Leserfoto – „Mit der Tram zum Taksim-Platz“: Bild im Bild

Mit einfachen Mitteln kann aus einem Urlaubsschnappschuß etwas für andere Interessantes werden.

(c) Bernd Plumhof

Aufgenommen in der Fußgängerzone Istanbuls. Ein Erlebnis, mit dieser vollbesetzten Straßenbahn durch das Menschengewirr zu fahren. Keiner scheint die Bahn zu beachten, weicht erst in „letzter Sekunde“ zur Seite. Höchste Konzentration bei Fahrer und Passagieren. Ich habe mich noch nach vorne drücken können, um einen Kamera-Blick auf die Straße zu haben. Die vor mir stehenden Köpfe waren ein dankbarer Vordergrund.
Leica Digilux2 mit Festzoom. Brennweite 14 mm (KB); 1/200 sec.; Blende 4,8; ISO 100.
Das Bild habe ich vertikal und horizontal ausgerichtet und so beschnitten, dass der schwarze „Rahmen“ die Abgeschlossenheit innen verstärkt. Schwarz-Weiß scheint mir diese Straßenszene besser zum Ausdruck zu bringen.

Mein Mann ist in Istanbul geboren und aufgewachsen, und wir waren daher schon etliche Male dort. Eine dieser Städte, die Du nie wirklich vollkommen erkunden kannst, die Dich aber auch nie mehr losläßt. Istiklal Caddesi und die Straßenbahn sind mir gut vertraut; wir sind die Straße schon öfter hoch und runter gelaufen, als mir lieb ist. Meistens wird die historische Straßenbahn von außen her dargestellt, wie sie die Straße herunterkommt.

Du hast uns einen Schnappschuß geschickt, der aus der Straßenbahn heraus nach vorne weg aufgenommen wurde, als diese gerade auf der Überholschleife fährt. Zu sehen ist die äußerst belebte Straße durch drei Fenster hindurch, über die Köpfe von drei Mitfahrenden hinweg. Weiterlesen

Leserfoto – Brooklyn Bridge bei Nacht: Vor- und Nachbereitung in herausfordernden Belichtungssituationen

Nachtfotografie bedarf spezieller Überlegungen und Übung, die aber mit Geduld gemeistert werden können.

(c) Borg Enders
Dies ist eine Aufnahme der Brooklyn Bridge bei Nacht. Die Herausforderung hier war einerseits ein scharfes Bild zu bekommen, obwohl die Brücke durch die große Anzahl von Autos ständig leicht vibrierte. Auf der anderen Seite eine Balanz zu finden zwischen ausreichend belichteten Hintergrund (Skyline) und den Scheinwerfern der Autos.

Es freut mich immer, wenn ich auf fokussiert Fotos zu sehen bekomme, bei denen jemand klar versucht hat, ein totfotografiertes Motiv in noch nicht gesehener Weise darzustellen. Deine Einreichung der Brooklyn Bridge ist so ein Beispiel, und es ist auch der Grund, der mich zur Auswahl bewogen hat.

Du hast die Brücke bei Nacht aufgenommen, und zwar so, daß der durch die Brückenaufhängung/Seile gebildete Fluchtpunkt extrem aus dem Goldenen Schnitt heraus verschoben ist. Für mich funktioniert dieser Regelbruch hier, weil die Linien, die parallel etc. durchs Bild laufen, so regelmäßig sind, daß ein „perfekt“ komponiertes Foto langweilig geworden wäre. Weiterlesen

Leserfoto – „Das steinerne Böse“: Farbe und Kontrast

Wann und wie sollte man nachbearbeiten?

(c) Moritz Griebl
Dieses Foto ist auf einer Reise durch Albanien im Jahr 2013 entstanden. Mitten in der Hauptstadt Tirana leiß sich der ehemalige Diktator Enver Hoxa eine Art Pyramide bauen, um sich dort ein Denkmal zu setzen. Nach dem zusammenbruch des Ostblocks eroberte sich das Volk diesen Ort zurück und es wurden Technopartys in der Pyramide gefeiert. Jetzt steht es wei eine Art Mahnmal in der Stadt und erinnert an die Schreckensherrschaft. Etwas ähnliches wollte ich auch mit diesem Bild ausdrücken, bei dem einem dieses grausige Gesicht aus Stein direkt anblickt.

Vor ein paar Jahren sind mein Sohn und ich durch Berlin gelaufen, und haben fast nichts anderes als Graffiti fotografiert. Für viele Hauseigentümer dort ist es Verschandelung ihres Eigentums, für andere Ausdruck der Volksseele – und für den Fotografen ein willkommenes Sujet fast überall in den Großstädten der Welt. Da mir visuell der Bezug zu Tirana fehlt, werde ich das Bild aufgrund dessen beurteilen, was sich mir zeigt.
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Leserfoto – „Spielender Hund“: Anfang einer Serie

Serien und Projekte statt lose Bildsammlung

(c) Marcus Leusch

Mainz/Rheinpromenade: Der erste Frühlingstag bei strahlender Sonne und fast schon sommerlichen Temperaturen. Mich zog es am späten Nachmittag weg vom Büroschreibtisch zum Rheinufer. Auf meinem Streifzug hatten es mir die Schattenspiele auf dem Pflaster besonders angetan. Dazu gehört auch diese Zufallsbegegnung, die mich besonders angesprochen hat. Ein Hund tollte mit seiner Beute über die Steinplatten, während ihm eine Mutter und ihr Kind gespannt hinterher blickten. Für mich eine Szene, die ich spontan und in einer gewissen angespannten Hektik einfach festhalten musste …

Aufnahmedaten: Fuji X-E1, 18-55 mm-Objektiv (bei 28 mm ≈ 42mm Kleinbildformat), Belichtungszeit: 1/1500s bei ISO 200 (hatte leider meinen ND-Filter zuhause liegen lassen), Blende: 5, Kontraste angehoben

Du gehst wohl sehr gerne an der Mainzer Rheinpromenade spazieren, denn vor einiger Zeit hast Du schon einmal ein ähnliches Foto eingereicht, das ich zufälligerweise auch besprochen habe. Auch dort der gekippte Horizont („Dutch Angle“), auch dort das Spielen mit geometrischen Formen und Linien in Schwarzweiß.

Hier das andere Foto:

Dame mit Hündchen

Ich habe mich trotz der Ähnlichkeit der Bilder und der Tatsache, daß sie vom selben Fotografen stammen, dazu entschlossen, auch dieses zu besprechen. Denn erstens einmal ist es für mich eine gelungene Aufnahme, und zweitens gibt sie mir die Gelegenheit, projektbezogenes Arbeiten anzusprechen.
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Leserfoto – Winterfarbenzauber: Der letzte Touch ist wichtig

HDR oder „high dynamic range“ sind eine Herausforderung an Fotografen, von der Aufnahmereihe bis zum fertigen Produkt.

(c) Dennis Werkes

Das Foto habe ich in Düsseldorf von meinem Arbeitsplatz aus aufgenommen und zeigt den Rheinturm. Es ist eine HDR Aufnahme aus 3 Einzelbelichtungen, die ich während des Sonnenaufgangs gemacht habe. Interessant finde ich den sanften Farbverlauf und die Tatsache, dass der Sonnenaufgang entgegen der Vermutung, die das Bild entstehen lässt, auf der gegenüberliegenden Seite des Bildausschnitts stattfindet – meinem Rücken zugewendet sozusagen. Unabhängig der vielen sehr unterschiedlichen Diskussionen über HDR Aufnahmen gefallen mir diese einfach ganz besonders und übe mich daher mehr und mehr darin diese Methode angemessen einzusetzen. Mit dieser Aufnahme fühle ich mich auf dem Weg dorthin einen Schritt näher gekommen und bin nun interessiert an Meinungen anderer. Die Fotografie betreibe ich übrigens als Hobby zum kreativen, rein gefühlsgesteuerten Ausgleich entgegen dem Alltags- und Berufsleben.

 

HDR oder „high dynamic range“ sind eine Herausforderung an Fotografen, von der Aufnahmereihe bis zum fertigen Produkt. Sie funktionieren, so wie hier, am besten mit statischen Objekten, denn die Bewegungen im Bild schlagen sich sonst als Schlieren und andere Artefakte nieder. Gut gemachte HDR geben eine „Überwirklichkeit“ wieder, denn da sich die Tonwerte im mittleren Bereich ansiedeln und keine extremen Dunkel- oder Hellwerte vorhanden sind, hätte das Foto so normalerweise nicht entstehen können. Wenn sie gut gemacht sind, haben sie für mich einen gewissen visuellen Reiz.

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Leserfoto – „Traumschlösser“: Verdichtung der Komposition durch Beschnitt

Manchmal genügt ein einfacher Beschnitt des Bildes, um eine Komposition zu verdichten.

(c) Renate Husmann

Liebes Fokussiert-Team,

seit wenigen Jahren knipse ich, seit letztem Jahr versuche ich systematisch zu lernen. Besonders schwierig finde ich Bilder von unterwegs, schon weil ich nicht alleine bin und mich mit Passanten und Mitreisenden („Kommst Du?“) arrangieren muß. Da bleibt nicht viel Ruhe, mit einem Motiv umzugehen.

Besonders gerne fotografiere ich verschiedenste Türen, Durchgänge und Durchblicke, hier durch ein Brückengeländer im Maschsee-Park in Hannover bei einem Spaziergang gestern. Bei Themen wie diesen fällt mir die Komposition schwer, meistens gefällt mir das Ergebnis zu Hause nicht. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten und zu viel zu berücksichtigen. Vom Experten hätte ich gerne einige Hinweise, die mir helfen ein so ein Bild zusammenzubauen und mich auf einige wenige Aspektes des Motivs und der Technik (Kameraeinstellungen) zu konzentrieren.

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Leserfoto – Mönch: Gewagter Beschnitt?

Wenn man lange an einem Foto herumzudoktern versucht ist, kann man davon ausgehen, daß mit dieser Aufnahme etwas nicht „stimmt“.

(c) Tilman Jochems

Aufgenommen auf dem Weihnachtsmarkt in Collioure / Frankreich am 07/12/2013. Es ist kein Mönch; aber dieser Mann passte für mich gut ins Bild, die dazugehörige Tochter habe ich weg retuschiert. Ich bin mir nicht sicher über die Komposition und habe lange überlegt, den rechten Teil zu beschneiden. Auf der anderen Seite, trägt der Donjon aber auch zu dem mittelalterlichen Eindruck bei. Würde mich interessieren, was Ihr darüber denkt.

Wenn man lange an einem Foto herumzudoktern versucht ist, kann man davon ausgehen, daß mit dieser Aufnahme etwas nicht „stimmt“. Man kann auch selbst derjenige sein, mit dem etwas nicht stimmt – manche Leute haben die Angewohnheit, Dinge zu zerdenken. Dann hilft es, einen Schritt zurück zu machen oder jemand anderen zu fragen. Das hast Du hier getan.

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Leserfoto – „Schach in der Öffentlichkeit“ – Kameraeinstellungen und Standpunkt

Dieses Bild könnte man auch mit „Charakterstudie in Schwarzweiß“ betiteln.

(c) Olaf Veit

öffentliches schachspiel in bern. ich habe den fokus auf die zuschauer gerichtet, diese kommen nach meiner beobachtung aus allen sozialen schichten. es herrscht eine friedliche stimmung, aber jeder beobachter macht für sich den nächsten eigenen zug. kommt dies in meinem foto auch so zur geltung.
vielen dank für eine rückantwort.
olaf

Du hast hier eine Gruppe vollkommen unterschiedlicher Männer eingefangen, die auf einem öffentlichen Platz Schach spielt. Die Figuren, wie auf solch öffentlichen Schachbrettern üblich, sind überdimensional groß, und es spielen oft mehrere Leute. Ich kann mich von meiner Heimatstadt her auch an solche Szenen erinnern, und auch dort fanden sich Menschen unterschiedlichster Herkunft zu einem Ad-Hoc-Spiel zusammen.

Was mir an Deinem Foto gut gefällt, ist genau die Vielfalt der Männer und ihrer Gesichtsausdrücke, die abgebildet sind. Alle sind im Spiel vereint, scheinen aber nur so halb bei der Sache zu sein. Du hast die Aufnahme in Schwarzweiß umgewandelt, was den Street- bzw. Dokumentarcharakter unterstreicht.

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