Untergängen. Für iPhone, Win, Linuxund Mac.
Heute ist der Tag. Einer von zwölf pro Jahr, an dem sich der Mond ideal hinter einem spannenden Vordergrund platzieren lässt: Einen Tag vor dem Vollmond nämlich geht er kurz vor Sonnenuntergang auf, und die Lichtverhältnisse erlauben ohne kompliziertes HDR spannende Fotografien.
Wer fokussiert.com schon länger liest, kennt meine Erfahrungen mit dem Mond – und meine vielen Versuche und Anleitungen, die ideale Zeit und die ideale Position für das ultimative Mondbild zu finden. Anfangs habe ich mit Winkelmesser und Karte operiert, jetzt nutze ich das hervorragende kleine Programm TPE – The Photographer’s Ephemeris:
Der Engländer Stephen Trainor hat 2009 dieses grossartige kleine Werkzeug für Landschaftsfotografen geschrieben, das als AIR-Anwendung für Mac, Linux und Windows kostenlos, seit einem knappen Jahr fürs iPhone für ein ein paar Dollar und demnächst für das iPad zu haben ist.
Wozu also dient es? Nun, bisher war es eine ziemlicher Aufwand, eine Mondaufnahme zu planen. Zuerst musste man wissen, wann der ideale Tag ist – meistens ein Tag vor Vollmond, wenn Sonnenuntergang und Mondaufgang ineinander übergehen – aber auch dieses Datum muss man zuerst kennen.
Dann musste man die Himmelsrichtung und den genauen Zeitpunkt des Mondaufgangs ermitteln – dafür gibt’s Tabellen und Berechnugnstools im Internet, aber sie sind nicht sehr bequem zu nutzen.
Und schliesslich musste ein geeignetes Motiv für den Vordergrund gefunden werden, das im besten Fall sehr viel freien Raum links und rechts lässt, damit man beim Shooting durch Verschieben des eigenen Standorts den Mond auch wirklich hinter das Objekt kriegt.
The Photographer’s Ephemeris oder TPE lässt einen all diese Dinge bequem zu Hause am Bildschirm planen – und das mit grafischer Hilfe.
Dazu gibt man einfach in der integrierten Google-Karte den geplanten Standort ein und setzt zugleich einen zweiten Punkt auf das Objekt, das den Vordergrund abgeben soll.
Danach kann man in der rechten Spalte durch den Kalender scrollen und für jeden Tag die Daten von Dämmerungsbeginn, Sonnenauf- und Untergang etc aufrufen.
Die Detailansicht eines Tages aber macht die Geschichte erst spannend: Dann tauchen in der Karte links die Vektoren für Auf- und Untergang der Gestirne, aber auch die Standort der Himmelskörper für jeden beliebigen Zeitpunkt dazwischen auf – und rechts lässt sich der Azimuth, die Höhe über dem Horizont, ablesen.
Mit einfachem Verschieben des Reglers für die Tageszeit lassen sich jetzt der Vektor für die Blickrichtung und der Stand des Mondes aufeinander abstimmen, und schon weiss ich, wann ich am besagten Ort sein muss, respektive wie hoch und wo der Mond zu welchem Zeitpunkt stehen wird.
Zwei Dinge sind dabei zu beachten: The Photographer’s Ephemeris berechnet automatisch die richtige Zeitzone und sogar den Höhenunterschied zwischen Standort und Vordergrundobjekt (einigermassen). Die Zeiten und der Azimuth für den Mondstand beziehen sich auf den geografischen, theoretischen Horizont. Wer in einem tiefen Tal steht, hat andere Bedingungen und muss sie einkalkulieren, oder den Zielpunkt auf den vermutlichen Horizont (den Berggipfel) setzen: TPE zeigt dann sogar den Höhenunterschied in Metern und in Grad an!
Ich habe selber zwar schon Standorte ausschliesslich am PC gesucht und via Google Earth ermittelt, ob man von dort aus wirklich freie Sicht auf den Vordergrund hat – aber empfehlen würde ich das nicht. Besser ist es, einen Standort zu wählen, den man kennt, oder ihn vor dem Shooting kurz zu inspizieren – und mit einem Kompass zu kontrollieren, dass nicht in der Richtung des Mondaufgangs ein Objekt im Weg ist.
Ein paar wenige Grad Abweichung reichen, um ein Bild zu verunmöglichen: Der Bildwinkel eines langen Teleobjektivs beträgt häufig weit deutlich weniger als 10 Grad, da müssen Mond und Vordergrund wirklich auf einer Linie sein. Es ist deswegen auch einfacher, relativ weit entfernte Objekte als Vordergrund zu wählen.
Und damit es nicht zu einfach wird: Die magnetische Kompassabweichung variiert von Ort zu Ort und kann massiv sein. In San Francisco beträgt sie volle 14 Grad. Für die Bickrichtung sollte deswegen ein Kompass mit integrierter Korrektur (Smartphone, GPS) genutzt werden – oder ein Magnetkompass, bei dem man die Korrektur selber berechnet…
Download TPE für Desktop (braucht Adobe AIR), download TPE für iOS
Hier gibt’s eine kleine Anleitung zu TPE, leider auf Englisch:
Hey!
Tolles Tool, einfach zu bedienen, werd es Anfang Dezember mal überprüfen ob es wirklich richtig arbeitet.
Was auf jeden Fall nicht richtig sein kann ist die Südhalbkugel. Dort liegen die Linien für Sunrise und Sunset auf der falschen Seite (Richtung Südpol), Vorzeichenfehler?
LG
Nati
Danke, ich habe das Tool gerade ausprobiert – es ist nicht nur für Mondfotografen äußerst praktisch, sondern auch wenn man in Gegenden fotografiert, in denen man noch nicht war. So bekommt man eine sehr genaue Vorstellung über die dort herrschende Licht- und Schattenverhältnisse.
Super Tipp! Muss ich demnächst mal ausprobieren. Danke für die ausführliche Beschreibung…
Gruess, Markus