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Pseudo-Modellfoto: Smallgantischer Schlepper

Manche Bildmanipulationen spielen mit unserem gewohnten Sehen: Eine extrem niedrige Schärfentiefe bewirkt „Modell“-Eindruck – ganz einfach, weil solche Effekte bisher nur mit Makro- oder Tilt/Shift-Objektiven möglich waren.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Stefan K).

Peter Sennhauser meint zum Bild von Stefan K.:

Ein spannendes Hafen-Bild mit gut gewähltem Hintergrund für den Effekt, den Du darauf angewandt hast: Fake Miniature, Pseudo-Modell oder „Smallgantics“ heisst die Bildbearbeitungs-Technik unter anderem, die aus „normalen“ Fotos scheinbar Modellfotos macht. Ich komme weiter unten auf die Anwendung zurück.

Zunächst eine Bitte: Es ist nicht ganz fair und auch für Euch nicht hilfreich, wenn Ihr uns manipulierte Bilder ohne entsprechenden Hinweis zukommen lasst. Eine Beschreibung der Bildabsicht erhöht ausserdem den Nutzen der Kritik und macht den Kritikern den Einstieg leichter.

Nun zu diesem Smallgantics-Bild: Der Effekt wirkt hier in Deinem Bild aus zwei Gründen besonders stark:

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Olympus E-30 im Test (2/3): Mehrfachbelichtung und ART-Programme

Sehr oft erwähnt werden bei der Olympus E-30 das neue Feature der Mehrfachbelichtung und die ART-Kreativprogramme: Beide seien völlig überflüssig. Nun, dies stimmt nur für eine der beiden Funktionen…

Teure Digitaltechnik erzeugt schwarzweißes Rauschen... (Bild: Olympus)Mehrfachbelichtung? Das war bei den früheren Film-Fotokameras eher ein Bug als ein Feature, wenn der Fotograf wieder mal verpennt hatte, nach der Aufnahme den Film zu transportieren. Schon waren Tante Erna und eine Kröte gemeinsam in ein Bild belichtet – und der Familienfrieden ernsthaft gefährdet.

Deshalb erhielten die meisten Fotokameras irgendwann eine Auslösesperre, bis der Film ordnungsgemäß transportiert war. Bei der Olympus E-30 kann dagegen nun mehrfach belichtet werden, auch wenn die Speicherkarte noch nicht ordnungsgemäß zurückgespult wurde:

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Fantasyfilm-Romantik: Gelungener Tunnelblick

Nebel, Bäume, Wasser, Rennaissance: Ein gelungenes Stimmungsbild mit einem raffinierten Dreh – dem „Filmausschnitt“.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Martin Wolf).
Kommentar des Fotografen:

„Another World“: Nebel, Linien, die das Auge leiten, Reflexion, Statuen, mystische Atmosphäre und ein paar andere Umstände waren einfach fantastisch an diesem Morgen. Ich liebe diese Fantasy-Film-Ähnlichen Fotos einfach!

Peter Sennhauser meint zum Bild von Martin Wolf:

Nebel ist etwas Faszinierendes, mit dem zu spielen sich lohnt. Wie oft habe ich im Sommer (in San Francisco ist der Sommer ein konstanter Herbst, der im Herbst in einen wunderschönen Sommer übergeht…) im Golden Gate Park nach Sonnenuntergang geflucht, weil ich die Kamera nicht dabei hatte und die Nebelschwaden mal wieder die eigene Vorstellungskraft auf eine Karussellfahrt mitnahmen.

Dir ist meiner Ansicht nach hier ein schönes, wenn auch etwas sehr melancholisches Bild gelungen. Vor allem aber zeigt es, was man mit einer dezenten, wohlüberlegten Bearbeitung aus einem Foto zusätzlich herausholen kann.

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Flammenwald: Technik zum Stil entwickeln

Es lohnt sich, eine eigene technische oder stilistische Entdeckung weiter zu verfolgen und zu -entwickeln. Der bewusste Einsatz eines Effekts adelt diesen erst als Stil – oder gar als Kunst.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dietmar Käppeli).

Kommentar des Fotografen:

Nach den vielen positiven Rückmeldungen zum Bild „Bewegter Wald“ habe ich diesen Herbst weiter mit der Technik der bewegten Kamera experimentiert. Dabei ist dieses Bild herausgekommen, welches meiner Ansicht nach gut zum Thema des ersten Bild passt.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dietmar Käppeli:

Flammende, lodernde Bäume. Natur, Herbst, Feuer, Verzehr – steckt alles in diesem leuchtstarken Bild, das man selbst dann gerne an die Wand hängen möchte, falls es zufällig beim Auspacken der Kamera auf dem Spaziergang durch eine Fehlmanipulation entstanden wäre.

Das ist es aber nicht:

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Manipulations-Porträt: Ohne Idee wäre alles nichts

Photomontagen und Photoshop-Spielereien setzen vor allem eines voraus: Eine gute Idee. Erst sie rechtfertigt weitreichende Manipulationen, welche sich im Bild aber gleichsam auflösen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Horst Fuchs).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand aus zwei einzelnen Bildern, die per Ebenen in Photoshop übereinander gelegt wurden. Der Hintergrund ist ausgetauscht um die langweilige, einfache Farbe meiner Kellerwand zu ändern. Ein weißer Durchlichtschirm von oben und ein silberner Reflektor leuchteten das Gesicht aus. Hinter mir stand ein weiterer Blitz (Nikon SB-25), der die Wand ausleuchtete und dabei wahrscheinlich auch ein bisschen die Decke, was ein leichtes Glanzlicht auf den Haaren verursachte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Horst Fuchs:

Dieses Bild ist ein Hingucker, bei dem sich der Betrachter nicht einfach nur fragt, wie es entstanden ist. Das durch die Hände scheinende Gesicht ist eine Herausforderung für unser logisches Sehen: Was macht eigentlich ein Gesicht aus? Reichen Nase, Mund und Augen, um einen Menschen zu erkennen? Und wieviel sagen die Hände über einen aus?

Du lieferst uns zwar nicht viel Information über deine Beweggründe, grade dieses Bild zu machen, die Entstehungsgeschichte der Idee, sozusagen:

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Bewegter Wald: Wunderbare Idee

Digitaltechnik erlaubt uns beinahe beliebige Tricks und Manipulationen auf Bilder anzuwenden. Aber statt Photoshop-Stunden bringt häufig eine gute Idee hinter der Kamera den wirklich tollen Effekt.

lodernderwald.jpg

Kommentar des Fotografen:

Ich stand mitten im leuchtenden Herbstwald und suchte nach einer Möglichkeit, die wunderbaren Farben auf eine andere neue Art zu visualisieren. So habe ich während der Belichtungszeit von 0.3 Sekunden die Kamera leicht nach oben gezogen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dietmar Käppeli:

Ich kann nur sagen: Ich platze fast vor Neid. Wieviel Energie doch eine simple Idee, am richtigen Ort und in der richtigen Art angewandt, entwickeln kann.

Weil mir heute mein Desktop-PC sozusagen um die Ohren geflogen ist (kleine Explosion im Netzteil), sitze ich vor meinem Winz-Notebook, das ich aber an den 24-Zoll-Monitor angehängt habe. Weil das Vaio die Auflösung nicht ganz hinkriegt, wird Dietmars Bild in die Breite gezogen – und wirkt vielleicht nochmals besser als es real schon ist:

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„Mit den Augen der Fotografen“: HD-Doku mit Fenstertick

„Mit den Augen der Fotografen“ ist eine der wenigen bereits in HDTV verfügbaren Dokumentationen, in Deutschland auf Premiere Discovery HD zu empfangen. Leider leidet sie am Mac-Syndrom.

Discovery HD Küstenflug W.D.Roth
Premiere Discovery HD kann auch anders: Die Kurzdokus „Küstenflug“ zeigen die Möglichkeiten von HDTV beeindruckend (Bild: W.D. Roth)

Mit HDTV tut man sich in Deutschland noch etwas schwer: ProSiebenSat1 hat seine HDTV-Sendungen eingestellt, die ARD stahlt vor 2010 nur vereinzelte Testsendungen zu Feiertagen und Messen aus. Nur beim Bezahl-TV-Anbieter Premiere kann man die beiden Kanäle „Discovery HD“ und „Premiere HD“ buchen.

Das Angebot bei Discovery HD ist allerdings noch mau: Wiederholungen, von „Jeff Corwins tierische Abenteuer“ über „Gigantisch“, „Matt Rogers fette Maschinen“ bis „American Chopper“. Das typisch amerikanische „Doku“-Sortiment.

„Mit den Augen der Fotografen“ klang daher vielversprechend. Etwa vergleichbar mit der Arte-Serie Kontaktabzüge, in der in 25 Minuten jeweils zwei bekannte Fotografen präsentiert wurden?

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Fischauge: Spass haben mit Rundbildern

Fisheye – Objektive ermöglichen aussergewöhnliche Effekte. Der Australier Neil Creek ist Meister des Über-Weitwinkels.

Planet Tekapo © 2006 Neil Creek
Planet Tekapo © 2006 Neil Creek

[photos title=“Fischauge: Spass mit Rundungen“]

Fotograf Neil Creek aus Melbourne, Australien, bezeichnet das Sigma 8mm f4 – Fischauge als sein liebstes Objektiv. Fisheye-Aufnahmen sind in „ernsthaftem“ Umfeld wie der Naturfotografie von National Geograpic verhältnismässig selten, denn der Effekt kann sich leicht abnutzen – Neil beweist mit seinen Bildern, dass das nicht sein muss:

Das Sigma 8mm f4-Fisheye (© Neil Creek)
Sigma 8mm f4 © Neil Creek

Neil schreibt als Gastautor in einem Beitrag über das Objektiv in der „Digital Photography School“:

Das mag überraschen, aber dieses Ultra-Weitwinkelobjektiv ist erstaunlich vielseitig und erlaubt eine eigene Perspektive auf praktisch jedes Motiv. Wichtiger allerdings ist, dass ich noch nie so viel Spass mit meiner Kamera hatte wie damit.

Das ist den Bildern mit 180-Grad-Winkel absolut anzusehen.

Teatime © 2004 Neil Creek
Teatime © 2004 Neil Creek

Washing Day © 2008 Neil Creek
Washing Day © 2008 Neil Creek

Hello Deer © 2006 Neil Creek
Hello Deer © 2006 Neil Creek

 

Neil macht dafür folgende Eigenschaften verantwortlich:

  • Der Superweitwinkel von 180 Grad bringt alles in den Ausschnitt – wunderbar, um den Kontext zu zeigen
  • Die Verzerrung der Linse kann für humoristische Effekte eingesetzt werden
  • Kombiniert man die ultrakurze Brennweite mit einer kleinen Blende, dann können sogar Dinge im Fokus sein, welche die Linse beinahe berühren
  • Ein riesiges Blickfeld mit einer relativ kleinen Kamera erlaubt Aufnahmen aus ansonsten nicht zugänglichen Standorten
  • Mit vernünftiger Entzerrung und einer guten Stitching-Software können 360-Grad Panoramen mit wenigen Aufnahmen erstellt werden.

Die gesamte Serie von 15 Fotos ist auf Digital Photography School zu sehen.

Mehr von und über Neil Creek ist zu finden in seinem Blog.