Leserbilder in der Profi-KritikDer besondere Moment

Richard Ashcroft in Aktion: Ein Konzertbild, das sich durch Komposition, Blickwinkel, vor allem aber den genau richtigen Moment auszeichnet – fast genau richtig, meint Kritiker Jan Zappner.

richard ashcroft in der hamburger großen freiheit
Leserfoto (Klick für Vollansicht): „Richard Ashcroft in der Hamburger grossen Freiheit“ (© Marco Maas). – Nikon D80, 17-55mm Nikkor, f2.8, 1/60s bei 800 ISO

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Marco Maas:

Ein schönes und sehr gelungenes Konzertbild, das seine emotionale Wirkung vor allem durch drei formale Kernelemente auf den Punkt bringt:

  • Zunächst der stimmungsvolle Einsatz des „vorhandenen“ Bühnenlichtes, ohne einen Blitz zu verwenden.
  • Zweitens die geschickte Platzierung von Richard Ashcroft direkt vor einer Scheinwerferleuchte, was ihm eine scheinbar wabernde Aura aus Licht verschafft.
  • Und drittens die Wahl des Auschnitts, bei dem Ashcroft das Bild mittige von oben bis unten ausfüllt und dadurch, dass kein weiterer Musiker zu sehen ist, alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet wird.

Da es in der Konzertfotografie vor allen Dingen um die Vermittlung von Emotionen geht, ist damit ja schon fast alles erreicht. Die formalen Kriterien sind also überzeugend erfüllt, und damit ist der Weg frei für die inhaltichen Informationen dieses Konzerts.

Also schaue ich mir Richard jetzt genauer an. Was macht er in diesem Moment? Und hier liegt meiner Meinung nach noch ein Schwachpunkt des Fotos. Denn eigentlich macht er gerade nichts Spannendes.

Er hat die Augen geschlossen, wedelt mit dem Arm und hält das Mirkofon von sich weg. Von einem Konzert würde ich mir andere Momente des Sängers in Erinnerung rufen wollen als diesen. Ich würde gern sehen, wie er ins Mikro schreit oder flüstert, das Gesicht schmerzvoll verzieht oder fordernd ins Publikum starrt.

Mit anderen Worten: Eine zugespitzte Situation des Konzerts, eine besondere Situation. Nicht irgendeine. Es ist natürlich nicht einfach, all diese Kriterien unter einen Hut zu bringen. Aber der Versuch lohnt sich.

In der Rubrik „Bildkritik“ analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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