Bildkritiken lesen

Kunstaktion: Grosse Herausforderung

Kunstaktionen im Foto festzuhalten ist eine schwierige Aufgabe. Sie geht von klar dokumentarisch bis hin zu eigener künstlerischer Aussage. Nicht immer lässt es sich zum Beispiel so einfach dokumentieren wie Aktionen von Christo.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sandra Rohmann).

Kommentar des Fotografen:

Am Samstag startete bei uns im Revier die Aktion SchachtZeichen: über 300 Ballone schweben über ehemaligen Schächten (von denen es rund 1000 gab). Am Sonntag waren Tausende von Leuten auf „Ballonjagd“, fast alle mit Kamera bewaffnet. Ich habe inzwischen zahlreiche Fotos davon gesehen (und natürlich auch selber gemacht). Dieses hier gefällt mir deshalb, weil es sich von der Masse der Bilder abhebt und die Ballone in eine besondere Beziehung zur Umgebung bringt. Aufgenommen habe ich das Bild auf der Zeche Zollverein mit einer kleinen Ixus von Canon.

Profi Lars Krueger meint zum Bild von Sandra Rohmann:

Kunstaktionen sind schwierig zu fotografieren. Hier sind bunte Ballons über etwas zu sehen, was wie eine Industrie- oder Verkehrsanlage aussieht; der Vordergrund mit Stahlgeländern ist im Gegenlicht zu einer Schwarzen Linien-Struktur geworden, dahinter schweben zwei gelbe Ballons.

Mit der Aktion „Schachtzeichen“ sollten sie an die ehemaligen Schächte im Ruhrgebiet erinnern.

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Wasserfallbild: Grünes Land

Perspektiven – und ihr Wechsel – machen weit häufiger ein wirklich gutes Bild aus, als den Betrachtern bewusst ist.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jens Fersterra).

Kommentar des Fotografen:

Iceland – Seljalandsfoss

Peter Sennhauser meint zum Bild von Jens Fersterra:

Ein weisser Wasserfall stürzt über eine Felskante im rechten Drittel des Bildes herab. Das Wasser sammelt sich in einem kleinen Pool, der offenbar recht schnell durch eine unfassbar grüne Wiese nach links abfliesst. Der Pool ist umgeben von ebenso grünen, moosbewachsenen Wällen.

Den Vordergrund machen andere Grünschattierungen von belaubten Sträuchern aus, die, dem Lichteinfall nach zu schliessen, ebenfalls noch unter dem Felsvorsprung befinden.

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Papageitaucher: Charaktervögel

Tierfotografie macht besonderen Spass, wenn es gelingt, die Akteure in spannender Pose und / sehr typischer Umgebung abzulichten.

papageitaucher.jpg

Kommentar des Fotografen:

Das Bild zeigt nicht wirklich eine Landschaft, aber diese Kategorie passte am besten. Oder hätte ich lieber Porträt nehmen sollen? vielleicht sollte man nur Bilder aus den angebotenen Kategorien wählen. Ich habe den Papageientaucher in Irland auf der Michael Sceilig fotografiert, mit einer EOS 5D markII. Ich fand die Vögel faszinierend. Sie kommen dort in Massen vor und leben paarweise in Erdlöchern. Mir hat dieses Motiv der beiden Höhlenbewohner gefallen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Monika Kunze:

Zwei Papageitaucher vor ihrem Erdloch: Die Farbaufnahme zeigt die beiden Vögel vielleicht beim Futteraustausch. Das eine Tier blickt aus der Höhle, das zweite scheint von aussen dazugekommen und ist von hinten zu sehen. Die Aufnahme ist bei höchstem Sonnenstand entstanden, die Umgebung ist von typischem Küstengrün bewachsen.

Monika hat natürlich recht:

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Langzeitaufnahme mit Geisterbildern: Zeit, zähflüssig

Fotos frieren die Zeit ein. Aber neben interessanten Einblicken in Sekundenbruchteile lassen sich auch spannende Einblicke in längere Zeitabläufe erstellen, die ohne Hilfsmittel für uns unsichtbar bleiben.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Peter von Känel).

Kommentar des Fotografen:

Bern, Schweiz. Bahnhof. Wie die Zeit vergeht! Zwei Fotos etwas länger belichtet (Wischeffekte, Bewegung) und miteinander verrechnet (Vergangenheit mit Geisterbildern).

Peter Sennhauser meint zum Bild von Peter von Känel:

Die Halle eines Bahnhofs oder sonstigen, offensichtlich stark genutzten öffentlichen Gebäudes, aus der Vogelschau; Menschen scheinen sich im Bild zu bewegen, einige sind in der Bewegung zu Geisterbildern, zu Schatten oder Umrissen ihrer selbst verblasst. Auf dem Boden ziehen sich weisse Linien über die grauen Granitplatten und in Diagonalen durchs Bild.

Fotografie hat der Menschheit eine neue optische Dimension eröffnet: Weiterlesen

Fotografinnenporträt: Bezug aus erster Hand

Den Bezug, den ein Fotograf zu seinem Foto hat, unterscheidet sich sehr von dem, den ein Betrachter zu diesem Bild hat.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Lars Frik).

Kommentar des Fotografen:

Der Titel des Bildes ist „The unknown photographer“. Es ist als Schnappschuss im Yoyogi Park in Tokyo mit einer Rolleiflex T entstanden, der Film ist ein Fuji NP 400 PR. Die unbekannte Dame blieb neben mir und meiner Begleitung plötzlich stehen und schaute vertieft in ihre Kamera. Alles musste sehr schnell gehen, ich wählte spontan die offene Blende 3,5 und fokussierte auf ihr Gesicht, dann war die Szene schon wieder vorbei.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Lars Frik:

Jedes Foto, das gemacht wird hält einen kleinen, subjektiven Teil eines großen Ereignisses in sich fest. Da der Fotograf dabei war, als das Foto gemacht wurde und das Ereignis aus erster Hand erlebt hat, hat einen gewissen Bezug zum Foto, den Betrachter nicht haben. Für den Fotografen ist das Foto eine lebende Erinnerung einer dreidimensionalen Erfahrung, während es für den Betrachter einfach eine beiläufige zweidimensionale Abbildung eines Ereignisses, Ortes oder einer Person darstellt.

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Falsches Nordlicht: Farbenspektakel in rot und blau

Farben können auch in der Landschaft zum Motiv werden, das durch die Umgebungsdetails nur unterstützt wird.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Backhaus).

Kommentar des Fotografen:

Abend an der schwedischen Westküste.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thomas Backhaus:

Eine Küstenlandschaft, fotografiert über eine Bucht hinweg. Der dunkelblaue Himmel bedeckt vier Fünftel des Bildes, ist aber von einer leichten, von unten in orange beleuchteten Wolkendecke bedeckt, wodurch der freie Himmelstreifen in der Langzeitaufnahme wie ein Nordlicht erscheint.

An der Küste, die nur im untersten Bildteil zu sehen ist, können drei Ortschaften mit hell erleuchteten Gebäuden ausgemacht werden; im Vordergrund rechts markieren Felsen im Wasser den Standpunkt des Fotografen als ebenfalls an der Küste liegend. Das leicht spiegelnde Wasser in der Bucht ist durch die lange Belichtungszeit analog zu den Wolken zu einer matten, verhältnismässig gleichmässig beleuchteten Fläche erstarrt.

Zum Wochenende hin versuchen wir jeweils an dieser Stelle ein aussergewöhnliches Bild zu zeigen. Dieses hier hat einen klaren „Wow“-Faktor. Wir wollen analysieren, woran das liegt.

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Waldbach-Langzeitbelichtung: Fransen am Rand

Landschaftsfotografie stellt viele versteckte Herausforderungen. Eine besteht darin, ausfransende Bildränder zu vermeiden.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thorsten Huber).

Kommentar des Fotografen:

Auf einer Tour durch den südlichen Schwarzwald ist mir auf einem Wanderweg durch die Schluchten dieses Bild vor die Linse gesprungen. Aufgenommen mit einer Canon 500D und einem Sigma 10-20mm 4-5,6 Objektiv bei Brennweite 20mm.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thorsten Huber:

Ein Waldbächlein strömt plätschernd durch dicht bemoostes Unterholz, über Kalkstein-Formationen und unter zwei vermodernden Baumästen hindurch. Die Langzeit-Belichtung lässt den Bach, der sich durch die vertikale Mitte des Bildes schlängelt, zu einer watteweichen weissen Masse werden. Die Steinformationen in der kleinen Schlucht links und rechts des Wassers sind stark von Moos, Kräutern und Farn bewachsen.

Die Aufnahme hat drei klare Schwerpunkte, oder vielmehr -Linien:

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Aussenbezirk: Verlorene Farbe

Zuviele Ideen in einem Bild funktionieren in der Komposition meist schlechter als die Reduktion auf eine.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jürgen Beckmann).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand vor einem ehemaligen Werksgelände in Düsseldorf das neu bebaut wurde. Gereizt hatte mich an der Situation einmal der Kontrast zwischen der farbigen Litfasssäule und dem fast farblosen Hintergrund, die recht klaren graphischen Strukturen, der Kranstumpf im Hintergrund, der ein bisschen surreal wirkte und auch die Anspielung an ältere ähnliche Städtebilder, die mit einer durchgehenden Mauer im Vordergrund eher schäbige oder heruntergekommene Stadtteile zeigten. Hier könnte sich der Betrachter fragen, ob hinter dieser Mauer wirklich etwas Schöneres entsteht und wie es dort wohl aussieht. (Aufgenommen mit Canon 1000D und Leica-R 2,8/28mm II. Version, wahrscheinlich f/8. Der linke Teil des Vordergrundes stand im Schatten.)

Peter Sennhauser meint zum Bild von Jürgen Beckmann:

Situationsbild aus dem Aussenbezirk einer Stadt – Im Vordergrund des an ein Pano-Format angelehnten Bildes ist der Gehsteig einer Strasse zu sehen, auf dem links eine Litfasssäule mit bunten Plakaten, in der Mitte und rechts Strassenschilder stehen.

Der etwas verwahrloste Eindruck wird durch Grasbüschel verstärkt, die aus dem Boden wachsen; in der Bildmitte ragt ein Bauzaun aus Beton und Holz auf, über dessen Oberkante die Obergeschosse zweier postmoderner Büro- oder Hotelbauten aufragen, zwischen denen im weiteren Hintergrund ein Kran im Aufbau zu stehen scheint.

In diesem Bild ziehen zunächst zwei Punkte die Blicke an:

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Mittelaltergebälk: Linien, Flächen – Tonwerte!

Wenn das Licht mit Strukturen und Linien spielt, sammeln sich Gelegenheiten für Motive. Sie richtig zu inszenieren ist eine Herausforderung.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Andreas Grosse).

Kommentar des Fotografen:

Der Dachstock des oktagonalen Taubenschlags auf dem Anwesen des Chateau Fins in Frankreich. Einer der letzten gut erhaltenen Taubenschläge, welche von der französischen Revolution verschohnt blieben. Mir gefiel erstens der majestätische Bau und die Tonwerte welche sich durch das einfallende Licht im Gebälk bildeten. Deshalb habe ich das Bild auch in schwarz-weiss eingesendet. Zu dem gefallen mir die sich wiederholenden Symmetrien und die strahlenförmig auslaufenden Stützbalken. Ich freue mich über eure Bildkritik! PS: in PS Kontrast erhöht und wenig Fülllicht zugefügt

Peter Sennhauser meint zum Bild von Andreas Grosse:

Ein Gewirr aus Balken, die eine Kuppel (Achteck) bilden, sind in dieser Schwarzweiss-Aufnahme zu sehen. Das Kuppeldach scheint von einer redundanten Konstruktion getragen zu werden – den Mittelgrund des Bildes macht eine Balkenkonstruktion im unteren rechten Bilddrittel aus, die dem Kern der hoch darüber zusammenlaufenden Balken in der Struktur ebenso wie im Bild nahe liegt.

Die Aufnahme ist geprägt von den zusammenlaufenden Linien des Dachgebälks, das in allen Tonwerten des relativ spärlichen Lichts sichtbar ist:

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Waldwegfoto: Abseits der Pfade

Um ein Naturfoto zu machen, das mehr als ok ist, erkunde die Umgebung und begib Dich ins Abseits.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dieter Joos).

Kommentar des Fotografen:

Aufgrund eines Online Kurses habe ich mir heute morgen (19.4.2010) dieses Gebiet in einem Naturschutzgebiet ausgesucht, leider etwas zu spät am Morgen. Gerne würde ihren Kommentar zum Bildaufbau, Licht etc. erfahren.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Dieter Joos:

Von allen Arten der Fotografie, die es gibt, bleibt die Naturfotografie eine der populärsten, möglicherweise weil die sich ständig verändernde Welt der Natur eine unendliche Vielzahl von Motiven bietet.

Ein anderer Grund könnte sein, dass, egal ob Du in einer großen Stadt, einem dichten Wald, oder sogar in einer sengend heißen Wüste bist:

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