Zu knapper Bildausschnitt: „Burgen-Romantik“

Einen knappen Bildausschnitt zu wählen, ist grundsätzlich richtig – wenn man so nichts „amputiert“.

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Karsten Zolk aus Düren schreibt zu diesem Bild:

Tv 1/250, Av 10,0, ISO 125, 24,0 mm

Auch die heimische Landschaft bietet schöne Aussichten.
Durch die Schwarzweisskonvertierung gewinnt das Motiv eine graphische Klarheit, die an alte Kupferstich-Darstellungen erinnert.

Eine Freundin meinerseits bemerkte einmal, die Deutschen würden sich im Ausland – im Sinne von typischen Urlaubsländern – besser auskennen als daheim. Bei mir stimmte das leider auch; ich bin im Ausland mehr unterwegs gewesen als in Deutschland. Dein Foto zeigt, dass das ein Fehler ist, denn die heimische Landschaft bietet in der Tat viele schöne Motive. Weiterlesen

Buchrezension «New York Sleeps»: Augenschmaus in Schwarzweiß

Den urbanen Raum von Menschen optisch zu „befreien“ mag vielleicht nicht neu sein, aber wenn die Idee mit besonderer Ausrüstung und Film umgesetzt wird, entstehen dennoch faszinierende Fotos, die einen in ihren Bann ziehen. Eine eigentlich totfotografierte Stadt plus ein von anderen auch umgesetztes Konzept vereinen sich in den Bildern Christopher Thomas‘ so zu Motiven, derer man nicht nur nicht müde wird, man möchte sie sammeln.

Brooklyn Bridge - (c) Christopher Thomas

Brooklyn Bridge – (c) Christopher Thomas

„I want to wake up in a city
That never sleeps“

~ Frank Sinatra, „New York, New York“

Jeder, der schon einmal in New York City war, weiß, daß diese Stadt tatsächlich irgendwie nie zur Ruhe kommt. Der Verkehr hört nie auf, und wenn einen nach einer langen Nacht morgens um 3 Uhr noch einmal der Hunger packt, findet man irgendwo irgendein Geschäft, das offen hat. Weiterlesen

Bildjournalismus: Direkter Inhalt

Wenn der Inhalt eines Bildes im Vordergrund steht, haben wir es mit Dokumentarfotografie oder Bildjournalismus zu tun. Ein künstlerischer Anspruch kann durchaus dazu kommen.

Fotografie von allettschuhe an Mahnmal

Sony ILCE7 M2, 1/400s bei f/9, 50mm bei ISO 400 © Adelheid Prünte

Adelheid Prünte aus Menden: An einen wunderschönen Tag im April besuchte ich San Michele, die Friedhofsinsel von Venedig. Dort sind sehr viele Prominente der vergangenen Jahrhunderte beerdigt. Unter anderem auch Serge Diaghilew, der Begründer des Ballets Russes. Am 19. August 1929 starb er in Venedig. Diaghilew war Wegweiser für das moderne Ballett. Mich haben die abgetanzten Ballettschuhe sehr angerührt.

Eine Fotografie, die den Betrachter nicht berührt, ist deswegen nicht generell schlecht. Zwischen Inhalt und Aussage aber steht vielleicht die Definition der „Kunst“. Ein schönes Bild ohne Aussage ist Fashion, Verzierung, Unterhaltung.  Und das Gegenteil ist Dokumentation oder Journalismus – diese Aufgabe kann auch eine Fotografie erledigen, die technisch und als Bild schlecht ist, aber eine wichtige Nachricht transportiert.

In dieser Fotografie ist ein Steinmahnmal oder ein Stück eines Gebäudes zu erkennen, in das mit goldenen Lettern der Name „Diaghilew“ gemeisselt ist. Die Steinfläche liegt im Schatten und nimmt zwei Drittel des Farbbildes ein, im rechten Drittel sind von der Sonne von hinten beleuchtete Ballettschuhe zu sehen, die an das Mahnmal gehängt sind. Weiterlesen

Fotografie krass: Mein Crowdfunding-Erlebnis mit Holga Digital

Crowdfunding-Kampagnen sind grundsätzlich ein super Weg, für ein Projekt, das eine normale Bank nie oder zu unmöglichen Konditionen finanziert hätte, Geld aufzutreiben. Allerdings hätte man als Unterstützer gerne auch etwas davon, wenn ein Produkt versprochen wurde.

Fehlgeschlagenes Crowdfunding-Erlebnis mit Holga Digital

Fehlgeschlagenes Crowdfunding-Erlebnis mit Holga Digital

Stand: 8.6.2016

Eigentlich sollte das hier ein Artikel über den Vergleich meines [amazon B009C3MP8Q]Holga-Aufsatzes für meine Canon[/amazon] und der vor kurzem neu aufgelegten digitalen Holga werden, zusammen mit einem von mir gemachten entsprechenden Titelfoto. Diese Spielzeugkamera [amazonna B004UKI2EW](für Rollfilm noch erhältlich)[/amazonna] wurde per Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter und Indiegogo letztes Jahr wieder ins Leben gerufen, und da ich ein grosser Fan von analogen und Hybrid-Techniken bin, war ich sofort Feuer und Flamme. Hörte sich ja auch gut an: Du spendest ihnen Geld und bekommst dafür im Gegenzug eine digitale Holga. Weiterlesen

Babyporträt: Ein Wecker allein spannt nicht

Symbolhaftigkeit in der Studiofotografie darf nicht zu platt daher kommen – Experimente mit fremden Babys sollten dagegen letzteres nicht stressen. Diese Aufnahme ist wohl der Kompromiss aus beiden Grundsätzen. Allerdings müsste ihr deswegen nicht die Spannung fehlen.

Anna, das Baby im Korb

1 vor 18. © Christian Loose. Nikon D7000, 50mm, 1/160s bei 200 ISO und Blende f/5.6

Christian Loose aus Dortmund schreibt zu diesem Bild: Das Bild ist im Rahmen eines Babysittings für einen sehr guten Arbeitskollegen entstanden. Die Uhr zeigt die Geburtsuhrzeit und die Schnullerkette den Namen. Der Seeaufbau war recht simpel: Decke aufgespannt zur Hohlkehle unter Tageslicht – quasi günstiges Dauerlicht :-) Ich hatte es zuvor mit Gartenhintergrund versucht, aber das gefiel mir trotz Offenblende so gar nicht. Daher habe ich schnell zwei Stative mit Verbindungsstange aufgespannt und die Decke darauf fixiert. By the way: Die Halteklammern für den Hintergrund gibt’s für 1,50€/Stck im Baumarkt! Vielleicht nicht die hohe Schule der Fotokunst, aber ich denke, dass es sich für eine Bildkritik lohnt.

Ist das jetzt ein Stilleben mit Mensch? Ein Symbolfoto? Oder ein Situationsporträt? Es scheint auf jeden Fall die Zweckentfremdung eines Babysittings gewesen zu sein… Hoffen wir, Annas Eltern vertrauen Dir auch weiterhin. Zur Fotografie:

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Andere Foto-Perspektive: Zwei Schritte nach rechts, einer nach hinten

Manche Motive muss man einfach fotografieren, wenn man vor Ort ist. Dabei kann die digitale Grossbildjagd ihre Eintönigkeit verlieren, wenn man einen Perspektivwechsel anstrebt. Nach dem obligaten Blattschuss werden dabei viele andere Optionen ausprobiert.

Hamburg Speicherstadt von der Poggenmühlenbrücke aus © PS

Hamburg Speicherstadt von der Poggenmühlenbrücke aus, neuer Blick © PS

Ich war (mit Kamera und allem) in Hamburg, und das Wetter war grossartig. Was sage ich: [amazon  3899446844]Hamburg[/amazon] war grossartig. Tolle Stadt, Motive überall, und mit dem Hotel in Hafen City war klar, dass ich das Foto auch machen würde.

Welches? Also, kommt schon. Weiterlesen

Fenster zum Feld: Zweck bestimmt Nachbearbeitung

Es ist zwar richtig, aus dem Bauch heraus auf eine Szene fotografisch zu reagieren. Dennoch sollte das Ergebnis auch dem Betrachter etwas sagen. Der Zweck, zu dem eine Aufnahme gemacht wurde, und die daraus folgende Nachbearbeitung bestimmen das Ergebnis mit.

Panasonic DMC-GF5 - f/2.5 - 1/800 s - 14 mm - ISO 160

Panasonic DMC-GF5 – f/2.5 – 1/800 s – 14 mm – ISO 160

Tilman Brembs aus Berlin schreibt zu diesem Bild:

Hallo, habe dieses Bild im April gemacht. Ich würde mich über eine Bildkritik von Euch freuen. Bin großer Fan eures Formates.
Viele Grüße aus Berlin
Tilman

„Man sollte immer eine Kamera dabeihaben.“ – der Grund für diesen Ausspruch ist, dass man so spontan auf Motive reagieren kann, die einem über Weg laufen. Oder umgekehrt. Jedenfalls ist es nicht verkehrt, aus dem Bauch heraus zu fotografieren und sich dann hinterher damit auseinanderzusetzen, was man eingefangen hat. Hier war das ein Feld, das Du durch ein Badezimmerfenster hindurch aufgenommen hast. Weiterlesen

Ausdrucksstarkes Frauenporträt: Ein Gesicht wie eine Geschichte

Wenn ein Foto den Betrachter so in den Bann zieht, dass er Mängel darüber vergisst, ist man als Fotograf am Ziel.

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Matthias Kleinmanns aus Hofheim schreibt zu diesem Bild:

Das Foto entstand auf einem Markt in einem Bergdorf in Myanmar. Bei der abgebildeten Person handelt es sich um eine Angehörige der ethnischen Gruppe Pa-O. Aufgenommen wurde das Foto mit eine [amazon B00G34CVWW]Sony A7R ( ILCE-7R )[/amazon] mit dem 90mm Voigtländer Objektiv Apo Lanthar (Blende 4.0, ca. 1/250 sek), verbunden mit einem Metabones Adapter .

Für Fotos dieser Art streife ich gerne stundenlang über Märkte in Regionen, in denen kulturelle Besonderheiten, wie landestypische Kleidung, Frisuren, Tattoos, oder ähnliches zu sehen sind. Hierbei achte ich heute zuerst auf die Lichtsituation, danach auf eine infrage kommende Person. Viele Jahre Erfahrung haben mich gelehrt, wie ich eine Kontaktaufnahme erreiche, ohne die Person zu erschrecken oder zu vergraulen. Unabdingbar für mich ist eine angenehme ungezwungene Atmophäre, die nicht zu einer Ablehnung des Fotos oder erstarrten Pose führt.

Eine freundliche Gestik und ruhig gesprochene Worte, sprachlich bedingt, oft auch unverstanden, helfen die oft anfängliche Scheu zu nehmen. Es ist nicht immer einfach die lockere Pose zu halten, da ich oft nicht mit Autofokus fokussiere, sondern mit der Einstellupe, um sicherzustellen, dass die Augen extrem scharf abgebildet werden.

Den bei diesem Foto abgeschnittenen Kopf und die nur teilweise dargestellte Hand habe ich toleriert, um den Kopf in einer bildbestimmenden Größe zu halten. Auf die Lichtpunkte oben rechts hätte ich gerne verzichtet, wollte sie aber auch nicht mittels Photoshop übertünchen.

M.E. wichtige Bildelemente sind der Bambusstamm und der Schal in satten Rottönen, die mir bezüglich Rahmung des Kopfes und Quantitäts-Kontrast sehr willkommen waren.

Als Fotografin habe ich den in den Medien vorherrschenden Jugend- und Schönheitswahn noch nie verstanden. Es ist für mich persönlich motivisch interessanter, Gesichter abzubilden, in denen das Leben der jeweiligen Person buchstäblich geschrieben steht. Nicht, dass Schönheit und Perfektion nicht fotografierenswert wären – sie sind eben nicht meins. Weiterlesen

Sofortbild 3.0: Der neue Farbfilm von Impossible Project

Auf dem Weg, das Polaroidformat wiederzubeleben, hat Impossible Project eine wichtige Hürde genommen.

My Favorite RV #1/Mein Lieblingswohnmobil - (c) Sofie Dittmann

My Favorite RV #1/Mein Lieblingswohnmobil – (c) Sofie Dittmann

Vor nicht allzu langer Zeit hat mir Impossible zwei Pack Farbfilm (Color 600) zur Verfügung gestellt, die beide zwar nicht abgelaufen waren, aber dennoch bestenfalls „kreative“ Ergebnisse lieferten. Mit ihrem [amazon B01F6Q9IUU]Farbfilm der dritten Generation[/amazon], den ich als Beta-Version verbilligt gekauft habe (ich bin Impossible-Mitglied, da geht das), hat sich das grundlegend geändert. Weiß ist zwar immer noch nicht wirklich weiß, aber die Farben – insbesondere die Blaus – sind, wie ich finde, ziemlich umwerfend. Weiterlesen

Leser-Fotobuchprojekt «Doppelt Gesehen»: Nur noch vier Wochen!

Für unser juriertes Leser-Fotobuchprojekt suchen wir derzeit Einreichungen, die für Euch das Thema „Doppelt Gesehen“ beschreiben, also Aufnahmen, in denen die Zahl Zwei eine Rolle spielt.

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Am 30. Juni 2016 läuft die Einreichungsfrist für unser Leser-Fotobuchprojekt aus! Wir haben bereits einige interessante Bilder von Euch bekommen – wer sich noch nicht schlüssig ist, was er/sie schicken soll, ob das ausgesuchte Foto paßt und so weiter, hat noch knapp vier Wochen die Gelegenheit, uns etwas zu schicken. Zerdenkt das Ganze nicht – wenn Ihr es gut findet, finden wir es höchstwahrscheinlich auch gut.

Also, jetzt mitmachen!


Habt Ihr Fotos, die Ihr zu „Doppelt Gesehen“ einreichen wollt? Schickt sie uns!

DAS gibt es zu gewinnen:

buchpreise

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