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Vexierbild Alte Nationalgalerie: Fast perfekte Symmetrie

Wenn man mit Geometrie spielt, sollte diese auch durchgehalten werden.

Olympus P5 mit Zuiko 17mm 1.8, Blende 3.5, Belichtungzeit 0,4 Sek. Nachbearbeitung in Silver-Effex und Lightroom, Objektivkorrektur mittels Piccure+ - (c) Dirk Hunstein

Olympus P5 mit Zuiko 17mm 1.8, Blende 3.5, Belichtungzeit 0,4 Sek. Nachbearbeitung in Silver-Effex und Lightroom, Objektivkorrektur mittels Piccure+ – (c) Dirk Hunstein

Dirk Hunstein aus Wiesbaden schreibt zu diesem Bild:

Zuerst mal meinen Dank, dass ihr wieder da seid! Es wäre wirklich schade gewesen, wenn fokussiert.com tatsächlich eingeschlafen wäre. Ich habe keine Ahnung, wie viele Bilder euch täglich (?) erreichen – aber vielleicht kann ich mit meiner Einreichung das Bildbesprechungspotenzial (was ein Wort…) erhöhen und so zumindest inhaltlich zum Überleben beitragen.

Zum Foto: Durch die auffällige Beleuchtung der Decke durch Neonröhren, während der Rest des Säulengangs nur vom im Dämmerlicht der diffusen Straßenbeleuchtung und den Reflexionen der Decke beleuchtet wird, fiel mir das Motiv zunächst ins Auge. Location: Berlin, An der Alten Nationalgalerie.

Um ein Ausfressen der Lichter durch die Überstrahlung durch die Neonröhren zu vermeiden, stellte ich die Belichtungskorrektur auf -1,5 LW. Dadurch liegen alle anderen Bildbestandteile im Dunkeln.

Um möglichst viel von der Deckenstruktur aufs Bild zu bringen, konnte ich den Klappmonitor meiner P5 gut nutzen und die Kamera auf einem Mikrostativ auf den Boden stellen. Wegen des eingeschränkten Lichtspektrums der Neonröhren war für mich klar, dass es ein Schwarz-Weiß-Foto werden müsste. Bei der SW-Umwandlung mittels Silver-Effex tauchte plötzlich ein neues Bild auf, das im alten Bild noch versteckt war: Nach kurzer Betrachtungszeit „kippte“ für mich die Decke und wurde zu einem riesigen Kegel, der von irgendwo weit oben in einen hohen, dunklen Raum hineinragt. Ich kann das Foto nun nicht mehr anders betrachten, es erinnert mich irgendwie an die große Kuppel des Foltergefängnisses in Terry Gilliams „Brazil“ (1985). Oder sehe nur ich diesen riesigen Kegel? Vielleicht sehen andere ganz anders? Das wäre eine schöne Frage zum Thema „Was ist Wahrheit?“. Konstruktivistisch würde ich sagen: Das, was ich draus mache.

Daher weiß ich nicht, ob die Kategorie „Architektur“ korrekt ist. Es wird zwar Architektur abgebildet, aber ist es auch ein Architekturfoto?

Leider sind die Säulen nicht wirklich senkrecht – aber mehr war mir mit der Objektivkorrektur im Lightroom nicht möglich, ohne das Bild weiter zu beschneiden.
Vielleicht reizt es dich, Thomas, dieses Foto zu besprechen. Ich würde mich sehr freuen, denn dein kritisches Auge sieht immer wieder Verbesserungspotenzial, das dem Bild-Einreichenden entgangen ist.

(Aufnahmedaten: Olympus P5 mit Zuiko 17mm 1.8, Blende 3.5, Belichtungzeit 0,4 Sek. Nachbearbeitung in Silver-Effex und Lightroom, Objektivkorrektur mittels Piccure+)

Es ist für mich als Kunstfotografin immer wieder ein Genuß, ein Schwarzweißfoto mit superber Tonwertverteilung zu bekommen. Du hast Dir hier die Mühe gemacht, das Bild in dieser Hinsicht bereits VOR der Aufnahme zu überdenken, und man merkt das. Dieser Säulengang hätte mich motivisch auch gereizt – die Strukturen an der Decke, die Textur der Säulen, dazu das Potential für Symmetrie. Weiterlesen

Zufälliger „Film Noir“: Bewußter Fotografieren

Wenn auch ein zufälliger Schnappschuß einen Treffer landen kann, sollte man bewußt fotografische Entscheidungen fällen können, damit das Ergebnis wiederholbar wird. Dazu gehört Komposition.

powerline

Nikon D7100, 20mm, f/11, 1/100s, ISO 100 – (c) Andreas Matti

Leser Andreas Matti hat uns dieses Foto zur Besprechung eingereicht. Er schreibt dazu:

„Das Bild habe ich während einem Spaziergang zu Herbstbeginn auf dem Pfannenstiel aufgenommen (D7100, 20mm, f/11, 1/100s). Eigentlich beiläufig fotografiert, fiel mir zu Hause die Dramatik der Wolken in Kombination mit dem Strommast auf, welche ich mit der S/W-Umwandlung verstärken wollte. Ich bin mir bezüglich der stürzenden Linien des Strommasts jedoch nicht sicher, ob diese nun für das Bild vorteilhaft oder störend sind.“

Vor kurzem habe ich bei fokussiert einen Artikelzweiteiler veröffentlicht, der sich mit Drauflosfotografieren beschäftigte. Genauer gesagt ging es darum, daß sich viele Leute wundern, warum ihre Fotos wie Anfängerschnappschüsse wirken, trotzdem sie ohne nachzudenken auf den Auslöser gedrückt haben. Hier hat das meines Erachtens zufälligerweise funktioniert, aber Du bist Dir der Sache nicht sicher, und hast uns deshalb Dein Bild zur Besprechung eingereicht.

Ich will mich hauptsächlich auf die Komposition und Bildaussage konzentrieren, denen ja Deine Frage galt: Weiterlesen

Leserfoto – „Spielender Hund“: Anfang einer Serie

Serien und Projekte statt lose Bildsammlung

(c) Marcus Leusch

Mainz/Rheinpromenade: Der erste Frühlingstag bei strahlender Sonne und fast schon sommerlichen Temperaturen. Mich zog es am späten Nachmittag weg vom Büroschreibtisch zum Rheinufer. Auf meinem Streifzug hatten es mir die Schattenspiele auf dem Pflaster besonders angetan. Dazu gehört auch diese Zufallsbegegnung, die mich besonders angesprochen hat. Ein Hund tollte mit seiner Beute über die Steinplatten, während ihm eine Mutter und ihr Kind gespannt hinterher blickten. Für mich eine Szene, die ich spontan und in einer gewissen angespannten Hektik einfach festhalten musste …

Aufnahmedaten: Fuji X-E1, 18-55 mm-Objektiv (bei 28 mm ≈ 42mm Kleinbildformat), Belichtungszeit: 1/1500s bei ISO 200 (hatte leider meinen ND-Filter zuhause liegen lassen), Blende: 5, Kontraste angehoben

Du gehst wohl sehr gerne an der Mainzer Rheinpromenade spazieren, denn vor einiger Zeit hast Du schon einmal ein ähnliches Foto eingereicht, das ich zufälligerweise auch besprochen habe. Auch dort der gekippte Horizont („Dutch Angle“), auch dort das Spielen mit geometrischen Formen und Linien in Schwarzweiß.

Hier das andere Foto:

Dame mit Hündchen

Ich habe mich trotz der Ähnlichkeit der Bilder und der Tatsache, daß sie vom selben Fotografen stammen, dazu entschlossen, auch dieses zu besprechen. Denn erstens einmal ist es für mich eine gelungene Aufnahme, und zweitens gibt sie mir die Gelegenheit, projektbezogenes Arbeiten anzusprechen.
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Leserfoto: Landschaftsfoto – Reisterrassen in Linien und Streifen

Symmetrie sollte durchgehalten werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Markus).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand im Mai 2011 auf Bali. Das satte Grün und die grafischen Linien der Reisterrassen sind beeindruckend.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Michael Markus:

Ich habe mir über Dein Foto lange Gedanken gemacht. Nicht so sehr deswegen, weil damit etwas falsch wäre. Ich denke, Du hast die Reisterrassen hier auf eine Weise eingefangen, die sie interessanter machen, als sie von der Entfernung mit Weitwinkel zu zeigen, wie man sie schon ‚zig mal gesehen hat.

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Was hast DU an Fotobänden auf dem Regal?

Fotografen, die jeder einmal gesehen haben sollte!

In Bill Jays Interview mit Magnum Fotograf David Hurn, festgehalten in „On Being a Photographer“ („Fotograf sein“ – besprochen auf fokussiert im November 2010), bringt dieser zum Ausdruck, daß ein Teil dessen, was einen Fotografen als solchen wachsen läßt, die Arbeiten anderer Fotografen sind. Weiterlesen

Leserfoto: See in Schwarzweiß – Linien und Flächen

Bereits totfotografierte Motive können zu neuem Leben erweckt werden, wenn man sie mit anderen Augen sieht – und auch so aufnimmt.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Florian Gampert).

Kommentar des Fotografen:

Ich weiß leider nicht mehr genau, wo in meinem Italien Urlaub ich das Bild gemacht habe.
Der Baum rahmt die Szene meiner Meinung nach schön ein. Ich würde mich über eine Kritik sehr freuen!

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Florian Gampert:

Dein Bild hätte ein langweiliger, nur für Dich interessanter Urlaubsschnappschuß werden können, hättest Du Dir nicht etwas mehr dabei gedacht, und das Motiv auf eine Weise eingefangen, die es jetzt auch für mich sehenswert werden läßt. Auf die Art, wie Du es fotografiert hast, ist es jetzt zwar kein Landschaftsfoto mehr im eigentlichen Sinn – für mich eher ein Kunstfoto – aber die Übergänge sind eben manchmal fließend.

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Edward Steichen: Hollywood-Licht

Edward Steichens Porträts sind bis heute beispielhaft, in Inszenierung und Lichtführung: das Hollywood-Licht.

[textad]Edward Steichen: Martha Graham, 1931

Das Museum Folkwang in Essen zeigt erstmals seine Sammlung der Mode- und Prominentenfotos von Edward Steichen: Gelegenheit für eigene Betrachtungen zu diesem Licht, das uns auch aus den Schwarzweißfilmen Hollywoods leuchtet. Weiterlesen

Kunstfoto: Orpheus & Euridyke

Kunstfotos, die sehr viel Vorbereitung und inhaltliches Engagement verlangen, verdienen erst recht eine perfekte Umsetzung.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Kerstin Koletzki).Kommentar des Fotografen:

Berlin, 2008, junges Mädchen, Akt (aus Serie), analoge Aufnahme, Kleinbild

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Kerstin Koletzki:

Bei Kunstfotos kommt es auf Kreativität, Individualität, und darauf an, wie ein Thema, dem sich die Fotografin gewidmet hat, fotografisch umgesetzt wurde. Das Ziel ist Kunst zu schaffen, etwas, das über das Dargestellte hinaus geht. Profifotografen arbeiten oft in Serie an Themen, mit denen sie sich emotional und auf anderen Ebenen auseinandersetzen. Das ist hier sehr gut gelungen. Es ist ein Foto, das man länger betrachten will als nur einen Augenblick. Allerdings sollten auch Kunstfotos korrekt ausgeleuchtet werden, weil sonst Teile der Bildaussage verloren gehen (hier im wesentlichen Details des Rückens).

Laut Webseite der Fotografin ist das Foto ein Teil einer Serie, die sie „Orpheus & Euridyke“ nennt:

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