
(c) Sofie Dittmann 2014
[Teil 1]
Und wie soll man es dann schaffen?
Erstens muß es etwas geben, das einen von den anderen Fotografen und Fotografinnen abhebt. Schaut Euch in Eurer Umgebung um, studiert die Webpräsenz der Konkurrenz. Vieles, was Ihr dort beispielsweise zum Thema Porträtfotografie zu sehen bekommt, gleicht sich letztlich wie ein Ei dem anderen. Das ist zwar einerseits dem geschuldet, was die Kundschaft von einem erwartet, doch andererseits auch dem Zögern des Fotografen oder der Fotografin selbst, aus dieser Gußform auszubrechen. Was macht diejenigen aus, die nach außen hin Erfolg haben? Man sieht oft sofort, daß es sich bei einer Landschaft um eine Aufnahme von Ansel Adams, bei einem Porträt um eines von Annie Leibovitz handelt. Selbst Anne Geddes mag man hassen, aber ihre Neugeborenenfotos werden zwischenzeitlich überall kopiert. Auch weniger berühmte, aber erfolgreiche Fotograf/Innen haben ihre Signatur. Was ist Eure?
Gesetzt den Fall, man hat sich noch keinen Portfolio erarbeitet, ist nichts Falsches daran, selbigen über Spezialarrangements mit seinem sozialen Umfeld anzufangen. Irgendwann einmal muß jedoch der Punkt kommen, wo das aufhört – meine Autowerkstatt und mein Frisör arbeiten ja auch nicht ohne Bezahlung.
Und wieviel soll man verlangen? Wenn man seine Hausaufgaben gemacht und den Markt studiert hat, sollte man eine Vorstellung dessen haben, was allgemein preislich drin ist. Je nachdem, was das eigene Angebot ist, kann man sich entsprechend positionieren – doch eben nicht in die Falle tappen, daß man der gleiche fotografische Billig-Discounter sein sollte, wie viele andere.
Nehmen wir einmal an, der Fokus sind verträumt-nostalgische Neugeborenenporträts in Schwarzweiß. Die Webseite und alles andere an Werbematerial spiegeln die Kunstfertigkeit wider, die man für diese Art von Porträts benötigt (unter anderem muß ja ein schlafendes Baby entsprechend in Szene gesetzt werden), alles sieht edel und elegant aus – und dann verlangt man Billigpreise? Und kommt, wenn man Nachbearbeitungszeiten etc. hineinrechnet, auf einen Stundenlohn von weniger als einem Euro? Würdet Ihr für das Geld bei McDonald’s arbeiten? Warum dann also für einen Hungerlohn Bilder machen?
Ich persönlich habe mittlerweile einen Preisspiegel, von dem ich nicht mehr abweiche. Es gibt natürlich Leute, die das nicht bezahlen wollen – einige sogar – aber es gibt auch erstaunlich viele, die nicht mal mit der Wimper zucken, wenn sie hören, was das Shooting kosten soll. Ansonsten sehe ich zu, daß ich die Ausgaben anderweitig decke, wenn mal porträtsmäßig Flaute ist. Zumindest hat das eines bewirkt: ich bin nicht mehr frustriert, weil ich wieder nur einen Apfel und ein Ei für ‚zig Stunden Arbeit bekommen habe.
Wie seht Ihr das? Versucht Ihr in eine bestimmte Fotografiesparte als Profis einzusteigen und seht Euch mit Dumpingpreisen der Konkurrenz konfrontiert? Besteht Ihr auf Euren Preisen? Sonstige Tipps?