Langzeitbelichtung: Tanz den Tecktonik

Lange Belichtungszeiten in Kombination mit Dauerlicht und Blitzlicht können sehr reizende Effekte erzielen – wenn sie wohl dosiert und überlegt genutzt werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© David Franz).

Kommentar des Fotografen:

Die Person hält eine Taschenlampe und einen externen blitz in den händen und löst sie koordiniert aus. weit offene blende und im „bulb“-modus nach gefühl belichtet. das bild soll „tecktonik“ darstellen, einen tanzstil aus frankreich, meist zu elektronischer musik. der tanz ist übrigens zeimlich beeindruckend, in hh ist er mir erst letztens aufgefallen. In der prinzenbar tanzten zwei sehr gut aussehende junge männer tecktonik, da erkannte ich dieses foto und setzte es um.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von David Franz:

Springen wir zum Ursprung zurück: Das Wort „photographieren“ heißt übersetzt nichts anderes als „Malen mit Licht“. Während moderne Kameras durch superschnelle Belichtungszeiten und Automatiken eher „Farbkopieren mit Licht“ machen, kann die „Malerei“ dadurch umgesetzt werden, dass die Kamera manuell auf eine lange Belichungszeit (oder wie im Falle dieses Fotos auf „Bulb“) gestellt wird:

Wer sich mal im „Lichtmalen“ versucht hat, weiß, dass es sehr einfach ist, wilde, abstrakte Muster einzufangen. Das besondere am Foto von Davis Franz ist jedoch, dass die Mischung aus verschwommenen Farben und einzelnen Details, die sich zu einem erkennbaren Motiv zusammenfügen, stimmt.

Erreicht wird das durch das eine durchdachte Kombination zweier Leutmittel: Der Taschenlampe und einem Blitz. Die Taschenlampe sorgt für die durchgängige Lichtspur, und dank der geringeren Farbtemperatur auch für den Orange-Ton im Bild. Der Blitz hingegen leuchtet nur Sekundenbruchteile und friert damit die Bewegung des Tänzers ein, im Gegensatz zur Taschenlampe, die sie eher nachvollzieht. Außerdem erzeugt der Blitz künstliches Tageslicht, welches bläulich leuchtet und damit einen Komplementärkontrast zur Taschenlampe herstellt.

Die Belichtungsdauer ist lang genug, um die Bewegung zu zeigen, aber kurz genug, um das Bild nicht in einem „Lichtbrei“ zu ertränken. Besonders gut ist, dass das Motiv nicht nur des Effekts willens wirkt, sondern das gewählte Thema – den Tanzstil Tecktonik – passend illustriert.

Mein einziger Verbesserungsvorschlag ist die Wahl des T-Shirts. Zwar stammt das Joker-Shirt aus den 80ern und damit zum Tanzstil passend, lenkt aber durch das wilde Muster, verstärkt durch die Langzeitbelichtung, ab. Besser wäre hier ein einfarbiges Shirt oder eins mit gleichmäßig symmetrischen Mustern gewesen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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