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Obdachlos: Sozialkritik mit Engagement

Sozialkritische westliche Fotografie findet in Obdachlosen ein dankbares Motiv. Es ist allerdings sehr ausgereizt und stellt hohe Anforderungen, um nicht effekthascherisch zu wirken.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thommy Gebhardt ).

Kommentar des Fotografen:

Berber. Ein Wohnungsloser in Konstanz – am schönen Bodensee. Aber eigentlich ist das egal, denn dieses Bild könnte auf der ganzen Welt aufgenommen worden sein. Und genau darum geht es! Die Langzeitbelichtung als Mittel der Kommunikation für eine Gesellschaft, die Werte wie Solidarität, Liebe und Freundschaft durch „Unwerte“ wie Ignoranz und Egoismus ersetzt zu haben scheint. Auch darum – und nicht nur aus ästhetischen Gesichtspunkten – ist das Bild in SW gehalten.

Die Aufteilung ist sehr bewusst gewählt, um westliche Sehgewohnheiten und gestalterische Grundregeln wie rechts-links (rückschritt, negativ, …) und li-re (fortschritt, postitiv, schön, …) gross-klein und hell-dunkel auszunutzen. Das wars eigentlich. Würde mich über die Massen über eine Kritik freuen.

MR ist übrigens vorhanden, falls es rechtliche Fragen gibt. Und zum Schluss noch ein großes Dankeschön an die Macher und Initiatoren dieser Seite. Grandios, die Möglichkeit der Bildkritik für junge und unerfahrene Fotografieneulinge wie mich.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thommy Gebhardt:

Fotografie soll Menschen berühren. Wer sich mit dieser Kunst auseinanderzusetzen beginnt, möchte bald schon die Welt verändern und eindeutige Aussagen machen.

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Zwiegespräch: Strassen-Schnappschuss

Die Begegnung zweier fremder Menschen zu beobachten und auch noch zu fotografieren ist eine spannende Angelegenheit. Die Herausforderung besteht darin, das Optimum einzufangen, ohne die Interaktion zu stören.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Patrick Figaj).

Kommentar des Fotografen:

Andalusisches Fest zum Ende des Sommers: Hinter den Kulissen ein alter Herr mit seinem Hund, der mit jedem, der sich ihm nähert, auch gerne mal ein Schwätzchen hält – ob man nun will oder nicht. In der Aufnahme ging es mir einerseits um die pure Situation, anderseits um den Kontrast zwischen den Personen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Patrick Figaj:

„Menschen zusehen“ ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in Städten und auf Reisen. Am Rande postiert, könnte ich den Ein- und bisweilen Zwei- und Dreiaktern auf Gehsteig und Strasse stundenlang zusehen:

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Obdachlosen-Strassenszene: Gut präsentiert

Weil Obdachlose schon so häufig fotografiert wurden, kann es schwierig werden, mit solchen Fotos ein Publikum zu finden. Neben der richtigen Komposition kann aber auch die Präsentation Aufmerksamkeit erregen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Besim Mazhiqi).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto ist bereits im April 2008 entstanden und zeigt eine Frau, die auf der Straße lebt. Während sie ihr Lächeln bei dem schlechten Wetter nicht verloren hat und zugleich dafür Sorge tragen muss, ihr Hab und Gut trocken zu halten, verschwinden die Gesichter der Passanten unter ihren Regenschirmen.

Um dem Bild einen zusätzlichen Reiz zu verleihen, habe ich eine Textur mit eingearbeitet, die sicherlich Geschmackssache ist, dem Foto aber gleichzeitig den „Alltagscharakter“ dieser Szene nehmen soll.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Besim Mazhiqi:

Obdachlose wurden ad infinitum fotografiert, und das meist nicht besonders gut. Dieses Foto einer offenbar obdachlosen Frau ist jedoch aus einer Reihe von Gründen interessant:

Durch die ausgewogene Komposition und den niedrigen Blickwinkel wirkt das Bild sofort ansprechend: Die Froschperspektive ist besonders interessant, weil sie uns als Betrachter mit dem Objekt bildlich sowie wörtlich auf die selbe Ebene stellt. So erlaubt uns der Fotograf, die Welt aus einem ähnlichen Winkel zu sehen wie die Frau.

Indem er die Umgebung vorteilhaft nutzte, leitet uns der Fotograf direkt zum Hauptobjekt. Fast jedes Objekt im Bild, von den Gebäuden und dem Fußweg über den hellen Himmel im Hintergrund bis hin zu den Kartons und Tüten im Vordergrund, führen unseren Blick genau zum lächelnden Gesicht der Frau, das den wichtigsten Aspekt in diesem Foto darstellt.

Sehr häufig verfallen Fotografen beim Fotografieren Obdachloser oder benachteiligten Menschen unserer Gesellschaft in die Klischees von Sorgenfalten und runzliger Stirn zurück. Hier hat der Fotograf das Objekt erfolgreich nicht als klischeehafte Karikatur dargestellt, sondern als ein Individuum, ohne dass wir Mitleid oder Nostalgie empfinden müssen.

Während all diese Dinge sich zu einem ordentlichen Foto addieren, ist in meinen Augen erst die Art der Präsentation das i-Tüpfelchen. Die Bildecken sehen aus, als wären sie abgenutzt, die Bildoberfläche wurde mit Kratzern versehen, und der Fotograf hat die Farben so manipuliert, dass sie aussehen, als wäre das Foto Wind und Wetter ausgesetzt gewesen.

Dies ist sehr effektiv, denn es ist eine direkte Referenz zu den Lebensbedingungen der Frau.

Ich denke, das Foto könnte dennoch an Stärke gewinnen, wenn nicht ein Passant aus der Schulter Frau herausragen, und die Schrift auf der Tüte nicht da wäre und uns vom Objekt ablenken würde. Beides hätte leicht vermieden oder entfernt werden können – entweder bei der Aufnahme oder später in der Dunkelkammer.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
Mehr über die Profi-Bildkritik erfahren / Eigene Bilder zur Kritik einreichen.

Folkwang-Museum Essen: Straße oder Studio?

Straße und Studio – zwei Orte, an denen Fotografie entsteht. Das Museum Folkwang in Essen widmet diesen zentralen Produktionsorten eine Ausstellung: „Street & Studio. Eine urbane Geschichte der Fotografie“.

Robert Doisneau: Les Amoureux du Vert-Galant (The Lovers from Vert-Galant), 1950 Fotografische Sammlung, Museum Folkwang, Essen (c) The Estate of Robert Doisneau & Agence Rapho Agence Rapho/ Camera Press

Mit rund 300 Exponaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert zeigt sich da ein Überblick über die Geschichte der Fotografie – die laut Folkwang-Museum ein Medium der Stadt ist.

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24 Stunden: Sonntagstätigkeiten

Warschau, Polen; Mumbai, Indien; Erfurt, Deutschland; Kaschmir, Indien; San Antonio, Bolivien. (Bilder Keystone)

Ein Sonntag auf dem Planeten Erde: Rund um den Globus gehen Menschen ihrer Arbeit, dem Gebet oder dem Spiel nach.

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten drei bis fünf Pressebilder aus den vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach rein fotografischen Kriterien.[hide]Ein kleiner Junge spielt im Lazienki Park in Warschau mit einem Eichhörnchen Verstecken. (Keystone / EPA / Jacek Turczyk)Ein Frau bereitet kleine Lämpchen für das Diwali-Festival in Mumbai vor. (Keystone / EPA)Mark Hill von der Nationalmannschaft Grossbritanniens knetet in Erfurt während der 23. Internationale Kochkunstausstellung (IKA) Olympiade der Koeche Teig. (Keystone / EPA / Jens Meyer)Ein Anhänger des bolivianischen Präsidenten Evo Morales marschiert auf der Landstrasse zur Demonstration in San Antonio. (Keyastone / AP / Dado Galdieri)Zwei Frauen padeln ihre Boote auf dem von Wasserpflanzen bald überwucherten Dal-See bei Srinagar in Kaschmir, wo der See als Touristenattraktion eine wichtige Einnahmequelle ist. (Keystone / Ap / Mukhtar Khan)Bolivien

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24 Stunden: Person und Situation

Manila, Philippinen; Thailand; Washington, USA; Katmandu, Nepal. (Bilder Keystone)

Menschen in stimmungsvoller Umgebung oder ungewohnter Aktion sind einfache Motive. Aber Pressekonferenzen? Sie sind die Herausforderung für den Fotografen.

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten drei bis fünf Pressebilder aus den vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach rein fotografischen Kriterien.[hide]Zwei KandidatInnen für den philipinischen Schönheitswettbewerb der Transsexuellen und Transvestiten bereiten sich hinter der Bühne auf den Auftritt vor. Ein ebenso stimmungsvolles wie pointiertes Repo-Bild. (Keystone / EPA / Francis R. Malasig)Ein thailändischer Buddhistenmönch sammelt Morgenspenden auf einer Landstrasse nahe der Kambodschanischen Grenze in der Sisaket-Provinz. (Keystone /AP / Apichart Weerawong)US-Präsident Bush spricht vor der Wirtschaftskammer. Ziemlich von oben herab: Pressekonferenzen mit dem typischen Setting sind der Albtraum von Fotografen, weil der Spielraum zum eigenen Bild äusserst gering ist. (Keystone EPA)Ein nepalesischer Sadhu, ein Hindu-Heiliger, im Pasupatinath-Tempel in Katmandu, Nepal. Vorgegebene Komposition. (Keystone / AP / Binod Joshi )Bild[/hide]

James Nachtwey: Mit Bildern gegen Tuberkulose

James Nachtwey kämpft gegen die hochgefährliche extrem arzneimittelresistende Tuberkulose. Die Folgen dieser tödlichen Krankheit seien viel zu wenig bekannt, sagt der weltbekannte Fotoreporter.

Keystone / EPA / James Nachtwey - The Emergency Room

James Nachtwey ist dafür bekannt, dass er immer dorthin geht, wo die Welt am schlimmsten ist. Krieg, Tod und Krankheit sind Nachtweys Themen: Er kämpft für das Leben. Jetzt möchte er mit einer weltweiten Kampagne auf die Folgen dieser gefährlichen, tödlich verlaufenden Tuberkulose-Variante (abgekürzt XDR-Tb genannt) aufmerksam machen. Dazu hat er eine Slideshow mit seinen Bildern zusammengestellt, die auf allen Kontinenten öffentlich gezeigt wird (in Europa in Paris und London) und selbstverständlich im Netz.

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Bahnsteig: Die Pendlerbühne

Überall, wo Menschen ankommen und weggehen, bieten sich unzählige spannende Fotomotive. Vielfach steht die Architektur im Zentrum. Dabei bieten die Menschen faszinierende Gruppenmotive.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Remo Rufer).

Kommentar des Fotografen:

Aufgenommen an einem Abend im Bahnhof Bern. Fotografisch gesehen interessieren mich Bahnhöfe sehr. Zum einen die Architektur, zum anderen die Menschen die kommen und gehen. Mit diesem Foto wollte ich eine Stimmung einfangen wie sie wohl jeder Pendler nach einem gewöhnlichen Arbeitstages antreffen könnte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Remo Rufer:

Ich gebe zu, ich bin vorbelastet: Nicht nur, weil ich selber Jahre lang nach Bern gependelt bin und den (fotografisch und sonstwie schwierigen) Bahnhof sehr gut kenne, sondern auch die Stimmung auf den Perrons und in den Pendlerzügen: Diese Herde von Menschen, die sich täglich begegnen und in der dennoch alle anonym zu bleiben versuchen.

Das, finde ich, bringt Dein Bild wunderschön zum Ausdruck:

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24 Stunden: Menschen und Rituale

Jerusalem, Israel; Sedona, Arizona; Houston, Texas, USA. (Bilder Keystone)

Gemäss Forschung und altübertragenem Fachwissen der Journalistenschulen interessiert nichts die Leser mehr als andere Menschen – vor allem im Bild.

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten drei bis fünf Pressebilder aus den vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach rein fotografischen Kriterien.

[hide] Kaparot: Eine ultra-orthodoxe Mutter schwingt ein später zu schlachtendes Huhn über ihrem Sohn - es soll seine Sünden des vergangenen Jares auf sich nehmen. (Keystone / AP / Dan Balilty)Präsidentschaftskandidat John McCain und seine Leibwache. Die ist kein Bild aus dem Wachsfigurenkabinett. (Keystone / AP / Gerald Herbert)Houstons Quarterback Sage Rosenfels fliegt über die Abwehrspieler von Indianapolis. Er fliegt allerdings, nachdem er gestoppt wurde - also fussvoran in die falsche Richtung. (Keystone / AP / Dave Einsel)Bild [/hide]

Monika Czosnowska: Anmut und Reinheit

Anmut und Reinheit strahlen die Porträts von Monika Czosnowska aus. Zu sehen im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen am Bodensee.

Monika Czosnowska: Maximilian, aus der Serie: Eleven 2, 2008

Die gezeigten Porträts aus Czosnowskas Bildserien „Novizen und Eleven“ entstanden dieses Jahr während ihres sechsmonatigen Stipendiats bei der ZF-Kunststiftung. Ausgestellt werden sie bis zum 9.November.

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