Gegenlicht-Portrait: Fokus auf Persönlichkeit

Die sorgfältige technische Vorbereitung ist ein Weg zur guten Fotografie. Daneben dürfen aber die Einflussmöglichkeiten in der Komposition. in der Bildgestaltung und die Vorbereitung des Bildkonzepts nicht zu kurz kommen.

Gegenlichtporträt einer jungen Frau

Bianca, Gegenlichtporträt, Sony SLT-A99V, 1/250s bei Blende 3.5 mit 200mm Brennweite und ISO 100, © Christian Kurz

Christian Kurz aus Koblach schreibt zu diesem Bild: Das Bild ist bei einem Shooting mit meiner Tochter im September 2016 in den Bergen in Tirol entstanden.
Wir wollten die Sonnenaufgangsstimmung für ein Shooting nutzen. Bei den Aufnahmen habe ich mit Aufsteckblitz gearbeitet. Den Blitz habe ich auf Manuell gestellt und leicht dazu geblitzt. Die Location habe ich am Vortag erkundet und geschaut wann die Sonne aufgeht um die richtige Lichtstimmung zu bekommen.
Was mich selbst am Bild stört ist das ich den Bildauschnitt zu knapp gewählt habe. Oben hätte ich mir mehr Platz gewünscht.

Die perfekte Fotografie verlangt der Fotografin vieles ab: Dutzende von Details sind zu beachten, eine gute Vorbereitung hilft, Fehler zu vermeiden.  Trotzdem sind die grundlegendsten Fakten immer auch die, welche entscheiden, ob es ein gutes oder fast ein gutes Bild ergibt.

Wir sehen eine junge Frau in dieser Farbfotografie, die offensichtlich auf einer Wanderung in einem Berggebiet in einer Heide auf einem Felsbrocken oder einem kleinen Hügel auf den Fersen hockt. Sie ist seitlich der Kamera zugewandt und hat den Blick nach links unten in die rechte Bildecke gesenkt, wir sehen nicht, warum oder was sie dort anschaut.

Auffällig ist die deutliche Gegenlichtsituation mit einer tief stehenden Sonne hinter der jungen Frau, die einzelne Grashalme in der Heide im Schärfenbereich des Offenblende und dicht dahinter regelrecht aufleuchten lässt; auch das brunette Haar des Modells erhält durch das Gegenlicht einen starken Halo-Effekt bis zum Ausbrennen, was allerdings hier nicht schadet.

[premiumkritik]

Du hast ganz offensichtlich Deine Hausaufgaben gemacht: [amazonna 3038761060]Location-Scouting[/amazonna] inklusive. Du wusstest wann Du fotografieren wolltest. Du hast den Zeitpunkt des richtigen Lichts nicht dem Zufall überlassen. Und  hast die entsprechende Technik richtig eingesetzt: Gegenlicht mit leichtem Aufhellblitz direkt von der Kamera.

Und trotzdem hast Du nicht das Bild erhalten, das Du haben wolltest. (Das auch, wie ich meine, nicht nur, weil der Bildausschnitt zu eng gewählt ist – was allerdings der zweite Eindruck gleich nach dem ersten, der noch Wow-Potential hat, ist. Im dritten Moment schaue ich mir die Junge Dame und ihren Ausdruck genau an und werde sehr alleingelassen mit ihrem Blick. Überhaupt hört die ganze Pose plötzlich auf, irgendeinen Sinn zu ergeben: So hockt sich niemand auf einer Wanderung hin. Ausserdem scheint sie irgendwas links von sich zu beobachten, aber das kann nicht der Grashalm hinter ihr sein, und etwas anderes ist ind er Blickrichtung nicht zu sehen.)

Ich halte das für den typischen Fehler der modernen Fotografie:  Wir alle haben inzwischen ein Mass an Technik zur Verfügung, das uns immer wieder in Erinnerung ruft, dass das Bild eben doch aus anderem als der richtigen Zeit und der richtigen Blende besteht. Und dann konzentrieren wir uns auf Location, auf Lichtstimmung, auf Abstand und Hintergrund – und überkompensieren damit den Technik-Überfluss, allerdings genau in die falsche Richtung.

Das, was wirklich sitzen muss im Bild, ist das Motiv. Die ersten Fragen, die Du Dir stellen müsstest, sind: Wer ist meine Tochter, wie will ich sie im Bild zeigen? Welchen Ausdruck, welche Persönlichkeit soll die Fotografie transportieren? Hier ist es der einer hübschen jungen Frau in eher städtischem Stil (das sind nicht die Jeans, die man auf einer Wanderung ind er Natur anhat), mit dem obligaten Smartphone nicht in der Hand, aber in der Gesässtasche, die ein bisschen ratlos in der lieblichen Natur hockt (und leicht staunend das Wasserzeichen studiert…).

Deiner Website entnehme ich, dass Du [amazon  3864902746]Hochzeiten fotografierst:[/amazon] Das ist ein Genre, in dem es selten zweite Chancen gibt, in dem vom Fotografen oder der Fotografin wenig gestellt werden kann. Vielleicht hast Du dich deshalb hier für einmal auf die perfekte Vorbereitung und die Location konzentriert – und während des Shootings auch noch vergessen, verschiedene Kompositionen auszuprobieren, so dass jedenfalls ein Bild mit Bianca in einem grösseren Rahmen das gewünschte Cropping ermöglicht hätte.

Ich bin überzeugt, wenn Du einen Drittel der Zeit und Energie, die Du in die Vorbereitung gesteckt hast, in die Vorstellung (oder sogar eine Diskussion mit der Tochter darüber) investiert hättest, wie Bianca in dem Bild als Person rüberkommen soll, es wäre statt eines technisch gelungenen ein richtig gutes Foto geworden.

 

72 Kommentare
  1. Tim
    Tim sagte:

    Ich habe aus Interesse reingelesen und bereue es nicht. Das Thema ­­Gegenlicht-Porträt: Fokus auf Persönlichkeit ist sehr interessant und deswegen bedanke ich mich für diesen aufschlussreichen Artikel. Die genannten Tipps sind wirklich wertvoll. Dank dieses tollen Artikels habe ich neues Know-how erworben.

    Antworten
  2. Stephan
    Stephan sagte:

    Hallo zusammen,

    ich bin einer der passiven Leser – meisten. Ich melde mich nur dann zu Wort, wenn ich der Meinung bin etwas sinnvolles, bisher nicht gesagtes zum Thema beitragen zu können. Oder wenn mich etwas so ärgert, dass ich meine übliche Zurückhaltung vergesse.

    Vielleicht sollte man für die Kommentare bei den Kritiken Regeln einführen. Ich schätze jederzeit ein heftiges Streitgespräch – persönlich über nem Bier. Es gibt Themen hier bei fokussiert, die eher für längere Grundsatzdiskussionen geeignet sind (z.B. der Artikel über Fotos lesen oder ob und wann Bilder gelungen sind). Bei den Bildkritiken ist das eher kontraproduktiv. Ich selbst habe meinen Kommentar zum Foto von Christian nicht mehr abgeschickt, weil mir die Diskussion ab einem gewissen Punkt nur noch auf den Keks ging.

    Dierk, Frank und Richard, was reitet euch Foto-Piraten, dass ihr die Bildkritik per Kommentarfunktion kapert um eure eigenen Fotos zu posten, euch gegenseitig eurer Fotofachwissen um die Ohren zu schlagen und eure Philosophien kund zu tun???
    Ritter, Mönche und Fischer haben mit dem besprochenen Bild überhaupt nichts zu tun! Hättet ihr Fotos von Frauen auf der Wiese gepostet, hätte das noch was zum Thema beigetragen.

    Mein Vorschlag: Bei bei den Fotobesprechungen nur noch Kommentare zum Thema zulassen.

    Antworten
    • Richard
      Richard sagte:

      Ich möchte nur auf Kleinigkeit aufmerksam machen. Also der Titel über diesem Bild oben lautet: „Fokus auf Persönlichkeit“.

      Eigentlich war die ganze Diskussion zu diesem Thema. Erstens, ob dieses Bild (oben) die Persönlichkeit zeigt oder transportiert und weiter ob ein Portrait überhaupt die Persönlichkeit zeigen kann. Ich verstehe nicht, wo Dein Problem liegt.

    • Richard
      Richard sagte:

      Noch ein paar Worte.

      Zum zweiten Mal betreibst Du, Stephan, Kritik an uns. Entweder ist das alles für Dich abstoßend oder geht Dir auf den Keks. Selbst hast Du NICHTS zum Thema beigetragen. Siehst Du das nicht?

      Du hast sogar praktisch verlangt, dass die Diskussion beendet wird. Du hast uns als Egozentriker beschimpft und du belehrst uns wie wir zu diskutieren haben. Zeige uns doch!

      Solche Diskussionen wie hier entstehen ziemlich selten. Viele thematische Beiträge, trotz Mühe von den Erstellern, haben keine Kommentare bekommen. Willst Du, dass hier absolute Ruhe herrscht?

      Dein Vorschlag ist nicht glaubwürdig. Du selbst hast zwei Kommentare abgegeben und kein davon zum Thema.

    • dierk
      dierk sagte:

      Stephan,
      gut, dass endlich mal jemand ohne Ego kommt und hier sagt, wie es richtig geht!

      Bei mir sind nur noch ein paar Fragen offen:
      “ Oder wenn mich etwas so ärgert, dass ich meine übliche Zurückhaltung vergesse.“
      wo fängt denn das an?
      “ weil mir die Diskussion ab einem gewissen Punkt nur noch auf den Keks ging.“
      warum liest du dann weiter?
      „euch gegenseitig eurer Fotofachwissen um die Ohren zu schlagen und eure Philosophien kund zu tun???“
      tust du hier etwas anderes?

      „Nur noch Rechthaberei unter geltungssüchtigen Foto-Egozentrikern.“
      so weit sind deine Kommentare auch nicht davon entfernt, wenn du dich im Besitzt der richtigen Kommentarethik glaubst.

      „Mein Vorschlag: Bei bei den Fotobesprechungen nur noch Kommentare zum Thema zulassen.“
      Also Zensur? Wo fängt das Thema an und wo hört es auf? Bis auf deine Beiträge geht es hier bei den Kommentaren um das Thema Portrait, bei einigen auch konkret um das besprochene Bild. Wie schon geschrieben, bekommen hier viele Beiträge leider kaum bis sehr wenige Kommentare. Bei dem letzten Beitrag von Darius Ortmann sind es zur Zeit gerade mal 3. Fällt den passiven Lesern nichts dazu ein?

      „Es gibt Themen hier bei fokussiert, die eher für längere Grundsatzdiskussionen geeignet sind “
      Dazu kann ich nur aus eigener Erfahrung feststellen, dass z.B. zu dem Thema Stitchen kein einziger Kommentar gekommen ist, ganz zu schweigen von eigenen Bildbeispielen. Ebenso zu dem Beitrag mit Spiegelungen.

      Die Bildbesprechungen sind immer nur die Meinung eines Einzelnen und durch angeregte und sicher auch kontroverse Kommentare wird eine breitere Sicht auf das besprochene Bild möglich. Kommentare machen es hier doch erst richtig lebendig.

      „was reitet euch Foto-Piraten, dass ihr die Bildkritik per Kommentarfunktion kapert um eure eigenen Fotos zu posten“
      Eigene Bildbeispiele in den Kommentaren zu dem Thema können sehr gut zeigen, aus welcher Perspektive der Kommentar zu verstehen ist und welche Art von Fotografie der Verfasser/in selbst macht. Ich finde das jedenfalls immer sehr interessant. Leider wird bei vielen kein Link zu den eigenen Bildern angeboten (wie bei dir auch).

      VG
      dierk

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Hallo alle – es GIBT Regeln bei den Kommentaren, und die sind ganz einfach: Sobald es hier persönlich oder beleidigend/verletzend wird, schreite ich ein und schliesse die Kommentarspalte. Mit diesem Prinzip haben wir in mehr als zehn Jahren gute Erfahrungen gemacht.
      Ansonsten gilt: Solange es sich um einen Austausch handelt, der sich entwickelt, sind auch thematische Verästelungen willkommen.

  3. Christian
    Christian sagte:

    Liebe Fotografengemeinde
    Ich bin sehr überrascht das es auf meinen Beitrag so viele Kommentare gibt. Leider sind halt nur ein paar wenige dabei die wirklich Bildkritik gemacht haben.
    Was eigentlich der Sinn und Zweck des ganzen wäre.
    Bei allen die mir mit Ihrer Beurteilung geholfen haben möchte ich mich sehr herzlich bedanken. Es sind sicher ein paar Dinge dabei die ich beim nächsten mal berücksichtigen werde.
    Liebe Grüße vom Bodensee

    Antworten
  4. Richard
    Richard sagte:

    „Mehr los“

    Ich finde die Seite einmalig. Klasse Idee gut umgesetzt. Anders als viele Fotoforen oder Fotocommunitys im Internet. Hier kann man was lernen, hier kann man sich fotografisch weiterentwickeln, hier kann man auch streiten (warum denn nicht?) oder nur fotografische Nebenthemen ansprechen.

    Ich wundere mich, dass manchmal wochenlange Pausen entstehen, dass die Diskussionen nur ein paar User anziehen, dass nur so wenige an ehrlichen Bildkritiken oder Bildbesprechungen interessiert sind. Ich weiß nicht woran das liegt, ich finde es nur schade.

    Antworten
    • Tilman
      Tilman sagte:

      Ja, Fokussiert ist klasse, und ich habe hier schon viel gelernt. Besonders erinnere ich mich an die Zeit mit Sophie und Thomas. „Mehr los“… es gibt sicher viele passive Leser, die die Seite toll finden. Und zu viel Diskussion unter einigen wenigen ist für mich eher abstoßend… hat so ein bisschen was von Selbstdarstellung.

      Und wenn man hinkriegen würde, dass nicht immer anstatt meines Kommentars die Adresse das steht… wäre es noch besser ☺☺☺

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Meine Annahme was Deine Adress-Probleme angeht besteht darin, dass Du „Autofill für Formulare“ im Browser eingeschaltet hast und diese Funktion aus irgendeinem Grund annimmt, dass das Kommentarfeld das „Adresse“-Feld ist, weil du gleich vornedran deine E-Mailadresse eingegeben hast.

    • Richard
      Richard sagte:

      Ob es überhaupt passive Leser gibt, weiß man nicht. Erst nicht ob es viele sind. Bis jetzt hast Du Dich auch nicht geäußert, wie Deine Vorstellungen so sind. Nur, dass Du das hier abstoßend findest. Zeig mal, gib uns ein Beispiel, mach vor …

      Naja, die technische Probleme, die Du hast …

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Klar weiss man, dass es passive Leser gibt. Ich könnte Dir sogar ziemlich genau sagen, wieviele. Ohne sie gäbe es fokussiert längst nicht mehr. Denn bisher ist die Währung für die Qualität einer Website immer noch der Traffic und nicht die Interaktion, auch wenn ich das bedaure.

    • Richard
      Richard sagte:

      ?
      Und das weiß man auch, dass die letzen 100 Klicks (zum Beispiel) nicht von mir allein kommen sondern von 100 unterschiedlichen Usern?

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      …hast Du schon mal das Logfile eines Webservers gesehen? Oder Google Analytics? Wir schreiben das Jahr 2017, Richard. 1984 war gestern.

    • Richard
      Richard sagte:

      Möglich ist alles.
      ;)

      Für mich, der, der bei den Wahlen nicht teilnimmt, zählt nicht.

      Aus Erfahrung weiß ich, man tröstet sich oft mit imaginierten Lesern. Ich habe auch erlebt, dass man einen Aufruf gestartet hat in Hoffnung, dass hinter Klickszahlen auch viele User stehen, was sich so bestätigen soll. Es hat sich ein Leser gemeldet.

      Auch Traffic trifft keine Aussage. Damit meine ich echte Beweise.
      Vermuten kann man schon.

  5. dierk
    dierk sagte:

    Christian,
    jetzt hast du eine geballte Ladung know how und Ego bei deinem Bild abbekommen. Dafür gibt es bei vielen anderen Bildern oft sehr wenig Kommentare, so ist hier doch wenigstens mehr los :-)
    Peter hat das Bild als Portrait veröffentlicht. Wenn man sich bei Wiki umsieht, kann Portrait sehr viel sein von einer Nahaufnahme bis wie hier zum Mensch in Landschaft und sogar eine Film-Doku über einen Menschen.

    Vor einiger Zeit schrieb jemand, man braucht gar nicht mehr zu fotografieren, das eh schon alles fotografiert wurde. Dazu kann ich nur sagen, fange mit Portraits an. Jedes Gesicht ist einzigartig und immer wieder interessant – und der Fotografierte dankt es immer, wenn er gut gemachte Bilder von sich erhält!
    VG
    dierk

    just4fun frisch von heute (ich hatte nur das 15mm Macro dabei)

    Antworten
  6. Martin
    Martin sagte:

    Hallo zusammen, auf mich wirkt das besprochene Bild wie eine Werbefotografie einer Bekleidungsmarke/Outdoormarke die man häufig in entsprechenden Katalogen sieht. Die technische Umsetzung halte ich für gelungen, darüber hinaus stehen für mich allerdings ganz klar die Klamotten, die das Model trägt, im Vordergrund. Darauf bleibt mein Blick unweigerlich hängen und würde dazu noch in der Bildbeschreibung stehen „Jeans von…, Bluse von… etc.“) hätte ich gar keine Zweifel, es würde sich um eine Werbefotografie handeln. Ich nehme an es liegt am starken Kontrast der Klamotten zum Hintergrund und auch zum Kopf. Unterstützt wird dieser Eindruck weiter von der Pose und dem abgewandten, ziellosen Blick bei ansonsten weitgehend ausdruckslosem Gesicht.

    Antworten
  7. Frank
    Frank sagte:

    Dierk,

    naja; was hier als Portrait durchgeht und gezeigt und angehimmelt wird, sind alles gestellte Portraits (die sind ja auch schön …). Künstlich gemacht, mit viel ‚Kunst‘ und perspektivischen und 1/3 Regeln … . So zu sagen menschliche ‚Stilleben‘, so wie die Niederländer das vor Jahrhunderten mit Hasen und Vögeln gemalt haben, jetzt halt mit Kameras und Mensch. Ich denke aber immer an Portraits aus dem gelebten Leben; aufgenommen ohne Hinweise an den Portraitierten (?), wie und wo sich zu drehen, zu schauen; einfach lebendig als Ausschnitt aus dem Leben. Da kann man den Hintergrund nicht manipulieren und auch nicht das Licht (schön gemacht, Richard). Man muss aus der wirklichen Umgebung seine Komposition und die Bildränder wählen. Und alle akademischen „nicht in der Mitte“ Regeln vergessen, sondern visuelle Kompromisse erkennen und nutzen. Sonst kommt man nicht zum Schuss. Sieh die gelben Seile links am Rand und die runden Winden rechts auf dem Krabbenboot.

    Das ist halt nicht-akademisch, sondern lebendig und zeigt andere Eigenschaften der Person als die willentlich gestellten Bilder.

    Ein kleiner Unterschied eben. Ein anderes Vorgehen und das gibt uns auch Portraits. Könnt Ihr Toni Morrison lesen oder sind da die Sprache und die Bilder zu …, sagen wir … zu wild, verbaut, verschachtelt. Ich weiss nicht, wie man sie übersetzt hat ins Deutsche … Ihre Sprache kommt aus dem Leben und ist voll von lebendigem Denken und Fühlen; ist eben Leben und Wust und Abfall und Freude und und … … … auch beim Lesen.

    Antworten
    • Richard
      Richard sagte:

      Auch Dein Foto ist gestellt.

      Wenn der Fotografierte weiß, dass er fotografiert wird, ist das gestellte Foto. Die meisten Fotos der Welt sind gestellt.

      Du schreibst, dass Canon besser ist als Nikon. Und das stimmt nicht. Street ist nicht besser als Studio, Makro ist nicht besser als Portrait oder auch umgekehrt. Dass man bei Street kein Licht einstellen kann, ist nur das Problem von den Fotografen. Das gleiche betrifft den Hintergrund. Ich, als Betrachter, pfeife auf die Schwierigkeiten, ich möchte anspruchsvolles Bild sehen. Der Rest interessiert mich nicht, ist nicht meine Sache.

      Du sprichst von anderen (Foto)Genres sehr abwertend.
      Das gefällt mir nicht.

    • dierk
      dierk sagte:

      Frank,
      „Aber sag nur, was Dir so einfällt. Ich höre gerne zu und denke dann darüber nach, ob es mir nun hilft oder auch nicht. Du darfst sprechen!“
      danke für die Erlaubnis!

      Es ist sicher für viele von uns sehr lehrreich, was du uns so alles zur Fotografie erklärst!

      Jetzt lerne ich auch endlich mal, wie das mit den Portraits funktioniert. Also am besten draußen rum laufen und drauf drücken, wenn ein Mensch in Reichweite ist. Licht, Hintergrund, Gesichtsausdruck… alles zufällig, sonst wäre es ja gestellt:
      „…Das ist halt nicht-akademisch, sondern lebendig und zeigt andere Eigenschaften der Person als die willentlich gestellten Bilder.“

      na ja, nicht so ganz:
      Hintergrund nicht manipulieren … wenn ich außen Bilder mache, kann ich mir den Hintergrund schon vorher überlegen und auswählen, hat Christian hier ja auch gemacht.
      Licht kann ich auch vorher einschätzen und ggf. das Foto nicht machen (sieh dir mal die street Bilder von Ming Thein an!)

      Wenn ich mir die Bilder von dem von dir erwähnten Yousuf Karsh ansehe, sind die alle nach deinem Prinzip entstanden. Z.B. das von Winston Churchill, dass auf der fünf Pfund Note benutzt wurde. Da hat Yousuf wirklich Glück gehabt, dass zufällig das Licht einigermaßen gestimmt hat und der Churchill lange genug still gehalten hat – oder wollte der gar nicht fotografiert werden, er blickt so grimmig (s. Anhang unten von seiner Website).

      Leider hast du keine Zeit gefunden, dich zu den von mir angesprochenen Aspekten zu äußern. Deshalb hier noch einmal für dich:

      1. dein Weißabgleich (so sind die Farben in dieser Gegend nun mal)?
      2. Motiv: Mensch in seiner Arbeitsumgebung
      „….Das ist halt nicht-akademisch, sondern lebendig und zeigt andere Eigenschaften der Person als die willentlich gestellten Bilder…. “
      welche Eigenschaften der Person zeigt dein Bild?
      warum nicht bei der Arbeit, sondern, wenn er da nur sitzt und gegen das Licht blinzelt. Er hat zwar Arbeitskleidung an aber von einer „Arbeitsumgebung“ ist nichts zu erkennen. Wenn das alles in dem Bild nicht richtig dargestellt werden kann, warum machst du dann so ein Bild bzw. warum zeigst du es uns hier?? Hast du da nichts Passenderes?

      VG
      dierk

    • Michael Gündling
      Michael Gündling sagte:

      Irgendwas hat mit meinem Kommentar geklappt. Kann man den Vorgängerkommentar bitte löschen!

      Also noch mal! Richard, ich bin wirklich begeistert von Deinen Portraits. Sie haben, wenn ich das so sagen darf, Tiefe und Charakter.

      Ich habe Deinen Text gelesen. Ich möchte Dir sagen, was ich unter „Wesen“ oder „Charakter“ verstehe: Mache zum Beispiel eine Portraitaufnahme eines Babys. Mache sagen wir acht Jahre später die Aufnahme der gleichen Person als Kind. Dann noch einmal als Jugendlicher, als erwachsener Mensch und dann im hohen Alter. Dann lege die ganzen Bilder nebeneinander. Ich bin mir fast sicher, dass Du bei den verschiedenen Bildern etwas erkennen wirst, was ihnen gemeinsam ist. Nämlich die Identität der Person! Und genau das ist das Wesen! Ich bin kein Kind mehr, habe nichts Kindisch-kindliches an mir, bin ein völlig anderer Mensch, und dennoch ist die Person da auf dem Bild Ich.

      So, dass als Kurzfassung des vorhin geschriebenen. Ich habe noch auf Roland Barthes „Die helle Kammer“ als Lektüre verwiesen, in dem er das Portrait seiner geliebten Mutter schildert, in dem er ihr Wesen erkennt. Ein Portrait das entstand, bevor er selber geboren wurde.

      Liebe Grüße!

    • Richard
      Richard sagte:

      Wesen > Lebewesen > Persönlichkeit > Persönlichkeitseigenschaften > Persönlichkeitsmerkmale > innere Werte oder Aspekte des Verhaltens etc. etc.

      Ich bin davon weit entfernt eigene Definitionen zu suchen um dann breit zu philosophieren. Kurz: Persönlichkeit hat mit Äußerem nicht zu tun, deshalb kann sie nicht im Bild festgehalten werden. Punkt.

      Mit der Persönlichkeit beschäftigt sich Psychologie.
      Das allein sagt praktisch schon alles.

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Du gibst nicht auf. Also: Ein Mensch, der viel lacht, kriegt andere Falten im Gesicht als einer, der immer griesgrämig ist. Ein risikolustiger hat mehr Narben als ein vorsichtiger. Ein Naturfreund ist eher sonnengegerbt als ein Stubenhocker.

      Persönlichkeit hat viel mit Verhalten und Tätigkeiten zu tun und die wirkt sich auf die Äusserlichkeit bis hin zu Gesten, Ticks und Gesichtsausdrücken aus. Diese Indizien einer Persönlichkeit können im Bild festgehalten werden und tragen zu den faszinierendsten Porträts bei. Babys sehen ausser für ihre Eltern alle gleich aus. Menschen, die 50 Jahre mit einer gewissen Persönlichkeit durchs Leben gegangen sind, nicht.

      Das hat mit Psychologie nichts zu tun, sondern mit Wetter, Hautpflege, Muskeltraining und körperlicher Abnutzung.

    • Richard
      Richard sagte:

      Wäre das so wie Du schreibst dann wären wir Menschen transparent. Man wusste sofort wer ein Lügner ist, wer fleißig und wer faul, wer Träumer und wer bodenständig. Das hätten wir schon im Kindergarten gelernt und überall wären Hilfen zur „Gesichtserkennung“ zu kaufen. Junge Leute müssten sich nicht kennen lernen, es wäre mit einem (!) Blick alles klar. Der Personaler in der Firma wusste sofort ob der Bewerber pünktlich ist und ob er in der Freizeit aktiv ist oder nicht, ob er mit anderen Menschen gut auskommt oder nicht, ob er gerne Überstunden macht oder nicht, ob er …

      Nach der offizielle Liste positiver Eingeschafften im Gesicht würden wir Politiker wählen, mit 100% Sicherheit, dass es stimmt. Unser Leben wäre viel einfacher (auch Verbrecher wären direkt zu sehen) vielleicht mit Ausnahmen wenn wir Pickel bekommen hätten (kein Dauerzustand) oder im Sonnenstudio künstlich unser Gesicht verändert hätten. Photoshop wäre natürlich streng verboten, man könnte keine bearbeiteten Fotos zeigen. Alle müssten immer Ohren (zum Beispiel) zeigen da ein sehr wichtiger Merkmal ist, (kleine Ohren: kreativ, große Ohren: selbstbewusst – man könnte dann kreativ und selbstbewusst nicht sein, die Ohren hätten das nicht erlaubt) …

      Genug. Sorry für die Ironie, ich kann nicht anders.
      Das alles ist doch lächerlich.

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Meine Welt ist nicht schwarz-weiss (oder „transparent“), sondern voller Schattierungen, Andeutungen und Vermutungen. Spannend finde ich nicht, was ich schon weiss, sondern was ich noch nicht weiss und wo ich Spekulation und Erfahrung verknüpfen kann. Und auch auch wenn manche nimmermüde werden, es zu behaupten: Fotografie ist nicht objektiv. Wenn sie es wäre, würde sie mich zu tode langweilen. Selbst in einem Porträt steckt viel von der Fotografin oder vom Fotografen drin.

      Deine (übrigens sehr grobe) Ironie ist leider gar nicht so weit von der Realität entfernt wie du tust, was Politiker angeht, die ihr Aussehen trimmen (und gewählt werden, weil die Menschen sich nicht für das interessieren, was ist, sondern für das, was sein könnte), oder auch Menschen mit Pickeln im Gesicht: Die sind in einem gewissen Alter eine hormonelle Erscheinung, die mit relativ typischen Verhaltensweisen einhergehen. Wenn Du das lächerlich findest, red mal mit Eltern von 14jährigen.

      Mir zu unterstellen, ich hätte irgendwas von Ohren- oder anderer Form oder Grösse von Körperteilen in Zusammenhang mit Persönlichkeit gestellt, ist nicht lächerlich, sondern bösartig falsch.

      Für jemanden, der das alles lächerlich findet, muss Kunst an sich überflüssig sein. Denn dann ist eine Fettecke in einem Kunstmuseum nichts anderes ranzige Butter, die entsorgt werden muss – und wer darin eine Aussage sieht, der ist fehlgeleitet. Demnach wärst Du Buchhalter, würdest in der Freizeit Lexika lesen und an der Wand Bilder von Kreisen und Dreiecken aufhängen.

      Und wenn das nicht so ist: Was findest Du an einer Form spannend, die ZWISCHEN Dreieck und Kreis liegt? Warum? Eben.

    • Richard
      Richard sagte:

      Oh Mann, wahrscheinlich haben wir Kommunikationsprobleme.

      Angenommen, vor mir liegt ein Portrait. Die Person ist mir absolut unbekannt und mit großer Sicherheit kann ich sagen, dass ich sie nie begegne. Was ist daran so spannend, dass ich (für mich) irgendwelche Vermutungen, Andeutungen oder Annahmen zu der Person mich ausdenken soll? Warum soll ich das überhaupt tun? Ich kann doch dabei die Person verletzen oder auch zu Unrecht loben, ich kann positiv beschreiben oder auch negativ. Was habe ich davon? Spaß? Für mich ist das sehr merkwürdig, ich interessiere mich doch für Fotografie und nicht für innere Werte von den abgebildeten Menschen, die ich sowieso nie im Leben „errate“. Soll das ein Quiz ohne Lösung sein? Was bringt mir die das Ratespiel?

    • Stephan
      Stephan sagte:

      In anderen Worten: Richard interessiert sich für Fototechnik, nicht für Menschen.

      Man sollte die Diskussion an dieser Stelle beenden. Um das eingereichte Bild geht es schon lange nicht mehr. Nur noch Rechthaberei unter geltungssüchtigen Foto-Egozentrikern.

    • Richard
      Richard sagte:

      Stephan!

      „52 Antworten“ steht oben.
      Nicht mal eine einzige von Dir. Erst jetzt.
      Du schreibst nichts zu dem Bild oben, nichts zu keinem anderen.
      Auch nichts zum Thema.

      Dafür kommst Du mit Argumentum ad Personam und spielst .. wen eigentlich?
      Was wolltest Du eigentlich sagen?

  8. Frank
    Frank sagte:

    Ja, wenn da wenigstens eine Biene oder Hornisse auf der linken Schulter wäre, so wäre das ein tolles Bild mit Spannung und Aktion.

    Antworten
    • dierk
      dierk sagte:

      Frank,
      wenn ich mich nicht irre, ist dies dein erster „konstruktiver“ Beitrag zu einem der hier bei Fokussiert besprochenen Fotos. Sehr gut, ist aber noch erheblich ausbaufähig :-)
      VG
      dierk

  9. Christian Fehse
    Christian Fehse sagte:

    Ich finde die Besprechung zu diesem Bild sehr merkwürdig. Eigentlich steht da nur, das Bild ist für Peter belanglos. Er würdest ein anderes Bild machen und jemand der so viel Technik und Vorbereitung einsetzt, sollte auch ein anderes Bild machen. Diese Meinung ist natürlich völlig legitim, aber ich könnte damit als Fotograf nicht viel anfangen.

    Antworten
    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Tatsächlich halte ich das Bild für ziemlich gut, abgesehen vom kompositorischen Mangel, den Fotograf Christian selber schon anmerkt, und dann fällt mir eine grosse Diskrepanz zwischen technischem Aufwand und Bildidee auf. Konkret sind es die Kleidung, die nicht zur Situation passt (für mich) und beispielsweise das Mobiltelefon in der Gesässtasche; ausserdem die Pose und damit vor allem der Blick, der ein starkes Instrument zur Blickführung des Betrachters ist, aber ins Nirgendwo führt. Ich glaube, dass man als Fotograf für diese situativen Dinge ein Sensorium entwickeln kann. Und ich glaube, dass es damit anfängt, dass man ein solches Shooting inhaltlich genau so gut plant wie den Kontext von Licht, Hintergrund und Tageszeit.

    • Christian Fehse
      Christian Fehse sagte:

      Lustig! Auf die Idee, daß du das Bild für ziemlich gut hälst, wäre ich nie gekommen, da Du alles, was für mich bei einem Bild mit Menschen wichtig ist, irgendwie falsch findest. *gg*
      Ich habe mir dieses Bild angeschaut und gedacht, was macht die da? Was ist das für eine? Was denkt die Frau gerade? (und auch warum ist sie so „schön“ dabei fotografiert worden?*gg*). Ich konnte mich ganz gut auf die Komposition einlassen und eine „Geschichte“ zu diesem Bild entstehen lassen. Es ist sicherlich kein Bild was ich so machen würde, aber ich kann etwas darin „erkennen“, ohne gestört zu werden von bestimmten Details.

  10. Frank
    Frank sagte:

    Richard, hast Du irgendwann ein Bild mit einem Menschen drauf aufgenommen? Falls ja, so zeig uns doch eins von deinen. Braucht ja nicht das schönste von Dir sein, nur eins auf das Du (ein bisschen) stolz bist. Bitte.

    Ich frage dies, weil ich einmal sehen möchte, wie Du Menschen siehst, mit der Kamera.

    Und : was hältst Du von dem Fischer in meinem Bild?

    Antworten
    • dierk
      dierk sagte:

      falls ich auch etwas dazu sagen darf?
      bei dem Bild fällt mir ein: „wenn ein Bild nicht gut genug ist, warst du nicht nah genug dran“
      auch fällt mir auf, dass es fast gerade ist, na ja, und schön bunt :-)

    • Frank
      Frank sagte:

      Dierk,

      was Du, einmal positiv formuliert, sagst, ist: nur wenn du nah genug dran warst, kann das Bild gut werden oder sein. Nur dann.

      Das stimmt für Deine hautnah geschnittenen Portraits, aber nicht für alle Portraits. Ich mag halt Bilder von Arbeitern mit und in ihrem Umfeld. Und will man ein volles Portrait eines Menschen, dann müsste man Deiner Maxime nach zum 4:1 Format greifen, denn wir sind halt dünn und lang.

      Am besten siehst Du Dir einmal Portraits von Yusef Karsh an, von Krupp, Churchill, Stravinsky, die er alle mit Umgebung aufnimmt. Nicht ganz so weit geschnitten, wie ich sie liebe, aber doch viel weiter als Deine Kopfab- und -anschnitte, die immer gut sind.

      Na ja, was kann denn ein gutes Bild werden, wenn die tatsächlichen Farben vor Ort alle grell sind, z. B. näher zum Äquator? So dezent kalt nordeuropäisch war es bei dem Fischer auf seinem Schiff eben nicht. Was soll man da machen? Zu Schwarz – weiss greifen? Nein danke. So grell und farblich kunterbunt sieht die Welt halt aus, anderswo als im deutschen Tiefland. Verfälschen mag ich nichts.

      Aber sag nur, was Dir so einfällt. Ich höre gerne zu und denke dann darüber nach, ob es mir nun hilft oder auch nicht. Du darfst sprechen!

      Und die Häuser im Hintergrund zeigen deutlich, dass das Schiff vorne hochgebogen ist. So ist das auf dem Meer. Aber zur Bildwirkung habe ich bewusst nicht auf den absoluten Horizont geachtet. Du hast gute Augen!
      Aber siehst Du das Bild auch, hast Du es gelesen? Was sagt es Dir? Was zeigt es, wie? Ist es überhaupt ein Portrait? Ja oder nein, oder etwa ‚ein bisschen schon‘? Tageszeit? Wo im Arbeitstagverlauf? Ist bald Feierabend, oder kommt gleich das „jetzt aber los“? Wo liegt das Schiff? Wozu, warum? Wo ist es aufgenommen?

    • Richard
      Richard sagte:

      Frank, was soll ich zum Fischer schreiben? Ich weiß nicht, ob er warmherzig ist, ich kenne sein IQ nicht, keine Ahnung ob er sympathisch ist. Er macht den Eindruck, dass er müde ist und ihm ist ziemlich alles egal, auch der Fotograf. Ich kann mich aber irren, es ist vielleicht erst Schichtanfang und er hat Kraft genug um viele Stunden zu malochen.

      Natürlich kenne ich seine Familiensituation nicht, ich weiß nicht ob er irgendwelches Hobby hat und ob er mit Problemen, die ihn belasten zum Psychologen geht. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung wer der Mensch auf dem Foto ist und wie er so ist.

      Ich finde, in einem Foto kann man das sowieso nicht sehen, dann suche ich intensiv nach diesen Informationen nicht. Es wäre nur verlorene Zeit. Man kann sich sogar lächerlich machen, hätte man zum Beispiel behauptet, dass er gerne Grünkohl mit Wurst isst, da sein Arbeitgeber aus Deutschland kommt und eigene Küche betreibt. Die Erklärung dafür wäre: er hat Fischallergie aber er möchte damit nicht in die Öffentlichkeit.

      Aber … wie man so sagt, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
      Wer mag, kann Märchen erzählen. Ich habe keine Ahnung wozu soll das gut sein.
      Das Schlimme: keiner (!) kann mir den Sinn davon erklären.

    • Richard
      Richard sagte:

      OK, ich zeige extra für Dich Frank, ein Portrait.
      Nicht das schönste aber … was sonst ;)

    • dierk
      dierk sagte:

      Richard,
      was macht der da, ist er im Gefängnis oder ist er gar der Henker, oder hat er gerade jemanden umgebracht oder hat er das noch vor, gehört er zum Schwarzen Block, oder hatte er eine schwere Kindheit, ist das ein Umhang oder eine Kapuze, vielleicht sogar mit Kinderarbeit genäht, Fragen über Fragen….. blablabla :-)

      sehr beeindruckendes Bild, Richard!
      wenn das nicht das schönste ist, würde ich gerne auch die anderen sehen.
      VG
      dierk

    • dierk
      dierk sagte:

      Frank,
      „nah genug dran“ stammt nicht von mir, wie du als Kenner der Fotografie weißt.
      so, wie du es zeigst, finde ich das Bild einfach banal. Der Mann sitzt genau in der Mitte des Bildes und blinzelt in die Kamera.

      „Ich mag halt Bilder von Arbeitern mit und in ihrem Umfeld.“ Warum zeigst du es dann nicht, der hier sitzt nur da. Das „Umfeld“ ist nicht ohne weiteres als Fischerei zu erkennen, mit dieser Information kann man das hinter dem Mann als Netze oder Reusen interpretieren. Wenn du die Aufnahme etwas mehr von der Seite gemacht, die Person nicht genau in die Mitte genommen hättest und dann etwas von dem Schiff, also einer Umgebung, mit der man etwas anfangen kann, wärst du deinem Ziel sicher näher gekommen. Würde aber wohl bei der langen Brennweite schlecht gehen. Noch besser wäre natürlich, wenn du ihn bei der Arbeit und nicht beim Sitzen fotografiert hättest.

      „Na ja, was kann denn ein gutes Bild werden, wenn die tatsächlichen Farben vor Ort alle grell sind, z. B. näher zum Äquator?“
      tut mir leid, aber das ist Quatsch!
      Sonst wären ja alle Aufnahmen aus der Gegend so.
      Außerdem sind deine Aufnahmen aus der Kneipe und die Nachtaufnahme genauso „quietschbunt“.
      Du solltest mal deine JPG Einstellung auf neutral stellen oder noch besser in RAW aufnehmen und dann einen richtigen Weißabgleich machen, z.B. mit dem X-Rite ColorChecker, es gibt auch endlos Literatur zum Farbmanagement.
      Du schreibst: „Verfälschen mag ich nichts. “ ?

      „Aber siehst Du das Bild auch, hast Du es gelesen? Was sagt es Dir? Was zeigt es, wie? Ist es überhaupt ein Portrait? Ja oder nein, oder etwa ‚ein bisschen schon‘? Tageszeit? Wo im Arbeitstagverlauf? Ist bald Feierabend, oder kommt gleich das „jetzt aber los“? Wo liegt das Schiff? Wozu, warum? Wo ist es aufgenommen?“
      Was soll das?
      Das Bild ist ein Bild, du solltest vielleicht lieber Romane schreiben, da kannst du all das dann verarbeiten.

      Du schreibst: „Am besten siehst Du Dir einmal Portraits von Yusef Karsh an“
      du meinst sicher Yousuf Karsh? Ich hänge mal ein Bild von Albert Schweitzer aus dem Deutschen Historischen Museums dran, das er 1954 gemacht hat. Das spricht dann sicher für sich.

      VG
      dierk

    • Michael Gündling
      Michael Gündling sagte:

      Ein starkes Bild, Richard, sogar ein außergewöhnlich Starkes! Muss man neidlos anerkennen. Gratulation! Was mich allerdings wundert sind die extrem eingesetzten kompositorischen Effekte. Wozu? Willst Du eine Wirkung erzeugen? Welche? Möglicherweise sogar eine Emotionale?

    • Richard
      Richard sagte:

      Hallo Michael!

      Ein Foto muss, für mich, auch ein Bild sein, das geschlossen ist, das eine gewisse Einheit in sich bildet. Es soll, so zusagen, vollkommen sein.

      Ich erkläre sehr ungern meine Fotos. Wenn die genutzten Mittel zu übertrieben erscheinen, dann wollte ich das so. „Ein Foto sagt nicht länger die Wahrheit. Es schlägt nur eine Möglichkeit vor“ – der Slogan von der Photokina2000.

  11. dierk
    dierk sagte:

    Es geht hier so intensiv um die „psychologische Gesichtserkennung“ geht. Ich kann da zwar nicht mitreden, aber hier mal ein Beispiel zum Üben.

    Antworten
    • Richard
      Richard sagte:

      Ich wäre dabei.
      ;)

      Erklär mir bitte zuerst, aber plausibel, wozu soll das aber gut sein.
      Geht es, in diesem Fall, um eine Art Psychotherapie um Dich aufzubauen oder umgekehrt, Dich niederzumachen? Wir sollen doch nicht über das Foto reden sondern ausschließlich über Dich.

      Also, Du bist sehr schüchtern, da Du Dein Gesicht mit großem Schnurrbart verdeckst …
      ;)

    • Michael Gündling
      Michael Gündling sagte:

      Nochmal! Es geht mir überhaupt nicht darum, die Person im Bild zu beschreibenerkennen/analysieren. Sondern darum was das Bild mit MIR, dem Betrachter, macht. Was ich darin erkenne, unabhängig wer/was/wo/ der Dargestellte selber hat oder ist. Und ein guter Fotograf kann diese Gefühle in mir erzeugen.

      Im oben genannten Beispiel sehe ich einen warmherzigen Menschen, der mir symathisch erscheint. Ein überlegter, ruhiger Mensch mit hoher Intelligenz. Ich weiß nicht, ob die Hände am Kinn bedeuten, dass er über etwas nachdenkt oder eher ein Zeichen von Unsicherheit bedeutet. Die dunkel gehaltene Textur lässt mich diese Person noch intensiver wahrnehmen, es gibt nichts ablenkendes. Der Blick ist etwas abwesend, und, und, und,….

      Und noch einmal: Es ist der Fotograf der, wenn er etwas kann, diese Emotionen steuern kann.

      Ach Richard, Du machst es einem echt nicht leicht :))

    • dierk
      dierk sagte:

      Richard,
      ich bin nicht sicher, ob wir uns richtig verstehen. Das bin natürlich nicht ich (von mir gibt es nur 3 Bilder im Web :-) ). Es ist der Sohn eines Nachbarn, den ich zufällig auf dem Flur bei seinem Vater sah. Der Bart gefiel mir und er sagte gleich zu, sich fotografieren zu lassen. Ich finde überhaupt nicht, dass er sich hinter dem Schnurrbart „versteckt“. Ich fotografiere gerne Männer mit Bärten, ggf. sage ich ihnen, vor dem Shooting nicht rasieren! :-) Die Hände nehme ich oft dazu, damit man etwas mehr von dem Menschen sieht, besonders bei alten Menschen haben die zusammen mit dem „gelebten Leben“ des Gesichtes eine besondere Aussage. Die Hände sind hier allerdings nur sehr knapp zu sehen.

      Michael,
      so sehe ich es auch. Ich versuche in erster Linie, für den Menschen ein Bild zu machen, mit dem er sich identifizieren kann und es freute mich immer sehr, wenn mir nachher gesagt wurde, dass sie/er noch nie ein so gutes Foto von sich gehabt hat. Mehr kann man nicht erwarten. Wenn es dann auch noch anderen gefällt und sie das abgebildete Gesicht oder den Menschen interessant finden, habe ich alles erreicht, was ich damit bezwecke. Das schließt natürlich ein, dass ich auch selbst mit dem Ergebnis zufrieden bin :-)

      Ich denke, Christian wird es genau so gehen. Bei Hochzeiten stelle ich es mir aber besonders schwierig vor, alles richtig und auf den Punkt zu bringen. Eine zweite Chance hat er nicht nach dem Ende der Hochzeit.

      Wenn jemand noch mehr „üben“ möchte, hier sind über 400 weitere Portraits:
      https://www.flickr.com/photos/dierktopp/albums/72157627967118544/page1

      VG
      dierk

    • Richard
      Richard sagte:

      Michael, Du schreibst, dass es nicht um Beschreibung geht aber … zwei Sätze später beschreibst Du diese Person. Für mich zu gegensätzlich. Ich verstehe nicht, sorry.

      Und schon wieder bewundere ich Euch, vor allem Dich Michael. Ob eine Person intelligent ist so zu erkennen, ist schon was. Für mich geht das in Richtung von großem Santini (oder Houdini, wer auch immer).

      Gut, ich gebe auf.

  12. Richard
    Richard sagte:

    Diskussion über „Persönlichkeit im Bild“ führe ich nicht zu ersten Mal. Meistens mit gleichem Ausgang wie hier. Trotzdem versuche ich weiter, weil mich vielleicht irgendjemand irgendwann mit einfachen Argumenten überzeugt, dass ich im Unrecht bin. Wie ich meistens erfahre, es muss sehr schwer in diesem Bereich rational und prosaisch denken. Für mich ist die „Persönlichkeit im Bild“ nur eine Legende oder hartnäckiger (wie man auch hier sieht) Mythos. Für einen Logischdenkenden ist das klar, dass nicht möglich ist, den Charakter in einem Bildnis zu zeigen.

    Mir ist bewusst, dass nur sehr wenige mir recht geben. Immer wieder kommen Antworten, dass Kunst (was ist das?) rational und logisch nicht sein kann und nicht ist, entweder man sieht die Wesenszüge oder nicht, entweder hat der Autor sie gezeigt oder nicht. Dabei wird nichts (!) konkretes genannt und meistens wird auch dem Anderen (der so wie ich denkt) die Fähigkeit das (die Persönlichkeit) zu sehen abgesprochen.

    Schade, dass wir auch hier so weit voneinander entfernt sind.

    Antworten
    • Michael Gündling
      Michael Gündling sagte:

      Nur kurz, weil ich beruflich beschäftigt bin: Man schließt auf einen Charakter eines Menschen aufgrund von Erfahrungswerten. Man hat im Laufe eines Lebens verschiedene Typen von Menschen kennengelernt; und wenn uns ein neuer Mensch begegnet, ordnen wir diesen aufgrund unseres bisherigen Lebens ein. Das mag ein Vor-Urteil sein, aber es hilft uns, schneller im Alltag zurecht zu kommen. Und diese 3D-Erfahrung übertragen wir auch auf die Zweidimensionalität, auf das Foto.

      Und je plastischer dies in einer Fotografie gelingt, so kann man sagen, desto besser ist die Portraitaufnahme. Wir uns also anhand des Bildes eines fremden MEnschen vorstellen können, wie der Mensch sein könnte.

      Inwieweit das Abbild des Menschen der Wirklichkeit entspricht, was das überhaupt ist, ist schon eine philosophische Diskussion, die ich hier nicht führen möchte.

      Viele Grüße

    • Richard
      Richard sagte:

      Ich bin in der Psychologie nicht mächtig, da verstehe ich eigentlich nur Bahnhof. Vielleicht deshalb finde ich als Armutzuegniss, wenn eine Person aufgrund des Aussehens beurteilt wird. Für mich wäre das absolut inakzeptabel wenn man nach Haaren (Frisur), Blick (nett oder böse) oder Gewicht (schlank oder dick) vermutet, wie der Mensch sein kann.

      Warum soll ich mir Gedanken machen und mir Vorstellen wie eine fremde Person so ist? Was wäre das Ziel? Ich begegne die Person wahrscheinlich nie. Warum soll man sich ein Bild machen auch dann wenn man weiß, dass es möglicherweise der Wahrheit nicht entspricht?

      Wir gehen immer tiefer und das Unverständnis wird immer größer.

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Mir scheint, Du machst jetzt auf Prinzipienreiterei. Bei Fotografien von Psychologie zu reden, ist völlig überdreht. Wenn Du Dich nicht mit Fotos von menschen befassen willst, weil sie nichts aussagen frage ich mich, wieso Du hier eine Diskussion anreisst. Schaust Du dir das Bild an und denkst „Braunes Haar. Kariertes Hemd. Wiese.“? Und wenn, wieso schaust Du es überhaupt an? Um Die Schärfe zu begutachten und die Belichtungszeit?
      Das Gesamtbild eines Menschen ergibt sich aus seinem Benehmen, seinen Entscheidungen, seinen Aussagen, aber eben auch seinem Aussehen, denn das wird von allem andern beeinflusst. Und jede Form des Kennenlernens ist immer nur eine Annäherung, ein Interview genauso wie ein Video-Porträt oder zwei Jahrzehnte gemeinsames Leben.
      Porträtfotografien sind für mich eine Annäherung an einen Menschen mit nonverbalen Mitteln. Wenn Du Menschen beschreibst, die Du gut kennst, wirst Du früher oder später Äusserlichkeiten beschreiben, die typisch sind für sie, Verhaltensweisen und Gesten und das Lachen und so weiter. Wenn man das mit Worten kann, kann man es auch in einem Bild.
      «Warum soll man sich ein Bild machen auch dann wenn man weiß, dass es möglicherweise der Wahrheit nicht entspricht?» vielleicht einfach, weil es interessant ist, weil es anregend ist und zum Nachdenken anregt darüber, was Äusserlichkeiten sagen können oder nicht bis hin zur frage, wieviel Aussage des Fotografen in einem Bild steckt. Warum sollten Inszenierungs-Porträtisten wie Leibovitz und andere so gefragt sein – weil sie Menschen ganz anders darstellen, als deren Umwelt sie wahrnimmt?

    • Richard
      Richard sagte:

      Ich bewundere Euch.
      Dafür, dass Ihr so schön schreibt und so wenig preisgibt. Dass Ihr so schön alle meine Fragen ausweichen könnt und mit einem Zauberwort „vielleicht“ alles wunderbar klärt.

      Ich glaube, meine Fragen sind präzise genug formuliert. Trotzdem …

      Ich kann nur noch mal: beschreibt doch endlich die Person, die oben abgebildet ist!

      Wenn das dazu gehört, wenn man das so einfach macht, wenn das zum Nachdenken …
      Macht einfach.

  13. Christian
    Christian sagte:

    Hallo Direk
    Blende 2.8 ist bei meinem Objekt schon sehr heikel, da ist die Schärfentiefe nur mehr ein bar mm.
    das Hemd passt aus meiner Sicht eigentlich sehr gut zu den Gelb und Rottönen der Umgebung.
    bei der Körperhaltung und dem Blick (geschlossene Augen) da gebe ich dir recht, das könnte man besser machen.
    Hier noch ein Bild von der gleichen Serie mit anderem Blickwinkel und Pose.
    Würdest du sagen das wäre so besser?

    Antworten
    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Hallo Christian – mich spricht diese Version viel mehr an. Ich würde den unteren Bildschnitt mit dem amputierten Knie beklagen, dafür finde ich Ausdruck, Komposition und Spiel mitf der Schärfentiefe sehr viel besser.

    • Richard
      Richard sagte:

      Mit Sicherheit entspricht das Foto mehr den Erwartungen von Mainstream. Der Kopf in Kamera-Richtung, die Augen schön zu sehen, man kann sagen: Klassiker. Da wir aber die Wahl haben, bin ich ganz klar für das erste Foto. Zuerst sieht das Model vorteilhafter aus. Hier hat der Blitz das Foto (eigentlich das Motiv) flach gemacht, Gesicht und Hals haben keine Schatten bekommen und bilden eine Einheit praktisch ohne Kinn aber mit „dickem“ Hals. Ich glaube nicht, dass das dem Model gefällt. Der Blick allein ist „abwesend“, irgendwie hinter der Kamera, schwer zu beschreiben. Die Bluse wurde schon angesprochen. Ich bin auch für „neutrale“ Kleidung (ohne Muster, neutrale Farben). Ich glaube, Du hast nicht umsonst das erste Foto gewählt, um es zu zeigen. Für mich die richtige Entscheidung.

    • dierk
      dierk sagte:

      Christian,
      es ist dir offensichtlich nicht aufgefallen, dieses Bild war hinter dem Link direkt zu deiner Website unten in meinem ersten Kommentar :-)

      Wie gesagt, es gefällt mir besser.
      200mm und (fast) offene Blende, da müssen die Augen zuverlässig scharf sein, auch wenn es in diesem Fall auf die Entfernung nicht ganz so genau zu sehen ist. Bei Frauen kann eine leicht weiche Zeichnung durch die offene Blende aber auch vorteilhaft sein.

      Der Blick ist für mich nicht so ganz ideal, entweder direkt in die Kamera oder etwas mehr zur Seite. Hier weiß man nicht, ob sie nun in die Kamera sieht.

      Bei meinen Portrait Shootings habe ich immer gebeten, keine gemusterte Kleidung anzuziehen. Das Karo in diesem wohl eher bei Männern zu findenden Hemd ist mir zu sehr Kontrast zu einem eher weichen Frauenportrait.
      VG
      dierk

    • Stefan Jeschke
      Stefan Jeschke sagte:

      Habe nicht viel Zeit zum schreiben, daher nur mal stichpunktartig meine Gedanken zu diesem Bild (welches auch mir deutlich besser gefaellt als das Besprochene oben):
      – kariertes Hemd ist absolut typisch fuer eine Westernreiterin, fuer mich passt es daher 100 mal besser als irgendwas Neutrales in diese Landschaft. Zusammen mit der Jeans MUSS das eine Westernreiterin sein, oder sie hat sich einfach als solche verkleidet (bewusst oder unbewusst). Ein grasendes Pferd im Hintergrund waere hier das i-Tuepfelchen! :-)
      – Der Blick ist hier nach innen gerichtet. Dieses ist ein verbreitetes Eement seit dem Mittelalter, siehe zum Beispiel der junge Jesus in diesem Bild (und insb. der Kontrast zum Blick des Josef as Zimmermann):
      https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/12/La_Tour.jpg
      Ich finde diesen Blick hier sehr gut eingefangen, spricht sehr fuer den Fotografen wenn er das beim Model schafft (denke ich, hab aber selbst nur wenig Erfahrung damit).
      – Bildkomposition passt zum Blick, das Thema kann hier gut z.B. als „Mensch inmitten einer Landschaft sinniert ueber das Leben“ interpretiert werden.

      Klasse Bild!

      Viele Gruesse,
      Stefan

  14. dierk
    dierk sagte:

    Ich möchte mich hier nur auf die Technik konzentrieren. Zu den anderen hier geäußerten Überlegungen kann ich nichts beitragen…

    Die 200mm mit f/3.5 (warum nicht gleich die vollen 2.8?) sind für so ein Motiv sicher ideal.
    Ich schicke mal vorweg, dass mir das Bild mit dem Blick durch die Gräser aus der gleichen Serie auf deiner Webseite erheblich besser gefällt:
    http://www.zoom4you.at/images/phocagallery/christian/familykids/dsc00511.jpg

    Mich stört an diesem Bild:
    * das karierte Hemd, das zu unruhig ist und überhaupt nicht dazu passt. Das shooting war doch geplant.
    * der leere Raum auf der linken Seite
    * der unnatürlich verdrehte (gestellte) Blick und die unsichtbaren Augen. Wenn man dort hin blickt, würde man den Körper sicher mehr drehen, es sei denn, es hätte da gerade etwas (Maus, Schlange…) geraschelt.
    * die sehr starke Überstrahlung in den Haaren. Mit Blitz könnte man das vielleicht etwas besser austarieren.
    * ich hätte den Standpunkt etwas tiefer gewählt
    * ich hätte das ganze Bild etwas dunkler entwickelt

    Ich habe mir erlaubt, dies einmal auszuprobieren. Von einem RAW wäre da sicher noch erheblich mehr in den Lichtern zu holen.
    VG
    dierk

    Antworten
  15. Christian
    Christian sagte:

    Hallo Zusammen
    Es freut mich das es im Grunde genommen gar nicht so viel an dem Bild zu bemängeln gibt.
    Über Pose und Blick lässt sich immer diskutieren.
    Die Location hatte ich eine Tag vorher ausgesucht und so konnte ich rechtzeitig vor Sonnenaufgang an dem Ort sein. Wir konnten an diesem Tag noch einige schöne Bilder machen. Mir hat dieses Bild jedoch am besten gefallen.
    Wie gesagt, das nächste mal würde ich oben und rechts mehr Platz lassen.

    Antworten
  16. Michael Gündling
    Michael Gündling sagte:

    Vielleicht hat Richard Recht, vielleicht ist es so, dass ein Bildnis keinen Charakter transportiert, dass man nicht in die Seele des Abgebildeten hinein schauen kann, dass das Bild nicht 1:1 die Persönlichkeit der Person auf dem Bild zeigt. Aber ich als Betrachter liebe ich gerade an Bildern, dass mit mir etwas passiert, dass ich der oder dem Abgebildeten kraft meiner Vorstellungskraft einen Charakter geben kann, dass ich ihr Gedanken in den Kopf setze, dass das Bild für mich Seele gewinnt, oder mit anderen Worten: Dass mich an der Fotografie oder der Malerei etwas berührt! Und gerade wenn Menschen im Spiel sind! Natürlich bewundere ich es, wenn ein Bild technisch gut gemacht ist. Und ich finde an Peters Kritik nichts auszusetzen, denn genauso ging es mir: Nach dem ersten WOW-Effekt, das meine Neugierde geweckt hat, betrachtete ich das Foto genauer und wurde etwas enttäuscht! Die Frau, die ganze Szenerie hatte mich neugierig gemacht. Aber da fehlt dann das Leben, Spuren von dem, was Richard Seele nennt. Das Foto wirkt für mich zu konstruiert, Peters Kritik trifft es auf den Punkt. Und das ist schade, da der Fotograf ganz offensichtlich ein großes Repertoire von handwerklichen Möglichkeiten zur Verfügung hat.

    Natürlich sieht jeder ein Bild anders, es wurde hier schon oft über Maßstäbe und Kriterien der Bildbewertung diskutiert. Was vielleicht schön wäre, lieber Richard, wenn Du nicht ganz so apodiktisch-rechthaberisch argumentieren könntest. Deine Meinung ist eben eine von Vielen Möglichen, aus Dir spricht nicht das Wort Gottes (falls ja, entschuldige ich mich natürlich ;-)

    Viele Grüße
    Michael

    Antworten
    • Richard
      Richard sagte:

      Sorry wenn meine Kommentare rechthaberisch klingen. Ich möchte mich einfach eindeutig ausdrucken, so dass keine Zweifel entstehen.

      Zu dem Ausdruck des Charakters im Bild.

      Wenn der Betrachter fantasiert oder träumt dann hat das eigentlich wenig mit dem gesehenen Bild zu tun. Es ist nicht mal eine Inspiration, denn dazu braucht man irgendwelche Anhaltspunkte. Man schaut absolut fremde Person an und dann schreibt ihr irgendwelche frei erfundene Züge zu. Wozu? Wozu soll das gut sein?

    • Michael Gündling
      Michael Gündling sagte:

      Okay, danke für die Klarstellung! Richard, es geht nicht um fantasieren oder träumen. Es geht, um ein großes Wort zu verwenden, um Poesie, um eine gewisse Wahrhaftigkeit, die vielleicht in allen Dingen ist. Man kann immer die Wozu-Frage stellen, man kann alles profanisieren. Natürlich kannst Du auch sagen, so etwas wie LIEBE gibt es nicht, das sei nur ein rein biochemischer Vorgang und Austausch von Körpersäften. Und wir haben noch mit der fremdesten Person irgendeine Gemeinsamkeit, irgendwas was uns erinnert, an eigene Erlebnisse, an Sehnsüchte, was weiß ich.

    • Richard
      Richard sagte:

      Hmmm, wir haben hier schon gelesen (Vergleiche zur Literatur), jetzt haben wir Liebe und kommt noch Poesie dazu. Wann reden wir KONKRET über Fotografie?

      Wir haben doch hier ein Bild, reden wir darüber, reden wir und beschreiben wir die abgebildete Person, wie sie so ist, die Wesenszüge, den Charakter, die Persönlichkeit. Wenn das dazu (angeblich) gehört warum macht Ihr das nicht? Ist das Foto nicht gut genug? Lassen sich keine Märchen erzählen?

      Warum flüchtet Ihr immer in viel deutende Begriffe und vermeidet klare Sprache?

    • Richard
      Richard sagte:

      Ich gebe zu, ich verstehe das mit der Persönlichkeit im Bild nicht. Ich verstehe nicht warum soll ich mir was ausdenken was nicht zu sehen ist, warum soll ich das Bild mit Märchen „ergänzen“, warum soll ich auf der Suche nach eine Seele gehen?

      So viel ich weiß hat kein Mensch eine Seele gesehen, keiner kann sie beschreiben … Ist das vielleicht eine Art Spiel „ich sehe was, was du nicht siehst“? Wenn das so ist warum bleiben dann nur Floskeln und Slogans und keiner redet Tacheles?

      „Da fehlt das Leben“ hat Michael geschrieben. Was bedeutet das? Was meinst Du damit? Das Foto zeigt doch eine lebende (lebendige) Frau, die man, nach allen Kriterien von Ästhetik als schön bezeichnen kann. Es ist ein Ganzkörperportrait wo die Umgebung praktisch ausgeblendet ist aber trotzdem hilft dem Motiv zur Geltung zu kommen.

      Vielleicht, weil man die Augen nicht sieht? Ist das das Problem? „Zu konstruiert“ also wenig natürlich? Aber das ist doch ein gestelltes Foto! Das ist eine Inszenierung und das soll für jeden klar sein.

      Vielleicht kannst Du mehr schreiben?

      „Da fehlt das Leben“, weil …
      „Zu konstruiert“, weil …
      „Keine Spur von der Seele“, weil …

      Und bitte klar, verständlich, nachvollziehbar …
      OK?

  17. Richard
    Richard sagte:

    Es gibt nur wenige Punkte, wo ich mit Peter einverstanden bin. Ich sehe das Bild vor allem positiver und dabei gerade das was Peter bemängelt.

    Zuerst: Persönlichkeit (Charakter, Wesen oder sog. Seele) kann man in einem Bildnis nicht transportieren. Das geht einfach nicht. Es ist unmöglich.

    Zweitens: „So hockt sich niemand auf einer Wanderung hin“ ist nicht wahr und auch nicht besonders wichtig. Hier sieht nicht sehr „künstlich“ aus und ist gut. Ich finde die Pose absolut in Ordnung.

    Auch den Blick finde ich gut, vielleicht geheimnisvoll, vielleicht verträumt, gedanklich … Ob die Kleidung zur Umgebung passt, spielt überhaupt keine Rolle.

    Kleinigkeiten: mehr Schärfe (Gesicht), weniger Überstrahlung (Haare), gerade Rücken (zu enger Bluse, unvorteilhaft), das Motiv etwas nach links …

    Antworten
    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Lieber Richard – ich finde das Bild gut.
      Ich rede nicht davon, eine Seele zu transportieren, sondern einem individuellen Charakter Ausdruck zu geben. Ich glaube, das kann nicht jeder Fotograf und jede Fotografin, aber die besten Porträtfotografen, die können genau das, und sie brauchen dazu weder location scouting noch Softbox und Spotlight.
      „Künstlich wirken“ist das Stichwort, und das beziehe ich auch auf die Kleidung: Ich hatte und habe bei diesem Bild einfach nicht den Eindruck, dass es spontan und in der typischen Umgebung entstanden ist. Ist es auch nicht, jedenfalls nicht gemäss Christian.
      Dass die Kleidung im Kontext keine Rolle spielen soll, überrascht mich angesichts der späteren Erwähnung einer zu engen Bluse. Ich meine ganze Bildkonzepte zu kennen, die auf wenig bis zur überraschend falschen/unpassenden Kleidung der Modelle beruhen.
      Und bei den „Kleinigkeiten“ gehst Du noch weiter in die Richtung der Umstände-Perfektion – eine Visagistin holt vielleicht auch noch was aus dem Bild heraus. Der zu Enge Bildausschnitt ist für mich das Symptom dieses technischen Perfektionismus.
      Mich interessiert einfach viel mehr, was ein Fotograf mit dem Modell zusammen anstellt.

    • Richard
      Richard sagte:

      Charakter (Persönlichkeit) im Bild wiedergeben kann keiner.
      Hier bin ich mir sicher.

      Und ja, ich tendiere zur Perfektion. Ist das nicht gut?
      Das lese ich nicht zum ersten Mal als Vorwurf.

      „was ein Fotograf mit dem Modell zusammen anstellt“ ist das Endprodukt.
      Das was wir sehen.

      :)

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  1. […] hat sich Richard hier in der Kommentarspalte über etwas ausgelassen, was er für eine Floskel hält: Dass Fotografen in Porträts den Charakter […]

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