Low Key Pflanzenblüte: Das Licht der Welt

Gegenlicht- und Low Key Aufnahmen wirken meistens schwer, nachdenklich und melancholisch. Es geht auch leicht.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Matthias Bühler).

Kommentar des Fotografen:

Auf dem Heimweg von der Arbeit ist mir der Busch mit diesen interessanten Blüten aufgefallen. Hinter dem Wald im Hintergrund stand die Sonne sehr tief, so dass ich die Blüte scheinbar von innen leuchten lassen konnte.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Matthias Bühler:

Eine Pflanze mit feinen, pelzigen Blüten steht im Zentrum dieser Low-Key-Aufnahme. Sie ragen von Links aus absolutem Scharz etwas nach rechts über das Bildzentrum hinaus, wo eine der Blüten direkt vor der Sonne im Gegenlicht golden zu leuchten scheint. Dahinter verschwindet ein zweiter Blütenstand in der Unschärfe, am linken Bildrand sind Ansätze eines dritten zu sehen.

Auf diese Bildidee muss man zuerst kommen:

So hat sich die Pflanze für Dich auf den ersten Blicksicher nicht präsentiert. Sehr schön gesehen.

Erst im direkten Gegenlicht wird aus dem Bildausschnitt eine dramatisch-dunkle Low Key Aufnahme, die von extremen Kontrasten lebt, ohne vollständig zur Silhouette zu werden.

Die Blüte leuchtet durch die Komposition fast schon selber, wobei dem Betrachter intuitiv klar ist, dass sich dahinter die Sonne verbirgt.

Das überaus warme Abendlicht passt gut zu den feinen, pelzigen Härchen der Blüte und verleiht der Pflanze zusätzliche Zerbrechlichkeit.

Low Key Aufnahmen werden gemeinhin als dramatisch, schwer und melancholisch wahrgenommen. Der hohe Schwarzanteil und das spärliche Licht, das meistens nur die Kanten beleuchtet, sorgen für diese Stimmung.

Dir ist es hier gelungen, eine etwas leichtere Variante zu schaffen, die trotz des harschen Kontrasts eine Leichtigkeit und durch die Sonnen- und Leuchtsymbolik eine hoffnungsvolle Note erhält.

Die Bildkomposition gefällt mit der Aufteilung und der Tatsache, dass der leuchtende Blütenstand eben nicht genau im Bildzentrum steht, wo man ihn bei der Aufnahme wohl zuerst platzieren würde – um dann neu zu komponieren und zu einer Drittelung zu gelangen, wie Du es getan hast.

Bemängeln könnte man allenfalls, dass die Blüten sich in der Tiefe nur schwer voneinander abheben. Möglicherweise hätte sich mit einer leichten Verschiebung die hintere Pflanze ein bisschen klarer von der vorderen abgrenzen lassen.Trotzdem finde ich die Blende mit 5.6 hier gut gewählt. Weniger Schärfentiefe wäre dem Bild eher abträglich geworden.

Eine schöne Konzept-Aufnahme, die auch ganz gut zum Vorweihnachtstag passt.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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