Eventfoto: Mehr Bildkomposition

Bei besonderen Ereignissen sollten Gegensätze stärker herausgearbeitet werden. Das geschieht vor allem durch Reduktion der Bildinhalte.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ulrich Brodde).

Kommentar des Fotografen:

Dokufoto einer Karfreitagsprozession in Puerto de la Cruz, Teneriffa. Neben den mystisch anmutenden Spitzhüten der Büßer fiel mir vor allem die Mimik der Dame mit der klassischen Mantilla auf.

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Brodde Ulrich:

Ein klassisches Bild von einem öffentlichen Ereignis. Ob nun Karneval in Köln, Schlager-Move in Hamburg oder die Karfreitagsprozession auf Teneriffa:

[textad]Sie haben alle gemeinsam, dass Unmengen von Fotogelegenheiten auf einen warten. In diesen Situationen ein Foto zu machen, das auf den Punkt kommt, ist schwierig und nur durch die Reduktion der wesentlichen Informationen und einer strengen Komposition des Bildes zu erreichen.

Hier war der Fotograf von den vermummten Büßern und der Mimik der Dame in der Mantilla fasziniert. Das mit den schönen lilafarbenen Hütchen kann ich verstehen.

Die Mimik der Dame finde ich aber nicht besonders interessant. Ganz im Gegenteil sieht sie mir eher gelangeweilt aus. Die ganze Szenerie hat für mich etwas Beiläufiges. Als wäre niemand wirklich bei der Sache. Mir fehlt die Emotionalität der Situation, die zweifellos vorhanden war. Selbst die „Zuschauer“ der Szenerie auf dem Foto schauen nicht zu, sondern laufen vorbei oder sehen weg.

Für mich ergeben sich jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder ich entscheide mich für die Büßer oder die Dame als mein Hauptsubjekt. Egal, mit einem 135mm-Objektiv würde ich versuchen, sie möglichst groß (nur ein Gesicht auf einer Hälfte des Bildes) ins Bild einzufügen. Damit würde ich einen störenden Hintergrund ausblenden und die Konzentration des Betrachters auf mein Subjekt lenken.

Anschließend würde ich versuchen, einen besonderen Moment einzufangen. Zum Beispiel könnte der Büßer direkt in die Kamera schauen, seine Augen würden aus dem lila Stoff herausstechen. Die Dame müßte auch entweder lachen, schreien oder sonst irgendetwas tun. Die versteinerte Miene wäre mir nicht genug. Vielleicht müßte ich dafür mit der Gruppe parallel mitlaufen.

Aber für ein gutes Bild sind ein paar Meter nie zu viel.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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3 Kommentare
  1. Ulrich Brodde
    Ulrich Brodde sagte:

    hallo,

    tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde.
    aber ich bin erst letzte woche freitag aus dem krankenhaus entlassen worden. (zunächst falsch diagnostizierte blinddarmentzündung mit nachfolgendem blinddarmdurchbruch und zum glück erfolgreicher notoperation).
    jetzt geht es mir soweit wieder ganz gut.

    zum foto:
    diese hatte ich vor ca. einem jahr zur begutachtung eingeschickt und schon fast wieder vergessen.

    die kritikpunkte kann ich zum größten teil nachvollziehen.
    heute würde ich dieses foto sicherlich anders machen bzw. nicht mehr einsenden.

    @dierk
    danke für deinen kommentar und die links.
    die seinerzeit von mir verlinkte website existiert nicht mehr.
    ähnliche fotos wie deine habe ich auch gemacht.
    deine fotos geben die atmosphäre gut wieder und wenn du mal auf teneriffa bist können wir ja vielleicht zusammen auf tour gehen.

    saludos de tenerife

    ulrich

    Antworten
    • dierk
      dierk sagte:

      @Ulrich,
      das klingt alles nicht so gut mit deiner Gesundheit. Gute Besserung.
      Ich bin in der nächsten Woche zufällig auf TF in Santa Cruz, leider auch wegen der Gesundheit.

      Melde dich doch mal per mail über meine homepage. Vielleicht klappt es ja.
      saludos de La Palma :-)
      dierk

  2. dierk
    dierk sagte:

    @Ulrich,
    leider ist hinter dem link unter deinem Namen http://www.thewebphotogallery.com keine gültige Webseite, schade, ich hätte gerne gesehen, was du bei der Gelegenheit noch gemacht hast. Oder ist es ein Schreibfehler, schick und dann doch den richtigen link.

    So sieht das Bild für mich leider auch zu „normal“ nach Touristenfoto aus. Ich würde oben das viele Weiße wegnehmen, vielleicht sogar eine Art Pano daraus machen, damit die Frau in der Menge der Büsser mehr isoliert aussieht?

    Vielleicht würde es in S/W sogar besser wirken und die Büsser würden noch düsterer scheinen.

    Ich lebe auf La Palma, einer Nachbarinsel von Teneriffa und habe hier diese Art auch schon oft fotografiert, jedoch nachts oder bei wenig Licht. Falls interesse besteht !!, hier sind einige Bilder und hier ist ein flash in Überblendung und mit original Sound, der die Stimmung ganz gut wiedergibt.

    Antworten

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