Landschaftsfotografie: Fluchtpunkt im Torf
Eine Landschaft muss nicht immer unberührt sein. Aber hier fehlt etwas: Hinter dem Fluchtpunkt benötigt das Auge etwas Raum.

Sony NEX-6, 1/100s bei Blende 22 mit 55mm Brennweite und ISO 400, die Brennweite entspricht 82mm im Kleinbildformat. © Horst Luehring
Horst Luehring aus Engelschoff: Bei Neulandermoor im Landkreis Stade wird Torf noch wie anno dazumal in Form von großen Ziegelsteinen abgebaut und getrocknet. Zwischen den Torfhalden verläuft ein naturbelassener Entwässerungsgraben, der einen schönen farblichen Kontrast bietet und in seinem diagonalen Verlauf vor dem knapp angeschnittenen Horizont die Weite der Fläche erahnen lässt.
Wir sehen eine [amazon 3839219019]Torflandschaft[/amazon], in der sich ein grüner Streifen sehr schön vom braunen Torf abhebt. Im Vordergrund spiegelt sich der blaue Sommerhimmel im klaren Wasser eines Entwässerungsgrabens. Wie der Titel des eingereichten Bildes schon verrät, führen die Linien alle auf einen Fluchtpunkt am Horizont zu. Diese Linien habe ich in der folgenden Illustration in pink hervorgehoben.
Da wir gerade beim Thema Horizont waren: Leider fallen dem Betrachter auch geringfügige Abweichungen von der Horizontalen sofort störend auf. Daher habe ich als erste Verbesserungsmaßnahme das Bild um 1,5° nach links gedreht:
[bildkritik]
Bei näherer Betrachtung vertragen die Schatten im Vordergrund etwas mehr Helligkeit, damit die Details besser zur Geltung kommen. Also habe ich mit der Funktion „Schatten aufhellen“ etwas nachgeholfen.
Das Hauptmotiv des Fotos ist für mich eindeutig der Bereich mit dem hellblauen Wasser und den grünen Pflanzen im Vordergrund. Allerdings lenkt ein hellblaues Haus im Hintergrund das Auge des Betrachters erheblich vom interessanten Geschehen im Entwässerungsgraben ab. Um das zu korrigieren, habe ich es in Gimp mit dem Klonwerkzeug weggestempelt.
Außer diesen jetzt behobenen Kleinigkeiten fehlt mir in diesem Bild am Horizont etwas Raum. Horst Luehring erwähnt schon in seiner Beschreibung, dass er den Horizont bewusst knapp geschnitten hat. Das ist für meinen Geschmack jedoch etwas zu viel des Guten, denn irgendwie kommt mein Auge mit Schwung zum Fluchtpunkt und stößt sofort am Bildrand an.
Dieses Problem hat Peter Sennhauser in seiner Besprechung des Fotos vom Güterwagenstellwerk in Hagen bereits sehr treffend erläutert.
Nachträglich lässt sich das natürlich nicht mehr korrigieren, aber vielleicht hat Horst Luehring noch eine weitere Aufnahme angefertigt, auf der am Horizont mehr Raum vorhanden ist.
Um zu illustrieren, was ich damit meine, habe ich provisorisch das Bild nach oben etwas verlängert.
Vielen Dank für die Erläuterungen und Hinweise. Werde ich studieren und ausprobieren.
Hallo Horst,
ich stieß eben noch auf etwas zu dem Thema diffraction und Landschaft:
https://fstoppers.com/originals/5-advanced-techniques-show-every-detail-your-landscape-photos-157184
und mit noch mehr Erläuterungen und Video:
https://fstoppers.com/studio/fstoppers-original-what-lens-diffraction-and-when-does-diffraction-happen-6022
Vielen Dank für eure Tips,
ich habe das Original nochmal bearbeitet und versucht, diese zu berücksichtigen.
Hoffe, es hat geklappt ☺.
Mich würde interessieren, was es mit der Beugung bei f/22 auf sich hat.
Hallo Horst,
bei der NEX-6 mit APS-C Sensor und einem guten Objektiv (feste Brennweite) dürfte die Beugung (diffraction) schon ab f/8 zu sehen sein.
Mach doch einfach mal mit eine Reihe mit allen oder wenigstens jeder 2. Blende und vergleiche die Bilder in 100% Ansicht. Sinnvoll wäre, dies mit RAW zu machen, da sonst die Schärfung in der Kamera das Ergebnis beeinflussen kann. Du solltest da zu f/22 deutliche Unterschiede sehen, die Schärfe nimmt stark ab und es sieht alles eher weich aus.
Ich habe hier mal nach Beugung gesucht und dies gefunden:
http://fokussiert.com/2009/02/16/hyperfokale-distanz-die-richtige-blende/
Hier wird dieser Effekt (englisch) bestens erläutert
http://www.cambridgeincolour.com/tutorials/diffraction-photography.htm
und hier ist dazu eine tolle Quelle für Infos
http://www.cambridgeincolour.com/tutorials.htm
Ich finde, die Nacharbeit war erfolgreich.
Zur Frage mit der Beugung bei f/22:
Durch Beugung des Lichts an der Blende des Objektivs entsteht die so genannte Beugungsunschärfe. Je kleiner die Blende, desto stärker wird die durch die Beugung resultierende Unschärfe. Das ist der Grund dafür, dass beim Abblenden die Schärfe nicht beliebig zunimmt sondern nach der „förderlichen Blende“ wieder abnimmt.
Die ausführliche Erklärung dazu gibt es hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Beugungsunsch%C3%A4rfe
das ist ein Bild für mich! :-)
In meiner Kindheit so um 1950 und davor verbrachte ich die Ferien so oft wie möglich bei meinen Großeltern, etwa auf halbem Wege zwischen Stade und Bremen. Die hatten außerhalb des Dorfes zusätzlich ein Moorgrundstück im Teufelsmoor, bei dem ich oft beim Torf stechen und stapeln geholfen habe. Wir haben auch oft im Moor gespielt, es war nicht weit entfernt. Wenn wir über diese Wasserlöcher gesprungen sind, konnte es passieren, dass wir auf der anderen Seite im weichen Torf fast die Schuhe nicht mehr heraus ziehen konnten, so tief sind wir ein gesunken.
Mit Torf wurde bei meinen Großeltern geheizt und gekocht. Es wurde in Körben und einer großen Holzkiste in der Küche aufbewahrt. Das Wasser wurde aus einem eigenen Brunnen im Hof gepumpt, immer leicht bräunlich vom Torf im Untergrund.
Ob es auf dem Bild ein Graben zur Entwässerung ist, glaube ich nicht, wie man sieht, steht das Wasser dort schon lange. Er ist durch das Torf stechen entstanden, wie an den Stichspuren auf der rechten Seite zu erkennen ist. Man sieht rechts und hinten links die zum Trocknen gestapelten Stücke.
Zu dem Bild:
* die Farben sind nach meinem Geschmack zu sehr überzogen und wirken eher unnatürlich
* das Haus im Hintergrund ist mir nicht aufgefallen und wirkt deshalb auf mich nicht störend
* das Zeiss Sonnar 55mm, wenn es denn das ist, sollte für die Aufnahme tolle Schärfe liefern. Die wird aber bei f/22 durch die Beugung zum größten Teil wieder verspielt. 1/100 bei 82mm hätte ich auch genommen, aber wenn es scharf werden soll mit höchstens f/11 und dann wären ISO 100 wieder drin gewesen.
Bei der Gelegenheit habe ich mein Buch vom Teufelsmoor mal wieder in die Hand genommen, tolle Fotos, natürlich in S/W.
Hier ist es zu finden.
http://www.nieswandverlag.de/andermatt-teufelsmoor.html