Nachtaufnahme: Alle Elemente vorhanden

Linien, Formen und Farben wären vorhanden – aber so abgelichtet ergeben sie ein eher unscheinbares Bild. Manchmal hilft ein stärker geometrisches statt Objektbezogenes Denken der Komposition – grade bei Nachtaufnahmen.

Alexander Reichardt

Leserfoto: Stuttgart um den Hauptbahnhof. (© Alexander Reichardt). – Leider keine Exif-Daten; keine hochaufgelöste Version.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Alexander Reichardt:

Hier kommen viele Faktoren zusammen, die aus dieser Aufnahme ein weniger interessantes Bild machen, als nötig gewesen wäre, wenn mehr Mühe ins Experimentieren mit kompositorischen Möglichkeiten investiert und den vorhandenen Elementen mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre. Die Formen, Linien und Farben vor Ort waren mehr als ausreichend, um ein starkes Foto zu gestalten:

Der blaue Himmel ist ein schöner Kontrast gegenüber dem orangefarbenen Leuchten der Stadt darunter. Das Problem ist hier nur, dass die Lichter zu weit entfernt und zu sehr vom Schatten im Vordergrund dominiert sind, als dass sie den Betrachter beeindrucken könnten.

Die Linie der Hügel im Hintergrund und die kurvige schwarze Linie im Vordergrund hätte genutzt werden können, um unseren Blick durch die Komposition zu führen. Hier ist aber die Schwärze des Vordergrunds zu viel und zu überwältigend, sodass sie unseren Blick nirgends hin führt.

Der Baum auf der rechten Seite hätte gebraucht werden können, um etwas Geheimnisvolles ins Bild holen, wäre der Fotograf näher herangegangen und hätte die Stadt wenigstens teilweise durch die Zweige hindurch fotografiert. Meiner Meinung nach wäre es das beste gewesen, wenn der Fotograf sich näher an die Kante heran bewegt und sie als Linie genutzt hätte, die durch das Bild und an der linken Seite nach oben führt.

Es wäre auch besser gewesen, wenn die Stadt unterhalb der Kante einen größeren Teil des Bildes ausgemacht hätte.

Reichhardt

Im Beispiel habe ich das «Freistellungswerkzeug« benutzt, um etwas der schwarzen Fläche am unteren Bildrand und einen Teil des Baumes rechts auszuschneiden. Danach habe ich das «Farbtöne/Sättigungswerkzeug« eingesetzt, um die Farben ein wenig zu verändern, und das «Nachbelichtungswerkzeug« wurde benutzt, um den Bereich links des Turms zu verdunkeln, damit die Kurve der Kante im unteren Bildbereich mehr zu der Linie der Hügel im Hintergrund führt.

Etwas, was gut beim Komponieren hilft, ist, geometrischer zu denken, indem man sich auf Formen und Linien und weniger auf die Dinge selbst fokussiert.

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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