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Spiegelbild: Täuschung durch Sehfehler

Vermeintliche „Bildfehler“ ergeben bisweilen spannende Fotografien. Das kann eine Spiegelung ebenso sein wie ein falsch eingesetztes Objektiv.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Erich Werner).

Kommentar des Fotografen:

Durchs Fenster im Luidpoldpavilion in Neustadt a.d. Aisch fotografiert – im Sommer ein Jugendtreff im Winter eingemottet und verschlossen. Leider (oder zufällig) war das Fenstergitter eng und weit weg von der Scheibe und es kam die faszinierende Spiegelung zum Vorschein. Es erscheint so, als wäre man weder drinnen noch draußen. – Keine Montage

Peter Sennhauser meint zum Bild von Erich Werner:

Wir blicken in dieser Farbfotografie von aussen in einen Gartenpavillon, vielleicht aus der Jahrhundertwende. In dem Raum mit Kerzenleuchtern und Schwarz-Weissem Plattenboden stehen zwei Stapel Plastik-Gartenstühle, die hier nicht wirklich hineinpassen; am rechten Bildrand mischt sich der Blick in den raum mit einer Spiegelung der verschneiten Aussenwelt.

Fotografien, sagt unser Hirn, sind Abbilder der Realität – oder dessen, was wir gemeinhin für Realität halten. Dass die Kamera anders sieht als unser Auge, oder vielmehr eben unser Hirn, kann einerseits für Bilder verwandt werden, die wir so noch nicht gesehen haben und nie in der „Realität“ sehen werden:

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Strassenfotografie: Der graue Clown

Farbe in Schwarz-Weiss – geht das? Manchmal ist es reizvoll, eindeutig bunte Motive in den Köpfen der Betrachterinnen zu schaffen.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Gerd L).

Kommentar des Fotografen:

Wien Stephansplatz am letzten des Jahres 2011. Geschossen mit Hasselblad 500cm Sonnar 150mm T-max 100, entwickelt in Rodinal 1:50

Peter Sennhauser meint zum Bild von Gerd L:

Ein Clown sitzt auf einer Bank an einer belebten Fussgänger-Zone, mit auf dem Bauch gefalteten Händen. Hinter der Figur mit Luftballon-Hut sitzen zwei leicht von ihm abgewandte junge asiatische Frauen und essen etwas aus Papptellern. Rings um die Szene strömt das Strassenleben in Schwarz-Weiss und quadratisch, ohne den Unterhaltungskünstler mit irgendwelcher Aufmerksamkeit zu ehren.

Wirklich verblüffend finde ich an dieser Aufnahme, dass sie farbig zu sein scheint, aber eindeutig Schwarz-Weiss ist:

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Schnappschuss-Porträt: Tiefe schafft Nähe

In der Strassenfotografie empfiehlt sich eine offene Blende nicht nur, weil damit ohne grosses Fummeln an der Kamera kurze Belichtungszeiten ermöglicht werden.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Marcel Czechan).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Foto ist in Nawabad, nähe Kunduz entstanden. Das Mädchen hat vorsichtig, ängstlich nachgeschaut was plötzlich vor der „Haustüre“ los war. Das wollte ich festhalten.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Marcel Czechan:

Ein Mädchen in Asiatischer Bekleidung guckt hinter der Ecke eines Lehmhauses hervor. Zu sehen ist vom gesicht eigentlich nur das rechte Auge und ein Teil der Stirn; das Kind scheint verängstigt. Der Hintergrund des Hochkant-Fotos ist eine weitere Lehmwand einer anderen Behausung.

Natürliche Momente und Begegnungen machen die besten Strassenfotos oder Schnappschüsse. Dabei ist die direkte Interaktion der Protagonisten mit der Kamera nicht unbedingt der ideale Ausgangspunkt, aber eine starke Emotion kann ein Bild enorm aufwerten – hier ist es die Mischung aus Furcht, Scheu und Neugier, die das Mädchen im Kopftuch an den Tag legt. Es entsteht sofort ein Austausch, indem wir uns als Betrachter ein wenig schämen für unsere unverfrorene Neugier, die aber durch diejenige des Mädchens sofort relativiert wird:

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HDR: Blick in den Lauf

Mit HDR und selektiver Schärfe lassen sich Dinge in den Vordergrund rücken, die wir nicht so oft „sehen“.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Pascal Steinbusch).

Kommentar des Fotografen:

HDR Aufnahme eines Panzerrohrs, sozusagen ein Porträt eines Panzerrohrs.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Pascal Steinbusch:

Der Lauf einer offenbar ausrangierten Panzerhaubitze ragt uns in diesem grau braunen Farbbild direkt ins Blickfeld. Ihre Mündung mit den Öffnungen zur Streuung des Mündungsfeuers liegt in der Schärfe der Offenblende-Aufnahme, mit HDR ist der Kontrastumfang erhöht wurden, und wir sehen die rostigen Kanten. Der Hintergrund des breitformatigen Bildes wird vom Turm des Gefährts und einem Wald gebildet, die beide in der Unschärfe verschwimmen, während der Himmel zwischen den Bäumen ausbrennt.

HDR, die Technik zur Erhöhung des Kontrastumfangs von Fotografien, wird meist mit grossen Blickwinkeln und Übersichtsaufnahmen bei geschlossener Blende angewandt:

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Naturfotografie: Sehtraining im Freien

Auf der Suche nach dem grossen Überblick übersehen wir oft die Details, die ein eigenes Bild ergeben.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Stephan Mentzner).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild eines Calla-Blattes ist an einem wettermäßig wechselhaften Tag enstanden. Zum Aufnahmezeitpunkt herrschte eine geschlossene Wolkendecke und ich musste die ISO auf 400 hochdrehen, so dass ich bei Blende 3,5 und einer Belichtungszeit von 1/160 mit meinem 100mm F2,8 Makro, Reihenaufnahme, eine nahezu verwackelungsfreihe Aufnahme (ohne Stativ – das war anderweitig unterwegs…) hin bekam. Ich war mit Freunden unterwegs und stand zeitlich ein wenig unter Druck, deshalb freute es mich bei der Nachbearbeitung besonders, ein für mich doch sehr (grafisch) ansprechendes Bild abgelichtet zu haben. Mit mehr Zeit hätte man noch etwas am Schärfeverlauf/Bildausschnitt arbeiten können, mit der Farbgebung bin ich soweit zufrieden.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Stephan Mentzner:

Ein rot-lila Pflanzenblatt biegt sich in dieser Farbfotografie in leichtem Schwung von links oben nach rechts unten. Die Adern bilden klare Linien, welche die Aufnahme in vier Sektoren trennen; ausserdem sorgt der Lichteinfall dafür, dass jeder Teil des Blattes eine leicht andere Tönung hat. Im Zentrum der Aufnahme aber stehen Wassertropfen, die auf der Oberfläche perlen, und die mit minimaler Schärfentiefe so erfasst wurden, dass von links oben nach rechts unten ein Band von scharf abgebildeten Tropfen entsteht.

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Kinderporträt: Das grosse Staunen

An Menschen faszinieren uns die Augen – und wenn sie glänzen und leuchten, ist ein gutes Bild schon fast passiert.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dominik Knoll).

Kommentar des Fotografen:

Hallo, ich bin 18 Jahre und noch am Anfang meiner Fotokarriere. Dieses Bild nahm ich auf meinem letzten Urlaub in Mittelamerika auf. Es zeigt meinen einjährigen Gastbruder bei dessen Familie ich 2 Wochen leben durfte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dominik Knoll:

Ein kleiner indigener Junge blickt in diesem recht spärlich erleuchteten Bild direkt in die Kamera. Die rechte Schulter leicht vorgeschoben, den Mund halb geöffnet, staunt das Kind dem Fotografen entgegen. in den übergrossen Augen sind ebenso grosse Lichtreflexe in waagerechter Form sichtbar, die von einer natürlichen Quelle – beispielsweise einem Fenster hinter dem Fotografen – herrühren zu scheinen.

Es ist eine Binsenwahrheit:

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Blumenwiese: Spannung zur Farbe

Bunte Blumenwiesen sind ein schöner Anblick, aber nicht automatisch ein gutes Foto. Die richtige Inszenierung macht’s.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© stefan christmann).

Kommentar des Fotografen:

eine wunderschöne wildblumenwiese. hier habe ich versucht, durch schärfe-unschärfe auf das eigentliche objekt zu leiten.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Stefan Christmann:

Eine bunte Wildblumenwiese wurde in diesem Farbbild mit einem Tele ungefähr auf Höhe der Blüten horizontal fotografiert. knallige Farben verlaufen vom unschärfen Vorder- bis in den Hintergrund, daszwischen liegt der Fokusbereich mit einigen zentral platzierten Blumen.

Blumenwiesen, unendliche Flächen bunter Farbkleckse, wunderschöne Einzelblüten oder einfach unfassbar tiefe Farben – die wenigsten Fotografen können einen Bogen um sie herum machen. Und die wenigsten finden ein Weg, die Pracht so zu fotografieren, dass auch ein spannendes Bild entsteht.

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Blumenfotografie: Die volle Tiefe nutzen

Es lohnt sich bei Blumenfotografie, auf die Knie oder sogar auf den Bauch zu gehen, um eine andere Perspektive zu erreichen. Bei Freistellungen muss der Schärfentiefe viel Beachtung geschenkt werden.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Egbert Reinhold).

Kommentar des Fotografen:

Auf dem Bauch liegend diese kleine Blume fotografiert.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Egbert Reinhold:

Eine rote Blüte mit vier Blättern und knallgelben Stempeln im Gegenlicht ist in diesem Farbfoto vor dunklem Hintergrund zu sehen. Die Stempel der Blume liegen im Fokus, die vorderen und vor allem die hinteren Blütenblätterteile befinden sich bereits im Unschärfebereich. Auf den glänzenden Wölbungen der gebogenen Blätter glänzt die Sonne und brennt die Stellen weiss aus.

Blumen anders als von oben zu fotografieren ist das erste Gebot, um zu besseren Blumenfotografien zu kommen:

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Blumenbild: Freistellung und Redundanz

Wildblumen, die in grösserer Menge wachsen und dadurch prächtige Blumenteppiche bilden, lassen sich mit selektiver Schärfe besonders gut inszenieren.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Florian Birkle).

Kommentar des Fotografen:

Auf diesem Bild sind Flocks zu erkennen. Um das Bild interessanter ausehen zu lassen, habe ich mit selektiver Schärfe gespielt. Beim Fotografieren habe ich versucht, die Blume möglichst prachtvoll und schön darzustellen.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Florian Birkle:

Eine Lila Blüte steht in diesem fast quadratischen Bild aus einem im Hintergrund in der Unschärfe aufgehenden Teppich der gleichen Pflanzensorte heraus.

Du hast dieses Bild in der Kategorie Naturfotografie eingereicht, die wir in unserer Definition als Fotos von Pflanzen und Tieren in freier Wildbahn definiert haben.

Ich habe in einem kürzlichen Workshop in Nordkalifornien realisiert, dass sich das Genre bis zu einem gewissen Grad mit der Landschaftsfotografie überschneidet. Prächige Blumenteppiche in freier Wildbahn lassen sich nämlich am besten in einer für die Landschaftsfotografie eher untypischen Art fotografieren:

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Sportfoto: Geschwindigkeit in Bildern zeigen

Die Fotografie friert die Zeit ein. Aber wie sie das genau tut, entscheidet der Mensch am Auslöser. Und er entscheidet damit über die Wirkung von Bewegung und Stillstand.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Patrick Kittel).

Kommentar des Fotografen:

Aufgenommen beim Slalom Ski Weltcup. Kurze Verschlusszeit, um eine hohe Schärfe zu erhalten, und eine große Blende, um den Hintergrund verschwimmen zu lassen.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Patrick Kittel:

Es gehört zu Wesen der Fotografie, dass sie die Zeit anhält. Anders als unsere Augen, die eher wie eine Videokamera funktionieren, schneidet die Fotografie eine „Zeitscheibe“ aus. Wie wir das machen entscheidet darüber, ob die Geschwindigkeit im Bild angedeutet wird. Die von Patrick Kittel gewählte Methode kann die hohe Geschwindigkeit des Skifahrers aber nur teilweise verdeutlichen.

Als Fotografen sind wir nicht in der Lage, den dreidimensionalen Effekt einer schnellen Bewegung genauso wiederzugeben, wie wir es selbst sehen und erleben. Um Geschwindigkeit in Bildern zu zeigen benötigen wir „Symbole“: Weiterlesen