Elefantenporträt: Die Situation nutzen

Tierfotografie in freier Wildbahn ist etwas ganz besonderes. Sie sollte deswegen unbedingt als solche erkennbar sein.

Foto eines Elefanten in freier Wildbahn ©

Nikon D750: 1/640s bei Blende 4 mit 120mm Brennweite und ISO 100 © Marius Druschke

Marius Druschke schreibt zu diesem Bild: Dieses Bild habe ich auf einer Safari in Südafrika aufgenommen. Im Jeep war der Blickwinkel immer wieder sehr eingeschränkt, so dass ich die Wahl des Ausschnitts nur bedingt beeinflussen konnte. Es war mir wichtig das Gesicht des Elefanten ins Zentrum des Bildes zu rücken. Um so nahe wie möglich ran zu kommen habe ich darauf verzichtet das Tier bis zu den Füßen zu fotografieren. Zum weiteren hervorheben habe ich den Hintergrund etwas Unscharf gestaltet, ohne dass er komplett verschwimmt.

Grosse Tiere in freier Wildbahn zu fotografieren: Wahrscheinlich ein Traum vieler Fotografinnen und Fotografen. Du hast ihn verwirklicht und dieses gelungene Porträt eines Elefanten geschossen.-

Es handelt sich um eine Farbfotografie eines afrikanischen Elefanten. Das Tier ist, von schräg hinten wahrscheinlich im Mittagslicht beschienen, dem Betrachter zugewandt. Der Bildausschnitt zeigt den Kopf bis zu den Stosszähnen und einen kleinen teil der Umgebung, vor allem einen Busch oder Baum, der hinter dem Tier emporragt.

Die Aufnahme ist korrekt belichtet, scharf und mit einer so weit offenen Blende aufgenommen, dass das Tier sich zwar vom Hintergrund abhebt, aber nicht vollständig freigestellt ist.

[bildkritik]

Die Beschreibung zeigt aber schon, was das Problem dieser Fotografie ist: Sie bietet nichts, was aussergewöhnlich wäre, noch nicht einmal einen Hinweis darauf, dass dieses Tier in freier Wildbahn fotografiert worden ist.  Genauso gut könnte es ein Elefant im Afrika-Gehege eines grossen Zoos sein.

Tatsächlich greifen viele von uns in Zoos auf die Methode des Tierporträts zurück, um die wunderbar vor der Linse (und den zahlenden Zoogästen) präsentierten Löwen, Leoparden, Elefanten und Eisbären aus der doch sehr künstlichen Umgebung herauszulösen und die Illusion eines wild lebenden Tiers zu vermitteln. Oder aber man wechselt die Perspektive und geht just auf den Umstand ein, dass es sich hier eben um eingesperrte Tiere handelt.

An Deiner Fotografie, die grundsätzlich völlig in Ordnung ist, stört mich deshalb genau das: Du hättest, allen widrigen Umständen zum Trotz wie Mittagslicht und begrenztem Blickfeld durch den Jeep, das Tier in seiner natürlichen Umgebung zeigen können.

Ich meine, Du hättest Dir überlegen können, etwas aus diesem Ausschnitt heraus zu zoomen, bis die Füsse des Elefanten sichtbar wären, die Blende öffnen, um die Schärfentiefe dennoch so gering wie möglich zu halten und zugleich soviel weite und freies Land hinter dem Tier zu zeigen wie möglich.

Etwas anderes wäre es gewesen, wenn der Elefant auf den Jeep mit einer Geste reagiert hätte, die man im Zoo nicht zu sehen kriegt: Wenn er gedroht, sich am Baum gekratzt oder anderswie Anlass für den begrenzten Ausschnitt gegeben hätte.

So ist es ein leidliches, wenn auch von der Lichtsituation her ungünstiges Bild eines stillstehenden Elefanten ohne das gewisse Etwas, das die Tiere auf einer Safari den Fotografinnen und Fotografen bieten können.

3 Kommentare
  1. Stefan Jeschke
    Stefan Jeschke sagte:

    Hallo Marius,

    auch ich finde Dein Bild prinzipiell nicht schlecht, aber über eine reine Dokumentation des (für Dich sicherlich sehr aufregenden!) Augenblicks geht es für mich zumindest nicht hinaus. Etwas ist mir in Deiner Beschreibung aufgefallen: „Es war mir wichtig, das Gesicht des Elefanten ins Zentrum des Bildes zu rücken.“
    -> Meinst Du geometrisch „ins Zentrum rücken“ oder inhaltlich? Im ersteren Falle frage ich mich „Warum“? Im Zweiteren frage ich mich „warum hast Du es dann nicht getan“? Das Gesicht macht hier gerade ca. 10% des Bildes aus, und die D750 gibt Dir genug Megapixelreserven, dass Du das Gesicht noch formatfuellend rauscroppen koenntest (gleich weiter reinzoomen ist natuerlich besser, wenns denn geht..). Da die Hautstrukturen sehr gut erkennbar sind, waere das für mich einen Versuch wert.
    Schliesslich haette ein Polfilter den Hintergrund noch ein wenig beruhigen können (besonders unten-links), ist hier aber nicht ausschlaggebend.

    Viele Grüsse,
    Stefan

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