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Cologne Pride 2009: Zu weit links

In der Strassenfotografie und auf Reportage mit Actionshots hängt (fast) alles am richtigen Standort – oder am Seriefeuer für die nachträgliche Auswahl.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Andreas Brössel).

Kommentar des Fotografen:

Parade CSD 2009 in Köln. In Erinnerung an die Protestmärsche für die Gleichberechtigung homosexueller im Juni 1969.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Andreas Brössel:

Dein nostalgisch anmutendes Schwarz-Weiss-Reportagebild zeigt einen Teilnehmer der CSD-Parade in Köln inmitten anderer Teilnehmer, durch die Schärfe gut isoliert und in Haltung und Aufmachung an die Vergangenheit erinnernd.

Die Fotografie ist eine gelungene Mischung aus Strassenbild eines Anlasses, der vergnüglich sein sein soll, und drückt dennoch die Ernsthaftigkeit des Anliegens aus, welches die Paradeteilnehmer vertreten:

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Ubahn-Szene: Halbe Geschichte

Strassenfotografie erzählt kleine Geschichten in einem einzigen Bild. Die Kunst besteht darin, den roten Faden zu legen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jakob Hieke).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild habe ich Anfang Januar in der Hamburger U-Bahn aufgenommen. Ich war schon eine Weile im Wagen, als mir die symbolhafte Wirkung der schwarzen Kapuze bewusst wurde. Sofort änderte ich meinen Sitzplatz, fokussierte und machte das Bild. Es gefällt mir besonders die einsame, melancholische Stimmung des Bildes. Interessant macht es meiner Meinung auch die Gegensätze, die es vereint. Die Kapuze ist ein Symbol der Abgrenzung von der Außenwelt, allerdings in einem menschenleeren Wagen, in dem man sich nicht abzugrenzen braucht/kann. Außerdem die Leere selbst, wo doch die Wagen der U-Bahn sonst gewiss immer überfüllt sind.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Jakob Hieke:

Du hast in der U-Bahn – also gewissermassen auf der Strasse – eine Szene gesehen, die Dir symbolhaft erschien und hast blitzschnell reagiert und sie mit der Kamera eingefangen.

Leider ist das Resultat nicht ganz das, was Dir vorschwebte. Denn als Betrachter erschliesst sich mir die Aussage der Aufnahme erst, nachdem ich Deine Erklärung gelesen habe. Ich komme darauf zurück, warum.

Ich habe mir grade das Bildmagazin „Hamburger Eyes“ gekauft:

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Matt Mallams: Fundstücke und Collagen

Matt Mallams fotografiert Relikte der Gegenwart, findet Details buchstäblich auf der Strasse und schafft mit Vexierbildern eine vierte Dimension.

Matts Collagen: Fundstücke von der Strasse. Sie finden ihre Fortsetzung in den meist Schwarz-Weissen Collagen: Klick für Legende und Vollansicht. (Bilder Matt Mallams / Aevum)

[hide](Matt Mallams / Aevum)(Matt Mallams / Aevum)Matt Mallams Journal (Matt Mallams / Aevum)Bild[/hide]Matt Mallams ist unter dem grössten Himmel aufgewachsen, den es gibt – in einem kleinen Kaff in Iowa. Vielleicht ist der junge Fotograf, der heute in San Diego lebt, deswegen so fasziniert vom Großstadtleben. Er betreibt etwas, das man als Fotografische Gegenwarts-Archäologie bezeichnen könnte: Weiterlesen

Helen Levitt mit 95 verstorben: Legende der Straßenfotografie

Die Fotografin Helen Levitt, eine Ikone der US-Straßenfotografie, ist im Alter von 95 Jahren gestorben.

Helen Levitt: New York City 1974. (© Keystone)

Die dpa meldete gestern Abend, dass die Fotografin am Sonntag in ihrer Wohnung in Manhattan im Schlaf verstorben ist. 1913 geboren, machte Helen Levitt schon frühzeitig Bekanntschaft mit den Fotografen Henri Cartier-Bresson und Walker Evans. Weiterlesen

Simon Hoegsberg: Das längste Foto

In unserer an Rekorden nicht armen Zeit ist nun auch von einem langen Foto zu berichten – mit hundert Metern buchstäblich eines der längsten. Schön, dass es dem Fotografen Simon Hoegsberg gar nicht um einen Weltrekord ging.

Simon Hoegsberg: We're All Gonna Die, Ausschnitt

Das Werk hat den beziehungsreichen Titel „We’re All Gonna Die“ – wir müssen alle mal sterben. So geht es hier sichtlich und hundert Meter weit um die menschliche Existenz, eben um „100 meters of existence“, so auch der Untertitel.

Der dänische Fotograf Simon Hoegsberg nahm die Protagonisten seines längsten Bildes 2007 in Berlin auf – auf einer Eisenbahnbrücke in der Warschauer Straße. 178 Menschen wurden es im Laufe von 20 Tagen. Simon Hoegsberg: „Nur wenige schienen zu bemerken, dass ich Bilder von ihnen aufnahm.“

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Nächtliche Strasse: Stimmung ohne Motiv

Fotografien mit einem offensichtlichen Motiv, aber ohne jegliche atmosphärische Stimmung, gibt es wie Sand am Meer. Die Umkehrung kommt seltener vor.

jenacht-1.jpg

Kommentar des Fotografen:

Aufgenommen kurz nach Mitternacht in Jena. Eigentlich hatte ich meine erfolglose Fototour schon beendet. Es war dann der letzte Versuch, um nicht ganz ohne ein Bild nach Hause zu gehen. Mich hat vor allem das Licht, aber auch die Leere der Straße inspiriert. Zumal fünfzig Meter weiter links auf dem Markt noch reges Treiben herrschte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Hans Niemietz:

Den Moment kennen wir wohl alle: Man spaziert, vielfach nachts oder in der Dämmerung, durch die Strassen der eigenen Stadt und verspürt urplötzlich irgendwo einen Stimmungsbruch – surreal, ungewohnt, weit weg von der Vertrautheit, die sonst den Wandel durch die heimischen Gassen begleitet. Als Fotograf sucht man die Erklärung sofort im Licht und in der Szenerie.

Das ist Dir hier passiert, und Du hast den Moment festgehalten. Auf den ersten Blick funktioniert das auch sehr gut:

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Lee Friedlander: Die nackte Madonna

Lee Friedlander ist einer der Gründer der modernen amerikanischen Strassenfotografie. Ausserdem hat er 1979 die damals unbekannte Madonna nackt porträtiert – und die Bilder 1985 dem Playboy verkauft.

'New York City. 1966.' (links), die nackte Madonna in 'nude' von 1979 (keystone / Lee Friedlander)

25 Dollar hat Popstar Madonna 1979, damals noch unbekannt unter dem Namen Madonna Louise Ciccone, laut Agenturberichten für eine Nacktbild-Session mit Fotograf Lee Friedlander verdient. Der verkaufte sechs Jahre später eine Serie von sechs Bildern an den Playboy. (Nicht als einziger Fotograf aus der Zeit, als Madonna in New York als Nacktmodell grade knapp überlebte – aber der berühmteste.)

Ein weiteres aus dem Shooting, laut „Christie’s“ das freizügigste, wird jetzt versteigert und soll mindestens 10’000 Dollar einbringen:

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Strassenfotografie: Rom, ganz anders

Das geeignete Motiv zu finden, ist nur der erste Schritt auf dem Weg, gute Fotografien von Straßen zu machen. Als nächstes muss man geduldig sein, planen und warten, bis die Elemente zusammenfallen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Hristo Hristov).

Kommentar des Fotografen:

Rom

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Hristo Hristov:

Straßenfotografie hat sich seit den frühen 1920er Jahren, als Henri Cartier-Bresson und André Kertész durch Europas Straßen wanderten, stark verändert.

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Zwiegespräch: Strassen-Schnappschuss

Die Begegnung zweier fremder Menschen zu beobachten und auch noch zu fotografieren ist eine spannende Angelegenheit. Die Herausforderung besteht darin, das Optimum einzufangen, ohne die Interaktion zu stören.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Patrick Figaj).

Kommentar des Fotografen:

Andalusisches Fest zum Ende des Sommers: Hinter den Kulissen ein alter Herr mit seinem Hund, der mit jedem, der sich ihm nähert, auch gerne mal ein Schwätzchen hält – ob man nun will oder nicht. In der Aufnahme ging es mir einerseits um die pure Situation, anderseits um den Kontrast zwischen den Personen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Patrick Figaj:

„Menschen zusehen“ ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in Städten und auf Reisen. Am Rande postiert, könnte ich den Ein- und bisweilen Zwei- und Dreiaktern auf Gehsteig und Strasse stundenlang zusehen:

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Folkwang-Museum Essen: Straße oder Studio?

Straße und Studio – zwei Orte, an denen Fotografie entsteht. Das Museum Folkwang in Essen widmet diesen zentralen Produktionsorten eine Ausstellung: „Street & Studio. Eine urbane Geschichte der Fotografie“.

Robert Doisneau: Les Amoureux du Vert-Galant (The Lovers from Vert-Galant), 1950 Fotografische Sammlung, Museum Folkwang, Essen (c) The Estate of Robert Doisneau & Agence Rapho Agence Rapho/ Camera Press

Mit rund 300 Exponaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert zeigt sich da ein Überblick über die Geschichte der Fotografie – die laut Folkwang-Museum ein Medium der Stadt ist.

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