Bildkritiken lesen

Gotik: Licht und Stimmung

Licht und Lichteinfall allein machen schöne Motive, Photoshop gibt uns die Gestaltungsfreiheit. Damit kann man dem Bild zu- oder abträglich werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Max Priller).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild entstand im Seitenschiff der St. Martinskirche in Landshut (höchster Backsteinturm der Welt). Ich war von der „Lichtstimmung“ sehr angetan und habe diese versucht in einem Bild festzuhalten. Leider kann ich keine genauen Daten mehr nennen, ausser das ich dieses Bild mit meiner „immerdabei Kamera“ Canon Powershot G11 gemacht habe.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Max Priller:

Ein gotisches Kirchenschiff aus der Ehrfurcht-Sicht des Kirchgängers, für die es gebaut wurde: Die Aufnahme in sanften Sepia-Farbtönen sorgt durch das hochkant-Format für eine zusätzliche Steigerung der hohen Erhabenheit des Baus und erlaubt einen Blick auf die Tragekonstruktion des Dachs im Kirchenschiff. Der starke Kontrast des Lichteinfalls von rechts an die Linke Wand sorgt für eine Spannung, die quer zu den dominanten Linien des Bildes verläuft.

Dies ist keine klassische Architekturfotografie, aber die Architektur spielt eine grosse Rolle darin: Du wolltest den Lichteinfall festhalten, der eine spezielle Stimmung hervorruft – und die ist kein Zufall, sondern Zweck des Bauwerks.

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Grand Central Station: Dokumentarisiert

Wenig spricht dagegen, Ikonen zu fotografieren. Am Fotografen liegt es indes dafür zu sorgen, dass sie nicht zum Klischee werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Alexander Holzknecht).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand in NYC, im Grand Central Terminal. Ein viel fotografiertes Motiv – klar ist es unglaublich schwer mit sowas „herauszustechen“. Trotzdem hat mir die „geschäftige“ Stimmung gut gefallen. Irgendwie lässt das Bild (v.a. in der finalen Bearbeitung) an alte Tage erinnern, als GCT vmtl. eine noch viel bedeutendere Rolle für die Stadt gespielt hat als heute. Blende f /8 ISO 400 (war notwendig, leider rauscht die Alpha200 da schon deutlich – schadet dem „Antik-Look“ aber vlt gar nicht) Verschlusszeit = 1/8 sekunde (länger wollte ich nicht, da sonst die Leute zu sehr verschwimmen) EV = -0,3 (Das mittelfenster brennt sowieso schon so leicht aus – ich wollte dem ein bisschen entgegen wirken)

Peter Sennhauser meint zum Bild von Alexander Holzknecht:

Die Halle der Grand Central Station (Grand Central Terminal, korrekterweise) in Manhattan, New York im Überblick von einer der beiden Treppen, die zu den Zwischenböden führen. Die Aufnahme in Schwarz-Weiss hält sich strikt an die Strukturen des Gebäudes und vermeidet Verzerrungen und stürzende Linien.

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Hundeblick: (Zu) Radikal reduziert

Wenn ein Motiv feststeht, ist Reduktion angesagt: die Fotografie soll nichts enthalten, was ihr nicht dient. Aber auch nicht zu wenig.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Uwe Kath).

Kommentar des Fotografen:

Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit der Tierfotogafie, im Besonderen der Hundefotografie. Hier hatte ich versucht die Ruhe, die der mir bekannte Hund ausstrahlt, einzufangen. Mir fehlt allerdings meiner Meinung nach so der letzte Kick für gelungene Aufnahmen. Bildaufbau, Schärfe,… Komposition? Hab nicht wirklich eine Idee woran es liegt.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Uwe Kath:

Ein Hund – meiner Ansicht nach ein Vorsteher – liegt entspannt seitlich im Gras und blickt verträumt etwas nach. Die Schwarz-Weiss-Aufnahme ist auf Augenhöhe entstanden und zeigt uns nur das Gesicht des Tieres, das von Grashalmen in der Unschärfe des Vordergrunds leicht verdeckt wird. Die Schärfentiefe ist verhältnismässig gering und führt den Blick dicht über den Rasen direkt zum Auge des Hundes. Dieses eine Auge ist ausserdem in einem Color-Key-Effekt als einziges Element des Bildes farbig.

Ich kann Deiner Selbstkritik teilweise folgen – vielfach gelingen mir auch eigentlich ganz leidliche Bilder, die aber einfach nicht den „Biss“ haben, der einen als Betrachter ausreichend fesseln würde. Ich würde behaupten, dass wir inzwischen schon so viele gute Bilder gesehen haben, dass wir uns nur noch vom wirklich aussergewöhnlichen fesseln lassen:

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Fischerboote am frühen Morgen: Nicht alles eignet sich als Rahmen

Beim Einfassen oder „Einrahmen“ eines Bildgegenstandes sollte darauf geachtet werden, daß dieser Rahmen das Hauptmotiv unterstützt.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Rainer Sandermeier).

Kommentar des Fotografen:

Ein Sonntagmorgen in Tocopilla, eine kleine Hafenstadt im Norden Chiles. Die Ruhe und Stille wollte ich einfangen.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Rainer Sandermeier:

Stimmung läßt sich in vielerlei Weise in einem Bild erzeugen. Lichtverhältnisse sind natürlich wichtig. Wie das Motiv eingefangen wurde. Das Zusammenspiel von allem. Wenn das Auge aber nirgendwo wirklich hingelenkt, oder sogar abgelenkt wird, tut das einem Foto Abbruch.

Was mir bei Deinem Foto ins Auge stach, waren die Farben, die ich sehr ansprechend fand.

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Makrofoto: Wenn die Ausrüstung zählt

Nahaufnahmen verlangen Nähe – und die ist nicht mit jedem Objektiv ohne weiteres zu bewältigen.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jörg Falch).

Kommentar des Fotografen:

Auf einer Wanderung in den Garmischer Bergen entdeckte ich diese Biene auf der Blume. Hat mir so gut gefallen, daß ich sofort ein Foto machen musste. Ist eines meiner ersten Fotos, bin immer noch am Üben und Lernen. Brennwite 55mm, Belichtung 1/100, F/6.3, ISO100

Peter Sennhauser meint zum Bild von Jörg Falch:

Eine Biene sitzt auf einer Kleeblüte. Die Makro-Aufnahme von schräg oben stellt das Motiv ins Bildzentrum, wobei die Umgebung aus grünem Gras und Klee den grössten Bildanteil ausmacht.

Der Fotograf oder die Fotorafin macht das Bild – die Kamera ist nur ein Werkzeug: Gute Fotografien lassen sich mit allem machen, was Licht bannen kann. Das ist ein wichtiger Grundsatz, den wir alle uns immer wieder vorhalten sollten.

Nachdem das gesagt ist: Mit bestimmten Ausrüstungsteilen, namentlich Objektiven, lassen sich gewisse Aufgaben sehr viel schlechter lösen als mit andern. Der Makro-Bereich, die Aufnahme sehr kleiner Dinge, gehört dazu.

Aber fangen wir vorne an:

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Der Einsame Steg: Motiv-Trouvaille

Die besten Motive sind häufig auf den ersten Blick unscheinbare Objekte. Fotografie besteht zu einem grossen Teil darin, sie zu entdecken.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Matthias Unger).

Kommentar des Fotografen:

Nach meinem Steg von Schobüll/Nordsee zeige ich einen weiteren Steg, diesmal aufgenommen vor Holnis auf 6×7 S/W-Film, digitalisiert und den Nebel am Horizont per PS verstärkt. Die Stimmung an der Ostsee war an einem bedeckten Februartag sehr ruhig, das Wetter lockte kaum einen Spaziergänger an das Wasser. Ich kam mir irgendwie ein bisschen verlassen vor.

Und dann kam ich an diesen Steg vorbei. Erst habe ich gedacht, er sein kein Bild wert, ging weiter. Aber es rumorte in mir, irgendwie muss sich aus dem Steg was machen lassen und ich bin dann zurückgegangen. Dort habe ich einen Standpunkt gesucht, der zum einen die Steine und den Steg in eine Blickachse stellt und die 4 Pfähle so zeigt, daß sie sich nicht verdecken. Mit dem im Nebel aufgelösten Horizont und den Verzicht auf Farben möchte ich die Stimmung eines verlassenen Ortes verstärken. Warum der Steg eine Kette hat, vielleicht hat jemand eine Idee….

Peter Sennhauser meint zum Bild von Matthias Unger:

Ein Boots-oder Schwimmsteg an einem flachen Gewässer. Diese Schwarz-Weiss-Fotografie stellt den Steg ins Bildzentrum, der zu einem wunderlichen Objekt wird, weil er nirgendwohin führt:

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Alte Harburger Elbbrücke: Architekturfoto mit Pfiff

Ein gutes Foto lebt von Stimmung, Komposition und solider Technik. Wenn alles in einer Aufnahme zusammenkommt, entsteht ein Bild, das über das Dargestellte hinausgeht.

[textad]© Regina Salm - Panasonic DMC-FZ7 - 1/400s - f/5.6 - ISO 80 - 17mm

Kommentar des Fotografen:

Alte Harburger Elbbrücke in Hamburg. Mit diesem Foto begann vor 2,5 Jahren meine Leidenschaft für die Fotografie. Inzwischen habe ich hunderte von Fotos geschossen, aber dieses Bild ist nach wie vor eines meiner Lieblingsbilder, insbesondere wegen der besonderen Lichtstimmung an diesem Wintertag. Wegen der Auslöseverzögerung meiner DMC-FZ7 ist es ein glücklicher Zufall, dass der Radfahrer genau an der richtigen Stelle auf dem Foto platziert ist. Nachbearbeitung : Leichte Farbkorrektur ins Rötliche.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Regina Salm:

Glückwunsch zu Deinem meines Erachtens sehr gut gelungenen Foto. Ich hatte auch so ein Aha-Erlebnis vor ein paar Jahren, das mich dazu bewogen hat, mich in Fotografie zu verlieben – nein, zu verbeißen.

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Konzeptfoto: Kugelbilder

Konzeptfotografie mit Utensilien: Zum Beispiel mit einer spiegelnden Kugel. Aber auch gute Ideen verlangen Sorgfalt in der Umsetzung.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© René Scheer).

Kommentar des Fotografen:

„Kugel in der Kneipe oder Kneipe in der Kugel“ ist im Rahmen in einer Reihe von weiteren Kugelbildern entstanden. Die Idee ist, meine Umwelt und das hinter mir mit einzufangen. Dafür sollte es eine einfach Kugel sein (etwa 3€ im Dekoladen) und die Bilder nur dort entstehen wo ich sowieso bin (Arbeit, Zuhause oder eben Kneipe) – also meine kleine Welt. (Kamera Eos 1000D)

Peter Sennhauser meint zum Bild von René Scheer:

Eine spiegelnde Goldkugel liegt auf einem Kneipentresen. Der Fokus liegt auf dem Raum in der Spiegelung der Kugel; hinter ihr ist in der Unschärfe noch etwas zu erkennen, was ein leeres Bierglas sein könnte. Der eigentliche Bildinhalt aber steckt in der Kugel, in der fischaugenmässig gekrümmten Wiedergabe des Raums, einer Kneipe. Hier sind rechts ein volles Bierglas, links ein Gast am Tresen und in der Mitte der Fotograf mitsamt Kamera zu erkennen.

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Langzeitbelichtung: Nachtbilder ohne Bewegung

Nachts sind extrem lange Belichtungszeiten Pflicht – und Sternstreifen dabei meistens die Folge. David Kaplan hat einen Weg gefunden, sie zu reduzieren.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© David Kaplan).

Kommentar des Fotografen:

Meine Herz gehört der Nacht. Auch wenn der Tag für den Landschaftsfotografen sehr viele wundervolle Farben und Kontraste bietet, so ist doch die Nacht jenes unbekannte Gebiet, das erforscht werden will. Hier habe ich das mit einem Wasserfall gemacht, den ich seitlich jeweils kurz mit einem X21 LED Lenser angeleuchtet habe während insgesamt 375s Belichtungszeit. Nichtsdestotrotz ist aber die Bildkomposition wegen dem unbrauchbaren Sucherbild extrem schwierig und hier kam auch noch ein dichter Wassernebel vom Wasserfall hinzu, der sich schon nach wenigen Sekunden auf der Frontlinse abgesetzt hat. Dennoch war ich überrascht, wie klar und deutlich das Foto trotzdem geworden ist. Welche Schwächen in der Bildkomposition stecken, würde ich nun gerne über die Profikritik erfahren.

Peter Sennhauser meint zum Bild von David Kaplan:

Seit langem lag in meiner Warteschlange ein anderes Bild von David, der uns hier dieses erstaunliche Nachtbild präsentiert. Auch die andere Aufnahme hat meine Aufmerksamkeit gewonnen, weil sie offenkundig sehr lang belichtet, aber sternstreifen-frei ist.

Ich habe David dann gebeten, mir sein Verfahren zu erklären:

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Retro-Eisenbahnfoto: Des einen Traum…

Ein perfekt fotografiertes und bearbeitetes Motiv macht ein schönes, aber nicht immer interessantes Foto.

[textad]

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Calcada).

Kommentar des Fotografen:

Ich mag Eisenbahnbilder und besonders Dampflokomotiven. Ich finde das Motiv eignet sich hervorragend für eine Retro- Bearbeitung. Das Bild ist für mich eine kleine Zeitmaschine, in der die vergangene Zeit wieder lebendig wird. Die Oberleitung und andere „neumodische“ Details habe ich entfernt.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Michael Calcada:

Seit Photoshop und anderen digitalen Bearbeitungsmöglichkeiten für Fotografen zum normalen Handwerkszeug wurden, haben sich Fotos zusehends von der Darstellung von „Realität“ wegentwickelt. In einer Zeit, wo jeder, der sich etwas auskennt, mit Bildern alles Mögliche machen kann, zählt verstärkt die Idee und deren Umsetzung.

Dein Foto einer Dampflokomotive, verfremdet durch einen antiken Effekt, fand ich spontan sehr ansprechend, wenn ich mich persönlich auch nicht für Lokomotiven interessiere.

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