Haustierfotografie: Katzencontent, einmal anders

Milly und Molly wollen raus. Und ihre Schnauzen ergeben ein ebenso interessantes wie symbolträchtiges Haustierbild: Die Mäuse schnuppern den Duft der Freiheit.

Mäuseschnautzen hinter Gitter - Haustierfotografie

Molly und Milly wollen raus. Nikon D7000/AF-S Micro 105mm 1:2.8 G ED.

Carsten Fuchs aus Hamburg hat dieses Bild unter dem Titel  „Freiheit atmen” in der Kategorie ‚Schnappschuss‘ zur Besprechung eingereicht.

Während meine Tochter den Mäusekäfig nach dem Saubermachen wieder einrichtete, setzte ich die Box mit den ausquartierten Mäusen Milly und Molly auf die Fensterbank. Die tobenden Mäuse mit strahlenden Barthaaren und Kirchenfenstern in einem speziellen Gegenlicht ließen mich die Kamera holen und draufhalten. Aus der Serie reiche ich hier das erste von zwei Bildern ein, die herausstachen. Die (zu?) hohe Dynamik des verdeckten Gegenlichts und die Form der Luftschlitze ergeben hier in meine Augen einen neuen Blick auf die beiden nicht gleich zu erkennenden süssen Mäuseschnauzen mit Bartbokeh. Das Bild ist auf drei (statt vier) Rundbögen beschnitten, mit LR in S/W entwickelt. Dabei habe ich die ‚Klarheit‘ erhöht und die sehr hellen Stellen oberhalb der Nase etwas abgedunkelt. Das sind für mich Schnappschüsse, da das ganze zufällig entstand und überraschende Bilder ‚verursachte‘. Außerdem war es verdammt schwierig, die beiden Hektikerinnen zu erwischen…

Doch dieses hier, das hat mich in seiner ganz eigenen Mischung aus frischem Blick (des Fotografen) und ungefilterter Goldigkeit (der Fotografierten) wirklich erwischt. Zunächst muß ich ja einräumen, daß mich bei der (hierzulande) ‚gepflegten Haustierfotografie von Hund, Katz‘ und Pferd‘ plötzlich und mit schönster Regelmäßigkeit allergische Zustände und sogar Auswanderungsphantasien beschleichen …

Über die technischen und situativen Schwierigkeiten hat Carsten bereits berichtet, wobei wir alle (Ihr sicher auch?!) Fokussierungsprobleme bzw. Bewegungsunschärfe gewiß in sehr mildem Lichte zu betrachten geneigt sind.

Wahrscheinlich müßte man den beiden eine ‚Doppelration Schnarchwohl‘ verpassen, um hier ohne Hochgeschwindigkeitskamera auszukommen. Wie also aus der Not eine Tugend machen?

Zuerst galoppierte die Phantasie, kein Vergleich schien zu weit hergeholt: „Die Schlitze erinnern ja ein bißchen an die von Uli Eberhardt hier schon vorgestellte Serie von Kurt Buchwald, das Gefängnisartig-Verhuschte an die Guantánamo-Bilder von Paolo Pellegrin

Dann zündete die Idee und es erwachte der Spieltrieb: „Hm, das ist alles noch viel zu brav, zu wenig durchgeknallt! Wie lassen sich Millys und Mollys unbedingter Freiheitswille und der kontrastierende Versorgungsanspruch noch besser visualisieren? Die Wut der hilflosen Kreaturen, daß die versprochenen und längst fälligen Käsewürfel immer noch nicht angeliefert wurden? Das verzweifelte Rütteln an den Kerkerstäben? Haben die beiden ungehinderten Zugang zu psychotherapeutischen Unterstützungsmöglichkeiten?”

Das Ergebnis solcher Überlegungen ist diese bearbeitete Fotografie:

Neuinterpretation: Schöner Freiheit atmen mit Filmkorn und Teiltonung

[premiumkritik]


Anmerkung der Redaktion: Thomas Brotzler arbeitet nicht mehr aktiv für fokussiert.com, aber er hat einige fertige Kritiken hinterlassen. Die möchten wir Euch nicht vorenthalten; eine Diskussion kann jedenfalls entstehen, und Thomas ist als Gast immer wieder zugegen.

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