Antje Hanebeck/Lucas Buschfeld: Abstrakte Architektur

Abstraktionen von Architektur, von Stadtbildern zeigen uns Antje Hanebeck und Lucas Buschfeld: einmal poetisch, das andere Mal sachlich und karg.

[textad]Lucas Buschfeld: Ohne Titel 2005, Lithprintrepro auf Baryt

Weil sich ihre reduzierten Schwarzweißbilder ähnlich scheinen, sind die beiden Fotografen aktuell zusammen in einer Ausstellung in Köln zu sehen.

Die Bilder von Antje Hanebeck wie von Lucas Busch sind reduziert bis auf die Linien und Flächen. Dort, wo vielleicht auf dem Negativ noch Materielles sichtbar wäre, wird das durch verfremdende Bearbeitungs- und Drucktechniken vollends ausgetrieben. Ergebnis sind diese abstrakten, schwarzweißen Fotoarbeiten, die das Wesentliche der fotografierten Wirklichkeit allein noch übrig lassen. Oder das, was die beiden Fotografen als wesentlich und essentiell gesehen haben.

Antje Hanebeck: Projekt Wolfsburg, Flur 6-89/34, (Phaeno Science Center - Zaha Hadid), 2005/06, Pigment Print

Antje Hanebeck fokussiert ihr Augenmerk bevorzugt auf die gebaute Umwelt: das Konstruktive, den urbanen Lebensraum, den modernen Stadtkörper. Aus- und Durchblicke auf charakteristische Details und einzelne markante Formelemente stehen gleichberechtigt neben Weitsichten auf größere Ansichten. So sehen wir Straßenfluchten ohne wirkliche Aussicht; Ausblicke auf ineinander getürmte Gerüste, Träger, im Prozess der Fertigung befindliche Rohelemente oder monumentale Gebäudekomplexe und Konstruktionen, die sich verzahnen, auslaufen, ins Leere führen.

Antje Hanebeck: Tokio II, 2008, Pigment Print

Die von Antje Hanebeck eingesetzte Low-Key-Lichtführung lässt die leer stehenden Architekturkörper zum Teil wie Filmkulissen alter Schwarzweiß-Filme auftreten. Der Mensch, so er denn auftaucht, wirkt mitunter vereinzelt oder beiläufig inszeniert im ungeplanten Gewimmel. Mit ihrer fototechnischen Verfremdung legt Hanebeck einen weiteren Schleier über ihre Bilder, der sie vollends traumhaft erscheinen lässt. Die Vision der Fotografin überlagert die urpsprüngliche Wirklichkeit.

Lucas Buschfeld: Ohne Titel 2008, Lithprintrepro auf Baryt

Lucas Buschfelds Arbeiten scheinen den Werken Hanebecks nahe zu sein. Es unterscheidet sie aber die an Härte grenzender Kargheit. Das Rätselhaft-Verschlüsselte ergibt sich bei Lucas Buschfeld aus Isolierung, Reduktion und Leere statt aus Komplexität und Verschleierung. Er setzt die Schlagkraft des Telegramms gegen die ausführlichere Erzählung. Fragmente unserer Lebenswirklichkeit bekommen in dieser Reduzierung eine surreale Intensität. Lucas Buschfeld benutzt ein lithografisches Druckverfahren, das die die feinen Töne und Hell und Dunkel betont. Bei der Fotolithografie wird eine fotografische Vorlage (Negativ oder Positiv) auf den Litho-Stein übertragen und dann gedruckt.

Über die beiden Fotografen der jüngeren Generation finden wir nicht sehr viele weitere Informationen. Sie scheinen so zugeknöpft zu sein wie ihre Arbeiten sich zeigen. Auf Antje Hanebecks Website gibt’s nur einen E-Mail-Kontakt. Mehr von ihren Bildern zeigt der Band [amazon 390175699X]“Sonic“[/amazon], erschienen im Verlag Fotohof.
Auf Lucas Buschfelds Website sind immerhin einige seiner Projekte zu sehen.

Antje Hanebeck – Lucas Buschfeld
Bis 5. Dezember
Forum für Fotografie Köln, Schönhauserstraße 8, D-50 968 Köln
+49 (0)221-340 18 30, mail@forum-fotografie.info
Geöffnet Mittwoch bis Freitag 14 – 18 Uhr, Samstag 12 – 18 Uhr, Sonntag 12 – 16 Uhr

2 Kommentare
  1. osti
    osti sagte:

    In mir erweckt durch diese Fotos die Dadalistische Aussage, der ich mich bisher immer angeschlossen habe: Surrealismus steht über dem Realismus steht“ erstmalig ein Widerspruch. Denn in den Fotos verknüpft sich für mich beides.

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