Gegenlicht-Portrait: Fokus auf Persönlichkeit

Die sorgfältige technische Vorbereitung ist ein Weg zur guten Fotografie. Daneben dürfen aber die Einflussmöglichkeiten in der Komposition. in der Bildgestaltung und die Vorbereitung des Bildkonzepts nicht zu kurz kommen.

Gegenlichtporträt einer jungen Frau

Bianca, Gegenlichtporträt, Sony SLT-A99V, 1/250s bei Blende 3.5 mit 200mm Brennweite und ISO 100, © Christian Kurz

Christian Kurz aus Koblach schreibt zu diesem Bild: Das Bild ist bei einem Shooting mit meiner Tochter im September 2016 in den Bergen in Tirol entstanden.
Wir wollten die Sonnenaufgangsstimmung für ein Shooting nutzen. Bei den Aufnahmen habe ich mit Aufsteckblitz gearbeitet. Den Blitz habe ich auf Manuell gestellt und leicht dazu geblitzt. Die Location habe ich am Vortag erkundet und geschaut wann die Sonne aufgeht um die richtige Lichtstimmung zu bekommen.
Was mich selbst am Bild stört ist das ich den Bildauschnitt zu knapp gewählt habe. Oben hätte ich mir mehr Platz gewünscht.

Die perfekte Fotografie verlangt der Fotografin vieles ab: Dutzende von Details sind zu beachten, eine gute Vorbereitung hilft, Fehler zu vermeiden.  Trotzdem sind die grundlegendsten Fakten immer auch die, welche entscheiden, ob es ein gutes oder fast ein gutes Bild ergibt.

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Frauenporträt extrem: Wenig schmeichelhaft

Experimentierfreudigkeit ist lobenswert, sofern sie nicht das Ergebnis so verzerrt, dass man nicht weiß, wo man als Kommentator anfangen soll.

Zur Technik: Nikon F100, Nikkor AF-S 70-300mm f/3.5-5.6 VR bei 250mm f/5.6 1/80s, Kodak Portra 160 NC aus ISO 160, Scan vom Negativ.

Zur Technik: Nikon F100, Nikkor AF-S 70-300mm f/3.5-5.6 VR bei 250mm f/5.6 1/80s, Kodak Portra 160 NC aus ISO 160, Scan vom Negativ.

Christian Fehse aus Bramsche schreibt zu diesem Bild:

Das Foto ist aus Juni 2016. Ich würde es mal in die Kategorie „Beauty“ verorten – allerdings versehen meinem relativen rauen Look. Diese Art der Bilder kann man jetzt mögen oder nicht, aber darum geht es mir hier nicht. Fotografiert wurde dieses Portrait draußen bei natürlichem, leichtem Gegenlicht und mit langer Brennweite, um einen gesamt weichen Eindruck zu erreichen. Das Negativ ist leicht unterbelichtet und für meinen Geschmack zu grün geworden (wahrscheinlich dem 1998 abgelaufenen Film geschuldet). Mein Problem ist jetzt: irgendwas fehlt und ich weiß nicht was. Deswegen reiche ich es ein, das es mal so richtig auseinandergenommen wird.

Wir sind bei fokussiert grundsätzlich bemüht, alle Fotos positiv zu besprechen, denn nur durch konstruktive Kritik kann der Fotograf diese annehmen und etwas von dem Geschriebenen für sich verwenden. Hier ist mir das, kurz gesagt, leider etwas schwer gefallen; doch schreibst Du, es solle richtig auseinandergenommen werden, und das werde ich denn auch tun. Weiterlesen

Balloons in Dutch Angle: Aus dem Rahmen gefallen

Wenn man mit ungewöhnlicher Perspektive unerwünschte Elemente ins Foto bringt, sollte man sich ihrer zumindest in der Nachbearbeitung annehmen.

Aliza im Dutch Angle mit Ballons am Strand

Die technischen Daten: EOS 5D Mk III, Sigma 1.4/50 mm, Blende 5 bei 1/160s. © Reinhard Witt

Reinhard Witt aus Loose schreibt zu diesem Bild: Es war kalt, lausig kalt… Mein langjähriges Modell Aliza kam immer auf solche „grenzwertigen“ Ideen. Aber sie hat den Job einer Eventmanagerin, der es eben an den schönen Tagen des Jahres nicht möglich macht solche Bilder zu schießen. Die Zeit wird für etwas anderes gebraucht. Nun entschloss sie sich im Oktober das nachzuholen, was sie sich im Sommer ausgedacht hatte. Schon die Vorbereitungen mit den Luftballons gerieten fast zu einem Desaster. Helium hat eben seine Tücken… Wir entschieden uns für Strand… ja klar… und dann dieser eisige Wind… Aliza ließ sich nichts, aber auch nichts anmerken. Konzentriert wie immer… Welche Absicht steckte hinter dem Bild, ihr stellt Fragen. Muss denn immer eine hochtrabende Absicht dahinter stehen, darf man keine Bilder nur aus Spass mehr machen? :-) Gibt schon genug traurige Bilder auf der Welt. Und was ist speziell?… Vielleicht die Nachbearbeitung die ich mit dem Pixlr ausgeführt habe. Mittlerweile ein eigenständiges und für meine Zwecke hervorragendes „Verhübschungsprogramm“ :-)

Einer der Hauptgründe, warum ich gerne Bildkritiken schreibe, ist, dass ich permanent damit zu kämpfen habe, mein eigenes ästhetisches Empfinden – sprich, wie ich an Motive herangehe, wie ich sie umsetze, hintanzustellen. Hätte ich diese Szene fotografiert, wäre alles düster, Aliza schwarz angezogen, entsprechend geschminkt etc. Genau deshalb habe ich mir Dein Bild ausgesucht: es ging in eine so vollkommen andere Richtung. Weiterlesen

Schwarz-Weiss-Porträt: Der Dampflokführer

Bei einem Porträt sollte das Gesicht des Modells zu erkennen sein. Es ist immer das Zentrum des Motivs und der Aufmerksamkeit.

Dampflokführer in Schwarz-weiss fotografiert

Sony Nex 3, 1/25s bei Blende f/5.6, 55mm und 1600 ISO. © Michael Calcada

Michael Calcada aus Springe schreibt zu diesem Bild: Das Bild entstand während einer kurzen Pause auf einer Fahrt mit einer Dampflok.
Ich mag Bilder in SW mit diesem harten Kontrasten. Bei diesem Bild gefällt mir der Effekt besonders, da er für meinen Geschmack gut zur Lichtstimmung, zum Aufnahmeort und der Situation passt.

Die Aufnahme entstand mit einer Sony NEX-3 mit 55mm Objektiv, einer Belichtungszeit von 1/25s bei Blende f 1/5.6 und ISO 1600. An der trotz hohem ISO-Wert langen Belichtungszeit lässt sich ablesen, dass es in der Dampflok ziemlich dunkel war. Selbst wenn außerhalb der Lok die Sonne hinter Wolken versteckt war, ergibt sich dennoch ein sehr hoher Motivkontrast, der an die Grenzen dessen geht, was ein Sensor verarbeiten kann, oder auch darüber hinaus. Weiterlesen

Selbstporträt mit Wasser: Ein langsamer Blitz

Wer kein Modell hat, muss sich was einfallen lassen – ein Selbstporträt unter der Dusche etwa. Diese Fotografie hier besticht als Low-Key-Aufnahme mit extrem nassem Wasser.

Canon EOS 60D, 50mm mit 1/250s bei F/4 mit und  ISO 100, © Manuel Stülten

Canon EOS 60D, 50mm mit 1/250s bei F/4 mit und  ISO 100, © Manuel Stülten

Manuel Stülten aus Hamburg: Ich beschäftige mich seit kurzer Zeit mehr mit der Portrait-/Peoplefotografie und habe im Zuge dessen auf unterschiedliche Weisen mit Wasser herumexperimentiert. Dieses Bild ist ein Selbstportrait, das mehr aus dem Fehlen eines Models entstand. Aufgenommen mit einem Blitz mit [amazon  B01HEXD2WS]Standardreflektor und Wabe[/amazon] ohne zusätzliche Aufhellung in der heimischen Dusche.

Ein bärtiger junger Mann ist in dunkler Nacht in einen Platzregen geraten: Dieses Schwarz-Weiss-Foto zeigt das Gesicht des Mannes in Rembrandt-Beleuchtung von links. Der Mann blickt direkt in die Kamera. Sein Gesicht trieft von Wasser, das in wahren Sturzbächen vor allem von den Augenbrauen fliesst. Weiterlesen

Low Key Porträt-Fotografie: In Gedanken

Bei fotografischen Porträts ist der Aufnahmestandpunkt wichtig, wenn die Person vorteilhaft dargestellt werden soll.

aufnahmedaten: canon d5III, 53mm (24-70mm objektiv), 1/30 sec., f/2.8, iso 400, stativ und extrem geduldige dame vor der kamera ;-) - (c) Susan Horn

aufnahmedaten: canon d5III, 53mm (24-70mm objektiv), 1/30 sec., f/2.8, iso 400, stativ und extrem geduldige dame vor der kamera ;-) – © Susan Horn

Susan Horn aus Rüti schreibt zu diesem Bild:

diese aufnahme entstand als erster gehversuch im portraitieren. zu verfügung stand mir nur eine lichtquelle die ich rechts der person positionierte und mit einem diffusor weicher werden liess. von links versuchte ich mit einem reflektor die schattenbereiche des gesichts aufzuhellen. als hintergrund wählte ich einen schwarzen stoff.

um die qualität nicht leiden zu lassen beliess ich bewusst die iso bei 400.

Ich [amazon  3645603980]fotografiere gerne Porträts[/amazon], es ist mit mein Liebliengsgenre. Nicht nur, weil Menschen so vielfältig sind, sondern weil man hinterher auch Feedback bekommt von dem oder der Porträtierten. Es macht Spass, Erinnerungen für andere zu schaffen. Weiterlesen

Ausdrucksstarkes Frauenporträt: Ein Gesicht wie eine Geschichte

Wenn ein Foto den Betrachter so in den Bann zieht, dass er Mängel darüber vergisst, ist man als Fotograf am Ziel.

myanmar-elderly-pa-o-woman-portrait

Matthias Kleinmanns aus Hofheim schreibt zu diesem Bild:

Das Foto entstand auf einem Markt in einem Bergdorf in Myanmar. Bei der abgebildeten Person handelt es sich um eine Angehörige der ethnischen Gruppe Pa-O. Aufgenommen wurde das Foto mit eine [amazon B00G34CVWW]Sony A7R ( ILCE-7R )[/amazon] mit dem 90mm Voigtländer Objektiv Apo Lanthar (Blende 4.0, ca. 1/250 sek), verbunden mit einem Metabones Adapter .

Für Fotos dieser Art streife ich gerne stundenlang über Märkte in Regionen, in denen kulturelle Besonderheiten, wie landestypische Kleidung, Frisuren, Tattoos, oder ähnliches zu sehen sind. Hierbei achte ich heute zuerst auf die Lichtsituation, danach auf eine infrage kommende Person. Viele Jahre Erfahrung haben mich gelehrt, wie ich eine Kontaktaufnahme erreiche, ohne die Person zu erschrecken oder zu vergraulen. Unabdingbar für mich ist eine angenehme ungezwungene Atmophäre, die nicht zu einer Ablehnung des Fotos oder erstarrten Pose führt.

Eine freundliche Gestik und ruhig gesprochene Worte, sprachlich bedingt, oft auch unverstanden, helfen die oft anfängliche Scheu zu nehmen. Es ist nicht immer einfach die lockere Pose zu halten, da ich oft nicht mit Autofokus fokussiere, sondern mit der Einstellupe, um sicherzustellen, dass die Augen extrem scharf abgebildet werden.

Den bei diesem Foto abgeschnittenen Kopf und die nur teilweise dargestellte Hand habe ich toleriert, um den Kopf in einer bildbestimmenden Größe zu halten. Auf die Lichtpunkte oben rechts hätte ich gerne verzichtet, wollte sie aber auch nicht mittels Photoshop übertünchen.

M.E. wichtige Bildelemente sind der Bambusstamm und der Schal in satten Rottönen, die mir bezüglich Rahmung des Kopfes und Quantitäts-Kontrast sehr willkommen waren.

Als Fotografin habe ich den in den Medien vorherrschenden Jugend- und Schönheitswahn noch nie verstanden. Es ist für mich persönlich motivisch interessanter, Gesichter abzubilden, in denen das Leben der jeweiligen Person buchstäblich geschrieben steht. Nicht, dass Schönheit und Perfektion nicht fotografierenswert wären – sie sind eben nicht meins. Weiterlesen

Kinderporträt in Schwarz/Weiss: Vier Augen, ein Gesicht

Wenn Kinder direkt in die Kamera blicken, stört das in Porträts meist weniger als bei Erwachsenen. In dieser Fotografie entsteht ein reizvoller Bruch durch den starren Blick der Puppe, welche die porträtierte Jolanda in Händen hält.

Jolanda auf dem Spielplatz. Nikon D90, 1/1000s, f/2.2, ISO 250, 50mm © Maike Frisch

Maike Frisch aus Oldenburg: In meiner Art der Fotografie konzentriere ich mich bevorzugt auf authentische, klare, aufgeräumte und ausdrucksstarke Portraits, die ohne von mir zur Verfügung gestelltes künstliches Beiwerk auskommen. Für diese Aufnahme waren wir auf einem Spielplatz und Jolanda hatte ihre eigene Puppe mitgebracht. Ich persönlich mag diese Aufnahme sehr, da sie mal nicht strahlend und niedlich ist, sondern eine Zweijährige auch zurückgezogen und in sich gekehrt zeigt.

 

Kinderfotografie leidet unter vielen Klischees: Einfach deshalb, weil Eltern ihre Kinder bei jeder Gelegenheit fotografieren und sie auch immer süss finden. Und weil die inszenierte Kinderfotografie meist klischiert vorgeht und Erwartungen bedient, die in der Ecke „herzig“ liegen.  Weiterlesen

Schnappschuss ohne Durchblick: Durchg’schaut

Eine begrenzte Schärfentiefe hat ähnliche Wirkung wie Freistellung. Sie kann Blicke fangen, aber nicht nachhaltig Blicke führen.

durchgschaut

Andreas Spachtholz aus Zangberg schreibt: Das Bild entstand spontan, als ich meine Tochter so interessiert durch das Fernrohr blicken sah. Ich wollte das Bild so gestalten, dass der Betrachter über sie auf die Landschaft gelenkt wird. Deshalb wählte ich die geringe Tiefenschärfe. Leider war für einen zweiten Versuch mit einer kleineren Blende die Zeit nicht mehr da.

Ein junges Mädchen ist auf dieser Farbfotografie von hinten zu sehen, wie es durch ein festmontiertes Münz-Teleskop eine Meeresküste entlang schaut. der Vordergrund mit der Kleinen und einem dunklen Geländer liegt im Schärfebereich, der Hintergrund mit einem Sandstrand voller Felsformationen und in Dunst-Schichtungen in der Ferne aufhellender Küstenwälder liegt in einer leichten Unschärfe.

Das ist ein gelungener Schnappschuss deiner Tochter. Noch viel besser wäre er allerdings, wenn wir auch das Gesicht deiner Tochter sähen, was die Fotografie zu einem schön komponierten Urlaubs-Schnappschuss machen würde. Weiterlesen

Gesten-Foto: Über den Ausdruck

Kurzbildkritik: Wenn man eine Geste darstellen will, muss man alle Akzente beachten. Dieses Bild ist etwas zu eindimensional.

Mann zeigt sich an die Stirn - Fotografie zur Geste

Die Erleuchtung © Christian Richter

Unser Leser Christian Richter aus dem hessischen Neu-Isenburg hat uns das obige Bild unter dem Titel „Die Erleuchtung” in der Kategorie ‚Portrait‘ zur Besprechung eingereicht.

Er schreibt dazu: „Nach langem Grübeln kam ihm die Idee …”

Das Bild ist gemäss EXIF mit einer [amazonna  B0000XNPKE]Sigma SD10[/amazonna] bei ISO 100 mit 1/80Sekunde und Blende 1 (so was gab’s zumindest mal von Canon, den Weltrekord in Lichtstärkehat aber inzwischen Leica) aufgenommen worden.

Die Bildanlage ist schon recht mittig, doch der Spannungsbogen zwischen Kopf und Hand mildert das Ganze etwas und läßt die Komposition nicht allzu statisch wirken.

Der Hintergrund ist vielleicht nicht in der Weise bereinigt bzw. freigestellt, wie man es sich für ein Porträt wünschen würde, doch finden wir hier andererseits auch keine allzu störenden Elemente.

Bei der Struktur fiel mir auf, daß das Bild insgesamt etwas unscharf, fast weichgespült wirkt. Hier vermute ich eine sehr aktive Rauschreduktion am Werk.

Was mich hier aber besonders umtreibt, ist Christians Bildbeschreibung bzw. -konzeption.

Dabei geht es ja um Ausdruckspsychologie und da muß ich vielleicht auch einige Rückgriffe auf meinen Zweitberuf eines Psychotherapeuten machen: eine ‚Heureka-Geste‘ beinhaltete demnach ein Erstaunen, ausgedrückt durch aufgerissene, zumeist noch oben gewandte Augen, untermalt von Freude und mit einem Finger, der noch an der Schläfe oder schon in der Luft sein mag.

Hier sehen wir hingegen herabgezogene Mundwinkel, einen finsteren Ausdruck und starren Blick, was eher als ‚Tocktock-Geste‘ auszulesen wäre …