Strassenmöbel: Spannung erzeugen

Manche Alltagsszene aus unserem Stadtleben gibt sogar ohne Menschen ein gutes Motiv ab. Aber was nicht Teil einer Serie ist, muss durch die Komposition Spannung gewinnen.

Sebastian Bartels
Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sebastian Bartels). – Leider keine Exif-Daten vorhanden

Kommentar des Fotografen:

Eigentlich schon ein schönes Motiv, vor allem bleiben solche Sachen in Berlin nicht lange auf der Straße stehen). Trotzdem fehlt mir etwas am Bild, etwas Spannung vielleicht? Hätte ich z.B. einen anderen Winkel wählen sollen?

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Sebastian Bartels:

Ich glaube, dass das bloße Verändern der Perspektive nicht viel geholfen hätte, um dieses Foto aufregender zu gestalten.

Aufregung und Spannung wird normalerweise in Fotos vom Inhalt übertragen:

Ein dramatischer Moment auf dem Fußballfeld oder der Ausdruck in Kindergesichtern, die einen spannenden Film sehen, zum Beispiel.

Oder für die nachdenklicheren Typen unter uns: Aufregung und Spannung lässt sich in der konzeptuellen Idee hinter einer Fotoserie oder einem Kunstwerk finden.

Dies Foto hier ist eine supernormale Szene auf einer Berliner Straße. Postmodern, was die Komposition und das Thema betrifft, aber ich finde, es mangelt an Spannung. Es würde vielleicht besser wirken und für den Betrachter mehr Bedeutung erlangen, wäre es ein Teil einer Serie, mit der der Fotograf das urbane Leben kommentiert oder ähnliches.

Um die Sache einfach zu halten und trotzdem etwas Spannung hinzuzufügen, hätte man warten können, bis eine Katze die Straße überquert und ein Auto sich nähert, oder Du hättest vielleicht sogar einen Freund in einer provokative Pose in dem Stuhl platzieren können. Wie Du es machst, ist absolut Dein Ding, denn Du bist der Urheber und es hängt davon ab, welche Botschaft Du vermitteln willst und was Spannung für Dich ist.

Natürlich hättest Du eine Perspektive zu Deinen Vorteil nutzen, die Kamera ungewöhnlich neigen oder Dich auf den Boden legen können, um aus der Froschperspektive zu fotografieren. Dies hätte wenigstens die Komposition visuell interessanter gemacht, unabhängig vom Inhalt. Ein Fotograf, der dies ad infinitum tut, ist Antonin Kratchovil. Er neigt seine Kamera oft extrem, um aus an sich langweiligen Situationen etwas Ungewöhnliches zu machen.

Such in seiner Galerie ein Lieblingsfoto, das Du spannend oder aufregend findest. Frag Dich, was es spannend macht – egal, aus welchem Winkel Du fotografierst, vielleicht kannst Du dieses Bild als Inspiration für Deinen eigenen Fotos verwenden.

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. euphoriefetzen
    euphoriefetzen sagte:

    vielen dank für ihre kritik herr abuelo .
    normalerweise habe ich eigentlich keine angst mich beim fotografieren dreckig zu machen, an diesem tag war es mir aber leider doch unmöglich auf die knie oder gar auf den boden zu gehen. zu den exifs, vor der dateiübertragung waren sie eigentlich noch im bild enthalten, beim nächsten mal werde ich einen anderen konverter benutzen und natürlich vorher die szene länger beobachten.
    danke.

    Antworten
  2. Urs
    Urs sagte:

    Da stimme ich Douglas in allen Punkten zu. Meine Bildidee wäre, direkt vor dem weißen Kastenwagen im Hintergrund eine Person auf einem Stuhl zu platzieren, die starr in Fahrtrichtung des Autos schaut. Und vielleicht sogar noch eine zweite auf den Bordstein auf Höhe der Pfosten in die endgegengesetzte Richtung blickend.

    Antworten

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