Reportage von der „Farm der Tiere“

Mit Alessandra Sanguinetti gibt es eine Fotografin zu entdecken, die das Genre der Reportage auf neue und faszinierende Weise interpretiert.

Und am sechsten Tag sprach Gott: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

Mit ihrer Bildserie „On the Sixth Day“ bezieht sich Alessandra Sanguinetti auf die Bibel. Ihre Sicht auf das argentinische Landleben zeigt uns, wie der Mensch über das Vieh herrscht. Sentimentale Gefühle sind völlig fehl am Platz. Die Tiere sind Nutztiere, sie werden verwertet, und genauso blutig sieht es auf vielen Bildern aus. Der Tod ist allgegenwärtig.

Alessandra Sanguinetti zeigt uns diese Welt aus der Perspektive der Tiere, was uns manchmal noch einen Rest von Würde vermittelt, teilweise ein wenig trügersich romantisch scheint, aber meistens die ungeschminkte Wirklichkeit zeigt. Ganz ohne schockierende Absicht – so ist es eben. Vielleicht hätte sich George Orwell für die „Farm der Tiere“ solche Bilder gewünscht.

Sanguinetti agiert in einer Welt, in der sich Leben und Tod die Balance halten. „Wenn wir die feine Linie erforschen“, sagt sie, „die uns von denen trennt, über die wir herrschen, dann werden wir vielleicht ein besseres Verständnis von unserer eigenen Natur bekommen.“

Alessandra Sanguinetti wurde 1968 in New York geboren. Sie wuchs in Argentinien auf und lebt nun wieder in New York. Für ihre Serie „On the Sixth Day“ erhielt sie bei den Rencontres in Arles 2006 den Discovery Award. Das Buch „On the Sixth Day“ erschien 2006 bei Nazraeli Press.

Ihre bewundernswerten Landbilder – die ja eine Neuinterpretation der fotografischen Reportage sind – und ihre genauso phänomenale Serie „The Adventures of Guille and Belinda and the Enigmatic Meaning of their Dreams“ sind auf ihrer Webseite zu sehen. Folgerichtig wurde Sanguinetti 2007 für eine Mitgliedschaft bei der Fotoagentur Magnum nominiert.

Alessandra Sanguinetti
A. S. bei Magnum

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert