Treppenwürfel: Konzeptbild mit Blitz

Motive zu sehen ist eine Sache, Motive gestalten eine andere. Konzeptfotografie ist eine spannende Weiterbildungsmethode.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dominique Nuszkowski).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto habe ich im Sommer dieses Jahres aufgenommen. Ich wollte schon lange mal ein paar Bilder auf unserer Kellertreppe machen. Mir fehlte nur eEtwas. Die Treppe allein reichte mir nicht. Ja, und dann fiel mir der Würfel in die Hände. Ich hatte sofort ein Bild vor Augen, das ich umsetzten wollte. Und das ist auch das Spezielle an meinem Foto: Ich habe mein Bild, das ich im Kopf hatte, schon beim fotografieren umsetzten können ohne später großartig was am Foto nachzubearbeiten. Das hat mich schon ein bisschen stolz gemacht =), da ich eigentlich dachte, dass ich das auf unser Treppe nicht hinbekommen würde.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dominique Nuszkowski:

Ein knallbunter Rubik-Würfel liegt in einem Lichtstrahl in einer Ecke aus mit Flechten bewachsenem Beton. Das hochkant-Bild ist in mehreren Achsen verkantet; in der minimalen Schärfentiefe scheint der Würfel auf einer Ecke zu stehen.

Auch wenn ich dem Gedankengang nicht vollständig folgen kann – die Treppe war Dein Wunschmotiv, aber sie brauchte zusätzlich ein Hauptmotiv? -, Deine Fotografie hat erstens einige spannende Kanten und zweitens eine Portion spannenden Kontrasts.

Du bist auch zu recht stolz, wenn Dir das Bild so gelungen ist, wie Du es Dir ausgedacht hast: Es ist schwierig genug, Motive, die um uns herumliegen, zu sehen und in der richtigen Weise zu fotografieren; ein eigenes Bild zu gestalten und dabei aus Elementen etwas zu gestalten, was im Kopf entstanden ist, das ist nochmals um eine Ecke schwieriger.

Konzeptfotografie ist aber ein sehr gutes Mittel, um Bildgestaltung aktiv zu üben – und das wiederum hilft später auch „im Feld“, schneller eine vorhandene Linienführung zu erkennen und wirkungsvoll zu inszenieren.

Spannend ist hier, wie mit der Verkantung und dem zusätzlich verdrehten Würfel Tiefe entsteht, die durch die geringe Schärfentiefe verstärkt wird – die Aufnahme wird durch die perspektivisch verwirrend laufenden Linien sehr plastisch.

An der technischen Umsetzung gibt es indes noch das eine oder andere zu verbessern. Zum einen glaube ich, dass Du die minimale Fokusdistanz des Objektivs unterschritten hast: Bei einer Brennweite von 50mm und einer solch geringen Schärfentiefe musst Du schon sehr, sehr nah an dem Würfel dran gewesen sein. An der Kante des Rubik-Würfels wird denn auch sichtbar, dass er nicht ganz scharf ist. Tatsächlich ist kein Bereich des Bildes absolut scharf – was eben dann passieren kann, wenn man das Objektiv durch zu grosse Nähe überfordert.

Das zweite Problem ist das des Lichts, sprich des hohen Kontrasts. Die rechte Hälfte des Würfels liegt in direktem Sonnenlicht von oben, und Du hast mit dem (integrierten?) Blitz den hohen Kontrastunterschied zu kompensieren versucht.

Das ist Dir aber nur teilweise gelungen: Die Treppenfläche, wo der Sonnenstrahl auftrifft, ist ausgebrannt. Gleichzeitig sorgt der Blitz, obwohl er nur sehr Sachte eingegriffen hat, erstens für relativ brutale Schlagschatten und zweitens für eine heftige Reflexion im rot der Quadratreihe ganz links am Würfel.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen – das ist eine vertrackte Konfiguration, die schwierig perfekt auszuleuchten wäre – hättest Du mit etwas Lust auf Perfektion und Hausmittelchen noch etwas verbessern können: Zunächst ist ein Stativ – oder in diesem Fall ein Bohnensack oder ein Tischstativ – immer hilfreich, wenn Du in Situationen mit feststehenden Objekten und geringem Licht arbeitest, weil Du Dich nicht mehr um Verwacklungen kümmern musst. das macht den Blitz überflüssig oder seinen Einsatz mehr gestalterisch bestimmen.

Hier wäre dann aber noch das Problem des überaus hellen Sonnenstrahls zu bewältigen gewesen, was Du mit einem sehr transparenten Tuch, einem alten Stück Vorhang oder Seidenpapier hättest über der Treppenstufe abdunkeln können. So hättest Du den Kontrastunterschied nach eigenem Gutdünken abschwächen und mit einer langen Belichtungszeit ohne Blitz die Szene fotografieren können.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.

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