Reisch und Schlör: Zwei An-Sichten von Landschaften

Die Kunsthalle Erfurt zeigt uns zur Zeit zwei interessante Ausstellungen : Michael Reisch – „Fotografien“ – und Peter Schlör – „Deep Black“. Bis 9. März.

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Michael Reisch: „Landschaft“, 7/004, 2007

Zwei Fotografen – zwei unterschiedliche An-Sichten über die Frage: Wie sehen und empfinden wir Landschaft?

Michael Reisch stellt nicht von ungefähr einen Spruch des Romantikers Jean Paul vor seine Arbeit:

„Die äußere Natur wird in jeder innern eine andere.“

Landschaft wird heutzutage nur noch selten im Sinne der Romantiker gesehen. Aber im Inneren hat doch jeder seine eigene An-Sicht über sie.

Michael Reisch arbeitet seit Mitte der neunziger Jahre an diesem Thema. Mit einer Großbildkamera fotografiert er sie detailgenau. Die Vorlagen digitalisiert er und bearbeitet sie am Computer. In diesem Prozess reduziert er die vorgefundene sichtbare Welt auf Landschaften, aus denen jedes Anzeichen des Menschen, alles Bewegliche getilgt ist – alles, was etwas erzählen könnte. So werden die Landschaften der dokumentarischen Welt, dem wirklichen Raum und der Zeit enthoben. Das Ergebnis sind modellierte Landschaften, die natürlich und künstlich zugleich wirken. Sie schwanken zwischen der Ruhe, die sie ausstrahlen, und einer Leblosigkeit und Anonymität. Das menschlich optimierte Naturschöne erweist sich darin als ambivalent, wie die Kunsthalle Erfurt schreibt oder – wie der Künstler selbst formuliert – schwankend «zwischen Paradies und Gentechnik-Alptraum«.

Michael Reisch, Jahrgang 1964, durchlief ebenfalls die Düsseldorfer Schule von Bernd Becher. Davor studierte er bereits Kunst in den Niederlanden – der Einfluss klassischer Landschaftsmalerei ist bei ihm sehr spürbar. Auf seiner Webseite zeigt uns Michael Reisch einen Querschnitt durch seine Arbeit.

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Peter Schlör: Chenini, 2004

Peter Schlör (geboren 1964 in Mannheim) fotografiert seit Mitte der achtziger Jahre im Schwarzweiß-Modus, schreibt die Kunsthalle Erfurt in ihrer Beschreibung zu seiner Arbeit. Peter Schlör reist als Fotograf und sammelt Motive für subjektive Befindlichkeit: blicklose Häuser, unermessliche Wüsten, flüchtige Wolkenformationen, hoch aufragende Bäume, ferne Gebirgszüge. Die Gegenstände werfen lange Schatten und der Blick gleitet ins Schwarze ab – „Deep Black“ eben.

Schlör intensiviert und dramatisiert die Hell-Dunkel-Kontraste so, dass sie irgendwo zwischen Nacht und Tag zu schweben scheinen. Man ist sich nicht mehr sicher, ob der Mond die Szenerie beleuchtet oder doch die Sonne. Robert Häusser, Jahrgang 1924 und ebenfalls Mannheimer, arbeitete in vielen Teilen seines Werkes mit ebensolchen Mitteln. Ein „großväterliches“ Vorbild?
Leider hat Peter Schlör keine eigene Webseite. Bei Hatje Cantz gibt’s sein Buch „Deep Black“ (und ein paar Beispiel-Bilder).

Michael Reisch „Fotografien“
Peter Schlör „Deep Black“
Kunsthalle Erfurt, beide Ausstellungen bis 9. März
Fischmarkt 7, 99084 Erfurt

Geöffnet Dienstag – Sonntag 11 – 18 Uhr, Donnerstag 11 – 22 Uhr

Kunsthalle Erfurt

Michael Reisch

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