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Landschaftsfotografie mit Tiefe: Vorder- braucht Hintergrund

In der Landschaftsfotografie braucht ein Motiv im Vordergrund einen angemessenen Hintergrund; eins im Hintergrund braucht einen Vordergrund. Das ist simpel, aber gar nicht so einfach umzusetzen. Erfahrungen aus dem Death-Valley-Workshop.

Bildschichtung: Der Vordergrund muss vorne sein, aber nicht nah. (© Peter Sennhauser)

Bildschichtung: Der Vordergrund muss vorne sein, aber nicht nah. (© Peter Sennhauser)

„Wow. Sieht es dort wirklich so aus?“ – diese Frage, und den unterschwelligen oder gleich darauf folgenden Vorwurf, mit Photoshop „manipuliert“ zu haben, kennt jeder Landschaftsfotograf (besonders ärgern dürften sich darüber die Spezialisten, die mit Grossformatkamera und Film unterwegs sind).

Die Antwort lautet: Nein, „dort“ sieht es nicht so aus. Denn „dort“ liegt eine dreidimensionale Landschaft, und das Bild davon ist zweidimensional, was schon mal der erste und grösste Unterschied ist. Weitere, wie Perspektive, Komposition, Licht und Farbe, etc kommen hinzu – es sind künstlerische Gestaltungselemente.

Aber die fehlende Räumlichkeit ist der gravierendste Unterschied der Abbildung zur Realität, was schon die Renaissance-Maler (wieder-) entdeckt haben. Folglich erweckt die Kunst, in einer Fotografie Räumlichkeit zu simulieren, die grösste Wirkung beim Publikum. Mein erstes gelungenes Bild im Death Valley erfüllt die meisten Regeln der Landschaftsfotografie streng nach Lehrbuch:

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Landschaftsfotografie: Wenn Wolken über den Himmel rasen

Landschaftsfotografie ist eine behäbige, langsame Sache? Weit gefehlt. Wer seine Ausrüstung nicht im Griff und das Licht nicht im Auge hat, bleibt auf der Strecke. Erste Lektion des Death-Valley-Workshops.

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Mit Neutral-Verlaufs- und Polfilter kommt der Cottonwood-Kaktus um Death Valley vor romantischem Wildwesthimme gut. (© Peter Sennhauser)

Die Virga im südlichen Teil des Tals: Geschossen bei 800 ISO im letzten Licht. Ich hatte nicht mehr dran geglaubt. Das Lichtspiel entschädigt für das karge Motiv. (© Peter Sennhauser)

Die Virga im südlichen Teil des Tals: Geschossen bei 800 ISO im letzten Licht. Ich hatte nicht mehr dran geglaubt. Das Lichtspiel entschädigt für das karge Motiv. (© Peter Sennhauser)

Es war eine ernüchternde Erfahrung: Ich halte mich für einen ganz passablen Landschaftsfotografen, ich sehe Motive, und ich weiss einigermassen, wie ich sie inszenieren kann. Aber mit dem ersten Sonnenuntergang im Death Valley kamen leise Zweifel in mir auf, ob ich für diesen Typus der Fotografie schnell genug bin.

Schnell genug? Gary Hart, der Workshop-Leiter, hatte noch vor dem Shooting gesagt: „Ich bin Landschaftsfotograf. Ich fotografiere nichts, was sich bewegt.“ Und Don Smith, Profi-Sportfotograf seit dreissig Jahren und Garys Ko-Instruktor, hatte auf die Geduld verwiesen, die in der Landschaftsfotografie nötig sei. Wie kann man also für diese Art der Fotografie nicht schnell genug sein?

Oh, es ist ganz einfach:

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Kirschbaumblüte: Die zweite Ebene

Bei minimalistischen Bildern mit grafischen Akzenten liegt alles an der Qualität der Komposition. Die wird hier zusätzlich von einer Pointe auf der gegenständlichen Ebene begleitet.


© Robert Kalb Contax RTS auf Fujichrome, Novoflex f/5.6, 400mm.

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist während der Kirschblütezeit in Fraxern (Vorarlberg) entstanden. Das Bild wurde 1/3 unterbelichtet. Nur ganz früh am Morgen gibt es dieses Streiflicht, somit bleibt der Wald im Schatten.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Robert Kalb:

Ein absoluter Knaller, dieses Bild, und zwar im Sinne des Wortes. Zunächst fliegen einem das satte Grün der Wiese und das dunkle Blau des Himmels um die Ohren, der Blick konzentriert sich auf die im sprichwörtlichen Blütenweiss erstrahlenden Kirschbäume. Das lebt von der minimalistischen Komposition, den Flächen und Farben, mehr ist nicht nötig.

Mehr ist aber vorhanden. Denn das ist kein Himmel:

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Lachschnappschuss: Ein Gemetzel

Porträt-Schnappschüsse wirken oft viel natürlicher als von Laien angefertigte „echte“ Porträts. Angeschnittene Menschen allerdings sind immer ein Unglück.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Berenice Fischer).

Kommentar der Fotografin:

Dieses Foto habe ich vor etwa einem Jahr gemacht, als meine Freundin lachen musste, habe ich schnell abgedrückt. Es tut mir leid, dass ich keine genauere Angaben über Belichtung machen kann.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Berenice Fischer:

Zuerst: Glücklicherweise musst Du die technischen Daten des Bildes nicht wissen, Deine Kamera hat sie für Dich notiert (Exif-Daten im Bild).

Manchmal gelingen einem die besten Fotos, wenn man gar nicht darauf gefasst ist. Wir haben in dieser Rubrik schon so manches Porträt behandelt, das in einer ganz anderen Situation als auf einem Barhocker vor einem Endlos-Hintergrund entstanden ist.

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Ameisenbild: Nachlässige Komposition

Interessante Inhalte verbunden mit einer nachlässigen Komposition ergeben keine guten Fotos.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Roman Keller).

Kommentar des Fotografen:

Ich gehe gerne auf Fotosafari in Natur. Speziell haben es mir Insekten, und allgmein alles was klein ist und sonst nicht so auffällt, angetan. Per Zufall sind mir diese Ameisen vor die Linse geraten und nach dem Upload auf den Mac ist mir der Umfang der Farben erst aufgefallen. Da dieses Foto einen schönen Einblick in den Mikrokosmos ermöglicht und schönes gelb und grün mischt darum mag ich es besonders.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Roman Keller:

Was du in deinem Text über das Foto geschrieben hast, ist wahr. Die Ameisen sind ein Blickfang, die Farbvielfalt fällt auf und wir erhalten einen Einblick in einen Mikrokosmos, den wir normalerweise nicht wahrnehmen.

Trotzdem ist das kein Meisterbild. Warum nicht?

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Holocaust-Mahnmal: Von unten nach oben

Eine viel zu wenig benutzte Perspektive – die eines Froschs von ganz unten – eröffnet häufig total neue Ansichten.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Reinhold Jakobs).

Kommentar des Fotografen:

Das Mahnmal in Berlin aus einer etwas anderen Perspektive. Zum Glück schien die Sonne an diesem Tag.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Reinhold Jakobs:

Wenn es in Fotografie um Farbe, Form, Linien und Schattierungen geht, dann erfüllt diese Aufnahme so ziemlich alle Ansprüche. Jedenfalls für die künstlerische Fotografie mit Abstraktion.

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Spiegelsee: Gib mir eine Mitte

Landschaftsaufnahmen sind prädestiniert für Weitwinkelobjektive. Die sorgen für Weite, aber nicht für Tiefe: Darum muss sich der Fotograf mit der Komposition und entsprechender Schichtung selber kümmern.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Yves Dulex).

Kommentar des Fotografen:

Auf der Fahrt von Zürich nach Murmansk (3000km) fuhren wir plötzlich in Finnland an diesem spiegelglatten See vorbei. Nach einem abrupten Bremsmanöver hielt ich den faszinierenden Anblick mit zwei Fotos fest und erstellte in CS3 dann ein Panorama. Ich habe das Bild unzählige Male betrachtet und mittlerweile auch auf Leinwand aufgehängt, doch frage mich immer, wie dies ein Profi festgehalten hätte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Yves Dulex:

Auf den ersten Blick ist das eine wundervolle Landschaftsaufnahme mit einer schönen Gewichtung nach links. Ich will Dir die Freude an dem Bild keinesfalls vergällen. Allerdings wirkt die Aufnahme in der kleinen Vorschau unseres Auswahl-Tools deutlich besser als in der Vollansicht, wogegen sie in wandfüllendem Grossformat ebenfalls wieder ganz neue Qualität erreichen dürfte. Zweifellos ein gelungenes Panorama – und trotzdem fehlt mir bei genauerer Betrachtung einiges, das es hätte grossartig machen können:

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Strassenfotografie: Rom, ganz anders

Das geeignete Motiv zu finden, ist nur der erste Schritt auf dem Weg, gute Fotografien von Straßen zu machen. Als nächstes muss man geduldig sein, planen und warten, bis die Elemente zusammenfallen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Hristo Hristov).

Kommentar des Fotografen:

Rom

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Hristo Hristov:

Straßenfotografie hat sich seit den frühen 1920er Jahren, als Henri Cartier-Bresson und André Kertész durch Europas Straßen wanderten, stark verändert.

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Architekturbild: Ein Element zu viel

Bei Architekturbildern wird eine gute Komposition erleichtert, weil der Architekt die halbe Arbeit schon gemacht hat. Aber eben nur die halbe. Zu viele Einzelheiten in ein Bild zu packen kann dazu führen, dass alle Elemente des Fotos schwach wirken.

Das Kunst- und Kulturzentrum Luzern. Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jörg Bühlmann).

Kommentar des Fotografen:

Eingangsfront des Kultur- und Kongresszentrums Luzern (KKL), Schweiz. Der französische Architekt Jean Nouvel hat das KKL Luzern entworfen und zwischen 1995 und 2000 nach seinen Plänen bauen lassen. In der Spiegelung erkennt man das Luzerner Seebecken und die Stiftskirche.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von J?rg B?hlmann:

Für jeden, der halbwegs über kompositorische Fähigkeiten verfügt, ist es relativ leicht, ansprechende Fotos von Gebäuden oder anderen Strukturen zu machen. Da Architekten die Außenwände von Gebäuden ästhetisch interessant und symmetrisch gestalten, ist für Fotografen die halbe Arbeit schon gemacht.

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24 Stunden: Auf Distanz

Kirgistan; Sarai, Aserbaidschan; Kabul, Afghanistan; Berlin, Deutschland. (Bilder Keystone)

Nicht nah genug dran? Nicht jede Fotografie lebt von der Nähe. Weitwinkel oder Kompositionen mit viel Raum haben einen besonderen Reiz.

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten drei bis fünf Pressebilder aus den vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach rein fotografischen Kriterien.[hide]Ein Jagdadler wird an einem kirgisischen Festival eingesetzt. (Keystone / AP / Igor Kovalenko)Ein Aseri bei der Salzproduktion, rund 25 Kilometer von Baku entfernt im Dorf Sarai. (Keystone / EPA / Sergej Ilnitsky)Afghanische Jungen tragen Abfall und andere Materialien zum Feuermachen nach Hause. (Keystone / AP / Fraidoon Pooyaa)Am Berliner Schlossplatz, halb durch den Abriss des Palast der Republik. (Keystone / AP / Gero Breloer)

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