Cy Twombly: Malerei, Fotografie?
„Gemalte“ Fotografien oder „fotografierte“ Malerei? Cy Twomblys Fotos müssen wir zusammen mit seiner Malerei sehen, mit den Zeichnungen und der Plastik.
Beim Amerikaner Cy Twombly steht die Fotografie in einem eigenen Zweig neben den anderen künstlerischen Feldern. Wir können seine Fotos nun erstmals in Deutschland sehen – aktuell in München.
Cy Twombly zeichnet auf seine Leinwände, er verwendet Ölfarbe auf Papier, er bemalt die weißen Gipsskulpturen, und mit seinen Fotos bezieht er sich auf sein bildnerisches Werk und auf seine Lebens- und Erfahrungswelt. Nach Twombly verkörpern sich in diesem Spektrum die verschiedenen Bewusstseinszustände seines Schaffens.
Neben Blumenstillleben und Landschaften sind es vor allem Atelieraufnahmen, die zeigen, welches Licht und welche Atmosphäre der Künstler in diesem Medium bevorzugt, so erfahren wir vom Museum Brandhorst, wo die Fotografien zu sehen sind. Auffällig ist die Unschärfe aller Aufnahmen, die nicht zufällig an die Piktorialisten des späten 19., frühen 20. Jahrhunderts erinnert. Etliche Darstellungen sind darüber hinaus bewusst überbelichtet, so dass sich das Dargestellte auflöst. Gelegentlich verwendetes Blitzlicht überstrahlt die Objekte und bleicht sie aus.
Alle diese Momente weichen die Konturen des Abgebildeten auf, verflüssigen Stoffe und Formen, lassen Licht und Schatten ineinander verschwimmen oder nehmen den Farben ihren Glanz oder steigern ihre Kraft.
Den Arbeiten liegt ein strenges Konzept zugrunde. Es erscheint beinahe konstruktivistisch in den Stillleben und Atelieraufnahmen oder lässt sich bei den Blumen und Bäumen als spielerische Aneignung von Informel und Monochromie verstehen.
Cy Twombly denkt im Medium der Fotografie über das nach, was ihn auch in seinem malerischen Werk beschäftigt.
Die so genannte Realität löst sich jeweils in eine Fülle von Zuständen auf. In allen Medien – ob Malerei, Zeichnung, Skulptur oder Fotografie – bietet Twombly dem Betrachter keine Botschaften, die sich formal, stilgeschichtlich oder ikonographisch bündig bestimmen und analytisch definieren ließen. Sein Werk ist als Aufforderung zu begreifen, sich als Betrachter selbst ein Sinnliches und Sinnhaftes zu bilden.
Cy Twombly, Jahrgang 1928, zählt in der Kunst zu den wichtigsten Vertretern des amerikanischen Abstrakten Expressionismus – zusammen mit Jackson Pollock zum Beispiel oder Willem de Kooning.
Wir finden mehr Infos, Bilder von Zeichnungen, Malerei und Plastiken auf Cy Twomblys Website. Zur Ausstellung im Münchner Museum Brandhorst ist ein Bildband erschienen: [amazon 9783829605373]Photographs III 1951-2010[/amazon], Schirmer/Mosel-Verlag 2011, München. Im Museumsshop gibt’s den Band broschiert für 38 Euro statt 58 Euro im Buchhandel.
Vom 17. Juli bis 30. Oktober wird die Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst in Siegen gezeigt.
Cy Twombly – Photographien 1951 – 2010
Bis 10. Juli
Museum Brandhorst, Kunstareal München, Theresienstraße 35 a, D-80333 München
+49 (0)89 23805-2286, keine E-Mail: Kontaktformular auf der Website
Geöffnet täglich außer Montag 10 – 18, donnerstags bis 20 Uhr. Pfingstmontag geöffnet.
Cy Twombly
Wikipedia zu Cy Twombly
Museum Brandhorst München
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