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Miniatur: Struktur statt Effekt

Reis-Terrassen, Weinberge, Ackerfurchen: Kulturlandschaften geben bisweilen grossartige Motive ab. Warum dazu noch einen technischen Spezialeffekt anbringen? Hier wäre das absolut nicht nötig.

Weinberg

Der Weinberg Panasonic Lumix DMC-FZ200 1/320s bei Blende 4 mit 13mm Brennweite und ISO 100 © Lukas Braun

Lukas Braun aus Stuttgart schreibt zu diesem Bild: September 2014, Weinberg im Ortenaukreis, bearbeitet mit Miniatureffekt

Faszinierende Fotografie kann auch schlicht auf Farben, Formen oder Strukturen basieren – Dir ist hier eine sehr ansprechende Aufnahme von Weinbergen gelungen. Mir erschliesst sich nicht, warum du darüber noch einen (schlechten) Effekt legen willst.

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Dom zu Fulda: Etwas zu weit links

Auch beim Ausprobieren eines neuen Objektivs sollte man auf die üblichen Dinge achten, denn insbesondere bei einfachen Kompositionen fällt jeder Fehler sofort auf.

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Ralf Jäger aus Frankfurt schreibt zu diesem Bild: Technische Daten: Pentax K5 mit dem smc 28mm shift Objektiv, 1/125, f11, iso 140, mit Stativ fotografiert

Ich wollte hauptsächlich das shift-Objektiv (Design und Technik von ca. 1977) ausprobieren, das ich vor einiger Zeit ergattern konnte. Ich wollte schon weitergehen, als eine Jugendgruppe mit grünen T-Shirts vorbeikam, um den Dom anzuschauen. Ich finde, das ansonsten sehr statische Bild hat dadurch gewonnen und wird deutlich lebendiger. Die Bildbearbeitung war minimal, etwas am Kontrast geändert, den Himmel etwas beschnitten und leicht geschärft. Vielleicht habe ich ja Glück und es kommt in die Auswahl.

Ich bin mir bei Fotos, zu denen uns ein/e Leser/in schreibt, er/sie habe hauptsächlich oder lediglich „das Objektiv ausprobieren wollen“ nie ganz sicher, was als Bildbesprechung gewünscht wird. Beurteilung des Objektivs? Glückwunsch, funktioniert super. Man sieht sofort, daß Du mit einem Tilt-Shift gearbeitet hast, denn jede andere Linse hätte die Linien nach oben hin stürzen lassen. Damit wäre dann auch die Bildkritik bereits zu Ende. Weiterlesen

Architektur: Bisweilen überwältigend

Das Gebäude von Herzog & de Meuron erregt mit seiner speziellen Form grosses Aufsehen und sieht auf den ersten Blick auch sehr fotogen aus. Es ist aber schwierig, diese grosse Fülle an Formen fotografisch in den Griff zu bekommen.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Roger Albani).

Kommentar des Fotografen:

Architekten: Herzog & de Meuron Firma: Actelion in Allschwil bei Basel Kamera

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Roger Albani:

Als Architekt kenne ich die Bauten von Herzog & de Meuron sehr gut. Schon als Entwurf erregte dieses Projekt in der Fachpresse grosses Aufsehen.

Die Gestaltung in Form eines Stapels von „Schachteln“ ist nicht nur bautechnisch und bauphysikalisch eine grosse Herausforderung (einige Verstrebungsstützen mussten noch während der Bauzeit zusätzlich eingezogen werden), sondern es ist auch für uns Fotografen sehr schwierig, so viele verschiedene Formen wirkungsvoll aufzunehmen:

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Tilt/Shift und Timelapse-Videos: Ameisen-Fotokunst

Noch ist die Modelleisenbahn-Optik von Tilt/Shift nicht verbraucht. Ihre Anhänger wie Sam O’Hare treiben die Technik jetzt auf die Spitze – mit perfekt inszenierten Timelapse-Videos.

[textad]Sam O'Hare: Coachelletta. Ausschnittbild

Mit seinem Video einer Baustelle in New York, „The Sandpit„, zusammengesetzt aus Abertausenden von hochaufgelösten Einzelfotos und nachträglich mit extrem geringer Schärfentiefe versehen, hat uns Sam O’Hare anfangs dieses Jahres verzückt und ist zu Internet-Bekanntheit gelangt.

Jetzt scheint sein Wissen um Fake-Tilt/Shift dem Regisseur/Fotografen kommerzielle Aufträge zu verschaffen, und er perfektioniert die Technik. Sein jüngstes Werk vom Rockfestival Coachella – erst das zweite Video, das er bei Vimeo eingestellt hat – überzeugt mit durchgehender Planung:

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Möwen auf der Brücke: Effekt macht Motiv

Auch scheinbar überholte, ausgelutsche Motive können durch eine neue Herangehensweise wieder an Reiz gewinnen: In diesem Fall sorgt ein Tilt-Shift-Objektiv für eine neue Betrachtungsweise auf Möwen in der Stadt.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Friedrich Ganter).

Kommentar des Fotografen:

Ich war mit dem Tilt-Shift für Architekturaufnahmen unterwegs. Da fiel mir diese Möwenszene auf. Um bei diesem Weitwinkel eine geringere Tiefenschärfe zu bekommen habe ich das Objektiv stark verschwenkt. Durch Nachbearbeitung wurden die Möwen noch optisch hervorgehoben. 24mm f/5.6, 1/80s

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Friedrich Ganter:

Ein gewöhnliches Motiv. Möwen auf dem Geländer eine Brücke. Durch zwei kleine Kunstgriffe wird jedoch auch dieses Bild zu einem Hingucker: [textad]

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Tilt/Shift-Film „The Sandpit“: Miniatur-New York in 35’000 Bildern

Dieser wunderbare Fake-Tilt/Shift-Film, der New York im Sommer 2009 „en miniature“ zeigt, ist mit einer Spiegelreflex und der Intervall-Funktion entstanden. Das verleiht ihm zusätzlich einen Timelapse-Effekt.

Sam O'Hare: The Sandpit - Church Square, New York

Rund 35’000 Aufnahmen hat Sam O’Hare seiner Nikon D3 (und ein paar seiner D80) zugemutet, alle innerhalb von fünf heissen Tagen im August 2009, und daraus diesen schmucken Kurzfilm über den Sommer in New York produziert:

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Landschafts-Überblick: Die Gunst der schlechten Stunde

Landschaftsfotografie hat einen schweren Stand. Wer seine Bilder einem grösseren Publikum zeigen will, muss sich was einfallen lassen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Matthias Willems).

Kommentar des Fotografen:

Die berühmten Kreideklippen in der Normandie. Hier habe ich vor allem auf die Kirche und die vielen Menschen geachtet, die als Maßstab dienen. Zwar weiß ich, dass das grelle Licht der Mittagssonne nicht ideal ist, aber es gab leider keine Möglichkeit, zu einem anderen Zeitpunkt die Aufnahme zu machen.

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Matthias Willems:

Matthias, wie ich aus deiner Webseite entnehme bist du seit letztem Jahr ein Kollege als freier Fotograf. Ich sag erst mal:

„Willkommen im Klub der armen Dichter!“ . Laut Wallstreet Journal sind wir Fotojournalisten ganz unten angesiedelt in der Liste der amerikanischen Einkommensgruppen.

Aber wir sind ja nicht in Amerika, und wir legen auch nicht die Hände in den Schoß. Es freut mich, dass du hier ein Bild eingereicht hast und hoffe dir ein paar Anregungen geben zu können.

Du schreibst, das Bild ist in der Hitze des Mittags entstanden, es ging nicht anders:

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Pilz-Makrofoto: Kleiner Riese im Wald

Makro-Fotografie, welche die Umgebung zur Situierung des Motivs und für spannende Relationen nutzt, ragt aus der Masse der Blumen- und Insektenbilder heraus.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Berthold Riedel).

Kommentar des Fotografen:

Ein Wurzelnder Bitterröhrling. Bei dieser Aufnahme wollte ich das Waldumfeld des Pilzes miteinbeziehen. Um die schwierigen Lichtverhältnisse ein wenig in den Griff zu bekommen, verwendete ich einen Grauverlauffilter.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Berthold Riedel:

Ein offensichtlich ziemlich grosser, etwas unförmiger Pilz im unmittelbaren Vordergrund einer Makro-Aufnahme. Der Waldboden ist nah, rechts vom Hauptmotiv führt der Blick über die Textur des grünen Mooses nahtlos in einen unscharfen Waldhintergrund mit Baumstämmen und Bokeh-Flecken.

Das ist eine Sorte von Makro-Fotografie, die unwiderstehlich anzieht:

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Griechisches Blau-Weiss: Formen und Farben in Harmonie

Griechische Dörfer sind ein beliebtes Motiv für Fotografien mit starker Reduktion: Flächen, Formen und wenige Farben bieten Spielraum für kompositorische Reduktion. Stürzende Linien sind darin meist ein behebbares Übel.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Fabian Rouwen).

Kommentar des Fotografen:

Auf Naxos aufgenommenes Foto. Kirche in der Stadt Chora. Mich faszinierten die Formen und das leuchtende Blau bei der Aufnahme.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Fabian Rouwen:

Die verwinkelte Ecke einer kleinen Kirche im typischen Weiss der griechischen Inselbauten – darüber ein knallblauer Himmel. Die Aufnahme ist stark nach rechts gewichtet und lässt die Linien zweier Giebeldach – Flügel der Kirche vor einer runden Kuppel von links unten nach rechts oben verlaufen. Ausser dem knalligen Hellblau des Himmels sind lediglich Weiss und Creme-Farbtöne in der Aufnahme zu finden.

Die Reihe der Korrekturen: Originalbild, entzerrte Linien, Retusche.

Ich kann gut verstehen, wieso Dich dieser Anblick als Motiv gereizt hat. Hier treffen einfache Muster und Flächen, Geraden und Kurven, Linien und Verläufe aufeinander und bieten in einfacher Verbindung ein Mass an Komplexität, dem das Auge einfach folgen muss:

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Pseudo-Modellfoto: Smallgantischer Schlepper

Manche Bildmanipulationen spielen mit unserem gewohnten Sehen: Eine extrem niedrige Schärfentiefe bewirkt „Modell“-Eindruck – ganz einfach, weil solche Effekte bisher nur mit Makro- oder Tilt/Shift-Objektiven möglich waren.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Stefan K).

Peter Sennhauser meint zum Bild von Stefan K.:

Ein spannendes Hafen-Bild mit gut gewähltem Hintergrund für den Effekt, den Du darauf angewandt hast: Fake Miniature, Pseudo-Modell oder „Smallgantics“ heisst die Bildbearbeitungs-Technik unter anderem, die aus „normalen“ Fotos scheinbar Modellfotos macht. Ich komme weiter unten auf die Anwendung zurück.

Zunächst eine Bitte: Es ist nicht ganz fair und auch für Euch nicht hilfreich, wenn Ihr uns manipulierte Bilder ohne entsprechenden Hinweis zukommen lasst. Eine Beschreibung der Bildabsicht erhöht ausserdem den Nutzen der Kritik und macht den Kritikern den Einstieg leichter.

Nun zu diesem Smallgantics-Bild: Der Effekt wirkt hier in Deinem Bild aus zwei Gründen besonders stark:

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