Lichtermorgen: Zauberhaft weich

Licht ist das Wesen der Fotografie, und Lichtstimmungen allein ein grossartiges Motiv. Zum Beispiel der Zauber eines Nebelmorgens.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Susan Brooks-Dammann).

Kommentar des Fotografen:

Hallo, das Bild hier habe ich letztens an einem Nebelmorgen aufgenommen. Mich hat hier besonders die Stimmung fasziniert, die entstanden ist, als die Sonne durch den Nebel gebrochen ist. Ich würde gerne wissen, was ihr davon haltet. Aufgenommen wurde das Bild mit einer sehr kurzen Belichtungszeit, deswegen habe ich in Lightroom mittels der Gradation und Füllicht den unteren Teil aufgehellt und dem Ganzen eine etwas wärmere Farbe gegeben.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Susan Brooks-Dammann:

Diese Farbaufnahme zeigt in fast monochromem braungrün eine Nebellandschaft, die sich vom Betrachter weg sanft anhebt. Den Vordergrund macht freies, von einzelnen Büschen besetztes Grasland aus, eine leichte Kuppe läuft aus der Bildmitte nach links hinten, rechts wird der Horizont von einer mit einer Baumreihe bewachsenen zweiten Hügelkuppe bedeckt, die nach links in das Bild läuft. Der Mittelgrund ist von rund drei in den Tonwerten klar getrennten Tiefenschichten von Buschsilhouetten beherrscht. Hinter diesen bricht eine grosse, weichkantige, goldene Sonne durch den Nebel.

Eine der schönen Nebenwirkungen der Landschaftsfotografie ist, dass sie uns zwingt, Tageszeiten und Situationen bewusst zu erleben, die viele von uns sonst kaum antreffen würden:

Die Stimmung im ersten Morgengrauen oder nach der abendlichen Dämmerung sind Entschädigung für viele Strapazen – und wenn dann noch ein Bild wie dieses dabei rausschaut, bin ich persönlich jeweils einfach glücklich.

Auch wenn diese Szene hier wohl nicht am ganz frühen Morgen entstanden ist, man kann sich doch vorstellen, dass das Wetter und die Umgebung vor dem Durchbruch der Sonne alles andere als einladend oder attraktiv war.

Es ist eine Kunst für sich, abzuschätzen, was noch kommen könnte und sich fotografisch darauf vorzubereiten: Wenn sich der Himmel dann fast urplötzlich verfärbt, die Wolken aufleuchten, der Mond aufgeht oder die Sonne wie erhofft plötzlich zwischen Horizont und Wolkendecke nochmals aufblitzt – das ist die Belohnung für die unverzagte Fotografin.

Dich hat die Sonne hier mit einem Lichtspiel in einer Landschaft belohnt, die ohne den Nebel und den flachen Sonnenstand wenig Fotomotiv hergäbe. Nebel macht uns zwar häufig einen Strich durch die Fotografinnenrechnung, aber sehr oft sorgt er überhaupt erst für ein grossartiges Bild.

Der Wasserdampf in der Luft bewirkt eineeindeutige Tiefenschichtung. Diese präsentiert sich auch noch auf mannigfaltige Weise – in der Fernsicht durch abgestufte Pastellfarben, in der Nähe eher mit Konturen und Weichzeichner wie hier. Kombiniert mit der Silhouettenwirkung des Sonnenlichts ergibt sich eine schöne Kombination, die im Bild besonders stark wirkt, weil die Tiefe der Landschaft ebenso spürbar wird wie die wärmende Wirkung der Sonne.

Die Komposition, so einfach sie ist, geht auf, das Licht ist in der von Dir bearbeiteten Version sehr angenehm und bietet dennoch ausreichend Kontrast; die Farben scheinen etwas zu sehr im Braunen zu liegen, aber ohne klaren Bezugspunkt lässt sich das nicht wirklich festmachen. Als impressionistisch geprägte Landschafts – und Stimmungsfotografie ist die Aufnahme sehr gelungen.

Ein Verbesserungsvorschlag ist vielleicht zur Komposition anzubringen. Die Sonne ist zwar nicht genau, aber doch sehr nahe dem Zentrum – die Gewichtung pendelt zwischen fast symmetrisch und leicht linkslastig hin und her. Eine leichte Verschiebung der Perspektive nach rechts – ohne die Büsche links in der Bildmitte anzuschneiden – würde die Sonne deutlicher nach links legen und zugleich die Linien des Hügels aus der frontalen Mitte und von rechts verstärken, die den Blick in die Raumtiefe und zur Sonne leiten.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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